Kürzlich in Hannover,
Querdenker hatten zu einer großen Demo für den Frieden aufgerufen, waren dann auch mehr als 1000 Leute. Ich hab mir auf den Transparenten das Kleingedruckte angesehen, gemeint war Frieden mit Russland. Die Nazis, deren Beteiligung regelmäßig geleugnet wird, waren für mich deutlich sictbar. Sie trugen Fahnen "Ami Go Home" und teilten uns mit, Deutschland sei seit 1945 besetzt, mit anderen Worten sei unmittelbar davor noch frei gewesen.
Für den Zusammnehang, der hier diskutiert wird, fand ich die Aussage einer Rednerin sehr interessant. Sie forderte auf, weiße Armbinden zu tragen, als Zeichen gegen Diskriminierung von Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder wegen ihres Immunisierungsstatus. Müssen wir also die Buchstabenreihe LGBT... in Zukunft um das U für Ungeimpfte ergänzen?
Wir reden hier über die Frage der Diskriminierung im Fall einer potentiell tödlichen Krankheit. Ab den 1980ern war AIDS eine Krankheit von der überwiegend Homosexuelle betroffen waren. Eine Infektion erfolgte über Körpersekrete, beispielsweise auch über frische Wunden. Besteht ein Ansteckungsrisiko, wenn ein Schwuler zum Friseur geht? Wie gefährlich sind Alltagskontakte? Solche Diskussionen wurden ernsthaft geführt und wenige Jahre nach Legalisierung der Homosexualität hätte es beinahe eine neue Diskriminierungswelle gegeben,
Im Ergebnis wurden Homosexuelle dann vom Blutspenden ausgeschlossen, aber im Alltag bestand kein Grund für eine besondere Abgrenzung, eine gesellschaftliche Diskriminierung von Homosexuellen aufgrund von AIDS konnte abgewendet werden. Dazu beigetragen hat vor allem die Safer Sex Kampagne, die von Homosexuellen mitgetragen wurde.
Der entscheidende Unterschied zu den Querdenkern besteht darin, dass Homosexuelle niemals auf die Idee gekommen wären, von uns zu verlangen, dass wir ungeschützten Sex mit ihnen haben müssten, weil sie sich sonst diskriminiert fühlen würden.
Eine Orgie ohne HIV-Tests und ohne Kondome, dem entspricht bei Corona das mit Zuschauern vollgepackte Nena-Konzert, bei dem Leute, die sich aus ideologischen Gründen nicht testen lassen und keine Maske tragen, von uns erwarten, dass wir ebenfalls ohne Maske ihre verkeimten Aerosole mit ihnen teilen, weil sie sich sonst diskriminiert fühlen würden.
Inzwischen hat sich sowieso alles relativiert. Es bestand ausreichend Gelegenheit, sich impfen zu lassen. Die Ungeimpften sind durchseucht und können keine größeren Corona-Wellen mehr aufbauen. Maßnahmen wie 2G und 3G hatten nicht den Zweck jemanden zu diskriminieren, sondern dienten dem Schutz von Menschen und konnten deshalb, nachdem dieser Zweck erfüllt war, aufgehoben werden.
Das Thema HIV war für mich eigentlich aus dem Fokus verschwunden. Ich habe jetzt gelernt, dass es in speziellen Bereichen der Gesellschaft immer noch spezielle Regeln dafür gab, wie beim Blutspenden. Das hatte ursprünglich den sehr ernsten Hintergrund, dass viele Menschen über Blutspenden mit HIV infiziert worden waren. Um das einzudämmen wurden besondere Risikogruppen wie Homosexuelle, Drogenabhängige und Prostituierte vom Blutspenden ausgeschlossen. Wie weit das im Einzelfall verhältnismäßig ist, muss aber immer wieder überprüft werden und wurde für die Homosexuellen jetzt endlich abgeschafft ->
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/blutspende-homosexuell-verbot-gekippt-bundestag-100.htmlIn Bezug auf Corona haben sich die verbliebenen Regeln auf diejenigen verlagert, die zu den besonders gefährdeten Risikogruppen gehören. Unsere Sorge muss mittlerweile wohl sein, dass diejenigen, die auch jetzt noch mit Maske herumlaufen und die dafür sicherlich einen Grund haben, nicht dumm angemacht werden. Und für alle ab 60 gibt es - wie bei der Grippe - die Empfehlung für eine jährliche Auffrischungsimpfung.
Hier wurde die einrichtungsbezogene Impfpflicht, also u.a. für Pflegekräfte, angesprochen. Das erinnert mich an eine andere Sache, die ich mal gelesen hatte. Nachdem im 19. Jahrhundert die Verbreitung von Krankheiten durch Keime von Ignaz Semmelweis erkannt worden war, hatte er versucht Hygiene-Regeln durchzusetzen. Aber Ärzte und Studenten weigerten sich zunächst diese Regeln anzuwenden. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sich die Wirksamkeit vom Desinfizieren der Hände und des Operationsbestecks durchsetzen konnte ->
Wikipedia: Ignaz SemmelweisWarum hat sich das jetzt bei Corona so zugespitzt? Auch im 21. Jahrhundert werden Dinge, die aus medizinischer Sicht selbstverständlich sein sollten, infrage gestellt. Fortschritt ist mühsam. Wir werden wohl die Geduld aufbringen müssen, bestimmte Diskussionen immer wieder neu zu führen.
realradioactiveman