Maskenpflicht - Wie geht Ihr damit um?

Andante schrieb:Na gut, dann warten wir halt 2 Tage, ob er dann plötzlich sagt, dass Kinder im Unterricht weiter Maske tragen sollen….

Diesmal musst du länger warten, der gegenwind ist nicht groß genug. Ne mal ehrlich, aufgrund der eher durchwachsenen studienlage diesbezüglich wird es auf ein realexperiment hinauslaufen und damit enden, das entweder die "masken weg" seite oder aber die "masken bleiben" seite ein "ich habs ja gesagt" raushauen wird.

Mich nervt aber dein "der hat bestimmt keine ahnung" geblubbere. Er hat zumindest schon gezeigt, dass er gekonnt eine vorhandene ausreichend große studienlage komplett ignorieren kann. Das sollte in seiner position nicht passieren und ich hoffe inständig, dass er draus gelernt hat und diesmal nicht nur seine meinung kundtut, sondern pro und contra betrachtet. Er hat seine schiete ja nicht zu beginn der pandemie rausgehauen, sondern mitten im oktober und entsprechend groß war der gegenwind, entsprechend schnell der rückzieher.

@gastric

Ehrlich gesagt habe ich mich bisher nicht damit befasst, was er im letzten Oktober wörtlich gesagt hat. War es das?

Aussagen von Ärztepräsident Reinhardt zum Nutzen einfacher Alltags­masken im Kampf gegen die Coronapandemie hatten zuvor bei anderen Berufsvertretern für Kritik gesorgt. Reinhardt hatte sich vorgestern Abend in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ skeptisch über den Nutzen einfacher Alltagsmasken im Freien geäußert.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117679/BAeK-Praesident-Reinhardt-bekraeftigt-Nutzen-von-Alltagsmasken

Ich habe damals die Sendung nicht gesehen. Aber wenn jemand den Nutzen der damals verwendeten einfachen Stoffmasken im Freien irgendwie nicht ganz überzeugend fand, finde ich das noch nicht besonders verwerflich, wenn dazu keine gegenteiligen Studien vorlagen.

@Andante
Er hat den großflächigen nutzen ansich angezweifelt. Das tragen im freien war ein weitere punkt, den er ansprach, aber nicht der einzige.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat den Nutzen von Masken bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie angezweifelt. Er sei von ihnen nicht überzeugt, "weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind", sagte er in der ZDF-Talkshow Markus Lanz. "Schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken."

Quelle: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-10/klaus-reinhardt-aerztepraesident-masken-schutz-karl-lauterbach

Studien, die sowohl einen fremdschutz, als auch einen eigenschutz zeigten, gab es da schon zu hauf. Der shitstorm aus den eigenen reihen kam zurecht und das hat er auch eingesehen und seine eigenen aussage korrigiert. Bei reiner kritik zum tragen im freien wäre das ganze weitaus milder für ihn abgelaufen, falls sich da überhaupt jemand geregt hätte.

Andante schrieb:wenn dazu keine gegenteiligen Studien vorlagen

2 Tage später lagen sie ja plötzlich vor *schulterzuck*

"Die aktuelle Evidenz aus vielfältigen Studien spricht für einen Nutzen des Mund-Nasen-Schutzes"

Quelle:
https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/bundesaerztekammer-praesident-reinhardt-masken-100.html

Wie gesagt, für mich sind seine aussagen damit seither... zumindest mit einer gesunden skepsis zu betrachten und nicht davon auszugehen, dass er aufgrund seiner position den durchblick hat. Ist halt ein mensch und die machen fehler.... oder sind auch mal faul oder mit scheuklappen unterwegs, so mancher lernt daraus, andere... nunja....

gastric schrieb:Studien, die sowohl einen fremdschutz, als auch einen eigenschutz zeigten, gab es da schon zu hauf.

Ich habe mal nach evidenzbasierten Studien gesucht, ich habe da bislang nur die viel zitierte Jena-Studie gefunden. Dort geben aber die Autoren selbst zu bedenken, dass der signifikante Rückgang der Infektionen im Bezug auf die Inkubationszeit eigentlich zu früh stattgefunden hat. Hat da jemand Quellen, mich würde insbesondere interessieren, welcher Anteil der Infektionen wird durch das praktische Maskentragen in der Öffentlichkeit unberbunden und in welchen Situationen? Es wäre auch hier in der Diskussion eine gute Grundlage...

PS: Einzeiler-Antworten im Sinne von "wer das jetzt immer noch nicht kapiert hat, ist eh blöd" sind ausdrücklich nicht erwünscht!

oldzambo schrieb:Dort geben aber die Autoren selbst zu bedenken, dass der signifikante Rückgang der Infektionen im Bezug auf die Inkubationszeit eigentlich zu früh stattgefunden hat.

Gleichzeitig stellen sie aber auch die vermutung auf, dass die bevorstehende pflicht schon früher auf freiwilliger basis früchte getragen haben könnte und einige schon vorher mit dem tragen von masken begonnen haben könnten.

oldzambo schrieb:Es wäre auch hier in der Diskussion eine gute Grundlage...

Im mai/april/juni herum wurde im science eine studie veröffentlicht, die als bahnbrechend in bezug nehmend auf die maskendisksussion gehandelt wurde und diese elendige debatte mal beenden könnte (hätte können). Sie liefert im grunde anregungen und erklärungen, warum manche studien eine hohe wirksamkeit und andere wiederrum eine geringe wirksamkeit für masken fanden.

Ein internationales Team um Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz zeigt nun anhand von Beobachtungsdaten und Modellrechnungen, unter welchen Bedingungen und wie Masken dazu beitragen, das individuelle Ansteckungsrisiko für Covid-19 zu reduzieren und die Corona-Pandemie einzudämmen. Demnach hilft in den meisten alltäglichen Situationen sogar eine einfache OP-Maske effektiv, das Risiko zu verringern. In Umgebungen mit hoher Viruskonzentration in der Luft, insbesondere im medizinischen Umfeld und in dicht besetzten Innenräumen sollten jedoch Masken mit höherer Wirksamkeit (N95/FFP2) genutzt und mit weiteren Schutzmaßnahmen wie intensiver Lüftung kombiniert werden.

https://www.mpg.de/16926436/gesichtsmasken-corona-infektion-covid-19

Studie: https://www.science.org/doi/full/10.1126/science.abg6296

Meine Rede. Es hängt viel vom korrekten Umgang mit der Maske ab. Es braucht eine Mindestzahl von Personen, die so einen Umgang praktiziert.

Die nun in Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte Studie zeigt ferner, dass Masken die Reproduktionszahl für Covid-19 nur effektiv senken können, wenn möglichst viele Menschen sie korrekt anwenden. Um die Reproduktionszahl von etwa drei, wie ursprünglich beobachtet, auf unter eins zu reduzieren, müssten mindestens 60 bis 70 Prozent der Menschen chirurgische Masken korrekt anwenden. Bei N95/FFP2-Masken wären es etwa 40 Prozent. Bei infektiöseren Varianten von Sars-CoV-2 müssten die Raten entsprechend höher sein.

Quelle: von @gastric um 13:02 verlinkt

@Andante
Wobei man dazu sagen muss, dass der korrrekte umgang eher richtung richtig tragen und sich an örtliche regelungen halten heißt und die wiederverwendete op maske eher das kleinere problem darstellt.

Na, ich würde sagen, richtiges Betühren und Reinigen und Lagern der Maske gehört auch dazu, nicht bloß richtiges Tragen.

https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/coronavirus/mundschutz-richtig-anwenden-und-tragen-724331.html

@gastric: Vielen Dank für den Link, den science-Artikel kannte ich noch nicht. Schön, dass es noch Leute gibt, die ihre Aussagen belegen und nicht nur sinnlose Einzeiler reinblöken :-) Dass also die Maske einen guten Schutz bietet in dem Moment, in dem sie getragen wird, ist somit bestätigt, interessant fand ich vor allem den(m.E. erstaunlich geringen) Anteil an Personen, die die Maske korrekt tragen müssen, um das Infektionsgeschehen zu beeinflussen.

Was jetzt die nächste Frage ist: Die Maske bleibt ein retardierendes Element, solange ich sie trage, bleibt die Infektionslage übersichtlich, wenn ich sie abesetze ist wieder alles wie zuvor. Wenn also ein Impfstoff in Aussicht ist, ist die Maske sinnvoll, ohne Frage. Wenn aber eine deutliche Verbesserung der Impfquote nicht in Sicht ist, was bringt sie dann (vorausgesetzt ich will sie nicht für immer tragen)? Da sind wir dann wieder bei flaten-the-curve. Dieses Motto war ja am Anfang der Pandemie recht viel zitiert, was mich erstaunt hat, denn wenn man nachgerechnet hat, hätte man die Kurve über 10 Jahre strecken müssen, um die Intensivstationen nicht zu überlasten. Durch die Impfung ist ja jetzt ein großer Teil der Bevölkerung vor einem Trip auf die Intensivstation geschützt, aber was ist mit dem Rest? Die Kinder werden die ITS kaum verstopfen, glücklicherweise ist da die Gefahr gering. Aber wieviele Ältere sind noch ohne Impfung, welches Potential bergen die für eine Überlastung?

oldzambo schrieb:Aber wieviele Ältere sind noch ohne Impfung, welches Potential bergen die für eine Überlastung?

Da muss ich mal ganz kalt sagen: Pech gehabt, wer von den Senioren noch nicht geimpft ist.
Senioren hatten oberste Priorität, kamen als erste dran und wurden mit Taxis zum Impfen kutschiert oder ein Impfteam kam in Heime oder nachhause.

Schlimmstenfalls wird die Triage greifen, sollte es zur Überlastung kommen.

oldzambo schrieb:Die Kinder werden die ITS kaum verstopfen

Kinder haben sowieso ihre eigene ITS und werden daher nicht gezählt.

oldzambo schrieb:Aber wieviele Ältere sind noch ohne Impfung, welches Potential bergen die für eine Überlastung?

Zuviele. Ich habe mal spaßeshalber nur für die 40-69-jährigen ein wenig rumgerechnet (das ist die altersgruppe, die aktuell zahlenmäßig am meisten die ITS belastet). klick Zahlen im artikel sind alt, die grafiken werden aber täglich aktualisiert.

In unserer bevölkerung macht diese altersgruppe mit ~40% den größten anteil aus.
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61538/altersgruppen

Bei angenommenen glatten zahlen von 83mio einwohnern komme ich damit auf ~33.000.000 menschen in dieser altersgruppe. Bei einer angenommenen ganz groben impfquote von ~74% in dieser altersspanne (angabe leider von 18-59 ; 60+) dürften noch ~5.312.000 menschen in dieser altersgruppe ungeimpft sein.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Impfquotenmonitoring.html

Von den gemeldeten infektionen werden im schnitt aber 10% hospitalisiert und von diesen 10% werden im schnitt 14% auf die ITS verlegt.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html;jsessionid=24650088EA4523F5FE1A2CE279D2A864.internet051?nn=13490888#doc13776792bodyText12

Jetzt ist natürlich die frage, wie man weiterrechenn könnte.... wieviele von den 5.312.000 menschen im alter von 40-59 werden sich infizieren? Wieviele davon auch offiziell gemeldet? Es ist mehr oder weniger fakt, dass sich im laufe des lebens bei fallenden beschränkungen alle infizieren werden... aber wieviele diesen herbst/winter? 10% Ist das realistisch?

Ob unser gesundheitssystem das händeln kann, hängt aber von einem weiteren ganz wichtigen und nicht zu berechnedem faktor ab. Wie geht es dem pflegepersonal? Der personalmangel ist groß, einige gehen auch aufgrund von überlastung in teilzeit, andere hören komplett auf. Bald 2 jahre dauerstress mit nur wenigen erholungsphasen hinterlassen spuren.

gastric schrieb: Wie geht es dem pflegepersonal? Der personalmangel ist groß, einige gehen auch aufgrund von überlastung in teilzeit, andere hören komplett auf. Bald 2 jahre dauerstress mit nur wenigen erholungsphasen hinterlassen spuren.

... für mich der derzeit relevanteste Punkt, mir die Maske wiederwillig trotzdem aufzusetzen :-)

oldzambo schrieb:.. für mich der derzeit relevanteste Punkt, mir die Maske wiederwillig trotzdem aufzusetzen :-)

Stimmt, das Pflegepersonal und die anderen Kranken, die nicht darunter leiden dürfen, dass das Gesundheitssystem sich (überflüssigerweise) mit zahllosen nichtgeimpften schwer an Corona Erkrankten befassen muss, sind ein Aspekt fürs Maskentragen.Persönlich habe ich mich an die Dinger aus diversen Gründen nicht gewöhnt und werde es vermutlich nie tun, aber als braver Staatsbürger macht man ja viel mit.

@Andante

Ich muss zugeben, dass mir das Pflegepersonal dabei am meisten leidtut. Mit diversen Maßnahmengegner, die sich nicht impfen lassen wollen und dann wider Erwarten auf der ICU landen hingegen nicht.

Ich bin die FFP2 Maske mittlerweile schon voll gewöhnt. Als Geimpfte müsste ich die im Moment in den meisten Läden gar nicht tragen, tu es aber meistens, weil ich sie schon automatisch aufsetze.

Ich finde es ganz fantastisch, dass die Maskenpflicht nicht für Sozialisten gilt. Vielleicht schon mal ein schöner Ausblick auf die kommenden Jahre...

Eigentlich beträgt die Geldbuße bis zu 5000 Euro. Pro Verstoß. Hieße: Auf dem Bild stehen bis zu 1 Mio. Euro Bußgelder, denn 206 fröhliche SPD-Abgeordnete versammelten sich zum Gruppenfoto im Bundestag.

Dennoch bleibt der vorsätzliche Regelverstoß der Genossen ohne Folgen: Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (79, CDU) beließ es bei einer „Ermahnung“, da ihr Verstoß „geringfügig“ sei ...

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/spd-gruppenbild-dieses-foto-bleibt-ohne-strafe-77891184.bild.html

Eine richtige und wichtige Entscheidung.


(Und NEIN. Es war nicht nur ganz kurz. Es waren über 10 Minuten)

EnyaVanBran schrieb:Als Geimpfte müsste ich die im Moment in den meisten Läden gar nicht tragen, tu es aber meistens, weil ich sie schon automatisch aufsetze.

Wo musst du in den Läden keine Maske mehr aufsetzen?

V8Turbo schrieb:Eigentlich beträgt die Geldbuße bis zu 5000 Euro. Pro Verstoß. Hieße: Auf dem Bild stehen bis zu 1 Mio. Euro Bußgelder, denn 206 fröhliche SPD-Abgeordnete versammelten sich zum Gruppenfoto im Bundestag.

Aber man kann sagen was man will, Lauterbach hat eine Maske auf, das ehrt ihn, den er nimmt seine eigenen Worte auch für sich ernst!

oldzambo schrieb:Aber man kann sagen was man will, Lauterbach hat eine Maske auf, das ehrt ihn, den er nimmt seine eigenen Worte auch für sich ernst!

Ok, dann ist das Foto natürlich völlig in Ordnung. Solange der Guru Maske trägt...

oldzambo schrieb:Wo musst du in den Läden keine Maske mehr aufsetzen

In Österreich ist das nur mehr in Supermärkten Pflicht.

V8Turbo schrieb:Ok, dann ist das Foto natürlich völlig in Ordnung. Solange der Guru Maske trägt...

Ich finde das Foto prinzipiell in Ordnung, ich finde die Maskenpflicht nicht mehr in Ordnung :-) Aber abgesehen davon hätte ich es jetzt als Oberfrechheit empfunden, wenn Lauterbach hier fröhlich ohne Maske in die Kamera gegrinst hätte. Aber man sieht auch, der Einfluss von Lauterbach ist offenbar doch beschränkter, als wir es befürchtet haben ;-)