Mutter Theresa (finde leider das Zitat nicht mehr) hat mal dem Sinn nach zitiert gesagt, dass das das größte Leiden der Gesellschaft sei - dass die Leute sich nicht mehr zuhören, nur noch um sich selbst kreisen und nur noch ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen.
coronerswife schrieb: Wenn man keine wirklichen Probleme mehr hat, steigen halt die kleinen Probleme zu wirklichen auf.
Das stimmt schon ... Aber es gibt dazu noch Leute, die keine Wertung hinbekommen, also "ist mein Problem schlimmer/ gleich schlimm/ weniger schlimm". Die Leute kreisen einfach auch viel mehr um sich und ihre Bedürfnisse.
rhapsody3004 schrieb:Ältere Menschen sind da auch noch etwas anders. Die ziehen selbst aus Schlechtem/Negativen noch etwas Gutes bzw. lassen sich dadurch nicht völlig entmutigen.
Das wollte ich auch gerade schreiben. Das ist aber, weil sie einfach schlechte Zeiten erlebt haben. Mein 80+ Vater hat noch die Bombardierung miterlebt und meinte erst kürzlich "was für ein Geschenk, dass wir schon so lange Frieden haben". Meine Mutter erzählt immer vom Hunger in der Nachkriegszeit und wie man im Wald alles zusammengerafft hat, was ging und dann noch die Felder nachgelesen hat. All das sind Erfahrungen, die wir nie machen mussten, daher ist das "normal".
Wir haben hier im Dorf eine ältere Frau (80+), die läuft immer zu Aldi (ganz übel lange Strecke zu Fuß), einfach, weil der Bus mit ihrer Minirente so teuer ist. Kürzlich habe ich sie dort getroffen und natürlich im Auto heimgefahren. Da meinte sie "ach, ist es nicht schön, wenn man Auto fahren kann, einen Führerschein hat, und studiert und ein gutes Gehalt". Äh ... Ja. Nur habe ich das nie so gesehen. Es hat mich echt etwas beschämt, weil mein Alltag so einfach ist im Vergleich zu ihrem (Altersarmut).
rhapsody3004 schrieb: Trotz Altersarmut zb. bewahren sich viele ältere Menschen noch eine Einstellung dass das Glas halbvoll und nicht halbleer sei. In Tafeln zb. wird auch gelacht.
Die alten Leute, die ich kenne, haben aber auch keine so überzogene Anspruchshaltung. Die können oft aus vielen Dingen einfach noch etwas machen und sich über so kleine Sachen freuen. Die alten Leute können oft auch noch richtig kochen, egal, was sie bekommen, sie machen ein leckeres Essen daraus. Wir haben einem (einsamen, alten) Nachbarn im Urlaub etwas gekauft, von dem wir wussten, dass es ihn interessiert und ihm zu Weihnachten geschenkt (Materialwert 2€) und er hat sich so gefreut, dass man an ihn gedacht hat, etc.
navi12.0 schrieb: Zum anderen ist die Neidkultur meines Erachtens auch nicht gerade wenig verbreitet, und die hat meiner Beobachtung nach zur Folge, dass man sein Wohlbefinden gar nicht so sehr betonen möchte.
Das stimmt auch. Auch musst du ja Angst haben, dass du selbst irgendwie angepumpt wirst oder wie ein Angeber dastehst. Das gibt es selten, dass sich Leute mit einem freuen.
Rainlove schrieb:Ich habe mir in der Jugend mal 3 Wirbel zertrümmert und habe auch öfters Rückenschmerzen, ich habe eine Schwerbehinderung und wenn ich als nicht alter Mensch im Bus frage ob sich ein anderer aufstehen kann, da ich Rückenschmerzen beim Stehen habe wurde ich angeschaut als sei ich ein Simulant, sodass ich beim Arzt und im Bus nun nichtmehr frage und lieber mir eine Morphium einwerfe.
Aua ... Die Rücksichtsnahme ist nicht mehr gefragt - zumindest bei vielen Leuten nicht. Als ich drei Minikinder hatte, sind wir im Bus (1 Kinderwagen, 1 Baby, zwei Kleinkinder) auch oft nicht dazu gekommen, zusammenzusitzen, weil niemand einen Platz freigemacht hat. Einmal im Zug haben sich echt Leute geweigert, ihre Taschen vom Sitz zu räumen, weil sie keine Lust hatten, dass sich da "Plagen" hinsetzen. Da musste echt der Schaffner kommen.
Lexter schrieb: Das ewige Gejammer ist Teil der deutschen Identität. Die Deutschen sind ein Volk des Jammerns; schon immer gewesen.
Ist aber auch so typabhängig ... Dafür gibt es andere Länder, wo du generell nicht jammern darfst ... (USA). Da ist halt alles wonderful und du bist ein looser, wenn du es nicht schaffst.