GhOuTa schrieb:Kann jemand erklären, warum die gentechnischen Impfstoffe überwiegend das S-Protein als Antigen verwenden, von dem bekannt ist dass es die größten Mutationsraten aufweist, und für das damit von vornhereinbekannt immer neue, angepasste Impfstoff-Varianten nötig sein werden?
Warum verwendet man nicht die konservativen Strukturproteine E und N, die sich kaum ändern?
amsel_1402 schrieb:Das liegt meines Wissens daran, dass nunmal das Spike-Protein die Antikörper-Bildung indiziert.
Da kann man sich nicht einfach ein beliebiges Virusprotein aussuchen.
Ich nehme an, du meinst dass es, also das Spike-Protein, die Antikörper-Bildung ind
uziert, sprich auslöst, und als Immungen/Antigen wirkt.
Meines Wissens dienen alle größeren Proteine der Oberfläche eines Fremdkörpers, und auch Lipide oder Kohlenhydrate, potentiell als Antigene. Die verschiedenen Komponenten der humoralen Immunantwort zerlegen Fremdkörper in kleiner Einheiten und bilden gegen viele dieser sog "Determinaten" bzw "Epitope" spezifische Antikörper, die in ihrer dreidimensionalen Struktur komplementär zum "Epitop" sind und dadurch eine optimale Bindung ermöglichen.
Üblicherweise wird ein einzelnes Antigen in mehrere Epitope zerlegt, so dass ein einzelnes Protein in der Regel mehrere Antikörper-Typen gebildet werden. Und die natürliche Immunanwort fokussiert sich nicht auf ein einziges Protein (oder anderes Makromolekül der Fremdkörperoberfläche), sondern erzeugt prinzipiell gegen alle solche Strukturen/Moleküle Antikörper.
D.h. die natürliche Immunantwort gegen Sars-CoV-2 dürfte eben auch Antikörper gegen die Strukturprotein E und N ausbilden.
100% sicher, dass nur Oberflächenstrukturen verwendet werden, bin ich mir auch nicht. Sars-CoV-2 besteht ja aus mindestens 7 Proteinen.
Gegen die E- und N-Proteine gibt es z.B. auch Antikörper in Nachweiskits, wie man hier sehen kann (Erster Satz)
https://www.antikoerper-online.de/areas/infectious-disease/covid-19/sars-cov-2-antibodies/Dh heisst für mich recht deutlich, dass diese Moleküle als Antigene dienen können, dh dass sie auch als mögliche Ziele eines Impfstoffs eingesetzt werden können müssten. Alles was die Antikörperbildung stimuliert kann als Impfstoff genutzt werden.
Und dadurch ist die Frage für mich, warum überwiegend das Spike-Protein verwendet wird, und man dann das Probleme mit der ungenügenden Wirksamkeit bei Spike-Mutanten hat (und das von vornherein wusste, die Genetik und auch Fragen der 3D-Konformation von Sars-verwandeten Coronaviren wird seit fast 2 Jahrzehnten untersucht) eben nicht beantwortet. Das kommt mir wie schlechtes Design vor. Aber eben eines was einen deutlichen kommerziellen Vorteil abwirft.
Evtl gibt es einen echten Grund, warum die genannten anderen Proteine von Sars-CoV-2 nicht gut als Impfstoff-Antigene geeignet sind. Aber der wurde hier im Thread mMn noch nicht genannt.
An der Stelle muss man auch anfügen, dass die Genimpfstoffe anders als die Lebend- oder Passiv-Impfstoffe immer nur 1 Antigen transportieren und dass sie allein dadurch in ihrer Wirkungsbandbreite gegenüber den klassischen Impfstoffen reduziert sind.
Das ist ein Nachteil dieser Impfstoffe.
Es gibt z.B. bereits einen chinesischen klassischen Impfstoff gegen Covid von Sinovac Biotech, da wage ich mal die Prognose, dass der gegenüber den Mutanten einen geringeren Abfall der Wirksamkeit ausweisen wird, als die 1-Antigen-Impfstoffe, von BionTech. Moderna, Astra etc.
DerHilden schrieb:Wie @amsel_1402 auch schon sagte, bilden sich neutralisierende Antikörper, sobald das Spike-Protein von SARS-CoV2 vom Immunsystem "erkannt" wird.
Da das Spike-Protein dafür verantwortlich ist, dass das Virus sich an eine Zelle binden und dort eindringen kann, ist ja absolut nachvollziehbar, dass dieses Protein im Zentrum der Impfstoffentwicklung steht.
Wie gesagt das deckt sich nicht mit dem prinzipiellen Mechanismen der Immunantwort, also die Darstellungsweise, dass nur ein Protein eines Fremdkörpers eine Immunantwort auslösen würde oder könnte. Prinzipiell tun das alle.
Auch wenn das Spike-Protein funktionell am bedeutsamsten ist, wegen diese Andockmechanismus an den ACE2-Rezeptor.
Aber die Immunanwtort geht eigentlich nur nach Oberflächenstrukturen, und da gibt es bei Sars-CoV-2 eben noch die andere Proteine.
Das M-Protein gibt es übrigens auch noch, das hatte ich vergessen.