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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

241 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Ausbildung, Betrieb ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 16:03
Zitat von AndanteAndante schrieb:Hinzu kommt dann natürlich die meist nicht hohe Ausbildungsvergütung....
Oh definitiv.
Für jemanden der allerdings eh gerade noch auf Hartz4 oder ähnliches angewiesen ist sollte das trotzdem machbar sein.

Man kann ja genügend zur Aufstockung beantragen wie zB. BAB.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 16:11
Zitat von NerokNerok schrieb:Man kann ja genügend zur Aufstockung beantragen wie zB. BAB.
Ja, das wäre natürlich möglich. Aber ein Betrieb mit einem über dreißigjährigen Azubi? Möglich ist es ja grundsätzlich, und die Betriebe sind nicht immer abgeneigt, siehe hier:

https://www.sueddeutsche.de/karriere/berufsausbildung-so-alt-und-wieder-azubi-1.4429195

Aber wie hier schon besprochen, muss man sich auch über die Schwierigkeiten im klaren sein.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 16:22
Zitat von AndanteAndante schrieb:Aber ein Betrieb mit einem über dreißigjährigen Azubi? Möglich ist es ja grundsätzlich, und die Betriebe sind nicht immer abgeneigt, siehe hier:
Du sprichst gerade mit einem ü30 Azubi :D
Die anderen 2 Azubis neben mir im Betrieb sind auch ü30.

Mein Betrieb sieht es so:
Ältere Azubis die eventuell schon (auch nicht erfolgreich) studiert haben sind definitiv Pflegeleichter als Jüngere.
Denen muss man nicht ständig hinterher dackeln sondern kann sie machen lassen.
Dieses ganze "Da muss man noch etwas Erziehung dazu packen" fällt halt weg.
Außerdem laufen sie prinzipiell nicht so schnell Gefahr es sich nach 1-2 Jahren wieder anders zu überlegen.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 16:25
@Nerok

Ja. Ich stimme zu dass Azubis über 30 kein Thema sind. Aber jetzt lies mal aufmerksam alles, was Negev geschrieben hat, und stell Dir die ehrliche Frage, ob Dein Betrieb ihn als Azubi nehmen würde...

Und sollte die Antwort "ja" lauten: Tauscht Adressen aus ;)


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 18:19
Zitat von NerokNerok schrieb:Denen muss man nicht ständig hinterher dackeln sondern kann sie machen lassen.
Dieses ganze "Da muss man noch etwas Erziehung dazu packen" fällt halt weg.
Außerdem laufen sie prinzipiell nicht so schnell Gefahr es sich nach 1-2 Jahren wieder anders zu überlegen.
Und sie sind nicht so schnell krank. Und sie müssen nicht alle naslang Pause machen, um ihr Smartphone zu checken. Und sie sind nicht nach 4 Stunden total erschöpft. Oh ja, ältere Azubis können durchaus was für sich haben!


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09.04.2020 um 20:15
@Warden
Bilanzieren... Wer bin ich? Was will ich erreichen?

Ich will lieben und geliebt werden... und ich will die Welt sehen, neue Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Gehört das hierher?

Naja, vielleicht sagt es doch etwas aus. Über das, was ich beruflich machen will – also mit welchem Beruf ich leben könnte?!

Grundgesetzlich ist mir Geld absolut nicht wichtig. Klar, es sollte so viel sein, das es zum Leben reicht. Mir ist ist bewusst, das hier nach andere Umstände eine Rolle spielen. Ich belasse es hier bei dieser Verallgemeinerung.

Aber das spiegelt sich auch in meinem Wesen wieder. Ich hab mich nie mit anderen in Konkurrenz befunden. Ich will gut in etwas sein, weil ich das von mir selbst verlange - wenn ich es verlange (weil ich z.B. Sinn darin sehe oder es mich interessiert). Ehrgeiz ist mir ebenso fremd.
Wirtschaftliches denken und Handeln ist mir ein kraus. Im Gegensatz dazu steht, das ich Zahlen und Fakten liebe.
Heute bin ich aktiv und kreativ (zumindest halte ich mich dafür), verrückt und verspielt.

Ich hab Bürokaufmann auf anraten gelernt. Böte man mir ein Job an, würde ich diesen nach besten wissen und gewissen machen. Die Vorstellung, in einem Büro tatsächlich zu arbeiten, ist heute jedoch gruseliger denn je.

Handwerk, Baustelle, Montage etc. ist aufgrund körperlicher Einschränkungen unmöglich.

Ein Gedanke hat mich wieder: Erzieher. Lustige Idee... ich denke tatsächlich, das mir das Spaß mach könnte. Aber dann frage ich mich, ob ich die nötige Autorität ausstrahlen und auch einnehmen könnte?! Dieser Gedanke erscheint mir so nah wie fern... hatte eben noch nie etwas mit Kindern zu tun. Da wäre ein Praktikum der nächste Schritt.

Oder doch etwas anderes...


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 20:20
Zitat von NegevNegev schrieb:Die Vorstellung, in einem Büro tatsächlich zu arbeiten, ist heute jedoch gruseliger denn je.
Wie stellst Du Dir den Arbeitsplatz eines Fachinformatkers vor?
Zitat von NegevNegev schrieb:Ich will gut in etwas sein, weil ich das von mir selbst verlange - wenn ich es verlange (weil ich z.B. Sinn darin sehe oder es mich interessiert). Ehrgeiz ist mir ebenso fremd.
Na ja, Informatiker haben Abgabetermine...da sollte man den Ehrgeiz haben vorher fertig zu sein.


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09.04.2020 um 20:25
@Abahatschi
Das Berufsbild des FI hat eh sehr viele Schnittpunkte mit meinem Hobby und Interesse und, wie bereits ausgeführt und von dir sogar Zitiert, will ich hier von mir selbst aus, das Beste Ergebnis abliefern.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 20:27
@Negev
Also, ich habe mich Fachinformatiker zu tun....:
- die arbeiten im Büro, mehrheitlich Großraumbüros
- alle, ohne Ausnahme, klagen über das Tempo
...und dann kommen noch die viele vielen technischen Probleme dazu.

Ich wollte nur anmerken dass es vielleicht doch nicht zu Dir passt, aber ok.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 20:29
Meine bescheidene Meinung. Aktuell ist der Arbeitsmarkt sehr schwierig. Gefühlt wird eher über Entlassungen gesprochen als von Neueinstellungen. Demnach müssen aktuelle Absagen weniger mit deinen persönlichen Eignubgeb zusammenhängen.
Was würde ich in deiner Situation machen?

2 Sachen.

Ich würde die aktuelle Phase, die ggf noch was anhält nutzen um meine Berufziele und potentielle Berufe zu erweitern bzw mich zu informieren.
Ich hoffe dass wir ab August /September auch wieder von Umschulungen sprechen können, so dass du ggf. damit starten kannst.

Dann würde ich mich ganz klar für ein Praktikum bewerben. Wir sprechen nicht von "Generation Praktikum", du sollst dich für ein Praktikum da bewerben wo du auch unbedingt hin willst.
In diversen Gesprächen mit Arbeitgebern, wird das Angebot eines Praktikum immer positiv gewertet.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 20:30
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ich wollte nur anmerken dass es vielleicht doch nicht zu Dir passt, aber ok.
Deswegen auch nicht Anwendungsentwicklung.
Ich gehe mal davon aus, das "Systemintegratoren" nicht auf das Büro beschränkt sind.
Jedennfalls nicht alle.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 20:32
Zitat von NegevNegev schrieb:Ich gehe mal davon aus, das "Systemintegratoren" nicht auf das Büro beschränkt sind.
Nein, sie haben auch Anwender/Kundenkontakt. Aber sind mehrheitlich im Büro und haben den Termindruck -> wann läuft es endlich (zuverlässig)?


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 20:34
P. S

Ich habe es vor etlichen Seiten angebracht. Da du ja ggf ein geschützteres Umfeld beruflich benötigst lege ich dir weiterhin den 16i ans Herz.

Was es ist?
16i SGB II

Was wird gefördert?

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in Voll- oder Teilzeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, bei kommunalen Unternehmen und bei Trägern.
Lohnkostenzuschüsse für bis zu fünf Jahren: In den ersten beiden Jahren des Arbeits-verhältnisses beträgt der Zuschuss 100 Prozent, im dritten Jahr 90 Prozent, im vierten Jahr
80 Prozent und im fünften Jahr 70 Prozent.
Der Lohnkostenzuschuss bemisst sich für tarifgebundene und tariforientierte Arbeitgeber sowie für Arbeitgeber, die nach kirchlichen Regelungen entlohnen, nach dem gezahlten Arbeitsentgelt – für andere Arbeitgeber nach dem gesetzlichen Mindestlohn.
Auch Weiterbildungskosten während des Arbeitsverhältnisses in Höhe von bis zu 3.000 Euro können übernommen werden.
Übernommen werden außerdem die Kosten einer beschäftigungsbegleitenden Betreuung (Coaching) für die Arbeitnehmerin bzw. den Arbeitnehmer.
Wer wird gefördert?

Erwerbsfähige Leistungsbezieher ab 25 Jahren, die seit 6 oder mehr Jahren Grundsicherungsleistungen beziehen und in diesem Zeitraum nicht oder nur sehr kurz erwerbsfähig waren.
(Allein-)Erziehende oder Schwerbehinderte erwerbsfähige Leistungsbezieher ab 25 Jahren, die seit 5 oder mehr Jahren Grundsicherungsleistungen beziehen und in diesem Zeitraum nicht oder nur sehr kurz erwerbsfähig waren.
https://www.jobcenter-ge.de/Jobcenter/Salzgitter/DE/Arbeitgeber/Teilhabechancengesetz/THCG_node.html

Damit kannst du mit Vorteilen in eine Beschäftigung in deinem Traumberuf kommen in einem geschützteren Umfeld als eine "reguläre" Beschäftigung.


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09.04.2020 um 20:41
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Nein, sie haben auch Anwender/Kundenkontakt. Aber sind mehrheitlich im Büro und haben den Termindruck -> wann läuft es endlich (zuverlässig)?
Deswegen auch der Versuch, in den öffentlichen Dienst zu kommen.
Ich denke schon, das ich mir meiner Entscheidung bewusst bin.

Letztlich fiel die Wahl auf FiSi, weil ich davon überzeugt bin, das ich den Job machen kann. Wie gesagt, ich interessiere mich eh für die IT. Optimal... ist vieles nicht.

Hätte ich die Wahl, ich würde einen großen Bogen um den gesamten Wirtschaftsbereich machen.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

09.04.2020 um 21:43
@capspauldin
Hab ich meiner Kundenberaterin mal angetragen (vor einem halben Jahr). Abgelehnt. Im Grunde bin ich ihr sogar dankbar. Ich bin voll leistungsfähig (auch deshalb abgelehnt) - weshalb sollte man einem Unternehmen einem voll leistungsfähigen Menschen subventionieren?


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

10.04.2020 um 00:14
Zitat von NegevNegev schrieb:Abahatschi schrieb:
Nein, sie haben auch Anwender/Kundenkontakt. Aber sind mehrheitlich im Büro und haben den Termindruck -> wann läuft es endlich (zuverlässig)?

Deswegen auch der Versuch, in den öffentlichen Dienst zu kommen.
Ich denke schon, das ich mir meiner Entscheidung bewusst bin.
Meinst du, der öffentliche Dienst hätte keinen Termindruck??? Was glaubst du, wie die wenigen IT-Leute, die es dort in Zentralen gibt, gibt, von allen Seiten, sprich Behörden vor Ort, um Hilfe, auf der Stelle, angeschrien werden, wenn es vor Ort IT-Probleme gibt? Da muss man dann fix hin, auch mal zwei Stunden anreisen, und das Problem lösen. Oder wenn bei der Bundesagentur für Arbeit, im Jobcenter oder bei Rentenversicherungsträgern aufgrund einer Gesetzesänderung schleunigst neue Programmierungen erforderlich sind, die Bevölkerung reicht ja zu Hunderttausenden oder Millionen gleich Anträge ein, sobald sie was in der Tagesschau zu dem neuen Gesetz gehört haben?

Und du bist ja noch kein IT-Mann, du willst erst eine entsprechende Ausbildung machen. Ich wüsste jetzt auf die Schnelle nicht, dass diesbezüglich der öffentliche Dienst selber ausbildet, aber vielleicht bietet er diese Möglichkeit. Hast du dich da schon mal erkundigt?


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

10.04.2020 um 00:27
Zitat von NegevNegev schrieb:Hab ich meiner Kundenberaterin mal angetragen (vor einem halben Jahr). Abgelehnt. Im Grunde bin ich ihr sogar dankbar. Ich bin voll leistungsfähig (auch deshalb abgelehnt) - weshalb sollte man einem Unternehmen einem voll leistungsfähigen Menschen subventionieren?
Weil manche sonst keine Chance haben auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. So etwas ist vor allem für schwer vermittelbar Fälle, eigentlich würdest du da sicherlich auch drunter fallen. Was hat man dir den allgemein von Seiten des Amtes geraten? Bzw was für Unterstützungen bekommst du von denen?


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10.04.2020 um 01:07
Ich denke, da könnte ein Missverständnis bestehen. Der öffentliche Dienst ist per se keine beschützende Werkstatt.

Wer Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes ist, ist dort rechtlich genau so gestellt wie ein Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft. Sprich: Er hat einen Arbeitsvertrag mit einem Arbeitgeber (egal ob der Arbeitgeber privat- oder öffentlich-rechtlich organisiert ist).

Wenn das Wort "Vertrag" fällt, muss jedem dabei sofort einfallen "Leistung und Gegenleistung", also Gegenseitigkeit, sonst kein Vertrag. Beispiel Kaufvertrag: Ware (egal ob Auto, Schuhe, Tomaten) gegen Kaufpreis. Beispiel Wohnen: Wohnung gegen Zahlung der Miete. Beispiel Reisevertrag: Reise gegen Zahlung des Reisepreises.

Beim Arbeitsvertrag ist es prinzipiell genau so: Arbeitsleistung gegen Entlohnung bzw. umgekehrt. Weder der private noch der öffentliche Arbeitgeber sind Sozialstellen, auch wenn das vielfach angenommen wird. Beide wollen - und dürfen das auch - für das Arbeitsentgelt, dass sie zahlen, eine entsprechende Arbeitsleistung erwarten. Nur dann ist es ein echter Arbeitsvertrag mit gegenseitigen Rechten und, natürlich, Pflichten.

An dieser Stelle sei noch mal deutlich gesagt, dass die Kehrseite von Rechten selbstverständlich Pflichten sind. Das mag heutzutage, wo jeder bloß Rechte will, keiner gerne hören, ist aber nach der Rechtsordnung so, bei Verträgen allemal.

Zahlt der Staat dagegen, ohne Gegenleistung, Sozialleistungen wie Hartz IV, Kindergeld, Wohngeld, diverse Renten, steht man als solcher Leistungsbezieher nie in einem Arbeitsverhältnis zum Staat. Man hat bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen einen Rechtsanspruch auf diese Sozialleistungen, ist aber nicht Arbeitnehmer des Staats.

Was @Negev nach meinem Eindruck erwartet, ist zwar irgendwie immer eine Leistung von irgendeinem, bevorzugt öffentlichen, Arbeitgeber, sprich Geld oder sonstwas. Was @Negev selber als Gegenleistung hierfür einbringen will bzw. würde, ist aber unklar.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

10.04.2020 um 01:23
Zitat von NegevNegev schrieb:Deswegen auch der Versuch, in den öffentlichen Dienst zu kommen.
Man muss wertfrei (kann man sowohl positiv wie negativ betrachten, bzw. "kommt drauf an") wohl anerkennen, dass der öffentliche Dienst (öD) im Schnitt bei gewissen Biografien oder Werdegängen kulanter ist, als die Wirtschaft in weiten Teilen.

Zumindest ist das meine Erfahrung.

Gerade wenn du merkst, dass es mit deinen entsprechenden Berufswünschen in der Wirtschaft nicht klappt, kann je nach Beruf, Branche, Posten, wie auch immer, der öD eine gute Wahl sein. Oder Plan B/C.

Aber das ist bitte nicht falsch zu verstehen. Ich habe im Bereich öD nicht viel mit Personal zutun aber kriege da manchmal immer wieder Dinge mit. Es kann je nach Posten oder Behörde schon sein, dass man kulanter ist. Das heißt aber, dass man vlt. eher zu einem Test oder Auswahlgespräch geschickt wird wo manche Unternehmen eher die direkte Absage erwägen. Nicht, dass man "durchgewunken" wird - wenn man jetzt nicht gerade der Superbewerber ist.

Heißt also nicht unbedingt, dass es kinderleicht wäre. Da musst die dann eben fit genug sein in den Tests zu bestehen oder den Gesprächen. Ich hörte auch in einem Fall (unter Wahrung des Datenschutzes, keine Sorge) von Leuten in Auswahlkommissionen von einer Person die quasi schon als "Dauerbewerber" bekannt war und quasi abgeschrieben wurde, wenn ich das richtig verstanden hatte. Das ist dann natürlich auch wieder irgendwie nachteilig wenn man es nicht schafft, 'zeitnah' im Bereich eine Stelle zu finden und quasi jedes Jahr wieder aufzuploppt sodass man schon "bekannt" ist und eben nicht wirklich weit kommt oder kein gutes 'scoring' bekommt, sich also selbst bei Zusage zu Auswahlverfahren nicht wirklich ggü. anderen Bewerbern durchsetzen kann.

Und eines darf man auch bei aller Kulanz nicht vergessen: Die gucken in der Regel genau so die Unterlagen durch. Die Kulanz ist gegeben, wenn die Stellen und Bewerberzahlen noch "im Einklang" sind und man etwaige formelle Voraussetzungen erfüllt. Wenn aber auch die Bewerbungen in Relation zu den Stellen zu hoch sind, würde es wohl auch Bestenauslese geben. Und dann wird eben schon formell vorsortiert anhand der Unterlagen.

Letztendlich ist das aber immer sehr individuell und kommt auf die Stelle usw an. Also viele Faktoren. Oder anders: Du musst dann halt schauen was in einer zumutbaren für dich überbrückbaren Distanz an potentiellen Arbeitsstellen in Frage kommt. Und du musst genau wissen was dich nicht nur in dem generellen Job "XY" erwartet, sondern konkret, was dich auf der genauen Arbeitsstelle bei dem genauen Arbeitgeber bzw. der Behörde erwartet. Ich kenne nicht alle IT-Fachrichtungen gut aber je nachdem kann es auch sehr stressig werden, da muss man dann belastbar im gefestigten Sinne sein oder auch Termine einhalten bzw. unter Termindruck arbeiten.

Zusammenfassend will ich also sagen: Der öD kann im Rahmen der Einstellung kulanter sein - man darf aber nicht gute / üppige Bezahlung und überspitzt formuliert Nichtstun erwarten. Bekannte Klischees hin oder her. Vielleicht gibt es hier und da Ausnahmen wo das ginge, aber gerade im Bereich IT wird man wohl immer auf Trab sein.

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Zitat von AndanteAndante schrieb:Und du bist ja noch kein IT-Mann, du willst erst eine entsprechende Ausbildung machen. Ich wüsste jetzt auf die Schnelle nicht, dass diesbezüglich der öffentliche Dienst selber ausbildet, aber vielleicht bietet er diese Möglichkeit. Hast du dich da schon mal erkundigt?
Wenn ich mich nicht täusche läuft das in dem Bereich wie in sonstigen Ausbildungsberufen.

Hier mal auf die Schnelle rausgesucht ein Beispiel wie das beim Bundesverwaltungsamt (BVA) bei Fachinformatikern abläuft: https://www.bva.bund.de/DE/Karriere/Ausbildung/Fachinformatiker/fachinformatiker_node.html (Archiv-Version vom 18.04.2018)
Bei der dreijährigen Ausbildung wechselt Ihre praktische Ausbildung am Arbeitsplatz mit dem blockweisen Besuch des Georg-Simon-Ohm-Berufskollegs in Köln. Die praktische Ausbildung erfolgt anhand realer Aufgaben, die in der Anwendungsentwicklung des Bundesverwaltungsamtes bearbeitet werden. Dabei stehen Ihnen Ausbilder an den Arbeitsplätzen zur Seite. Ergänzend finden betreute Ausbildungsprojekte im BVA statt, in denen Sie grundlegende Fertigkeiten im Bereich der IT-Technik zusammen mit Arbeitsmethodik und Projektmanagementmethoden erlernen und anwenden. Die Inhalte werden durch die Arbeit an einer durchgängigen Projektaufgabe vermittelt und dienen insbesondere dem Erwerb von Handlungskompetenz in einem bestimmten Themengebiet. Diese Vorgehensweise wird auch in der Abschlussprüfung von Ihnen verlangt, die Sie vor der Industrie- und Handelskammer zu Köln ablegen.
Da sieht man, dass es im fachtheoretischen Teil am Berufskolleg abgewickelt wird, also quasi normale Ausbildung wie auch in der Wirtschaft. Praktischer Teil in der Behörde mit dortigem Personal bzw. Ausbildern. Synonym zum Unternehmen, schätze ich mal. Das müsste so normalerweise in allen anderen Behörden bei klassischen Ausbildungsberufen so sein, wie zum Beispiel in der Branche Verwaltung oder anderen.

Ausnahmen: Ad-hoc Ausnahmen sind z.B. Beamtenlaufbahnen. Hier am praktischen Beispiel des BVA und dem mittleren Dienst: https://www.bva.bund.de/DE/Karriere/Ausbildung/Beamtenanwaerter/beamtenanwaerter_node.html
Ausbildungsverlauf

Der Vorbereitungsdienst erstreckt sich auf einen Zeitraum von zwei Jahren. Er gliedert sich in fachtheoretische und berufspraktische Abschnitte, die eng miteinander verzahnt sind. Die fachtheoretischen Lehrgänge werden im Bundesverwaltungsamt durch den hauseigenen Lehrbetrieb durchgeführt; darin werden Ihnen die staatliche Ordnung und die rechtlichen und organisatorischen Zusammenhänge des öffentlichen Lebens vermittelt. In den Praktika erhalten Sie einen Überblick über die Aufgaben der Bundes- und der Kommunalverwaltung; gleichzeitig werden Sie mit den Grundsätzen und Besonderheiten der bürger-nahen Verwaltung vertraut gemacht. Anwärterinnen und Anwärter, die bereits für eine bestimmte Verwendung in der Bundesverwaltung vorgesehen sind, können während des Praktikums III fachbezogen ausgebildet werden.
Bei Beamtenlaufbahnen unterschiedlichster Behörden sind im Sinne des Wortes ja bei Anwärtern auch wieder Ausbildungsprozesse vorhanden, nur macht das dann der öffentliche Dienst quasi in der Regel selbst. Das ist dann bei Beamten bei gewissen Branchen wie Verwaltung, Polizei- oder Justizvollzug usw. der Fall. Das sind dann aber auch quasi im Vergleich zum klassischen Ausbildungssystem Sonderfälle. Auf welches Berufskolleg willste auch wen schicken wenn er Polizist werden soll? Das regeln dann die Aus- und Fortbildungszentren, z.B. der Polizei.

Man kann also durchaus sagen, dass der öffentliche Dienst auch ausbildet. Entweder ganz oder teils. Kommt halt drauf an, worin / was. Normale Ausbildungen laufen aber quasi wie in der Wirtschaft, denke ich.


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Wie bewirbt man sich mit einem verkorksten Leben?

10.04.2020 um 01:44
Zitat von WardenWarden schrieb:Zusammenfassend will ich also sagen: Der öD kann im Rahmen der Einstellung kulanter sein - man darf aber nicht gute / üppige Bezahlung und überspitzt formuliert Nichtstun erwarten. Bekannte Klischees hin oder her. Vielleicht gibt es hier und da Ausnahmen wo das ginge, aber gerade im Bereich IT wird man wohl immer auf Trab sein.
Der öffentliche Dienst MUSS, im Gegensatz zu privaten Arbeitgebern, schwerbehinderte Bewerber auf eine ausgeschriebene Stelle immer zum Vorstellungsgespräch einladen.

Insofern ist natürlich in diesem Punkt der öffentliche Dienst bereits bei Bewerbungrn kulanter, muss er gesetzlich sein.
Zitat von WardenWarden schrieb:Heißt also nicht unbedingt, dass es kinderleicht wäre. Da musst die dann eben fit genug sein in den Tests zu bestehen oder den Gesprächen. Ich hörte auch in einem Fall (unter Wahrung des Datenschutzes, keine Sorge) von Leuten in Auswahlkommissionen von einer Person die quasi schon als "Dauerbewerber" bekannt war und quasi abgeschrieben wurde, wenn ich das richtig verstanden hatte
Es gibt Schwerbehinderte, die haben ein Geschäftsmodell daraus entwickelt, Schadensersatz vom öffentlichen Dienst zu fordern, wenn sie trotz Bewerbung auf eine Stelle (die sie in Wirklichkeit nie wollten) nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Bis zu 3 Monatsgehälter sind da als Schadensersatz drin.

Ansonsten: Egal ob schwerbehindert oder nicht, jeder Bewerber um eine Stelle im öffentlichen Dienst muss die Anforderungen der betreffenden Stelle erfüllen. Ein Ungelernter bekommt nun mal bei der Gemeinde oder beim Landkreis die Stelle nicht, wenn im Bauamt ein Hochbauingenieur gesucht wird, oder wenn das Land einen Sportlehrer sucht.


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