Verfall der deutschen Sprache?!

Gucky87 schrieb:Besteht hier Antwortzwang?

Nein, aber anstatt mich das zu fragen, hättest du die Frage von @Tussinelda und mir doch einfach beantworten können, oder?

Also, ich war so höfflich und habe dein Frage beantwortet. Wie ist das bei dir?
Gibt es einen Genderzwang, der Dich zum gendern zwingt?

Gucky87 schrieb:Das mag stimmen, ist aber ein Versuch wert, oder?

Von mir aus, mach das was du nicht lassen kannst. Wenn du denkst damit die Welt vor dem
Gendern zu retten, dann mach das, wenn es dich glücklich macht.

Gucky87 schrieb:muss nicht sein, wie ich finde.

Okay, deine Meinung. Andere sehen es anders.

Gucky87 schrieb:Es hat doch zig Jahre bisher funkioniert?!

"Das war schon immer so" oder "das hat sonst auch immer funktioniert" ist ein Totschlagargument.

Laura_Maelle schrieb:Dann schon lieber ganz ausschreiben und beide Geschlechter erwähnen

Und da ist schon der Denkfehler, den viele machen, es geht um alle Geschlechter und es gibt nunmal mehr als zwei.

Laura_Maelle schrieb:Ich empfinde es schlichtweg als schlechten Schreibstil, mit dem Glottisschlag zu gendern, allein schon wegen dem dadurch behinderten Redefluss beim Vorlesen eines solchen Textes. Dann schon lieber ganz ausschreiben und beide Geschlechter erwähnen, wenn es denn sein muss, wobei ich in einem solchen Fall immer eine Alternative suche wie im Beispiel: Lehrer und Lehrerinnen = Lehrende oder Lehrerschaft.

Bei "Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen" gefällt mir "Lehrende der Wissenschaft" auch ganz gut als Alternative.

Genauso handhabe ich das auch.BZW arbeite noch daran, es anders zu machen, um viele einzuschließen.man kann aber nunmal nicht alle 24/7 mit einschließen, so läuft das nicht.

Wenn ich mir vorstelle, es würde nur noch Bücher geben, die den Inhalt komplett gendern..sowas würde ich niemals freiwillig lesen wollen.Bei kleineren Absätzen geht es ja noch, wenn ich eine komplette Textwand lese die gegendert wurde renne ich eher schreiend weg.

peekaboo schrieb:Wenn du aber Bürgerinnen benutzt, ist da ja trotzdem ein Glottisschlag, den man mitspricht. Der wird m.E. aber vor dem "r" gemacht. Also Bürge*rinnen. Weißt du was ich meine?

Hmmm...ich weiß nicht, ob das auch ein "Glottisschlag" ist.
Jedenfalls ist der Erklärungsbedarf bei "Bürger:innen" doch recht groß. Ich mache nicht den Deutschunterricht, sondern führe Gespräche, bei denen mir wichtig ist, dass alles verstanden wird. Ich nutze auf jedenfall immer die weibliche Form mit. Also ich sage nie einfach nur Schüler oder Lehrer, sondern immer Schüler und Schülerinnen etc.
Und ich ergänze auch um die weibliche Form, wenn das beim Gegenüber fehlt. Aber Schüler:innen, da müßte ich zuviel erklären. Und das Gesprächt dreht sich eigentlich um etwas anderes.
Also solange sich das nicht so durchgesetzt hat, dass das allgegrnwärtig ist, verzichte ich darauf.
Aber mal abwarten, wenn das in den Medien zum Standard wird, werde ich das vielleicht auch anders handhaben.

In die Sprachkurse sollte das durchaus Eingang finden. Da stimme ich dir zu, es ist nicht schwerer zu lernen, als andere Sprachregeln.
Aber so lange es dort nicht stattfindet, ist es im Alltag schwierig.

Vymaanika schrieb:Wenn ich mir vorstelle, es würde nur noch Bücher geben, die den Inhalt komplett gendern..sowas würde ich niemals freiwillig lesen wollen. Bei kleineren Absätzen geht es ja noch, wenn ich eine komplette Textwand lese die gegendert wurde renne ich eher schreiend weg.

Ja, geht mir auch so und das sage ich gerade als Vielleserin und Bücherfreak. Man kann es auch übertreiben mit dem Gendern. Klar, wenn ich von einer Frau oder einer Frauengruppe ausgehe, dann wähle ich die weibliche Form, aber sobald es eine heterogene Gruppe ist, fällt der Einzelfall weg und es muss eine vernünftige Gruppenbezeichnung gefunden werden. Diese war bisher die männliche Form. Aus emanzipatorischer Sicht kann man dies teilweise verfeinern und auflockern, indem man die Verben substantiviert, wie Lehrende statt Lehrer, das macht noch Sinn. Alles darüber hinaus führt zu weit.

Laura_Maelle schrieb:"Lehrende der Wissenschaft"

Diese, ich nenne sie mal Versachlichung ,begrüße ich auch und wende ich selbst schon immer an. Das Thema Gendern ist für mich nachvollziehbar. Es soll hier niemand ausgegrenzt werden.

Ich habe neulich diesbezüglich das erste mal vom generischen Maskulinum gehört, mit dem das Theme Gendern in der deutschen Sprache eigtl schon abgedeckt werden SOLL.

Quelle auf die schnelle jetzt wiki:

Wikipedia: Generisches Maskulinum

Peter Sloterdijk sprach mal davon, ich finde die Sendung allerdings nicht mehr.

Kann mir jemand erklären, wieso dies eben nicht allen Geschlechtern gegenüber korrekt ist? Ich frage nicht wertend. Es interessiert mich tatsächlich. Sprache entwickelt sich seit jeher.

@Haldir
na das ergibt sich ja schon aus dem begriff an sich. Maskulinum. Es handelt sich um maskuline Substantive und Pronome, die dann Allgemeingültigkeit haben, alle sind gemeint, aber nicht genannt, sichtbar sind nur Männer.

Tussinelda schrieb:Substantive und Pronome, die dann Allgemeingültigkeit haben, alle sind gemeint, aber nicht genannt, sichtbar sind nur Männer.

Danke, es geht also auch nicht einzig um das Gemeinte, es geht um Sichtbarkeit? Kann man das so formulieren?

fischersfritzi schrieb:Hmmm...ich weiß nicht, ob das auch ein "Glottisschlag" ist.

Ich bin mir da auch nicht sicher, ob das ein Glottisschlag ist, aber eine Pause - wenn auch minimaler und weniger betont als die, die man beim Gendern macht - wird beim Plural m.E. immer mitgesprochen. Man setzt die Pause nur an einer anderen Stelle, ähnlich wie bei "Dachrinnen"; "Ansinnen"; "Entsinnen" usw.

fischersfritzi schrieb:Also ich sage nie einfach nur Schüler oder Lehrer, sondern immer Schüler und Schülerinnen etc.

Also, bei mir ist es schon so - obwohl ich selber kaum gendere - wenn ich Schüler und Schülerinnen lese, dann spreche oder denke ich bei Schülerinnen automatisch den Glottisschlag mit :D
Würde ich Schülerinnen sprechen, würde ich auch automatisch den Glottisschlag mitsprechen, so sehr hat sich das Gendern bei mir schon eingeprägt. :D

Laura_Maelle schrieb:Aus emanzipatorischer Sicht kann man dies teilweise verfeinern und auflockern, indem man die Verben substantiviert, wie Lehrende statt Lehrer,

Würde ich befürworten.Bin weißgott nicht aus der Sparte "alles soll so bleiben wie es ist", aber mit etwas mehr Sinn und Verstand und das alle auch freiwillig gerne partizipieren möchten und nicht so oberlehhrerhaft von oben draufgedrückt, damit habe ich meine Probleme.Und ich glaube auch, dass da wenige Lust haben mitzumachen.

Vymaanika schrieb:und nicht so oberlehhrerhaft von oben draufgedrückt

Macht das denn einer oder ist das ein Strohmann?

peekaboo schrieb:Macht das denn einer

Na hier im Forum nicht, in anderen Foren und teils auch in meinem Umfeld schon und das nervt eben.Manchmal findet man da auch sonderbare Formate von FUNK, die da etwas mit der Kettensäge herumfurwerken, was das Thema gendern anbelangt.Ich verfolge das Thema auch bei manchen Youtubern, ist halt allgegenwärtig, wenn man nicht unterm Stein lebt.

Vymaanika schrieb:Na hier im Forum nicht, in anderen Foren und teils auch in meinem Umfeld schon und das nervt eben.

Wenn mich irgendwo etwas nervt und ich es nicht durch meine Genervtheit ändern kann, dann widme ich meine Aufmerksamkeit einfach einer anderen Sache, oder ich lege mir ein dickes Fell zu. Letztendlich entscheide immer noch ich, ob ich mich von etwas nerven lasse.

@peekaboo

Tja, aber wenn man immer damit penetriert wird hab ich zumindest schon gar keine Lust mehr mitzumachen.Ob du es glaubst oder nicht, als das mit dem Gendern anfing hab ich es auch mal längere Zeit zB in Konversationen mitgemacht und mitgetragen.Erst als es anfing von aussen hin so aggressiv aufzutreten, verging mir die Lust.Alle Menschen sollten berücksichtigt werden, finde ich auch, aber die Genderei ist für mich eine halbgare Sache, wenn es darum geht Menschen abzuholen, die dann auch gerne mitmachen wollen, weil sie Teil sein wollen von etwas neuem, was nicht in dieser tristen Öde der60/70er behaftet ist.Soll jedem selbst überlassen sein, Sprache ist ein Fluxus, soweit so klar, aber da gibt es Alternativen, die hier schon genannt wurden.

peekaboo schrieb:Das ist aus meiner Sicht Quatsch, denn den Plural gibt es auch ohne Gendersternchen.
Beispiel:
Bürgerinnen = kein Lernproblem für Ausländer
Bürger*innen = ein Lernproblem für Ausländer

In beiden Beispielen wird der Glottisschlag angewendet.
Also, wo genau macht das Gendersternchen jetzt mehr Schwierigkeiten beim Lernen?

Nö. Bei Bürgerinnen gibt es keinen Glottisschlag, das spricht man ohne Pause in einem durch. Bei Bürger*innen ist es anders. Sonst könnte man ja den Plural von der gegenderten Form auch nicht unterscheiden.

Hör es dir an: https://de.wiktionary.org/wiki/B%C3%BCrgerinnen

violetluna schrieb:das spricht man ohne Pause in einem durch.

Doch, dein Hörbeispiel zeigt sehr deutlich, dass eine Pause gemacht wird.
Die Pause wird zwar nicht vor dem "innen" eingelegt, aber dafür nach dem Bürge(_rinnen)
Hör es dir noch mal an. ;)

peekaboo schrieb:Doch, dein Hörbeispiel zeigt sehr deutlich, dass eine Pause gemacht wird.
Die Pause wird zwar nicht vor dem "innen" eingelegt, aber dafür nach dem Bürge(_rinnen)
Hör es dir noch mal an. ;)

Sorry, da höre ich keine Pause und schon gar keinen Glottisschlag. Ich höre eine Initialbetonung auf dem Ü, mehr nicht.

Vymaanika schrieb:.Erst als es anfing von aussen hin so aggressiv aufzutreten, verging mir die Lust

Genau da sehe ich auch das Problem. Gewisse Dinge brauchen eben Zeit, aber die gibt man uns nicht immer.

Vymaanika schrieb:.Alle Menschen sollten berücksichtigt werden,

Das so wie so, aber man darf von der Gesellschaft nicht verlangen, dass das von jetzt auf gleich passiert. Vor allem ältere Menschen haben mit dem Gendern echte Probleme (sehe ich bei meiner Mutter). Aber man darf ihnen das auch nicht zum Vorwurf machen, schließlich haben sie Jahrzehntelang OHNE Gendern gelebt. Ein bisschen Nachsicht würde es vielleicht für alle einfacher machen.

human_being schrieb:es geht um alle Geschlechter und es gibt nunmal mehr als zwei.

Gibts da irgendwo Übersicht zu? (ernst gemeinte Frage)

EnyaVanBran schrieb:Aber man darf ihnen das auch nicht zum Vorwurf machen, schließlich haben sie Jahrzehntelang OHNE Gendern gelebt. Ein bisschen Nachsicht würde es vielleicht für alle einfacher machen.

Hat deine Mutter schon mal deshalb irgendwelche Probleme bekommen, oder wie meinst du das mit der Nachsicht?

Aber ganz nebenbei: Ich bin überzeugt, deine Mutter hat nicht "jahrzehntelang ohne Gendern" gelebt"
Es wurde früher nicht so umfassend gegendert, wie heute, aber es wurde gegendert.
Auch in den 70ern hieß es bspw. in der Tagesschau jeden Abend: "Guten Abend, meine Damen und Herren"