EDGARallanPOE schrieb:Wer, wenn nicht die politischen Entscheidungsträger und virologische Experten in Institutionen, Universitäten und Krankenhäusern, sollte uns denn in der momentanen Krise führen ?
Auf diese Frage muss ich doch mal antworten
:)Ich wohne ja nur unweit der mexicanischen Grenze und kenne und liebe dieses Land sehr. Und bei allen Unterschieden hat Mexico zwei Dinge gemeinsam mit Deutschland: Mexicaner sind der festen Überzeugung, die grösste Fussballnation der Welt zu sein und dass Bier ein Grundnahrungsmittel ist.
Nun ist es mit dem ersten leider nicht so weit her, aber das zweite...
Im Rahmen der Massnahmen gegen den Virus hat die mexicanische Regierung nun beschlossen, dass die Herstellung und der Verkauf von alkoholischen Getränken nicht systemrelevant ist und daher einzustellen ist. Die beiden grössten Brauereigruppen des Landes, Modelo und Heineken haben daraufhin ihre Produktion bereits eingestellt.
Die Gouverneurin meines Nachbarstaates hat ausserdem den Verkauf von Alkoholika eingeschränkt - erst wollte sie ihn ganz verbieten, hat aber dann doch Angst bekommen.
Ja, wie wird die Bevölkerung reagieren? Oder, hier im Thread gefragt, wie würde die deutsche Bevölkerung reagieren, wenn die allweise und allwissende Regierung das nun auch in Deutschland anordnen würde. Oder kurz gesagt: Bayern ohne Bier? Hat Söder dann noch Chancen, jemals Bundeskanzler zu werden?
Man denke und schaudere.
https://www.elimparcial.com/mexico/MexicoSinCerveza-Preven-resaca-economica-por-Ley-Seca-en-varios-sectores-de-Mexico-20200403-0128.htmlUm dem Ganzen aber doch eine ernsthafte Note zu geben, der Blick über den Zaun ist manchmal schon sehr ernüchternd. Mexico hat vor einer Woche seine Grenzen für nicht wichtige Reisen geschlossen. Das bedeutet, tausende Touristen, die täglich kamen um Sonne, Strand und Tequila zu geniessen, sind weg. In Mexico, einem offiziell sozialistischen Land ist der Mindestlohn derzeit bei ca. 5 Euro - täglich! Und das bei Preisen, die in weiten Bereichen das Niveau Europas oder der USA haben.
Kein Wunder, dass man am Grenzübergang zum Beispiel immer eine ganze Handvoll fliegender Händler vorfindet, z.B. Bernardo Meraz, 55, in Nogales, Son. Er verkauft den wartenden kleine selbstgebastelte Flugzeuge zum Preis von ca. zwei bis fünf US Dollar das Stück. Nun ist der Grenzverkehr schon um 80% eingebrochen, aber zu allem Überfluss wurde ihm heute verboten, seinen Handel weiterzuführen - als Massnahme gegen den Mindestabstand.
Wovon der Vater zweier Kinder nun leben soll - kein Mensch weiss es. Seit 20 Jahren verkaufte er 10-15 Spielzeugflugzeuge am Tag. Nun hat er gar nichts mehr.
https://www.elimparcial.com/sonora/nogales/Vendedor-de-avioncitos-se-va-a-casa-obligado-por-contingencia-de-coronavirus-20200403-0042.htmlEs ist schön, wenn man flockig locker vom home office aus bei bleibendem Gehalt über das Virus spekulieren kann, aber für viele Menschen ist die Existenz akut in Gefahr.