martenot schrieb:Übrigens muss ich zugeben, dass ich als Kind/Jugendlicher damals viel lieber Handarbeiten gelernt hätte.
Mir wäre es umgekehrt gegangen, obwohl ich heute froh bin, Handarbeiten zu können. Prinzipiell finde ich, sollte man jedem Kind so viele manuelle Techniken und Selbstversorgungsmöglichkeiten wie es nur geht beibringen. Das nenne ich Lernen fürs Leben.
Was mir aber als Kind, in der VS, denn in der HS hatten die Buben dann immerhin gleich viele Unterrichtsstanden, das sie ja Werken hatten aber in der VS eben nichts, schon übel aufstieß, war diese Geschlechterdiskriminierung, obwohl ich sie als solche nicht wirklich sozial-politisch erkannte. Wir Mädels waren nur sauer, weil wir ein paar Stunden mehr Schule hatte, und alle Jungs hatten frei. Die hatten frei, aber wir mussten einen Nachmittag anhängen.
In der HS dann gab es die Trennung in Werken und Handarbeiten, aber auch in Kochen für Mädchen und Geometrisches Zeichnen für Buben. Das empfinde ich heute als noch schlimmer. es wurde so getan, als wären Mädchen zu blöde für GZ oder als bräuchten sie keine mathematischen und räumlichen Vorstellungen im späteren Leben.
Gleichzeitig galt in dieser Gesellschaft dann aber das Vorurteil, das Frauen schlechtes räumliches Vorstellungsvermögen hätten und nicht (ein)parken könnten, Na, kein Wunder, wenn dann bewusst und gezielt diese Eigenschaften nicht gefördert hatte.
Und offenbar ging man auch davon aus, dass Männer später ja entweder heiraten oder dann eben in Wirtshaus essen, wo sie gleichzeitig saufen lernen können.
Schon erstaunlich, was man alles so für Zustände "sieht", wenn man sich Gesellschaften mal mit zeitlichen oder räumlichen Abständen betrachtet, und nicht gerade mitten drin steckt. Denn in der Situation kann mal selten einigermaßen objektiv urteilen. Man empfindet zwar das Unrecht, schiebt es aber den falschen Leuten und den falschen Strukturen in die Schuhe.
So erkennt man das Problem nicht als Folge von Sexismus, sondern "Jungs sind halt blöde" oder "Mädchen sind doof". Diese sexistischen Vorurteile sind hausgemacht und verhindern effektiv, dass sich beide Seiten als das erkennen, was sie eigentlich sind: nämlich Opfer eines Systems, das sich witzigerweise niemand ausgedacht hat, aber fast jeder gedankenlos weiter gibt, wobei es diesen Opfer meist lange schwer fällt, sich zu solidarisieren.
Das gilt für jede Form von ungerechter Behandlung.