Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob ich einen nahen Verwandten nochmal würde sehen wollen. Ich dachte schon, hab auch Fotos von verstorbenen Verwandten gesehen und fand es okay.
Als jetzt mein Papa starb, stand ich vor dieser Entscheidung. Wobei es eigentlich keine schwere Entscheidung war. Ich wollte ihn auf gar keinen Fall sehen. Das hätte bedeutet zu akzeptieren, dass es so ist wie es ist. Soweit war ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich war unglaublich froh, dass der Staatsanwalt keine Obduktion beauftragt hat (er starb bei einem Sturz, also kein natürlicher Tod, da kommen Kripo und StA ins Spiel). Die Vorstellung war wirklich unerträglich für mich. Auch die Vorstellung, dass er da in der Gerichtsmedizin im Kühlfach lag. Er hatte doch schon immer das Problem, dass ihm schnell kalt war...und jetzt liegt er da drin.
Nein, für mich war völlig klar, dass ich ihn nicht sehen kann/will.
Ciela schrieb:allerdings wird da ja nur der Sarg zum Grab getragen und heruntergelassen. Nichts wirklich persönliches.
Meine beiden Kleinen hatten ihm zum Geburtstag ein Bild mit Paspartou gemalt/gebastelt. Das hatten wir im Sommer, als wir zuletzt da waren aber vergessen. Ich hatte lapidar gesagt, dass das nicht so schlimm ist, wir nehmen es das nächste Mal mit. Leider gab es kein nächstes Mal mehr.
Die Große von den Zwergen hat das wirklich mitgenommen und sie hat bitterlich geweint, weil sie Opa das Bild nicht mehr schenken konnten.
Ich habe darauf den Bestatter gefragt, ob sie es ins Urnengrab beigeben dürfen. Das war nicht aber nicht erlaubt. Ich hab es ihm erklärt und er meinte, es ginge halt leider nicht. Kurz danach rief er nochmal an und hatte sich eine sehr schöne Lösung überlegt.
Wir durften am Tag der Beisetzung, während die Kapelle vorbereitet wurde hinein. Er hat die Schmuckurne geöffnet und die Kinder durften das Bild zwischen die Schmuckurne und den eigentlichen Behälter einlegen.
Sie wissen jetzt, dass das Bild für immer bei Opa ist und es hat uns Gelegentheit gegeben nochmal kurz mit ihm allein zu sein. Den Kindern hat das in der Trauer sehr geholfen und auch ich finde es sehr schön, dass er für immer was von den Kindern bei sich hat.
Klingt vielleicht völlig bescheuert, weil er ja eh tot ist. Aber es macht es mir im Moment leichter damit umzugehen, dass er einfach weg ist.