Coronavirus (Sars-CoV-2)

RayWonders schrieb:und ich als Laie würde sagen wir ziehen noch den Mai durch, zumindest bis zur Mitte. Wenn ich mir die Landkreise anschaue die letzten 3 Tage da gibt es bei einigen noch keine Entspannung zu sehen, lediglich stagnierende Zahlen..

Und wie kommst du als Laie auf genau diese drei Monate?

Meiner Meinung nach macht das aktuelle Verfahren Sinn. Man behält die Zahlen im Auge und entscheidet dann. Jetzt zu sagen, dass es x Monate dauert und dann ist gut, ist recht unseriös.

Zum Thema Streeck/Drosten habe ich mich ziemlich über die TAZ aufgeregt, die von sich selber immer behauptet so faktenorientiert zu sein. Diese titelte, dass Drosten die Heinsberg-Studie „zerrissen“ hätte. Er hat gesagt, er warte bis ein Manuskript vorliegt, was in der Wissenschaft ein ganz normaler Vorgang ist. Nix Zerriss. Aber die Instrumentalisierung der Situation läuft ja nicht erst seit gestern...

Zz-Jones schrieb:Weil @Andante schrieb, dass ein Covid-19-Erkrankter ein Intensivbett ungewöhnlich lange belegen würde, diese Aussage ist falsch.

Die Aussage ist nicht falsch. Corona-Patienten blockieren mit etwa 2 Wochen durchschnittlicher Liegezeit ein Intensivbett ungewöhnlich lange, was ein Problem für die Krankenhäuser darstellt.

Die mittlere Verweildauer auf Intensivstationen beträgt nur etwa vier Tage.

Bei Krankenhäusern der Zentralversorgung, wie beispielsweise im St. Antonius Hospital in Eschweiler, beträgt die mittlere Verweildauer auf Intensivstationen vier Tage. 38 Prozent der intensiv behandelten Patienten werden nur 24 Stunden lang intensiv versorgt. Ein besonderes Problem ist allerdings die Zahl der Langlieger auf Intensivstationen, insbesondere bei Maximalversorgern und Universitätskliniken.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/43690/Krankenhaus-Management-Kompetenzzentren-sind-zukunftstraechtig

* In Deutschland führen 1.160 Krankenhäuser intensivmedizinische Betten. Die Gesamtzahl der Intensivbetten (ITS-Betten) beträgt laut Statischem Bundesamt 28.031 [1]. Bezogen auf die Bevölkerung bedeutet das: Es stehen 33,7 ITS-Betten pro 100.000 Einwohner zur Verfügung. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das weit überdurchschnittlich. So hielt Italien im Jahr 2010 mit 12,5 Betten pro 100.000 Einwohner weniger als die Hälfte der deutschen Intensivkapazität vor [2]. In den Niederlanden war es 2018 mit 7,1 Betten pro 100.000 Einwohner weniger als ein Viertel [3]. Die skandinavischen Länder haben ähnliche Kapazitäten wie die Niederlande [2].
* Die Intensivbetten waren im Jahresmittel von 2017 zu 79 Prozent ausgelastet . Es standen damit im Schnitt 5.886 Betten leer. Dabei muss beachtet werden, dass die durchschnittliche Verweildauer eines Patienten auf der Intensivstation 2017 nur 3,8 Tage betrug.

https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/fact-sheet/details/news/auslastung-der-intensivstationen-zahlen-aus-deutschland-und-europa/

Ich habe gerade einen sehr interessante Artikel auf SPIEGEL.de gelesen, der sich damit beschäftigt, was ich schon seit einer Woche beobachte, nämlich, dass der Virus in der öffentlichen Wahrnehmung an Gefahr verliert und die Mobilität wieder rapide zunimmt. Es ist wirklich unfassbar. In der Psychologie nennt man diesen Effekt: Desaster Fatigue.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/corona-krise-gefaehrliche-stimmungsumschwung-in-der-deutschen-bevoelkerung-a-1a24c2e2-58a9-4e6c-b9bd-64f73537a38b

@Andante

Ok, aber da werden nun alle Intensivpatienten in einen Topf geworfen.
Einigen wir uns darauf, dass Patienten die gleichzeitig Quarantäne benötigen Intensivbetten länger belegen als der Durchschnitt.

juanita schrieb:In Psychiatrien wurden nun Plätze geschaffen für solche Personen. Vermutlich solche damit keiner angesteckt werden kann.
Das wäre auch in Gefängnissen möglich.
Ich denke in die Psychiatrie gehören nur Personen mit entsprechender Diagnose.
Wer seine Quarantäne-Anordnung nicht einhält begeht eine Rechtsverletzung und dagegen ist auch mit Rechts- (juristischen) mitteln vorzugehen.
In einem Rechtsstaat sollten nicht Gefängnis, also Freiheitsstrafe und Psychiatrie miteinander vermischt werden.

Könntest du dich mit der Unterbringung in einer Forensischen Klinik einverstanden erklären, die beides vereint, also JVA als auch Psychiatrie?
Wikipedia: Forensische Psychiatrie

RayWonders schrieb:psychische Probleme sind also keine Krankheit

Es ist also grundsätzlich ein "psychisches Problem", wenn jemand die Quarantäne missachtet? Interessante wie erschreckende Ferndiagnose... das scheint im Moment eine Unart zu werden: sich selbst zum Experten berufen.

Zz-Jones schrieb:Einigen wir uns darauf, dass Patienten die gleichzeitig Quarantäne benötigen Intensivbetten länger belegen als der Durchschnitt.

Du darfst die Patienten, die wegen akuter schwerer Symptome wie Atemnot aufgrund Lungenentzündung ein Intensivbett brauchen, nicht einen Topf werfen mit Leuten, die zwar infiziert sind, aber keine Symptome haben, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen.

Letztere müssen halt in häuslicher Quarantäne bleiben, bis sie nicht mehr ansteckend sind, fertig. Da ist dann nichts weiter zu veranlassen. Nur wenn solche Leute sich nicht an die angeordnete häusliche Quarantäne halten sollten, müssten die Behörden dann nach § 30 des Infektionsschutzgesetzes eine Zwangsquarantäne im Krankenhaus anordnen, und zwar auch dann, wenn die Leute weiterhin selbst keine Symptome zeigen. Aber sie sind eben ansteckend für andere, und das ist der Anknüpfungspunkt für die Quarantäne. Mit intensivmedizinischen Fragen hat das nichts zu tun.

Mir ist allerdings bisher kein Fall bekannt, wo jemand bisher tatsächlich in Zwangsquarantäne geschickt wurde. Nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wäre das ja auch erst möglich, wenn sich so ein Virenausscheider nicht an das mildere Mittel der häuslichen Quarantäne halten sollte.

Lexter schrieb:Ich habe gerade einen sehr interessante Artikel auf SPIEGEL.de gelesen, der sich damit beschäftigt, was ich schon seit einer Woche beobachte, nämlich, dass der Virus in der öffentlichen Wahrnehmung an Gefahr verliert und die Mobilität wieder rapide zunimmt. Es ist wirklich unfassbar. In der Psychologie nennt man diesen Effekt: Desaster Fatigue.

Den Artikel habe ich ebenfalls gelesen und es bestätigt sich in meinem Umfeld. Ältere Leute, die jetzt drei Wochen nicht vor die Tür gegangen sind und für die eingekauft wurde, haben die Nase voll und gehen seit ein paar Tagen wieder selbst los. Begründung: "Ich muss Mal raus. Ich trage jetzt einen Mundschutz."

Die sind genervt, weil sich kein Ende abzeichnet.

Das Beste war, dass eine 82jährige mir erzählt hat, dass sie mit zwei Freundinnen picknicken war " weil alles blüht gerade so schön und das Wetter ist ja so gut".
Die sind mit dem Auto dreißig Kilometer zum Picknick Ort gefahren. Dieselbe Frau geht inzwischen auch wieder alleine einkaufen.

sooma schrieb:Es ist also grundsätzlich ein "psychisches Problem", wenn jemand die Quarantäne missachtet? Interessante wie erschreckende Ferndiagnose... das scheint im Moment eine Unart zu werden: sich selbst zum Experten berufen.

nein, sie sind krank weil sie Corona haben. das sie aber keine schlimmen Symptome haben kommen sie nicht in ein Krankenhaus, sind aber krank und infektiös. wenn sie sich jetzt nicht dran halten kommen sie in eine Krankenhaus-Abteilung in denen sie separiert werden können.. dort haben sie ein eigenes Badezimmer nicht wie im Gefängnis Gemeinschaftsduschen und Gemeinschaftsspeisesaal..

Vielleicht erklärst du einfach mal welche Alternative du siehst gegen die Geschlossene Anstalt, wenn sich jemand nicht daran hält?

ich sehe keine Alternative.. ob man Fußfesseln jetzt als sicher empfindet wage ich zu bezweifeln, da läuft die Person auch erst eine Weile draußen herum bis man sie festsetzen kann...

RayWonders schrieb:Vielleicht erklärst du einfach mal welche Alternative du siehst gegen die Geschlossene Anstalt, wenn sich jemand nicht daran hält?

Ich möchte mal den Aufschrei sehen, der käme, wenn die Behörden Leute, die hochgradig ansteckend sind, herumlaufen lassen, so dass sie zig andere Menschen infizieren.

Da würde dann sofort gefragt werden, wieso "der Staat" so was zulassen und die Bürger solchen Gefahren aussetzen kann.

Aber man sieht mal wieder: Die Empörungskultur wird so oder so gehätschelt.....

Atrox schrieb:Und wie kommst du als Laie auf genau diese drei Monate?

Meine Einstellung zu einer Lockerung von Maßnahmen ist folgende:

Wenn ersichtlich ist dass deutschlandweit die täglichen Infektionszahlen in allen Landkreisen stark sinken, dann nochmal mindestens 3 Wochen drauf rechnen bevor man Lockerung überall umsetzt.. Da dass bisher nicht der Fall ist sind wir bei insgesamt mindestens 3 Monaten. Außerdem gab es in China 3 Monate Shutdown für Wuhan.. das könnte also ein Anhaltspunkt sein..

Es gibt mittlerweile eine Übersicht über die aktuellen Kapazitäten der Intensivbetten in Deutschlands Kliniken.
Aktuell beteiligen sich mehr als 1000 der 1160 Kliniken mit Intensivbereichen in Deutschland auf freiwilliger Basis.

Der Stand heute am 11.04.2020 ist:

Kliniken 999 (86 % von 1.160 Kliniken melden)
36 ausgelastet
321 erste Engpässe
642 freie Kapazitäten
COVID-19-Patienten auf der Intensivstation 2.453
davon 76 % künstlich beatmet
Intensivbetten von Kliniken gemeldet 19.663 davon 58 % belegt

Auf der Deutschlandkarte lassen sich einzelne Kliniken anklicken.

https://interaktiv.morgenpost.de/corona-deutschland-intensiv-betten-monitor-krankenhaus-auslastung/

RayWonders schrieb:Wenn ersichtlich ist dass deutschlandweit die täglichen Infektionszahlen in allen Landkreisen stark sinken, dann nochmal mindestens 3 Wochen drauf rechnen bevor man Lockerung überall umsetzt.. Da dass bisher nicht der Fall ist sind wir bei insgesamt mindestens 3 Monaten. Außerdem gab es in China 3 Monate Shutdown für Wuhan.. das könnte also ein Anhaltspunkt sein..

Ja, und für China wird eine zweite Welle nicht gerade als unwahrscheinlich gesehen.

Und in welcher Quantität müssen die Zahlen sinken, damit du ein starkes Sinken siehst?

@Duchovny

Ach, bitte nicht wieder gegen die Älteren, die so uneinsichtig sind. Vielleicht ein Gegenbeispiel gefällig?

Eine Mutter, drei Kinder im Kita- und Grundschulalter, nun in Kurzarbeit, der fällt in der Wohnung die Decke auf den Kopf, die Kinder nerven anscheinend nur noch, die geht jetzt wieder arbeiten und liefert ihren Nachwuchs wie gehabt bei der Schwiegermutter ab.

emz schrieb:Ach, bitte nicht wieder gegen die Älteren, die so uneinsichtig sind. Vielleicht ein Gegenbeispiel gefällig?

Was soll das denn? Das war einfach ein Beispiel. Kenne auch Leute in meinem Alter ( verschiedene Haushalte!), die zu viert wandern gehen. Die jucken die derzeitigen Vorschriften auch nicht.

Atrox schrieb:Und in welcher Quantität müssen die Zahlen sinken, damit du ein starkes Sinken siehst?

Ich weiß nur was für ein Gefühl ich habe wenn ich mir die Landkreise durchklicke.
Und wenn da in den letzten 3 Tagen Ausschläge von 40, 60 oder sogar bis 80 Neuinfektionen auftauchen, dann fühle ich mich nicht sicher wenn 1 Woche später dort Lockerungen beschlossen werden..