CMO schrieb:Und diejenigen Einzelhändler die Corona überleben, werden dann erstmal in Arbeit ersticken.
Wir betreiben beispielsweise Einzelhandelsgeschäfte mit Postfilialen und Presseartikeln und sind daher aufgrund der Systemrelevanz "unschließbar".
Außerdem haben wir angesichts der Corona-Krise auch unsere Investitionen in den Ausbau des Online-Handels erhöht und ein Konzept entwickelt das es uns ermöglicht unsere Online-Bestellungen über unsere eigene Postfiliale zu versenden. Daher verdienen wir an Online-Bestellungen gleich doppelt (Provision Postfiliale + Handelsgewinn Online-Verkauf).
Wir haben außerdem in unseren Filialen das Tabaksortiment ausgebaut. Da die reinen Tabakläden spätestens nach Weihnachten (ich vermute allerdings schon früher) schließen müssen während wir weiterhin geöffnet bleiben und unser Online-Handel gerade explodiert, ersticken wir uns unsere Mitarbeiter aktuell in Arbeit.
Stolz bin ich darauf allerdings keineswegs, da die Corona-Pandemie für uns ein absolut unfairer Wettbewerbsvorteil ist.
Natürlich ist es in diesem Sinne „ungerecht“, wenn bei einem harten Lockdown an stationärem Handel nur Lebensmitteldiscounter, die aber auch allerhand Drogerie- und Tabakwaren, Tierfutter, teilweise Elektrogeräte, Haushaltswaren u.a. anbieten und damit eigentlich Markt für alles sind, sowie Apotheken übrigbleiben, die geöffnet bleiben dürfen. Der Online-Handel ist sowieso uneingeschränkt wie immer Tag und Nacht aktiv, Pandemie hin oder her.
Eine „Ungerechtigkeit“ in Bezug auf Unternehmertum generell, also nicht auf den stationären Handel beschränkt, gibt es allerdings schon seit dem 2.11., als alle Betriebe im Freizeitbereich einschließlich Gastronomie schließen mussten, während es keinerlei Einschränkungen im stationären Handel gab. Rückblickend hat dieser Lockdown Light wenig zu einem Rückgang der Infektionszahlen beigetragen.
Jetzt sollen die Betriebe, die mitsamt ihren Kunden bereits seit dem 2.11. weitgehend vergeblich Opfer bringen mussten, noch mal weitere Wochen während eines harten Lockdowns dichtmachen und sind dadurch doppelt gebeutelt. Das führt natürlich zu großem Ärger und Unverständnis.
Die Politik versucht, so gut sie kann (leider nicht immer mit Erfolg) Rücksicht auf wirtschaftliche Erfordernisse zu nehmen, während sie gleichzeitig die Bevölkerung vor weiterem Infektionsgeschehen unbedingt schützen möchte, so weit sie selber hier etwas tun kann (der Rest ist Sache der Bürger, die natürlich selber auch massiv gefordert sind). Mit Gerechtigkeitsaspekten, so wie wir sie verstehen, ist allerdings dem Pandemiegeschehen leider nicht beizukommen, diese Sprache versteht das Virus nicht. Vielmehr diktiert das Virus derzeit die Bedingungen.
Deshalb bleibt es nicht aus, dass in dieser Situation manche Unternehmer von der Pandemie, auch ungewollt, profitieren, während andere - mitsamt ihren Arbeitnehmern, die bei Insolvent ihren Arbeitsplätze vergessen können - die Verlierer sind.