Ist die Anthroposophische Bewegung eine Endzeitsekte?
24.10.2019 um 19:31
Ich kann gleich einmal Entwarnung geben: Gefährlich ist da gar nichts und Endzeitsekte, das ist nun mit Verlaub wirklich absoluter Bullshit.
In der Tat, auch ich habe in der Schulzeit gelernt, meinen Namen zu tanzen, ob ich das heute noch hinbekomme, da bin ich mir nicht so sicher ;)
Rudolf Steiner ist in der Schule definitiv präsent, ja, im Lehrerzimmer hängt sein Porträt, zum Teil auch in den Fluren, im Klasssenzimmer meiner Erinnerung nach eher seltener. Als Kind dachte ich zwar mal, dass das Hitler sei, aber geschenkt, er wars ja nicht :D Steiner war allerdings gewissermaßen ein Zeitgenosse Hitlers, starb aber bereits 1925, d. h. den Nationalsozialismus selber hat er nicht miterlebt, ob er überhaupt viel von Hitler wusste, ist zweifelhaft, denn der stand zum Zeitpunkt von Steiners Tod ja noch ganz am Anfang seiner "Karriere"; Steiner könnte höchstens was vom Putschversuch 1923 mitbekommen haben.
Dies erklärt wohl so manche umstrittene Begrifflichkeit in Steiners Texten. Es kann also durchaus sein, dass er etwas geschrieben hat, das man heute, ein Jahrhundert später, so nicht mehr schreiben würde, bzw. einer Überarbeitung nach Gesichtspunkten zeitgenössischer politischer Korrektheit bedarf. Dennoch, unterschiedliche Rassen, Völker, Kulturen gibt es nun einmal, die Akzeptanz dieses Umstandes bedeutet noch lange nicht, dass man ein Rassist ist, selbst wenn man darin gar eine Sinnhaftigkeit erkennt. Unterschiede anzunehmen heißt nicht, dass man zugleich eine Wertung vornimmt, auch wenn ein nicht unbeträchtlicher Teil der Forenuser durchaus dazu neigt, alles und jedes sofort einer Wertung zu unterziehen.
Wer mit esoterischen Ansätzen so überhaupt nichts anfangen kann, sollte sich von der Anthroposophie besser tunlichst fernhalten, denn diese ist in der Tat voll davon. Auch wenn gängige naturwissenschaftliche Betrachtungen, anders als oft behauptet, nun wirklich nicht zu kurz kommen, dieser metaphysische Aspekt ist nun einmal elementar. Ob das dann deshalb schlecht oder gut ist, ist vlt auch ein wenig Geschmackssache, letztendlich jedem selbst überlassen.
Grundsätzlich ist aber Esoterik nicht zwangsläufig etwas Negatives, es ist lediglich die Frage, wie offen das gehandhabt wird, ob Kritik und Hinterfragen möglich ist, blinder Glaube ist schließlich nicht allein bzgl. der Esoterik äußerst problematisch. Man muss aber damit leben, dass sich nicht jeder damit zufrieden gibt, dass alles in dieser Welt nur rein materiell begründet sein soll und dementsprechend dann davon ausgeht, dass es möglicherweise tatsächlich etwas jenseits des sinnlich-irdisch Erfahrbaren gibt. Diese Offenheit sollte man schon haben, wenn man sich z. B. in anthroposophische Kreise begibt, etwa sein Kind in die Waldorfschule schickt, das ist eben nicht einfach nur eine Art hippe Eliteschule mit ein bisschen Schirribirribums-Schabernack drumrum.
Persönlich mache ich jetzt nicht allzu viel Aufhebens um Anthroposophie. Allerdings, was z. B. Medizin anbelangt, schwöre ich darauf, lasse vorzugsweise anthroposophische Doctores an meine Wewehchen. Das ganzheitlich dreigliedrige Konzept, das gewissermaßen die Grundlage der anthroposophischen Weltsicht darstellt, macht nämlich durchaus Sinn, denn eine Krankheit hat schließlich nicht allein den körperlichen, sondern im mindesten auch einen seelischen, wenn nicht auch geistigen Aspekt. Diesen Umstand kennt bezeichnenderweise auch die Schulmedizin, da nennt man das dann halt "psychosomatisch".