Kitri schrieb:Welche denn?
Aus der Logik heraus, dass wir keine Kohlenhydrate brauchen und sie dann auch noch eher schädlich als nützlich sind, stellt sich die Frage eigentlich anders herum: Wie wäre zu rechtfertigen, dass wir sie brauchen?
Verdauungsbeschwerden sind zur Zivilisationskrankheit geworden, zahllose Menschen quälen sich mit Beschwerden. Was mit Blähungen, diversen Unverträglichkeiten und Allergien losgeht und bis zu schlimmen Reizdarm-Syndromen geht. Morbus. Crohn, Darmkrebs, you name it. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
Ballastoffe sind bekanntlich, ganz vereinfacht gesagt, pflanzliche Nahrungsbestandteile, die das menschliche Verdauungssystem nicht aufspalten kann. Sie verursachen im Darm Stress und stehen in enger Verbindung mit den genannten Beschwerden.
Ich kenne keine wissenschaftliche Evidenz für die Behauptungen, dass Ballaststoffe für uns wichtig sind. Ein Teil ergibt sich aus dem Fehler der falsch-"ausgewogenen" Ernährung mit einem Übermaß an Gebäck etc. und des Industriefraßes. Dass das der Verdauung nicht bekommt, liegt nahe. Es aber mit zusätzlichen Ballaststoffen noch zu verschlimmern, ist der Hammer. Es gibt Studien, die zeigen, wie die Verstopfung zumimmt, wenn man diesen Teufel mit dem Belzebub auszutreiben versucht.
Die B-Progagierung enstammt der Zeit, als die Kellogs-Adventisten begannen, mit ihren gezuckerten Getreideprodukten die Ernährung zu dominieren. In diesem Kontext wurde auch die Mär der Ballaststoffe erfunden. Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde massiv propagiert, dass wir unbedingt Ballaststoffe, in Englisch fiber, brauchen.
Ich bediene mich mal eben einer Studie. Die klinischen Studien widersprechen dem B-Mythos diametral. Das hier ist nicht die einzige.
Stopping or reducing dietary fiber intake reduces constipation and its associated symptoms
CONCLUSION: Idiopathic constipation and its associated symptoms can be effectively reduced by stopping or even lowering the intake of dietary fiber.
(...)
Lack of fiber in the diet was first postulated in 1971 as the cause of diseases such as diverticulosis, hemorrhoids and colorectal cancer[1]. Since then, partly due to widespread media publicity, it is now widely accepted that dietary fiber is a necessary component of a healthy diet and is required for normal bowel movement[2-5]. It is popularly used in the management of constipation by the public and by many doctors. Insoluble fiber is known to increase stool weight and decrease colonic transit time[6,7]. Fiber is said to aid in water retention in the colon and results in stools that are less dry and easier to evacuate. However, the reality is that stool moisture content remains at 70%-75% regardless of the amount of fiber and water consumed[7,8].
There is recent evidence that low fiber intake does not equate to constipation[9]. Patients with chronic constipation also have similar fiber intake to controls[10-13]. Patients with chronic constipation may also have worsening symptoms when dietary fiber intake is increased[14]. Another study found that lactulose was more effective in easing constipation when compared with fiber[15].
It has also been our experience that many patients with constipation are already consuming a large amount of fiber before they seek medical attention.
https://www.wjgnet.com/1007-9327/full/v18/i33/4593.htm
Der Verweis oben im Zitat mit der [1] führt zu diesem Paper von 1971 (erneut veröffentlicht 1993, daher das irreführende Datum):
https://journals.lww.com/dcrjournal/abstract/1993/36110/epidemiology_of_cancer_of_the_colon_and_rectum.16.aspxFür weiterführende Info ist dieser Artikel hilfreich (u. a. mit dem Thema Kellog's):
https://sci.med.nutrition.narkive.com/d22rPcAT/the-fiber-mythFolgende Aussage von Dr. Dennis Burkit steht dem Vernehmen nach also am Beginn des Fiber-Mythos:
Conclusions
All experimental studies in cancer are eventually aimed at limiting or curing the disease. When relationships have been established between environmental factors and the incidence of a particular disease, whether benign or malignant, evasive action can be taken before the actual causative agents or mode of action is understood. Cholera was evaded by the avoidance of sewage-contaminated water a century before the v. cholera was identified as the cause of the disease. Lung cancer can largely be avoided by abstinence from smoking cigarettes, although the carcinogenic mechanism whereby tobacco smoke causes cancer is not yet understood. A relationship can be demonstrated between certain bowel diseases and diet, and although this has not yet been shown to be causitive in the case of cancer, the relationship between an over-refined diet and diverticular disease can now be considered established. In view of the evidence, it seems justifiable to issue a warning against the removal of so much of the unabsorbable fiber from our food, and the associated over-ingestion of refined carbohydrates.
Maschinenübersetzung des entscheidenen Passus:
Es lässt sich ein Zusammenhang zwischen bestimmten Darmerkrankungen und der Ernährung nachweisen, und obwohl dieser Zusammenhang im Falle von Krebs noch nicht nachgewiesen ist, kann der Zusammenhang zwischen einer zu raffinierten Ernährung und Divertikelkrankheiten inzwischen als erwiesen gelten. In Anbetracht der Beweise scheint es gerechtfertigt, vor der Entfernung so vieler nicht absorbierbarer Ballaststoffe aus unserer Nahrung und dem damit verbundenen übermäßigen Verzehr von raffinierten Kohlenhydraten zu warnen
Quelle:
https://journals.lww.com/dcrjournal/abstract/1993/36110/epidemiology_of_cancer_of_the_colon_and_rectum.16.aspxHammer, oder? Aber so funktioniert die Welt.
So viel mal für den Anfang.
Ballaststoffe sind ein weiterer Mythos, der sich wahrscheinlich nicht lange unwidersprochen halten können wird, wenn wissenschaftliche Evidenz und logisches Denken sich durchsetzen.