Der zumutbare Schulweg - darf‘s ein bisschen mehr sein?

Hailey25 schrieb am 31.03.2021:Damals hatte nicht jeder ein Auto, da war der Verkehr noch ein anderer.

Das finde ich dafür zu pauschal gedacht.

Ilvareth schrieb am 31.03.2021:Hm, ich fürchte, du mißverstehst mich da ein bisschen.

Denke ich nicht, denn da wird eben der Bus genutzt.

Aber letztendlich steht's ja jedem frei, inwiefern er seine Kinder durch die Gegend chauffiert, weil Bus fahren, Bahn fahren, Radeln oder gar LAUFEN nicht zumutbar ist....

Björnar schrieb:Aber letztendlich steht's ja jedem frei, inwiefern er seine Kinder durch die Gegend chauffiert, weil Bus fahren, Bahn fahren, Radeln oder gar LAUFEN nicht zumutbar ist....

Aber genau darum geht’s doch. Um das, was man zumuten kann und was eben nicht mehr.

@Doors
Musste sehr lachen, leider ist es zu wahr.

Es kann nicht sein, dass ich 2,5x so lange zur Arbeit brauche und dann auch noch für 20km 8,40Euro Busticket einfachen Weg bezahle.

Oder jetzt... Muss gleich zur Arbeit um kurz vor Mitternacht. Hier fährt halt der letzte Bus um 20Uhr.

Gut, das Problem mit der nachtschicht haben die Kinder nicht. Aber ab einem gewissen Alter muss man in bestimmten BLn die Tickets selbst zahlen. Ich weiß noch, dass das meine alleinerziehende Mutter auch belastet hat mit den 80Euro im Monat nur für Bus. Und dann auch noch ewig durch die Gegend pendeln...
Klar, es geht alles. Aber es ist schon nicht ganz praktikabel.

Ilvareth schrieb am 27.03.2021:Könntet ihr euch für euch selbst vorstellen, drei Stunden am Tag für den Job zu pendeln, mit Bus und Bahn?

Mein Arbeitsweg beträgt ungefähr drei Stunden täglich (kommt auch darauf an, wie man die Öffentlichen erwischt). An Vollzeitarbeit ist da mit den Kindern nicht zu denken. Wenn ich überlege, dass meine Tochter in der 11. Klasse durchaus mal 9 Stunden Unterricht hat, fände ich das schon übel. Gerade in der kühleren und dunkleren Jahreszeit, möchte ich sie nicht unbedingt allein sonstwo unterwegs wissen.

Ilvareth schrieb am 27.03.2021:Zumutbar ist ein Schulweg zu Fuß ab Klasse fünf von 3,5 km.

Echt?, das gibt es doch nicht! 3,5 km zu Fuß!

@Lothar
Richtig erfasst. Es zählt die reine Streckenlänge, keine weiteren Kriterien.

https://www.bayern-reporter.com/2019/10/26/gefaehrlicher-schulweg-laesst-behoerde-kalt-mutter-hat-angst-vor-dem-winter/

Im verlinkten Artikel geht es um eine Grundschülerin, die zwar nur zwei Kilometer bis zur nächsten Schule hat, aber diese zwei Kilometer haben es offenbar in sich:

Zwar beträgt die Wegstrecke von Samantha nur etwas mehr als zwei Kilometer, aber diese führen laut Angaben der Mutter über schmale Gehwege, Straßenabschnitte ganz ohne Gehweg und sogar über einen dunklen abschüssigen Waldweg, der jetzt mit Laub bedeckt ist. Im Winter wird hier nicht geräumt, und die Gefahr des Abrutschens sei enorm. Aber auch sonst würde sie ein kleines Mädchen nicht gerne alleine durch den Wald schicken in der heutigen Zeit.

Quelle: Link

Winter, dunkel, unbeleuchtet, Waldweg, vielleicht noch vereist, da muss man mit acht Jahren halt durch.

das ist doch nicht mehr normal@Ilvareth

@Lothar
Könnest du das im Sinne der Diskussion etwas detaillierter darstellen?
Oder magst du dich lieber zu Fuß auf den Weg zum Eingangspost machen und den noch mal lesen, dieses Mal sinnerfassend?

Ilvareth schrieb:Zwar beträgt die Wegstrecke von Samantha nur etwas mehr als zwei Kilometer, aber diese führen laut Angaben der Mutter über schmale Gehwege, Straßenabschnitte ganz ohne Gehweg und sogar über einen dunklen abschüssigen Waldweg, der jetzt mit Laub bedeckt ist. Im Winter wird hier nicht geräumt, und die Gefahr des Abrutschens sei enorm. Aber auch sonst würde sie ein kleines Mädchen nicht gerne alleine durch den Wald schicken in der heutigen Zeit.

Da frage ich mich manchmal, wie ich es überleben konnte, im Winter als Fünf- oder Sechsjähriger, spät Abends zum Fußballtraining zu fahren. Da ging es durch enge dunkle Wälder, über Straßen damals noch nicht wirklich ausgeleuchtet waren. Richtige Rabeneltern. Und zur Schule erst, im Winter auf dem Fahrrad, einmal quer durch die Stadt. Alles gepflastert mit Leichen anderer Schulkinder die es nicht geschafft haben. Schon äußerst verantwortungslos. Da lobe ich mir doch die SUV Mammis!

Rosling schrieb:Da frage ich mich manchmal, wie ich es überleben konnte, im Winter als Fünf- oder Sechsjähriger, spät Abends zum Fußballtraining zu fahren.

Da gibt es meiner Meinung nach aber einen erheblichen Unterschied. Schule ist Pflicht, Fußballtraining nicht. Wenn deine Eltern das nicht okay gefunden hätten oder du es warum auch immer nicht hättest bewältigen können, wärst du halt nicht hingegangen. Beim Schulweg geht das so nicht.

Rosling schrieb:Und zur Schule erst, im Winter auf dem Fahrrad, einmal quer durch die Stadt.

Auch mit sechs, also zur Grundschule? Weil: wir durften von der Schule aus nicht mit dem Rad kommen (haben einige nach der obligatorischen Fahrradprüfung gemacht, gab ein Mordstheater mit dem Rektor).

Ilvareth schrieb:Auch mit sechs, also zur Grundschule? Weil: wir durften von der Schule aus nicht mit dem Rad kommen (haben einige nach der obligatorischen Fahrradprüfung gemacht, gab ein Mordstheater mit dem Rektor).

Fahrradprüfung? :D

Mit sechs bin ich nicht mehr in der Grundschule gewesen, dann hätte ich ja ein Chromosom zu viel. Ich bin schon in der ersten Klasse alleine in die Schule, halt nicht auf dem Rad. Sobald ich fahren konnte, gings halt auf dem Rad. Jesus, als würde alles und jeder vor der Türe nach dem Leben trachten...

Rosling schrieb:Mit sechs bin ich nicht mehr in der Grundschule gewesen, dann hätte ich ja ein Chromosom zu viel.

Die Grundschule beginnt doch erst ab dem 6ten Lebensjahr :ask:

@Rosling
Welches Alter hattest du denn in der ersten Klasse, wenn du die Grundschule mit sechs schon abgeschlossen hattest? Denn dann kommst du offenbar aus einem Schulsystem, das hier keinem geläufig ist.

Vielleicht ging der User in Österreich zur Schule? Dort ist 1 Jahr Grundschule (oder Vorschule, sowas gibt's hier in Deutschland nicht wirklich) und dann (unsere 1. Klasse) Volksschule.

Ilvareth schrieb am 27.03.2021:Das bitte einmal kurz sacken lassen. Drei Stunden täglich Pendeln ist Kindern ab 10 Jahren zumutbar.

Ich bin als klassisches Dorfkind Anfang der 2000er fast täglich 2,5 Stunden mit dem Bus gependelt und empfand es als wenig belastend. Morgens war ich etwa eine Stunde unterwegs und Nachmittags anderthalb. Dadurch dass man jeden Tag „seine Leute“ an der Haltestelle und im Bus getroffen hat, konnte man erstmal schön eine Runde lästern/quatschen oder notfalls noch ein wenig für anstehende Arbeiten lernen. Wir hatten eigentlich immer Spaß im Bus.

Die Alternative war die 8 Kilometer mit dem Rad zu fahren, wofür man pro Strecke etwa eine halbe/dreiviertel Stunde gebraucht hat. Da sind wir auch zusammen gefahren und haben eigentlich die ganze Zeit gequatscht.
Beides empfand ich als wenig belastend. Da fand ich das Pendeln auf kürzeren Strecken in späteren Jahren, wo man dann alleine unterwegs war, durchaus anstrengender.

Ilvareth schrieb am 27.03.2021:Ich wüsste gerne: findet ihr drei Stunden Schulweg zumutbar?

Ich finde für ein Kind nichtmal Busfahren zumutbar.
Lieber 5 km laufen, als auf einen sch... Bus warten.
Ich bin meinen Eltern so dankbar das mir das in jungen Jahren erspart geblieben ist.
Ausnahme natürlich der Bus fährt alle zwei bis drei Minuten.

trella schrieb:Ich finde für ein Kind nichtmal Busfahren zumutbar.

Na, das ist jetzt aber schon etwas fraglich. Warum soll ein älteres Kind nicht eine angemessene Strecke Busfahren können?

trella schrieb:Ausnahme natürlich der Bus fährt alle zwei bis drei Minuten.

Übrigens: Auch zehn, 15, ja sogar 20 Minuten Wartezeit sind für ein Kind ab der fünften Klasse durchaus normal und angemessen.

@Luminita
Ich würde es meinem Kind nicht antuen, wenn es sich vermeiden lässt.
Ich bin meinen Eltern wirklich sehr dankbar, dass mir der S... erspart geblieben ist.

@Luminita
Ich sehe da auch noch einen Unterschied, ob es um einen richtigen Schulbus geht oder ob die Kinder mit dem regulären Linienverkehr fahren müssen. Den Schulbus halte ich noch für verträglicher.