Ich
DalaiLotta schrieb:Moment, also ich habe aus dem, was @latif_936 geschrieben hat nicht herausgelesen, dass da jemand "wegen seiner Rechtschreibung" ausgegrenzt wird, es kam - für mein (Sprach)Gefühl - ziemlich klar rüber, dass die Rechtschreibung da genutzt wird, das eigene intolerante Weltbild zu bestätigen. I.S.v. "Wer schlecht schreibt, ist dumm".
Wenn ich mir vorstelle, Ausländer zu sein und von jemandem für "dumm" erklärt zu werden, liegt es natürlich nahe, es daran festzumachen, dass ich nicht zu seiner Gruppe gehöre, Ausländer bin.
Dennoch ging es eher darum, dass der Empfänger den Sender nicht "falsch" versteht, sondern nicht verstehen will, intolerant ist. Gegenüber der Person, nicht der "individuellen" Sprache.
Genau so habe ich es gemeint. Ich würde nie eine Kritik oder irgendwas in der Art auf meinen Hintergrund beziehen. Ich komme aus einer Generation, wo Nationalität keine große Rolle mehr spielt. In fast jeder Ausländergruppe gibt es mindestens einen oder mehrere Deutsche. Als ich klein war, war das nicht so. Wir hatten nie was mit deutschen zu tun. Nicht weil wir nicht wollten und wir haben uns auch nicht ausgegrenzt gefühlt, überhaupt nicht. Aber während wir den ganzen Tag auf dem Fußballplatz waren und draußen, waren die immer im Klavierunterricht oderso und hatten nie Zeit. Ich hatte einen Deutschen in der Grundschule der in der Schule zu meinen besten Freunden gehört hat, aber es war praktisch unmöglich, sich in der Freizeit mit ihm zu treffen. Wir hätten uns gefreut. Mittlerweile ist das irgendwie garnicht mehr so, diese Trennung zwischen Ausländern und deutschen. Die Deutschen benutzen die selben ausländischen Worte wir wir, hören Deutschrap, lachen genauso über sich wie über uns und viele ziehen sich ähnlich an und sind trotzdem stolzer auf ihre Nationalität als viele Generationen davor, so kommt es mir vor. Manchmal lässt sich das fast nicht auseinanderhalten, wer jetzt der Deutsche ist. Wenn ich dann junge Leute sehe, die fremdenfeindlich sind bin ich verwundert und finde es fast lustig, wie weit die zurückhängen.
Ich bin Türke, der hier zu Hause ist und auch einen deutschen Teil hat, also hier anders lebt als ich es in der Türkei würde und der trotzdem versucht sich seine Kultur zu bewahren. Und ich habe einen großen Respekt vor der deutschen Kultur und jeder anderen aber ich denke nicht in Nationalitäten, sondern allein dannach, wie ein Mensch zu mir ist. Ich habe mich sogar schon gut mit einem bekennenden Nazi unterhalten und meine Meinung gesagt und wir haben beide über die blöden Sprüche des anderen gelacht. Ich finde seine Weltanschauung extrem problematisch aber solange er mich respektvoll behandelt, tue ich das auch und wie gesagt, es gibt keinen Grund für mich, mich diskriminiert zu fühlen. Deshalb denke ich nicht so. Ich fühle mich als Ausländer in Deutschland den Rechten intuitiv total überlegen, ich habe fast meine gesamte Generation hinter mir stehen und viele intelligente, weltoffene Menschen in allen anderen Generationen ebenfalls. Ich bin z.B. auch immer wieder dirkriminierung ausgesetzt, aber ich nehme das nichtmal richtig ernst. Das liegt denke ich daran, dass ich meist ein besseres Selbstbewusstsein hab, als die Menschen, die sich von meiner Existenz provoziert oder bedroht fühlen. Ich koste das fast aus und bin trotzdem nett, aber bin wie ich bin und denke mir ‚sieh hin und leide‘
Wenn es aber um die Thematik mit der Rechtschreibung im Internet geht und auch manchmal im Real Life, dann kommen oft einfach dumme Kommentare, wie „toller Wortschatz“, was eindeutig ironisch gemeint ist, wenn ich einen Freund in nem kurzen Kommentar markiere und eben mit ihm nicht so rede, wie ich es hier tue. Darauf hin sage ich: „ich hab eig einen guten Wortschatz lo“ und dann kommt: „ja vallah Bruder, vallah, vallah, sehr guter Wortschatz.“, nur weil ich so rede, wie ich rede und solche Worte benutze, was auch viele deutsche Jugendliche mittlerweile machen. Es ist als würde ich mich beschweren, wenn ein Christ „Gott sei Dank“ sagt. Oder man schreibt etwas zu einem Freund in einem Kommentar und schreibt eben in seinem
Slang, wie das viele junge Menschen sowieso tun und dann kommt „unsere Facharbeiter“. Dabei bin ich hier geboren und bin lustigerweise mittlerweile Pilot. Das glaubt dir aber keiner und dann kann ich nurnoch lachen und mich besser fühlen. Trotzdem ist es immer Stress und lässt mich an der Menschheit zweifeln. Aber gerade deshalb freut mich, dass sich der Slang vermischt, Türken Kroatische Begriffe nutzen und Kurdische und deutsche ebenfalls. Und viele denken dann, wir wollen ihnen die Kultur nehmen, dabei nehmen die eben nur die Begriffe die sie selbst cool finden. Wieviele deutsche Redewendungen haben denn viele von uns Ausländern übernommen? Trotzdem können wir gut Diktate schreiben ohne Bruder und Vallah zu sagen.