Rauchen - Rücksichtnahme oder nicht?

Bundeskanzleri schrieb:Raucher könnten schon Rücksicht nehmen, ich würde aber auch nie was sagen. Ich sage auch nix, wenn auf den Bahnsteigen der S-Bahn geraucht wird, obwohl verboten.

Das hingegen fände ich vollkommen legitim, wenn du da etwas sagen würdest. Wenn es verboten ist, dann ist es verboten. Und dann hat sich ein Raucher daran zu halten.

kleinundgrün schrieb:Dann habe ich Dich nicht richtig verstanden.
Du meintest mit "überempfindlich" auch die Reaktion der Person. Dann bin ich schon auch bei Dir.

Ja genau, so meinte ich es. Sorry dann habe ich mich zuerst vielleicht missverständlich ausgedrückt.

@Dwarf
Passt schon.
Wie jemand reagiert, kann man auch als überempfindlich bezeichnen. Ich habe es nur nicht so verstanden. Sondern in dem Sinn "stell dich nicht so an, das merkt man gar nicht".

Aber es ist ja eine insgesamt sehr vernünftige Diskussion bei einem durchaus emotionalem Thema.

Dwarf schrieb:Das hingegen fände ich vollkommen legitim, wenn du da etwas sagen würdest. Wenn es verboten ist, dann ist es verboten. Und dann hat sich ein Raucher daran zu halten.
kleinundgrün schrieb:

Ja, das stimmt. Aber ich halte mich da gerne zurück, obwohl man da im Recht wäre.
Wenn es die Situation hergibt, sage ich schon sowas wie "Sie wissen, dass hier Rauchverbot ist?".
Aber selten.
Ich sage ja auch nicht, hallo, Sie parken falsch.

Bundeskanzleri schrieb:Wenn es die Situation hergibt, sage ich schon sowas wie "Sie wissen, dass hier Rauchverbot ist?".
Aber selten.

Im Normalfall weise ich sowieso niemanden auf ein Fehlverhalten hin, sofern es nicht gravierend ist oder mich arg stört. Ich fühle mich in der Regel nicht als Aufpasser oder Hilfspolizist, der andere Leute zurechtweisen müsste. Insofern lasse ich die Leute auch rauchen, aber da es mich meistens halt doch stört, weiche ich eben aus, sofern das möglich ist.

Neulich saß ich mal in einem Regionalzug, wo ein Mann plötzlich anfing zu rauchen. Ich habe nichts gesagt (abgesehen davon ist es vielleicht besser, jemanden nicht zu provozieren, der sich sowieso schon über ein offensichtliches Verbot hinweg setzt) und habe mich stattdessen in einen anderen Wagen umgesetzt. Anscheinend haben sich aber andere beschwert, oder der Zugbegleiter ist aktiv geworden. Jedenfalls kamen dann in einem Münchner Bahnhof plötzlich Polizeibeamte in den Zug und haben den Mann aufgefordert, das Rauchen einzustellen oder auszusteigen.

martenot schrieb:es vielleicht besser, jemanden nicht zu provozieren, der sich sowieso schon über ein offensichtliches Verbot hinweg setz

Da musste ich auch drandenken.
Ich lese relativ häufig von Situationen, die eskalieren, auch aus so unscheinbaren Dingen heraus.

Dieses Risiko ist es mir nicht wert.

Dwarf schrieb:Es ist schon einige Zeit her, da stand ich mit einer Freundin in einer Schlange vor einer Eisdiele. Ein paar Meter weiter entfernt rauchte ein Mann eine Zigarette. Eine Frau die hinter uns stand regte sich fürchterlich darüber auf und forderte den Mann auf das Rauchen einzustellen. Ich roch den Zigarettenrauch ebenfalls und ich empfand den Geruch auch als unangenehm, aber es war meiner Ansicht nach aushaltbar. Der Mann stand ein gutes Stück von uns entfernt und der Rauch verfliegt meiner Meinung nach an der frischen Luft schnell.

"Aushaltbar" sag schon einiges.

Die Empfindung ist komplex. Ähnlich wie bei Geräuschen in leisen Umgebungen, die dann als störend wahrgenommen wird, ist es mit dem Rauchen im Freien. Man will tief durchatmen, mal etwas anderes einatmen als die Luft in der eigenen Wohnung. Und dann fallen auch Raucher in der Nähe auf, die den Genuss "frische Luft" zunichte machen. Dieses Verfliegen macht es dann noch schlimmer, weill man immer wieder einen Schub von Rauch abbekommt. Das ist besonders ätzend, wenn man auf der Terasse eines Lokales zum Essen sitzt. Je nachdem was geraucht wird, ist das schon unangenehm und verleidet einem das Essen. Wenn mehrere Raucher an einem Tisch sitzen, dann ist es nicht selten, dass die Raucher sich dann beim Rauchen gegenseitig abwechseln.

Bundeskanzleri schrieb am 24.05.2022:Allerdings sind hier in der Großstadt schon viele Haltestellen rauchfrei, oder sogar alle?

Worauf beziehst du dich? Bei der Bahn ist es durch Raucherzonen schon besser geworden aber ansonsten liegen die Reste von Glimmstengeln überall. Diesen Dreck muss die Allgemeinheit zahlen.

@SvenLE

Hier stehen die Regelungen, wo nicht geraucht werden darf.

§1 des Bundesnichtraucherschutzgesetz verbietet das Rauchen auch in Personenbahnhöfen der öffentlichen Eisenbahnen, also auch der S-Bahn, nicht jedoch der U- und Straßenbahnen. Die

Quelle:
https://www.nichtraucherbund.de/nichtraucherschutz/nichtraucherschutzregelungen-fuer-oepnv-und-andere-orte/



Ja, Rauchen produziert Müll, der sogar sehr umweltschädlich ist.
War hier auch schon Thema, wieviel Grundwasser von einer einzelnen Kippe verseucht werden kann, wenn es nicht über den Restmüll entsorgt wird.

Bundeskanzleri schrieb:War hier auch schon Thema, wieviel Grundwasser von einer einzelnen Kippe verseucht werden kann, wenn es nicht über den Restmüll entsorgt wird.

Leider landen gerade im Bereich der Straßenbahnstationen immer wieder jede Menge Kippen im Gleisbereich, wo sie vom nächsten Regen ausgewaschen werden. Ich verstehe nicht, warum sich so wenige Raucher die Mühe machen, ihre Kippen vernünftig zu entsorgen. Es scheint nach wie vor zum guten Ton zu gehören, die Dinger einfach irgendwo hin zu schnippen.

@martenot
Ja, im Gleisbereich ist es echt kritisch. Da kann man nicht so einfach was auffegen.

Gerade im ÖNV und auch an Bahnhöfen gibt es genug Mülleimer oder sogar Aschenbecher mit Entsorgung.

Lento schrieb am 25.05.2022:Die Empfindung ist komplex. Ähnlich wie bei Geräuschen in leisen Umgebungen, die dann als störend wahrgenommen wird, ist es mit dem Rauchen im Freien. Man will tief durchatmen, mal etwas anderes einatmen als die Luft in der eigenen Wohnung. Und dann fallen auch Raucher in der Nähe auf, die den Genuss "frische Luft" zunichte machen. Dieses Verfliegen macht es dann noch schlimmer, weill man immer wieder einen Schub von Rauch abbekommt. Das ist besonders ätzend, wenn man auf der Terasse eines Lokales zum Essen sitzt. Je nachdem was geraucht wird, ist das schon unangenehm und verleidet einem das Essen. Wenn mehrere Raucher an einem Tisch sitzen, dann ist es nicht selten, dass die Raucher sich dann beim Rauchen gegenseitig abwechseln.

Wenn es mein Anliegen ist, wirklich ungetrübt frische Luft zu atmen, dann gehe ich in den Wald oder über ausgedehnte Wiesen und Felder.
Wobei Felder durch entsprechende Düngung auch nicht immer nach frischer Erde riechen.

In einer Stadt stören mich, was Gerüche betrifft, weniger vereinzelte Raucher, als vielmehr penetranter Gestank um Imbissbuden herum, der meistens auf die Verwendung billiger, ungesunder Transfette zurückzuführen ist.
Ich erinnere mich durchaus noch an eine Zeit, wo man die zubereiteten Speisen riechen konnte.
Inzwischen stinkt alles nach diesem ekligen Fett,
dagegen verblasst nach meiner Empfindung der Rauch einer einzelnen Zigarette.

EnyaVanBran schrieb am 14.04.2022:Bis vor 10, 15 Jahren war das aber noch völlig normal. Da wurde ja überall geraucht.

Es wurde auch auf Schwangere nicht unbedingt Rücksicht genommen. In meiner ersten Schwangerschaft konnte ich das nämlich nicht feststellen. Habe dann immer versucht, auf der Arbeit dem Qualm zu entkommen.
Heute ist das definitiv besser.

Bundesferkel schrieb:In einer Stadt stören mich, was Gerüche betrifft, weniger vereinzelte Raucher, als vielmehr penetranter Gestank um Imbissbuden herum,

Der Vorteil an Imbissbuden ist, dass sie stationär an einer Stelle bleiben, während Raucher ja mobil sind und sich jederzeit überall in meiner Nähe aufhalten können. Wenn ich mich beispielsweise in einen Biergarten setze und mir ein nettes Plätzchen ausgesucht habe, kann ich mir nicht sicher sein, dass nicht in den nächsten Minuten eine Gruppe Starkraucher am Nebentisch Platz nehmen wird. Früher, als auch in den Innenräumen noch geraucht wurde, bin ich zum Teil während eines einzigen Essens zweimal mit Glas und Teller umgezogen, um wenigstens halbwegs raucharm essen zu können.

https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2022-05/who-tabakindustrie-umweltschaeden

In ihrem zum Weltnichtrauchertag am Dienstag veröffentlichten Bericht forderte sie, die Industrie für die Umweltschäden durch Abholzung, Emissionen und Zigarettenstummel zahlen zu lassen. Die Zigarettenhersteller sind demnach für den Verlust von etwa 600 Millionen Bäumen pro Jahr verantwortlich – fünf Prozent der weltweiten Entwaldung.

Das ist schon ne Hausnummer, fünf Prozent der Entwaldung.

Da der größte Teil des Tabaks in ärmeren Ländern angebaut wird, in denen Wasser und Ackerland oft knapp sind, gehen die Tabakkulturen dem Bericht zufolge auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion. Die Produktion der Tabakprodukte verbrauchte 22 Millionen Tonnen Wasser. Dabei entstehen dem Bericht zufolge 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid.

Auch das hier ist wissenswert:

Rund 4,5 Billionen Zigarettenfilter landen demnach jedes Jahr in Ozeanen und Flüssen, auf Bürgersteigen und Böden und an Stränden. Die Kosten für die Beseitigung weggeworfener Tabakerzeugnisse trügen fast immer die Steuerzahler und nicht die Industrie. Dies koste China jährlich etwa 2,6 Milliarden Dollar und Indien etwa 766 Millionen Dollar. Die Kosten für Deutschland belaufen sich laut Schätzung der WHO auf mehr als 200 Millionen Dollar (186 Millionen Euro).

Diese Zahlen kannte ich bisher nicht. Es geht dann schon um mehr, als dass man über Passivrauchen diskutiert.

Bundeskanzleri schrieb:Es geht dann schon um mehr, als dass man über Passivrauchen diskutiert.

Nicht unerwähnt sollten auch die Brände sein, die von weg geworfenen Zigarettenstummeln und Streichhölzern verursacht werden. Und das sind nicht nur Waldbrände, auch die größten Londoner U-Bahn Brände zB gehen darauf zurück.

EnyaVanBran schrieb am 08.04.2022:Und ganz aufhören ist keine Option für dich?

DerThorag schrieb am 08.04.2022:Irgendwann mal, sicherlich. Noch habe ich keinen Drang.

So schnell können sich die Dinge ändern. Keine 2 Monate später bin ich 11 Tage rauchfrei und es fällt leichter als gedacht. Immerhin war das Rauchen 22 Jahre ein Teil meines Lebens. 🤷🏻

DerThorag schrieb:Keine 2 Monate später bin ich 11 Tage rauchfrei und es fällt leichter als gedacht.

Hej, das klingt super :D

Wie kam es dazu?

@DerThorag
Ja voll super! :D Mich freut es wirklich, dass du aufgehört hast und noch immer rauchfrei bist. 11 Tage ist schon eine Hausnummer, sag dir das immer, wenn es in den Fingern juckt. Wäre verdammt schade um die lange Zeit.
Weiter so, du schaffst das :Y:

@Bundeskanzleri
@EnyaVanBran

Dankeschön! 🙂

Bundeskanzleri schrieb:Wie kam es dazu?

Das war eher unspektakulär. 😄
Nach dem der Vatertag feuchtfröhlich war und 1 1/2 Schachteln drauf gingen, rauchte ich den Tag danach, wie gewohnt, nicht. Ungewohnter Weise aber auch den Samstag und den Sonntag nicht. Sonntagabend fragte ich mich, warum morgen wieder anfangen?

Ich bitte meine Frau alle Utensilien wegzupacken und es scheint zu klappen. 👍

EnyaVanBran schrieb:11 Tage ist schon eine Hausnummer, sag dir das immer, wenn es in den Fingern juckt

Ich lese mir dann auf einer Internetseite die Vorteile durch und dann geht es wieder. 😄 Das sind mal 5 Minuten zu überstehen. Es wird aber immer weniger. Ich glaub, das bekomme ich hin.

Vielleicht motiviert das den Einen oder Anderen Langzeitraucher, der zuviel Respekt vor dem Kopfkino hat. 😉

@DerThorag
Wow, das ist toll. Ganz unspektakulär reingerutscht :D

Da gibt es auch so einen Bestseller, der genau darauf aufbaut, sich so stark zu motivieren, was es alles für Vorteile hat und was man schon geschafft hat.