Coronavirus (Sars-CoV-2)

Lexter schrieb:Also ich beobachte schon seit Jahren, dass die Menschen einem immer näher kommen, weswegen ich das gar nicht so schlecht finde - es gibt keine Höflichkeitsdistanz mehr; die Menschen umarmen mich ungefragt, rücken mir auf die Pelle, fordern meine Hände; lehnte man ab, dann bekam man böse Blicke des Unverständnisses. Ich werde auch nach Corona häufiger mal eine Maske tragen.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen und habe das - aber eher im Spaß - auch schon überlegt. :D Dahinter noch leise röcheln, schon klappt das besser mit dem Abstand.

sooma schrieb am 29.04.2020:Alltagshygiene ist irgendwie unschick und altbacken geworden, finde ich manchmal. Auch den höflichen Abstand wahren wird oft vergessen. Ich mag am liebsten 1,50 m Platz um mich herum bzw. vor mir frei - im Alltag interessiert das doch keinen und wenn man um etwas "mehr Luft" bittet, wird man schräg angeschaut. Und nicht die Hand geben geht gar nicht - könnte von mir aus auch nicht mehr gemacht werden.

Ein "offenes Gesicht" ist mir allerdings schon wichtig.

IsleEsme schrieb:Und wenn ich mit Menschen so spreche, kann ich feststellen das viele so denken wie ich. Unter anderem das Restaurantpersonal finden die ganzen kontrollen ”bekloppt”

Dazu aus einem interessanten Artikel:

Es gibt derzeit kein anderes Land in Europa und nur wenige in der Welt, wo die Zahl der Corona-Neuinfektionen noch so schnell ansteigt wie in Schweden. 70 bestätigte Fälle pro 100.000 Einwohner waren es in den vergangenen 14 Tagen. Dieser Wert ist mehr als viermal so hoch wie in Italien, neunmal so hoch wie in Deutschland und siebzehnmal so hoch wie im Nachbarland Norwegen. 4400 Erkrankte sind in Schweden an Covid-19 gestorben, in Relation zur Bevölkerungszahl sind das viermal mehr als in der Bundesrepublik.

... Wenn man aus dem schwedischen Sonderweg dennoch lernen möchte, dann vielleicht weniger über die Bekämpfung einer Pandemie – und mehr über die Bedeutung von Vertrauen in einer Demokratie. Tatsache ist, dass die Empfehlungen der Gesundheitsbehörde für weite Teile der Bevölkerung den Stellenwert von Verordnungen haben, weil sie dem Rat der Fachleute vertrauen. Auch ohne Zwang halten sie Abstand, bleiben zuhause – oder verzichten eben auf Online-Dating.


... Das Ergebnis ist, dass einer der reichsten Sozialstaaten der Welt die Schwachen in seiner Gesellschaft schlechter vor der Pandemie schützt als manche Entwicklungsländer. Und dass die Bevölkerung dies akzeptiert, weil ja alles seine Ordnung hat. Für die nächste Krise möchte man den Schweden mehr Misstrauen wünschen.

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/schweden-ist-mit-seiner-corona-politik-gescheitert-li.85517

@JosephConrad

Sehr guter Artikel!! Das möchte ich so einigen von meine Freunde in S zeigen, die sich ein T-shirt drücken gelassen, mit einem Bild von dem Staatsepidemilogen und ein Herz. Das stimmt das die Bevölkerung sehr auf die Behörden hört..und ja definitiv gebe ich Dir recht, etwas mehr Misstrauen wäre manchmal besser!

@jaska

Nein die Deutschen pflegekräfte sind nicht immun/steril, aber ich denke schon das jeder der in einem Seniorenheim oder Krankenhaus in Deutschland arbeiten will, getestet wird. Und so gescheht nicht in S, das wollte ich nur damit sagen

In Deutschland darf man doch nicht frei Pilze sammeln, im Wald übernachten in einem Zelt zum Beispiel falls jemand das möchte. Nur Beispiele. Es wird doch bei euch kontrolliert, wer sich in den Wäldern aufhält?

Eine andere Sache die mir auch aufgefallen ist, ich habe Spielplätze gesehen mit Schildern wo drauf steht unter welchen Zeiten da gespielt werden darf. So etwas würde es niemals in Schweden geben, da es sehr einschränkend ist für die persönliche Freiheit.

JosephConrad schrieb:Dazu aus einem interessanten Artikel:

Es fragt sich nur, wie sinnvoll es ist, die Zahlen zu vergleichen, ohne gleichzeitig auch Zahlen zur Immunitätsquote in der Bevölkerung daneben zu stellen.
Wenn Schweden da wirklich schon viel weiter ist, als Deutschland, dann ist es logisch, dass es dort schon mehr Tote gibt. Es könnte aber auch sein, dass Deutschland genauso viele oder mehr Tote hat als Schweden, wenn Deutschland mit der Immunitätsquote genau so weit ist, wie dort.

@IsleEsme

Pilze sammeln darf in D schon noch überall ohne Erlaubnis. Wildcampen ist allerdings in vielen Bundesländern nicht nur in Naturschutzgebieten verboten, in manchen, wie in Brandenburg, aber außerhalb von solchen Gebieten max. für eine Nacht erlaubt. Da muss man sich vorher kundig machen, wie das jeweilige Landesrecht ist.

@Andante

Ok Danke!
Ja richtig vieles ist ja verschieden in den Bundesländern. Das mit der Quarantäne soll ja auch unterschiedlich sein, ich musste zum Beispiel nicht in NRW in Quarantäne nachdem ich aus Schweden kam.
Hab mich aber sofort auf Corona testen lassen.

marlonc schrieb:Es fragt sich nur, wie sinnvoll es ist, die Zahlen zu vergleichen, ohne gleichzeitig auch Zahlen zur Immunitätsquote in der Bevölkerung daneben zu stellen.

Mit Stand vor 2 Wochen (und einer Testphase, also vielleicht real auf Anfang Mai zurückgehend) waren selbst in Stockholm nur 7% mit Antikörpern getestet. Das sind nur 10%, die man brauchen würde für eine natürliche Herdenimmunität. Und es ist ja noch gar nicht klar, wie lange die anhält, ob sich also eine Herdenimmunität ohne Impfung erreichen lässt. Wenn es dagegen in absehbarer Zeit einen Impstoff gibt, dann wäre auch egal, ein welcher Anteil der Bevölkerung zuvor immunisiert war.

@IsleEsme

IsleEsme schrieb:Nein die Deutschen pflegekräfte sind nicht immun/steril, aber ich denke schon das jeder der in einem Seniorenheim oder Krankenhaus in Deutschland arbeiten will, getestet wird.

Das stimmt (noch) nicht. Eine Freundin arbeitet im Pflegeheim und die hatten schon Ende Januar einige untypische Lungenentzündungen. Getestet wird das Personal erst jetzt.
Woher nimmst Du denn Deine Einschätzung?

IsleEsme schrieb:Es wird doch bei euch kontrolliert, wer sich in den Wäldern aufhält?

Auch das hier. Wie stellst Du Dir denn das vor? Einlasskontrolle am Waldweg???

IsleEsme schrieb:So etwas würde es niemals in Schweden geben, da es sehr einschränkend ist für die persönliche Freiheit.

Irgendwie ist Deine Art, Vergleiche zu ziehen, einseitig. Was waren denn das für Zeiten, in denen nicht gespielt werden durfte? Lass mich raten: Mittagsruhe und abends ab 20.00? Wen schränkt das ein?

jaska schrieb:Auch das hier. Wie stellst Du Dir denn das vor? Einlasskontrolle am Waldweg???

Ja, da musste ich auch schmunzeln. Als wenn in D in jedem Wald hunderte Kontrolleure rumlaufen....

Und in Natuschutzgebieten muss nicht unbedingt jeder Hinz und Kunz zelten, Krach machen, Tiere beim Brutgeschäft störe oder seltene Pflanzen ausreißen oder seinen Müll hinterlassen. Irgendwo hört im Interesse anderer Belange die persönliche Freiheit auch mal auf. Dafür ist D zu dicht besiedelt und hat zu wenig Wälder. Im vergleichsweise menschenleeren Schweden mag die Natur ja ein paar Leute, die sich dort breitmachen, noch verkraften.

IsleEsme schrieb:Nein die Deutschen pflegekräfte sind nicht immun/steril, aber ich denke schon das jeder der in einem Seniorenheim oder Krankenhaus in Deutschland arbeiten will, getestet wird. Und so gescheht nicht in S, das wollte ich nur damit sagen

Nein. Und selbst wenn? Willst du sie täglich testen oder wie soll das gehen? Wir haben nur MNS und Hygiene als Waffe - wie Schweden auch.

IsleEsme schrieb:In Deutschland darf man doch nicht frei Pilze sammeln, im Wald übernachten in einem Zelt zum Beispiel falls jemand das möchte. Nur Beispiele. Es wird doch bei euch kontrolliert, wer sich in den Wäldern aufhält?

Wer kennt sie nicht, die Waldpolizei? Immer auf der Jagd nach Pilzsammlern und Rentnern mit Hündchen. Hinter jeder zweiten Fichte, lauern
sie mit Gewehren und Schlagstöcken.

IsleEsme schrieb:Eine andere Sache die mir auch aufgefallen ist, ich habe Spielplätze gesehen mit Schildern wo drauf steht unter welchen Zeiten da gespielt werden darf. So etwas würde es niemals in Schweden geben, da es sehr einschränkend ist für die persönliche Freiheit.

Wessen Freiheit? Was ist denn mit der Freiheit, der Anwohner? Vielleicht würden die sich abends auch mal die Freiheit nehmen wollen, sich ohne Lärmbeschallung um 21 Uhr, für ein Stündchen auf den Balkon zu setzen? Die Regelung findest du doch nur dort wo viele Menschen wohnen.
Persönliche Freiheit endet dort, wo sie die Freiheit anderer beschneidet. Wenn du das anders gewöhnt bist, wird es dir in Deutschland nicht auf Dauer gefallen, fürchte ich. :)

Der Spiegel hat jetzt die These der "immunologischen dunklen Materie" eines britischen Wissenschaftlers und Regierungsberaters aufgenommen, siehe

Beitrag von Anaximander (Seite 564)

Eine Möglichkeit wäre, dass es tatsächlich eine natürliche Immunität gibt, ausgelöst durch Erkältungs-Coronaviren in den letzten Jahren:

Kann es denn immunologische Unterschiede geben? "Erste Studien im Labor zeigen, dass T-Zellen, die durch Kontakt mit einem endemischen Coronavirus entstanden sind, möglicherweise einen Schutz gegen Sars-CoV-2 bieten", sagt Schmidt-Chanasit. Es wäre also theoretisch denkbar, dass mehr Menschen in Deutschland vor einer Sars-CoV-2-Infektion gefeit sind als in Großbritannien, falls hier in den vergangenen Jahren mehr endemische Coronaviren kursierten.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-these-von-britischem-forscher-gibt-es-eine-immunologische-schwarze-materie-in-deutschland-a-c3fad684-be0a-47ba-b88c-8aa02aa1c298

Das könnte dann vielleicht auch erklären, warum es in Nachbarländern, wie Polen, ebenfalls eine sehr geringe Sterblichkeit gibt.

Allerdings bezieht sich die Sterblichkeit auf die Gesamtfälle der Infektionen, entweder durch Abstrichtest oder eben neuerdings durch die Antikörperhochrechnungen; wer dagegen immun ist, wird erst gar nicht infziert.

Die schnellen Tests und schnellen Behandlungen scheinen jetzt auch nicht plausibel, denn wie will man behandeln, wenn es keinen Wirkstoff gibt?

Anaximander schrieb:Eine Möglichkeit wäre, dass es tatsächlich eine natürliche Immunität gibt, ausgelöst durch Erkältungs-Coronaviren in den letzten Jahren:

Da bin ich ja beruhigt, dass eine solche Immunität, falls es sie gäbe, dann nicht auf genetischen Ursachen beruht, sondern aufgrund einer bereits durchgemachten Erkrankung mit Viren vom Corona-Stamm, also einer Herden-Immunität im weiteren Sinne im Hinblick auf das jetzige Covid-19-Virus.

Wobei sich dann fragt, warum etwa in D und Polen viel mehr solcher "Alt-"Viren hätten kursieren sollen als in GB. Immerhin haben wir Globalisierung, und die Kontinentalländer Italien und Spanien haben auch sehr viel Covid-19-Tote zu beklagen.

Dank solcher Spezialisten wird bestimmt alles ganz schnell besser! Bin ich froh nicht in Göttingen zu wohnen!

Nach dem Coronavirus-Ausbruch in der niedersächsischen Stadt Göttingen sind inzwischen 105 Menschen infiziert. Dies teilte die Stadt Göttingen am Mittwoch mit. Drei Patienten würden inzwischen stationär in Kliniken behandelt.

https://m.focus.de/gesundheit/news/niedersachsen-in-goettingen-brodelt-es-nach-corona-ausbruch_id_12052954.html

Andante schrieb:Wobei sich dann fragt, warum etwa in D und Polen viel mehr solcher "Alt-"Viren hätten kursieren sollen als in GB. Immerhin haben wir Globalisierung, und die Kontinentalländer Italien und Spanien haben auch sehr viel Covid-19-Tote zu beklagen.

Ein für Erkältungsviren günstigeres Klima als in Italien und Spanien? (so auch Polen und Finnland).

@6.PzGren391

Na toll. Ein paar Leute benehmen sich idiotisch, und die ganze Bevölkerung umzu muss darunter leiden, weil jetzt die erst kürzlich eingeführten Lockerungen wieder rückgängig gemacht werden. Mal abgesehen von der unnötigen Belastung des Gesundheitssystems. Vielleicht macht das deutlich, dass es sich nicht um "Denunziantentum" handelt, wenn Verstöße gegen Corona-Auflagen, die man bemerkt, an die Behörden gemeldet werden.

Anaximander schrieb:Ein für Erkältungsviren günstigeres Klima als in Italien und Spanien? (so auch Polen und Finnland).

Wobei in D in der kalten Jahreszeit eigentlich Viren-Saison ist, nicht in der warmen.

Vielleicht sollte man die unterschiedlich hohen Letalitätszahlen in den Ländern, was das Covid-19-Virus betrifft, auch unter dem Aspekt zu erklären versuchen, wie die jeweilige medizinische Behandlung ist. So habe ich -medizinischer Laie - den Eindruck gewonnen, dass man bei Atmungsschwierigkeiten nicht zu früh intubieren sollte, weil intubieren eine hohe Kunst ist und man dabei, wenn man es falsch macht, weit mehr kaputtmachen als helfen kann. Womöglich wird woanders zu früh intubiert, falsch intubiert?

Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass man sich in D mit dem Augenmerk (rigides Besuchs- und Kontaktverbot) relativ frühzeitig auf die Orte konzentriert hat, wo viele Risikopersonen sind, nämlich Pflegeheime und Krankenhäuser? Jedenfalls müsste man doch wohl einbeziehen, wie, dh wann mit welchen Maßnahmen, die einzelnen Länder auf die Krise reagiert haben und noch reagieren.

PS: Wobei der politische Wille in D, möglichst wenig Corona-Tote zu haben, koste es, was es wolle (nicht nur in Billionen Eiro) ja auch gut verpackte (Bundestagspräsident Schäuble) und ungeschickte (Boris Palmer) Kritik hervorgerufen hat. Denn andere Kranke sind in D teilweise auf der Strecke geblieben, indem man deren Behandlung vernachlässigt bzw. verschoben hat. Die daraus entstandenen Schäden werden sich wohl erst nach und nach herausstellen.

@Andante

Der letzte Punkt, den du ansprichst, ist auf jeden Fall noch zu evaluieren. Hierbei ist aber nicht außer Acht zu lassen, dass es nicht nur an verschobenen Untersuchungen ausgeht, sondern auch von Patienten, die freiwillig auf ihre Untersuchen verzichtet haben.

@Andante
Das Problem ist aber: wenn man weniger Massnahmen ergriffen hätte, so wären mehr Krankheitsfälle aufgetreten, die erst Recht die Krankenhäuser verstopft hätten. Und es hätte natürlich mehr Tote gegeben.
Daher bin ich z.B. froh noch am Leben zu sein weil es mich sonst vielleicht erwischt hätte, wer weiß...

6.PzGren391 schrieb:Dank solcher Spezialisten wird bestimmt alles ganz schnell besser! Bin ich froh nicht in Göttingen zu wohnen!

Das sollte als Beispiel genügen, dass wir solche freundlichen Maßnahmen wie in Schweden nie hätten in D durchsetzen können. Einfach asozial, wie sich die Leute da benehmen. Da schämt man sich richtig.

Andante schrieb:Denn andere Kranke sind in D teilweise auf der Strecke geblieben, indem man deren Behandlung vernachlässigt bzw. verschoben hat

Dei fehlende Erfahrung und Ausstattung lies zumindest im Großteil der Republik nichts anderes zu. Im Umkehrschluss hätten so auch in KH noch mehr Ausbrüche stattfinden können. Ist halt ne Gratwanderung. Hinterher ist man immer schlauer.

Andante schrieb:Denn andere Kranke sind in D teilweise auf der Strecke geblieben, indem man deren Behandlung vernachlässigt bzw. verschoben hat.

Welche notwendigen Behandlungen waren denn da betroffen?
Hast du Beispiele?