Groucho schrieb:Ja, sehe ich auch so. Den meisten, die vernehmlich jammern, geht es gut, nur eben nicht sooo gut, wie sie es gerne hätten.
Um dem Jammern mal was Positives abzugewinnen - die jammernden Leute glauben zumindest, dass es ihnen besser gehen sollte. :-).
Bei mir war es in meinem Armutsjahrzehnt so, dass ich oft die Schuld bei mir gesucht habe. Ich habe ja z.T. weit unter dem Existenzminimum gelebt und das immer wieder gut vertuscht. Man will dazugehören und weiß, dass man eben dann an anderen Ecken total sparen muss. Und man schämt sich vor sich selbst, weil man z.T. ganz komische survival Strategien entwickelt.
Ich habe gerade als ich Abi gemacht habe, oft babygesittet - hatte den Vorteil, dass es ziemlich leicht verdientes Geld war und ich eine Ausrede hatte, warum ich Samstagabend nicht weggehen kann. Klar spricht man immer mit seinen Auftraggebern ... da dachte ich oft ... oh Mann, tolles, warmes Haus, voller Kühlschrank, tolle Klamotten, alles Materielle lief super (sonst würde man ja auch keinen Babysitter teuer bezahlen) - und die Leute waren trotzdem oft so unzufrieden.
Es gibt ja dann auch eine Sozialarmutromantik - klar, wenn du arm bist und es passiert etwas Unerwartetes, das dir über die Woche hilft, freust du dich kurzfristig sehr (z.B. über 20€, die unverhofft kommen, weil es dich entlastet), langfristig stehst du immer noch unter einem immensen Finanzstress - dann denken noch Leute, das ist toll, dass man mit so wenig leben kann.
Oder sehen da noch einen Vorteil drin ... Z.B. habe ich in meinem Leben immer die meisten Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt ... sagte meine Babysitterauftraggeberin doch mal: "Ach, das hält dich so schön fit, ich wünschte, ich hätte das Durchhaltevermögen". Ehrlich, wenn ich die Wahl gehabt hätte, dann wäre ich auch nicht im strömenden Regen oder bei -10°C gefahren. Aber ich hatte keine Wahl. Da war ich halt fit. Das war der angenehme Nebeneffekt. Aber dafür beneidet zu werden ... :-).