Ford schrieb:Das wird zur Folge haben, dass einfach weniger Leute Bock auf den Beruf haben, weil sie wissen, dass sie immer der Arsch sind.
Das ist mitunter ein Punkt den ich ja kritisch sehe. Als Disclaimer um Meckerkommentaren oder verwunderten Nachfragen vorzubeugen: Natürlich geht es nicht darum jedem einen Blankoscheck auszustellen oder alles durchgehen zu lassen. Mitnichten. Schon allein aus der egoistischen Sicht würde ich argumentieren, dass ich keinen Bock hätte von einem "freidrehenden" Polizisten angegangen zu werden.
Aber wer kennt nicht plakative Äußerungen sonstiger Personen im Netz oder der Realität die sinngemäß sagen oder fragen:
"Wer geht denn heute noch zur Polizei?"
Diese negative, "berufszersetzende" (ich drücke das bewusst überspitzt aus) Bild des Polizisten mit dem man aufgrund seiner Berufswahl Mitleid haben müsste mag oft überzogen sein und ist es wohl auch, aber es zeigt eben auch, wie es auf manche Leute bei der Berufswahl entsprechend hemmend wirkt und sich somit abstrakt weniger Personen für die Polizei interessieren. Alternativ verstärkt sich das Bild bei Personen die schon Polizisten sind und wirkt sich demoralisierend aus.
Es ist quasi ein negatives Bild im Kopf, welches niemandem so richtig hilft.
Ich glaube am Ende muss es einfach "realistisch" und "praktikabel" sein - was auch immer man vorhat. Eine Balance zwischen Kontrolle aber auch Handlungsfähigkeit. Ich bin kein Experte und vermag das nicht für jede Konstellation im Detail darlegen zu können aber das ist meine grundsätzliche Sicht darauf. Der Beruf muss reguliert sein damit keiner "freidreht" oder sich Willkür überall etabliert und festsetzt, zugleich muss ein Polizist irgendwie handlungsfähig bleiben und Bock auf den Beruf haben, haben können.
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Was Verrohung von Gesellschaftsteilen und Strafen angehtIch finde da auch kulturelle / soziale Aspekte relevant, sowie die Justiz. Die Polizei kann quasi noch so gut agieren und sinngemäß fast jeden schnappen und überführen: Wenn am Ende durch die Justiz (je nach Fall) kein entsprechendes Strafmaß folgt und die Leute stark vereinfacht ausgedrückt "mit Samthandschuhen" behandelt oft straffrei oder milde wegkommen, begünstigt das natürlich ggf. weitere Straftaten oder rücksichtsloses Verhalten. Durch Strafmaß kann ich halt abstrakt regulieren ob etwas vermehrt oder eher weniger auftritt. Natürlich soll nicht jeder sofort in den Knast, aber in manchen Konstellationen könnte man wohl Raum für Verbesserungen ausschöpfen.
Die anderen, zuerst erwähnten Punkte, sind gesellschaftliche Aspekte. Ich glaube, manche Nationen sind uns da vom Mindset einfach im Schnitt voraus, weil sie gewisse Dinge anders betrachten oder schätzen bzw. als schlecht einstufen. Wenn ich quasi schon erzogen werde gewisse Dinge als abfällig zu empfinden und durch gesellschaftlichen Zwang das auch aufrechterhalten wird, wird es abstrakt nun mal weniger Fehlverhalten geben. Ich meine hier konkret zum Beispiel das Verschmutzen der Öffentlichkeit indem ich Müll achtlos irgendwo hinwerfe. Dürfte wohl eines der einfachsten Beispiele sein. Oder vielleicht, dass es gesamtgesellschaftlich als verpönt gelten kann, irgendein Gebiet zu sehr verkommen zu lassen sodass die Leute an sich immer auf Sauberkeit achten und bei öffentlicher Beschmutzung ggf. früh Maßnahmen zur Beseitigung ergreifen.
Prävention und Reaktion Hand in Hand.
Aber anhand der simplen Ausführungen hier sieht man schon, das ist durchaus alles komplex und verworren - vieles hängt mit vielem zusammen und bedingt dann Ordnungswidrigkeiten, Straftaten, und und und. Man kann hier und da immer kurz- oder mittelfristig an Stellschrauben drehen, aber insgesamt ist es wohl doch eine langfristige und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ob es nun um generelle Sauberkeit im öffentlichen Raum, Verrohung von Gesellschaftsschichten bzw. Personenkreisen oder anderes Verhalten geht.
Meines Erachtens fängt es im Elternhaus an.
Aber erst mal genug davon.
Ford schrieb:Also bitte, die werden doch nicht ernst genommen. Du und ich würden vielleicht auf sie hören, wer aber sich unanständig verhält, hat höchstens vor der Polizei Respekt. Wenn überhaupt.
Die Frage ist, woher kommt das?
Ich glaube ferner, wenn man hier insgesamt betrachtet zumindest temporär die rechtl. Möglichkeiten sinnvoll anpasst, so könnten je nach Ort, Fallkonstellation und Zuständigkeit diese Akteure (Ordnungsamt, priv. Sicherheit) auch noch mehr unterstützend wirken. Es ist ja nun mal so: Die Polizei hat endliches Personal und kann nicht immer überall sein. Ich muss, um beim Ordnungsamt oder gewissen Sicherheitsdiensten arbeiten zu können, im Schnitt nicht die Bandbreite mitbringen oder erfüllen können, die ein Polizist abdecken muss. Was ich sagen will ist: Nicht jeder kann oder will zur Polizei, aber ggf. zum Ordnungsamt oder priv. Sicherheitsdiensten die teils schon im öffentlichen Raum wirken.
Also nutze ich dieses Potential und sorge mittel- bis langfristig für mehr Akzeptanz und auch Respekt jener sonstiger Behörden oder wirtschaftlicher Unternehmen. Warum? Na, um perspektivisch und insgesamt öffentliche Sicherheit bzw. das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Mir geht es weniger um eine "Dystopie" (oder auch Verhältnissen in den USA) wo z.B. private Sicherheitsdienste Polizeiaufgaben markant oder fast gänzlich übernehmen, ehe mich hier wer falsch versteht. Ich rede schlicht von mehr Akzeptanz und einer guten Kooperation unter allen Akteuren, die mit Sicherheit zutun haben.