Ist Jammerei das neue Wohlfühlen?

@SCHMANDY
Genau.Diesen Gedanken hatte ich auch schon, es wird jetzt im Alter, noch schlimmer.

Und auch das neidgelenkte...das ist, wie @nairobi
schreibt: Frustration etc., auch Eifersucht, ja Enttäuschung.

Kann ich mir gut vorstellen.
Und anstatt mal Tacheles zu reden, wird lieber subtil was böses gesagt oder eben gejammert.

Aber: auch wenn es jetzt im Alter noch schlimmer wird, es war ja nie anders.

Stecken Menschen wirklich so fest in ihrer Wut?
Ist sicher auch ne Einstellungssache, aber jedem sollte klar sein, daß von nichts nichts kommt.

Wenn ich den ganzen Tag z.b.auf der Couch liege und andere in sozialen Medien beobachte und schlechtmache, verdiene ich weder Geld, noch mein Haushalt ist gemacht.
Klar, dann ist es ein einfaches, jemanden zu sagen:"Ja ich konnte noch nie in Urlaub, weil das Kind(heute erwachsen)zu teuer war."
Und der Haushalt:
"Das (heute erwachsene)Kind hat früher nicht im Haushalt geholfen.Deshalb ist heute alles dreckig"

Sind schon teilweise "lustige" Argumente, die "das Kind" runterziehen.

Jammern ist sicher ne Auslegungssache.
Als ich den thread vor einigen Jahren gemacht habe, dachte ich tatsächlich noch an "bloßes Opferspielen"

Naja, man hat gelernt, sich damit befasst und nochmal gelernt.
Im Prinzip mache ich ja gerade nichts anderes als jammern-Auslegungssache

Ich glaube, ganz viel hat auch mit Mindset zu tun. Leute optimieren gerne - und sprechen sehr gerne über sich und ihre Probleme.
Irgendwie haben Leute auch das Zuhören verlernt.

nairobi schrieb:Ich denke, dass "Jammern" oft auch aus anderen Motiven heraus als Neid geschieht.
Schmerzen, Frustration, Enttäuschung, Unzufriedenheit.
Manche lassen sich auch davon anstecken, wenn in ihrem Umfeld viel "gejammert" wird.

MMn ist das Bedürfnis Unzufriedenheit auszusprechen ganz normal und nötig. Das Wort Jammern beschreibt ja eher den Sachverhalt, wenn dieses Bedürfnis exzessiv ausgelebt wird und so zu einer Belastung für das Gegenüber wird.

Aber ab wann es sich nicht mehr um berechtigte/angebrachte Unmutsäusserungen handelt, sondern ins Jammern übergeht ist doch höchst subjektiv und wie so vieles Geschmackssache.

Am Ende des Tages jammert wohl jeder selbst mal und jeder regt sich auch mal über die Jammerei der Anderen auf.

@JSugar
Eigentlich ist das Wort "jammern" schon recht hart.
Unzufriedenheit: Darüber reden, ja, Antworten und Hilfestellungen daraufhin im Keim ersticken oder gar als "ach" oder " ja du meinst auch, wir leben hier im Fantasyland" ist nicht so ganz nett.

Also nur zuhören und nichts sagen(woraufhin es dann heißt, dir ist es eh egal.)

Kommt vielleicht auch drauf an, worüber gejammert (oder gelästert?) wird...über die eigene Lage, über andere Menschen...

und wie persönlich (beleidigend) dieses Gespräch dann ausgeht.

Jedenfalls, wenn man merkt, daß es einem selber nicht gut tut, sollte man sowieso handeln.

@MissMary
Das kommt noch hinzu.
Es ist ja auch gut und wichtig, seinen Unmut mal zum Ausdruck zu bringen.

Für den Zuhörer ist es schwierig, wenn er merkt, daß das Gespräch einseitig ist.
Und wenn sich die Themen wiederholen, sowieso.

Wie kann jemand seit Jahren immer und immer wieder über das erwachsene Kind schimpfen, aber nicht einmal selber mit ihm gesprochen haben?

Versteh ich nicht.
Oder doch, versteh ich vielleicht wohl: es ist nur Rederei und alles so gewollt, wie es ist.

Vielleicht beissen manche sich auch in ihrem Selbstmitleid fest.

Whitelight schrieb:und wie persönlich (beleidigend) dieses Gespräch dann ausgeht.

ist halt die Frage, warum Du Dir das antust?

Das nächste Mal, wenn das Thema wieder aufkommt, sagen "ich möchte über dieses Thema nicht schon wieder diskutieren, geh und jammer wo anders aber ich stehe nicht mehr zur Verfügung" und gehen/auflegen wenn der andere es nicht versteht?

Sich darüber aufregen und in das Gespräch trotzdem einsteigen, endet doch im immer gleichem Ergebnis scheinbar

auflaufen lassen, würde ich hier empfehlen

Und ich denke auch, es gibt (harmloses) jammern, was wir alle mal tun und es gibt schädigendes jammern next Level (zb wenn ein Elternteil seine gesamten Sorgen regelmäßig bei einem Kind ablädt), aber hier in dieser Geschichte ist jammern noch das kleinste Problem, aber ich zumindest würde mich ausklinken.

Vielleicht geht es generell auch eher um Aufmerksamkeit als um Lösungen.
Um zuhören.

Wenn man etwas trauriges, schlimmes erzählt, wie schlecht es einem geht, hören die Menschen vielleicht besser hin und bemitleiden.
Möglich, daß manch einer das braucht?!

Erzählt man etwas schönes läuft man vielleicht Gefahr, daß man einen Dämpfer bekommt, daß jemand mißgünstig wird.

Oder geht es manchen gar um Vorteile dabei?

Jeder möchte helfen, damit dieser Mensch mal "was schönes" erlebt und dann wird z.b. bei einer Party ne Spitze reingeworfen, wie traurig, daß man wegen der Kinder früher nie Geld zum feiern hatte.

Ist schon fast eher madig machen

Whitelight schrieb:und dann wird z.b. bei einer Party ne Spitze reingeworfen, wie traurig, daß man wegen der Kinder früher nie Geld zum feiern hatte.

naja dann hätte man nicht so früh Kinder bekommen sollen!
Aber KInder sind wie Gott, müssen bei manchen für so einiges herhalten..

Whitelight schrieb:Vielleicht geht es generell auch eher um Aufmerksamkeit als um Lösungen.
Um zuhören.

oft geht es mmng tatsächlich nur um zuhören, Verständnis und ein bischen Kopf kraulen..
dass jemand sich trennen/kündigen etc kann, werden die meisten schon auch so wissen, wollen sie aber nicht, sondern sich nur etwas ausheulen im Normalfall

ABER darum geht es hier doch gar nicht, oder? Hier liegen doch wesentlich tieferliegende Probleme vor

@TimScott
Mittlerweile bin ich tatsächlich ausgestiegen, u.a. auch, weil es persönlich beleidigend wurde.

Warum ich mir das angetan habe?
Weil ich es gar nicht anders kenne.
Ich bin so aufgewachsen und, es hört sich dumm an, aber, ich habe es geglaubt.
Immer und immer wieder...ich war sogar so weit, daß ich dachte, ich dürfe nicht glücklich sein, weil diese Person es auch anscheinend nicht ist.

Heute denk ich, es war eher Manipulation vom allerfeinsten.

"Wenigstens" hab ich damals, als ich den thread eröffnete, bemerkt, daß da immer alles nur auf einer Schiene lief.
Nur dachte ich bis dahin, es sei "nur" Luftmachen, jammern.

Mir hätte auch damals schon klar sein sollen, daß es nicht sein kann, daß es jemanden immer nur schlecht geht und daß immer die anderen Schuld haben und vor allem, daß gar keine Lösungen erwünscht sich.

Vielleicht hab ichs innerlich erahnt, hab aber nach einer "besseren" Erklärung gesucht, deshalb der thread.

@TimScott
Damals ging es mir schon darum, als ich den thread eröffnete.

Ich wollte einfach denken, daß es nur um bloße Jammerei geht, ich hab gedacht, ich wäre das Problem, vielleicht nicht belastbar, genervt, hab an mir gezweifelt, weil ich nicht helfen konnte.

Verdeckter Narzissmus könnte schon passen.

Wenn man etwas über Narzissmus liest, liest man immer nur über gottgleiche Wesen, die prahlen und denen man es schon ansieht.
Aber es gibt auch noch andere Formen davon..und die handeln viel subtiler.
Und das ist nicht einfach zu erkennen-schon gar nicht, wenn man damit aufwächst

Whitelight schrieb:Weil ich es gar nicht anders kenne.

verstehe ich, aber Du bist jetzt um die 40 rum?
Steht für Dich ein, es wird Zeit

es sei denn, Du willst in 30 Jahren immer noch an demselben Punkt stehen
Und Deinen Bruder kannst Du nicht retten, löse Dich davon

@TimScott
Ich kann niemanden retten, ausser mich selber.

Und ja, ich bin über 40 und habe es erst jetzt seit einigen Monaten wahrgemacht.

Ich finde, daß viel mehr aufgeklärt werden sollte über Persönlichkeitsstörungen.

Whitelight schrieb am 20.01.2020:Sei es ein Mann, der dir beim Date stundenlang erzählen kann, daß die (böse) Ex nicht erlaubt hat, daß er seine Star Wars poster ins Wohnzimmer hängen darf oder die Freundin, die sich regelmäßig vom Mann betrügen und schlagen lässt, sich aber nicht trennen kann, weil sie sonst ihre tolle Wohnung nicht alleine finanzieren kann.

Bin ich eigentlich der Einzige hier der es krass findet das häusliche Gewalt in einem Satz mit Poster nicht aufhängen dürfen genannt wird?
Als Opener für einen Thread bei den es grob darum geht das die Leute sich um Nichtigkeiten aufregen finde ich das sehr heftig.

Auch den Grund finde ich bei weitem nicht ao nichtig. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten eine Wohnung beim letzten Umzug zu finden und ich musste dies nicht tun während ein Frauenschläger über meine Schulter bei den Wohnungs anzeigen guckt.

@thedon
Ich hab das im Eingangsthread etwas blöde ausgedrückt.
Häusliche Gewalt ist natürlich alles andere als nichtig.

Diese Freundin hab ich im letzten Jahr tatsächlich mit ihrem Mann und einen Gipsarm zufällig gesehen.

Ich weiß, daß es sehr schwer geworden ist, vernünftige, bezahlbare Wohnungen zu finden.
Man muß dranbleiben und Geduld haben.
Zum Glück hast Du dann eine Wohnung gefunden.

Whitelight schrieb:Diese Freundin hab ich im letzten Jahr tatsächlich mit ihrem Mann und einen Gipsarm zufällig gesehen.

Ugh das klingt aber nicht gut. Beziehungen sollten nicht in Knochenbrüchen münden.
Leider ist es schwierig wenn die person selber noch nicht sieht wie problematisch die ganze Situation ist.

Um zum thema zu kommen ich denke schon das es wichtig ist manchmal einfach nur zuzuhören und gerade so Menschen in missbrauchlichen Beziehungen klar zu machen das die jammerei berechtigt ist und nicht an ihr liegt.

Denke das ist auch bei nicht so ernsten Themen der Grund. Einfach wissen man ist nicht allein mit den Problemen bzw. Ja das ist unfair oder schlimm und du bist nicht ne Mimose.etc.