mhh, interessantes Thema,
@Whitelightso grundsätzlich empfinde ich es schon so, dass die Deutschen eher so eine Grummel- und Jammergesellschaft sind.
Sie jammern wenn die Sonne scheint, dann scheint sie nämlich zu heiß, sie jammern wenn es regnet, der Boden ist ja viel zu trocken, um all das Wasser aufzunehmen, sie jammern beim ersten Minusgrad schon über den garantiert bald aufziehenden Winter, nach dem Fall einer Schneeflocke wird nur noch Schritttempo gefahren und gemeckert (jammert) dass man jedes Jahr früher die Schneeketten rausholen muss..
:lolcry:Sie jammern über ihre Kinder ( gerne auch Kinder eines mittleren Lebensalters wie in deinem Bsp.
@Whitelight ), die noch immer verhätschelt und umsorgt werden wie blöd, anstatt sie ihr Ding machen zu lassen (ist aber eher ein Sohn/Mutter-Phänomen), über Nachbarn,
ihre Kollegen, ihre Chefs, das ÖRF, die Politik, den Bandscheibenvorfall von vor zwanzig Jahren, die Ungerechtigkeit der Welt ihnen gegenüber, ohne jegliches Relationsvermögen zum Rest der Welt.
Ein typisch Deutscher bringt es fertig, und jammert einem Rollifahrer was über seine kaputte Hüfte vor, ohne rot zu werden, oft aber auch, weil er versucht sich da etwas unbeholfen mit ihm gemein zu machen, was ja grundsätzlich erst mal sozial ist.
Ein häufig beobachtetets Phänomen, die Gemeinmachung mit den vorgetragenen Sorgen des Gegenübers durch sofortige Okkupation des Themas für die nächste halbe Stunde
:D , eingeleitet mit so Sätzen:
'Jaaa, da sachen se was, das kenn ich, also mir ist da neulich genau das Gleiche ....'
:palm:Viele junge Leute von heute Jammern über Isolation und wenig Sozialkontakte, fristen ihr Dasein allerdings höchst selten mal aktiv unter Menschen, fällt mir noch ein.
Ja, wir jammern ohne Scheu, stets und überall, und wenn wir gerade nicht jammern, dann gucken wir leidend oder gestresst aus der Wäsche.
:DUnd ja, ich bin der festen Überzeugung, das Recht auf Jammern darf jeder in Anspruch nehmen. Jeder jammert so gut er kann.
;)Manche machen das ja auch mit einem gewissen Unterhaltungswert
:DDa ist ja belletristisch jeder Sinn als Zuhörer oder Leser angesprochen, da kriegen Regelblutungen Namen, man selbst wechelst perfekt getimed zwischen "Ich" und "auktorial", die Kinder( wahlweise andere Menschen im Umfeld) werden zu festen Protagonisten der eigenen Jammercomedy, jede Banalität wird dramatisch über den Spannungsbogen gelegt, der Plot des Jammertals kunstvoll mit cliffhanger und anderen Stilmitteln überhäuft, gern wird hierfür die Rolle des Märtyrer, des tapfer annehmenden Leidenden herangezogen, damit die Kollegin oder Freunde oder Internet- Gemeinschaft wenigstens den Eindruck gewinnen, man jammere mit edler Note und aufopferungsvoll, während man in Serienproduktion geht
:troll: , meist führt das nun mal auch zu ganz vielen OH's und AH's und Schulterklopfern.
Ach herrjemine, alles verständlich. Jammern ftw.
Ich bin jetzt selbst nicht so der Jammerer, weil es meiner Mentalität nicht so entspricht, zumindest nicht vor Fremden oder Kollegen, ich ohnehin nicht gerne über Probleme rede, bzw. sie schon sehr groß sein müssen, bevor ich im Jammern einen Sinn oder Kompensation sähe.
Und ja, missgünstig wie ich bin
:troll:halte ich das meiste bei den Leuten für kalkulierte Lamentiererei, um einem Aufmerksamkeitsabfall vorzubeugen, ist etwas womit immer weniger Menschen gut klar kommen, habe ich oft den Eindruck, und um im Zuge des oben angesprochenen und häufig verwendeten Märtyreruntertons Mitleid und Wohlwollen zu generieren.
Ist halt eine der menschlichen und völlig nachvollziehbaren Charaktereigenschaften, die man hinnehmen muss, auch wenn sie einem selbst weniger eigen ist.