Wie könnte das Fehlverhalten im Straßenverkehr vermieden werden?

Gestern bin ich hinter dem Nachbarn bei uns in der Fima die Landstraße hergefahren. Die Straße ist fast völlig gerade, aber leider sehr schmal. Wir fuhren 60 km/h. Überholen konnte ich erst, nachdem ich den Herrn angehupt habe, denn er fuhr genau in der Mitte der Fahrbahn und ich wäre nicht vorbei gekommen. Er lässt auch schon mal vor seinem Haus das Auto mitten auf der Straße stehen, wenn er noch mal weg muss. Voriges Jahr konnte deshalb der Müllwagen nicht vorbei.
Ich frage mich in solchen Fällen dann immer: Können die Leute die Entfernung von ihrem Auto zum Straßengraben/Hause/Gehweg echt nicht mehr abschätzen oder ist es ihnen einfach egal wo sie rumfahren oder parken?

EnyaVanBran schrieb:Überholen konnte ich erst, nachdem ich den Herrn angehupt habe, denn er fuhr genau in der Mitte der Fahrbahn und ich wäre nicht vorbei gekommen. Er lässt auch schon mal vor seinem Haus das Auto mitten auf der Straße stehen, wenn er noch mal weg muss. Voriges Jahr konnte deshalb der Müllwagen nicht vorbei.
Ich frage mich in solchen Fällen dann immer: Können die Leute die Entfernung von ihrem Auto zum Straßengraben/Hause/Gehweg echt nicht mehr abschätzen oder ist es ihnen einfach egal wo sie rumfahren oder parken?

Klingt für mich so, als sei er nicht mehr ganz firm mit der Teilnahme im Straßenverkehr. Vielleicht sieht er nicht mehr so gut??
Ich würde bei Gelegenheit vielleicht mal vorsichtig mit ihm reden. Er kann doch nicht alles aufhalten und sogar blockieren. Die Straße und auch der Gehweg gehören ja nicht ihm alleine...

@nairobi
Mag sein, dass es eine Kombination aus mehreren Dingen ist. Schlecht sehen, nicht mitdenken... Mit ihm zu reden wäre eine Möglichkeit, sicher, aber so ein Gespräch ist ja immer etwas schwierig, denn man will die Leute ja nicht vor den Kopf stoßen. Aber ich hab mir tatsächlich vorgenommen, dass ich ihn drauf anspreche, sollte sich die Gelegenheit mal ergeben.

Bzgl überholen..

Radfahrer sind da manchmal so eine Sache, Grade wenn sie auf der Straße fahren, obwohl alternativen herrschen.

Innerorts gibt es dann schon einen Rückstau

EnyaVanBran schrieb:angehupt habe, denn er fuhr genau in der Mitte der Fahrbahn und ich wäre nicht vorbei gekommen. Er lässt auch schon mal vor seinem Haus das Auto mitten auf der Straße stehen, wenn er noch mal weg muss. Voriges Jahr konnte deshalb der Müllwagen nicht vorbei.

Klingt aber schon dramatischer bzgl seiner Tauglichkeit an der Teilnahme am Straßenverkehr.

https://www.zeit.de/2022/13/tempolimit-autobahn-oelkrise-ukraine

Am 30. November 1893 erteilt das Großherzogliche Ministerium des Inneren in Karlsruhe der Rheinischen Gasmotorenfabrik Benz & Cie in Mannheim die Erlaubnis, die öffentlichen Straßen mit dem Patent-Motorwagen versuchsweise zu befahren. Die Geschwindigkeit ist streng reglementiert: Sie darf "außerhalb der Ortschaften 12 km/h und innerhalb der Orte und in starken Krümmungen 6 km/h nicht übersteigen".

So hat es mal angefangen :D

Die Bundesregierung spielt auf Zeit. Im Oktober 1984 beschließt sie einen Tempolimit-Großversuch, allerdings weitgehend ohne Polizeikontrolle. Anfang 1986 liegt das Ergebnis vor: Ein Limit bringe wenig, weil es sowieso nicht eingehalten werde. Zuvor haben sich Verkehrsminister Friedrich Zimmermann (CSU) und die Autoindustrie auf einen Kuhhandel verständigt: Zimmermann verzichtet aufs Tempolimit, wenn die Industrie ihren Widerstand gegen den Abgaskatalysator aufgibt. Der "Kat" wird 1989 Pflicht, das Auto bekommt eine Windel.

Die Argumentation ist klasse. Wir brauchen keine Verkehrsregeln, die werden sowieso nicht eingehalten :Y:

1990 verschwinden mit der DDR auch deren Tempobegrenzungen. Die neue Mobilität im Osten, das Umsteigen auf höher motorisierte Fahrzeuge und die neue Freiheit fürs Gaspedal führen zu einer Verdreifachung der tödlichen Unfälle. Erst 2002 erreicht die Zahl der Verkehrstoten in den neuen Bundesländern wieder den Wert von 1989. Für die Jahre dazwischen verzeichnet die Statistik 14.400 zusätzliche Tote auf ostdeutschen Straßen.

Und zum Stand der Dinge noch zum Schluss:

Ein Tempolimit gegen Putin? Das Umweltbundesamt hat schon mal gerechnet: "Reduzieren die Bürgerinnen und Bürger die Geschwindigkeit auf Autobahnen auf maximal 100 km/h und auf 80 km/h auf Straßen außerorts, spart das rund 2,1 Milliarden Liter fossilen Kraftstoff." Ist uns die Ukraine das wert? Oder siegen auch 2022 die alten Reflexe?

Die FDP hat es ja geschafft, trotz kleinster Fraktion das Tempolimit wegzuwischen. Und vermutlich bleibt das auch so :palm:

EnyaVanBran schrieb:Mit ihm zu reden wäre eine Möglichkeit, sicher, aber so ein Gespräch ist ja immer etwas schwierig, denn man will die Leute ja nicht vor den Kopf stoßen.

Richtig, man will ja auf etwas hinweisen, damit es in Zukunft zu einem positiveren Verhalten kommt. Natürlich könnte der andere das als Kritik auffassen und "zu machen". Nicht ganz einfach, je nachdem, wie der andere "gestrickt" ist...

EnyaVanBran schrieb:Aber ich hab mir tatsächlich vorgenommen, dass ich ihn drauf anspreche, sollte sich die Gelegenheit mal ergeben

Ich denke schon, dass Du das nötige Fingerspitzengefühl dafür haben wirst.

Bei unseren engen "Strassen der Höflichkeit" in den Kögen oder längs der Seedeiche kann es immer mal wieder passieren, dass jemand, meist TouristInnen, meint, mit der Präsenz in der Strassenmitte sein Wegerecht durchzusetzen. Dann gehe ich auch auf Mittelkurs und dann gucken wir uns mit bösen Blicken übers Lenkrad aus, wer jetzt bis zur nächsten Ausweichstelle zurück fährt. Ich kann da ziemlich hartnäckig sein, liebe Nordsee-TouristInnen.

@Doors

Da ist die Frage, was hast du davon, hartnäckig auf deinem Recht (?) zu bestehen.

Ist es nicht manchmal einfacher, selber nachzugeben um die Situation zu entschärfen?

Nur auf etwas zu beharren, weil man stur ist, finde ich einen schlechten Ansatzpunkt im Straßenverkehr.

@Bundeskanzleri

Interessanterweise scheinen die Fahrbahnblockierer durchaus ein Unrechtsbewusstsein zu entwickeln und weichen dann doch aus bzw. zurück. Wenn nicht bei mir, so dann doch, wenn Hinnerk mit seinem zackenbewehrten Maisernter des Weges kommt.

In vielen Fällen des Lebens gilt: Der Klügere gibt nach, damit die Dümmeren die Welt beherrschen.

@Doors

Gerade im Straßenverkehr sehe ich das so, dass der Klügere nachgibt, um Unfälle zu vermeiden, um stressfrei fahren zu können.

Wenn man sich auf so ein Geplänkel einlässt, hat man schon was damit zu tun, guckt, ob das Gegenüber sich auch richtig verhält, ob der endlich klug wird, ob er es einsieht und und und.

Dafür ist mir meine Zeit zu schade, ich breche mir keinen Zacken aus der Krone mit einer defensiven Fahrweise und würde auch mal so ein Stück zurückfahren.

Denjenigen sehe ich nie wieder, dem muss ich sicher nichts beweisen.

@Bundeskanzleri

Ich bezog das Verhalten auch nicht generell auf den Strassenverkehr, sondern auf diesen Fall:

EnyaVanBran schrieb:denn er fuhr genau in der Mitte der Fahrbahn und ich wäre nicht vorbei gekommen.

@Doors

Ah Ok, ich hatte das auf die Ausweichstellen auf der Landstraße bezogen.

Mein Vater war in den letzten Jahren auch so ein Fahrer. Es war superpeinlich bei ihm im Auto mitzufahren.
Er fuhr so vorsichtig, weil ihm immer bewusster wurde im Alter, was man mit einem Auto alles anrichten kann und wie schnell etwas passieren kann.

Nachvollziehbar, aber in Grenzen :palm:

@Bundeskanzleri

Mir ist schon klar, dass ich, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, ein potenziell grösseres Risiko für meine Mitmenschen darstelle, als wenn ich daheim im stillen Kämmerlein bliebe.

Für gewöhnlich sitze ich auf knapp zwei Tonnen Schwedenstahl.
Mit vergleichbaren Waffen werden hierzulande jedes Jahr Tausende umgebracht.

Fedaykin schrieb:Radfahrer sind da manchmal so eine Sache, Grade wenn sie auf der Straße fahren, obwohl alternativen herrschen.

Ja, das stimmt. Aber Radwege sind für einige wohl nur zum angucken da, was ich nicht verstehe, da es ja ihrer eigene Sicherheit dienen würde, dort zu fahren.

Fedaykin schrieb:Klingt aber schon dramatischer bzgl seiner Tauglichkeit an der Teilnahme am Straßenverkehr.

Er ist sicher an der Grenze, aber was will man machen? Es fährt ja net mal mehr regelmäßig der Bus dort raus und irgendwie müssen die Leute zum Supermarkt oder zum Arzt kommen.

Doors schrieb:Ich kann da ziemlich hartnäckig sein, liebe Nordsee-TouristInnen

Jetzt muss ich lachen, weil ich mir das echt witzig vorstelle :D

@EnyaVanBran

Eigentlich hatte ich es ja schon mal in diesem Thread beschrieben:

Dann haben wir hier noch das, was wir "Strassen der Höflichkeit" nennen. Der Verkehr in beide Richtungen teilt sich eine schmale Fahrbahn mit Ausweichstellen. da wir hier im platten Land meilenweit gucken können, kann man schon sehen, wer einem da entgegen kommt. Dann fährt man in eine der vorhandenen Ausweichbuchten, lässt den Gegenverkehr durch, grüsst höflich und fährt seiner Wege.
Wer das nicht tut, hat in fast allen Fällen kein NF-Kennzeichen.

@Doors

Wenn man so weit sieht, hofft man vermutlich, dass da noch eine Ausweichbucht kommt, die näher am entgegenkommenden Fahrzeug ist.

So würde es mir gehen, dass man nicht gerne zu früh einschert.

Bundeskanzleri schrieb:Mein Vater war in den letzten Jahren auch so ein Fahrer. Es war superpeinlich bei ihm im Auto mitzufahren.
Er fuhr so vorsichtig, weil ihm immer bewusster wurde im Alter, was man mit einem Auto alles anrichten kann und wie schnell etwas passieren kann.

Ich glaube, ich weiß, was Du meinst. Mein Vater erzählte mal, er sei auf der Autobahn gefahren und sei von mehrfach Brummifahrern angehupt worden 🙈

Ich finde zb. Precollisionsassistent ganz praktisch oder Spurassistent.
Überhaupt der ganze technische Kram, den man heute hat, macht es finde ich schon einfacher und kompensiert etwas den mit Fußgängern, Autos, Busse, Fahrrädern usw. total überladenen Verkehrsbetrieb in der Stadt.
Könnte man ja einiges von Rechtswegen zum Standard für künftige Modelle erheben.

Zum sicheren, selbst fahrenden Auto für jeden wirds wohl noch etwas länger dauern

nairobi schrieb:Mein Vater erzählte mal, er sei auf der Autobahn gefahren und sei von mehrfach Brummifahrern angehupt worden 🙈

So richtig problematisch wird es erst, wenn einem die Brummifahrer auf der Autobahn alle entgegen kommen. Natürlich stellen ältere Menschen, sagen wir mal, ab Dreissig, ein potenzielles Risiko im Strassenverkehr da. Da der menschliche Körper offenbar schon zu Beginn seiner Evolution nur auf eine Nutzungsdauer von etwa drei Jahrzehnten ausgelegt war, lassen Sinnesorgane und Reaktionsgeschwindigkeit schon nach. Daher bin ich ja auch für einen Check der Funktionstüchtigkeit der Fahrenden entsprechend der der von ihnen bewegten Fahrzeuge. Alle zwei Jahre TÜV.

@nairobi
Interessanterweise fuhr er auf der Autobahn gerne sehr schnell, er hatte ein sehr gutes Auto und hat da natürlich auf aufgepasst.
Aber da fühlte er sich wohl sicherer als in den engen Straßen.

Ich wurde aber auch schon von Brummis angehupt, ich hatte es glaube ich schon geschrieben hier.
Es war dunkel, Blitzeis angesagt und Schneeregen.
Ich fuhr 80 auf der rechten Spur und fand das angemessen für die Wetterlage.

Naja, der Brummi hinter mir wohl nicht, aber überholen wollte er auch nicht :palm: