SuiGeneris schrieb:Eigentlich sollte das nicht erst in der 5.Klasse passieren, sondern schon in der 3.Klasse oder 4. Klasse.
Die Grundschulen sind mehr und mehr Erziehungsanstalten, die Aufgaben aus dem Elterhaus mit übernehmen. Du bist da immer mehr mit Struktur, Einüben von Verhaltensweisen etc. beschäftigt. An unserem "Hauptzulieferer", d.h. eine Grundschule im Brennpunktviertel, ist es nun z.B. schon üblich, einge leere Schultüten vorzuhalten, da es wirklich Eltern gibt, die es nicht auf die Reihe bekommen, eine zu besorgen. Ähnliches gilt für Schulmaterial. Meine Freundin, die dort arbeitet, beschwert sich oft, dass es bi szu den Herbstferien dauert, bis die Kinder endlich alles an Heften etc. haben. Dort beginnt der Tag mit einem Frühstück in der Frühbetreuung, Kinder bekommen regelmäßig Obst im Klassenzimmer (natürlich nicht schlecht, weil kaum ein Pausenbrot (wenn es denn eins gibt), Obst oder Gemüse beinhaltet, ...
SuiGeneris schrieb:Und eigentlich sollten die meisten Menschen solch ein Sprachgefühl haben, dass diese eben nicht erst
"gelernt" werden müssen.
Das kommt darauf an, wie die Kinder ihre Freizeit verbringen. Nach Corona konnten viele unserer Schüler mit Migrationshintergrund schlechter Deutsch als vorher. Sie haben Deutsch nur als Verkehrssprache in der Schule, daheim wird sofort auf die Muttersprache umgestellt. Die können sie aber häufig auch nicht richtig.
SuiGeneris schrieb:In einer 5.Klasse sollten weder "stehte" noch "rufte" normal sein.
Der Alltag lehrt dich anderes. Was mir auffällt: Wir machen in der 5. Klasse immer die im Bildungsplan vorgesehene Einheit "Märchen". Bis vor einigen Jahren konnte man die Klassiker "Schneewittchen", "Aschenputtel", ... noch voraussetzen. Heute ist bei den Mädchen nur noch bekannt, was es als Disneyverfilmung gibt. Wenn du dann selbst Märchen schreiben lässt, kommt es v.a. bei den Jungs vor, dass irgendwelche Orks, Killerpuppen, Killerclowns, etc. Schneewittchen kannibalistisch verzehren. Da weißt du schon, was die Jungs in ihrer Freizeit so prägt.
emz schrieb:Normalerweise mache ich das nicht - außer jemand meint mich belehren zu müssen: "Lese das nochmal ..."
Klar gibt es auch Erwachsene mit Lese-Rechtschreibschwäche, die natürlich auch in Foren etc. gleichberechtigt ihr Sagen haben sollen, wenn man sie dann degradiert im Zuge der Argumentation ist das nicht nett.
emz schrieb:Es ist nun mal ein Unterschied, ob etwas zusammengeschrieben oder zusammen geschrieben wird.
Das Problem ist ja bei dem Thema, dass jede Regel ihre Ausnahme hat. Und das treibt mich selbst schon in den Wahnsinn.
Groucho schrieb:Das ist in der Tat seltsam, aber ich bezweifele, dass das ins Handy starren der Eltern auf der Busfahrt die Ursache ist.
Normalerweise achten Kita Kinder doch nicht darauf, ob die Erwachsenen bereit sind zuzuhören, sondern sprudeln eben los und erzählen, was sie aufregendes erlebt haben.
Ich fürchte, in solchen Fällen wird auch sonst nicht so viel mit dem Kind kommuniziert, kein Vorlesen, keine (analogen) kommunikativen Spiele und bei gemeinsamen Mahlzeiten (falls es überhaupt sowas gibt) starrt jede*r ins Handy.
Mir fällt bei unseren Schulkindern auf, dass sich die Eltern gar nicht mehr zuständig fühlen und auch nicht mitdenken. Bei uns ist es z.B. völlig üblich, die Sportbeutel an der Garderobe zu lassen, nach dem Unterricht - da gammeln dann T-Shirts vor sich hin, die im September mitgegeben werden, 2x die Woche im Unterricht getragen werden und entsprechend riechen und wenn der Sportlehrer sie heimschickt zum Waschen, wird das noch entrüstet als Einmischung empfunden.
Wir unterrichten -wie gesagt- ein bestimmtes Klientel, am benachbarten Elitegymnasium ist das kein Problem. Wir wissen oft mehr über unsere Schüler als deren Eltern, obwohl wir immer 30 von ihnen vor uns haben. Das ist mitunter den Umständen, aber auch dem Desinteresse geschuldet. Bei uns beginnt in der 7. Klasse der Hauswirtschaftsunterricht und es ist -kein Witz- nicht unüblich, dass man beginnt, ihnen das appetliche Essen mit Messer und Gabel beizubringen, so viel zum "gemeinsame Mahlzeiten". Zudem ist es ein Problem, wenn man ins Schullandheim fährt, dass "normales Essen" als seltsam empfunden wird und die Eltern tütenweise Pringles, Snickers, Oreos mitgeben "falls das Essen mal nicht schmeckt".
Groucho schrieb:Ich war 2022/2023 mir meiner Tochter bei sehr vielen Ärzten und wir saßen oft in Wartezimmern. Wir hatten immer ein Buch dabei - alle (wirklich alle!) anderen haben in ihr Handy geschaut. Als meine Kinder klein waren Kita/Grundschule habe ich meinen Kindern im Wartezimmer immer Kinderbücher vorgelesen.
Und das wird wohl (auch zu Hause) immer weniger, dass Eltern ihren Kindern vorlesen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder zu Leser*innen werden ist signifikant höher, bei Kindern denen vorgelesen wurde.
Als meine Kids vor einigen Jahren noch klein waren, haben einmal angehende Erzieher ein Leseprojekt in der Bibliothek angeboten - mit riesigem Aufwand und die ganze Grundschule meiner Kinder eingeladen - gekommen sind dann zwei Kinder, dann durfte mein Jüngster noch mitmachen und so kam man dann auf fünf - es war ein kostenloses Angebot - und nicht einmal das wurde genutzt.