Avantgarde schrieb:Mir wurde von Experten immer wieder gesagt:"Wichtig ist primär der Abschluss. Nicht so sehr die Noten oder das Alter. Hauptsache, man hat irgendeinen Abschluss."
Ich habe lieber nicht ganz ideale Erwerbsbiografien aber dafür höhere Abschlüsse mit denen ich meine persönlichen Berufswünsche und Perspektiven verfolgen kann, als bessere (vom Schnitt her) Abschlüsse die aber nicht die formellen Voraussetzungen erfüllen die ich bei manchen Stellen brauche. Also "niedere" (ohne das abwertend zu meinen) Abschlüsse.
Wenn ich mich jetzt noch bewerbe zählt eh mehr das, was ich derzeit im Beruf leiste bzw. bescheinigt bekomme und dann meine Abschlussform (Grad der Schulbildung), als z.B. Noten auf schulischen Abschlusszeugnissen von vor über einem Jahrzehnt, die auch nicht mehr unbedingt einen guten Aussagewert darstellen müssen.
Referenzen, vor allem gute bzw. bruchlose, sind immer wichtig oder spielen eine Rolle - müssen aber eben nicht alles sein.
Meinen Lebenslauf würde ich nicht als "ideal" bezeichnen - aber was im Leben ist schon immer ideal? Rückwirkend ist es einfach, da würde ich dann vieles anders machen. Ich würde zwar genau die Stationen anpeilen in denen ich nun beruflich gelandet bin - aber früher ohne "Umwege". Aber man kann nicht immer optimal sein Leben beeinflussen - genau so würde ich bei kritischen Rückfragen auch in Interviews argumentieren. Wichtig ist ja dann, wie ich damit umgehe. Manchmal kann man das auch positiv auslegen: Man hat unterschiedliche Dinge erlebt oder auch probiert und wusste hinterher umso mehr, was man wollte oder konnte und hat nebenher - idealerweise - in den unterschiedlichen Stationen auch Erfahrungen sammeln können.
Ein "verkackter Lebenslauf" muss also bei anderer oder näherer Betrachtung nicht immer komplett negativ auslegbar sein. Ich denke, wenn man auch bei nicht ganz optimalen (was ist schon optimal?) Referenzen einen Fuß in die Tür zum Arbeitgeber bekommt und von da an mit sich selbst überzeugen kann, hat man schon quasi viel gewonnen und ist "im Rennen".
Üben üben üben was Tests usw. angeht sowie auch daran üben, wie ich als Person überzeugen oder überzeugender wirken kann. Ich kann Referenzen nicht so leicht ändern - aber wie ich auftrete vielleicht schon eher. Also via Anschreiben und sonstigen Kontakten. Darüber kann man schon viel wettmachen. Zwar ist das bei jedem anders aber bei mir war die Erfahrung bei einer Arbeitsstelle positiv. Lebenslauf und Schulzeugnis (zu dem Zeitpunkt am relevantesten) eher mittelmäßig wg. Schicksalsschlägen und Orientungsphase. Aber im Gespräch durch charakterliche Art und Umgang mit den Fragen wie auch ein wenig Witz und Humor sehr überzeugt, wie man mir mitteilte. So kriegt man dann eher eine realistische oder tatsächliche Erfolgsschance, als wenn man mit 1er Abgang und bruchloser Biografie da sitzt wie ein penibler Wichtigtuer oder jemand der kein Wort rauskriegt und sozial auf die eine oder andere Weise nicht adäquat erscheint.
Ich denke, man kann durchaus sagen, dass es auch immer eine Frage der Selbstvermarktung und des Auftretens ist - und wenn man irgendwo mit den Leuten, den Personalern, die vor einem sitzen, irgendwo den Sprung hin schaffen kann, dass man irgendwo mit ihnen "connected" und sie einen nicht nur fachlich sondern eben sozial oder menschlich positiv wahrnehmen, dann heißt das schon viel. Wenn man dann am Ende die ganze Wertung aufstellt und vergleicht kann das ggf. DEN Unterschied machen wo man sich trotz nicht ganz so idealer harter Referenzen positiv von anderen Bewerbern abheben kann und dann die Stelle kriegt.
Also, lange Rede kurzer Sinn, ist nicht immer alles so schlecht wie man manchmal meinen könnte
:)