Ich denke, wir sind uns einig, dass es nicht so sehr um die Frage gehen kann: Brauchen wir einen Sozialstaat. Ich denke, es steht außer Frage, dass wir Behinderte oder Menschen nach einem Unfall oder in einer sozialen Schieflage nicht verhungern lassen.
Die Frage, die sich eher stellt ist: Wieiviel Sozialstaat brauchen wir, auch eingedenk der Tatsache, dass im Prinzip auch mit dem in den 70er Jahren vorhandenen Sozialstaat schon niemand mehr ernsthaft dem Hungertod entgegen sah.
Ein Sozialstaat muss immer zwei Antworten geben und zwar auf die Frage: Wo soll es hin? und Wo kommt es her? Wenn ich einem etwas gebe, indem ich ihm das Recht auf eine Sozialleistung zugestehe, muss ein anderer etwas abgeben, sonst funktioniert es nicht.
Als Beispiel möchte ich hier den Vorstoß von Herrn Heil zu einer Rentenaufstockung anführen: Sein Ziel dürfte klar sein, er will, dass die SPD bei künftigen Wahlen die 5% Hürde schafft. Die Verteilung von Geld an Rentner, die nicht wirklich genug für ein erfülltes Rentendasein haben, finde ich erst mal nicht schlecht. Das ist eine Klientel, die kaum noch selbst flächendeckend ihre finanziellen Verhältnisse verbessern kann, insofern eine wichtige Zielgruppe zur Verteilung von Geldern.
Dennoch reden wir hier über eine gewaltige Umverteilung. Wenn 25.000.000.000€ ausgeschüttet werden sollen, muss irgendwer, sprich Erwerbstätige 25.000.000.000€ Steuern zahlen, sprich jüngere Menschen, die dann logischerweise weniger im Beutel haben. Natürlich kann man weiterhin Geld unter dem mittlerweile lächerlichen Titel Solidaritätszuschlag zweckentfremden, oder nicht. Ich bin da selbst recht gespalten.
Die Ideen von links außen Millionäre zu enteignen, wird wohl niemand ernst nehmen, auch denen kann man nur einmal in die Tasche greifen, dann ist der Wirtschaftsstandort Deutschland erledigt. Dann kann Griechenland anfangen, uns Kredite zu geben.
Auswüchse der Sozialstaatdiskussions stellen meines Erachtens die idiotischen Ideen eines BGE dar, wo jeder vom Staat lebt, nur noch aus Begeisterung Menschen früh aufstehen, um Gas-Wasser-Scheisse zu machen und alle anderen dann Bildhauer werden. Neben der Frage, wo all das Geld dauerhaft herkommen soll, ist ja auch die Frage nicht geklärt, wohin mit all den Marmorskulpturen, die dann flächendeckend in dieser Künstlerkolonie BRD entstehen.
Auch die dauerhafte Verteilung von ALGII an junge Menschen, die offensichtlich nicht gesundheitlich angeschlagen sind und deren dauerhafte Entfernung von selbstbestimmtem Leben, sehe ich als sinnlos an.
Weiterhin verstehe ich nicht, warum wir beispielsweise bulgarischen Kindern, die niemals in Deutschland waren, Kindergeld auszahlen und das immer zunehmend und das in einer Höhe, als würden ihre Lebenshaltungskosten in Deutschland bestritten.
Tendenziell bin ich eher für mehr Eigenverantwortung, lediglich Menschen, die offensichtlich keine Möglichkeit haben, selbst ihre Situation zu verbessern, sollten gezieltere und dann auch höhere Hilfen erhalten. Das bisherige Prinzip: Wir schütten Sozialleistungen in der Höhe 'Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben' einfach relativ ungezielt und flächendeckend aus, finde ich verbesserungswürdig. Dennoch haben wir einen Sozialsstaat, auf den viele schimpfen, auf dessen Errichtung ein Land aber stolz sein kann.
@GrouchoDer Spargelstecher arbeitet sicher genau so hart wie die guten alten Aldi Brüder seinerzeit. Aber wivielen anderen Menschen hat der Spargelstecher dauerhaft einen Arbeitsplatz gegeben.
Gerade Aldi sehe ich als schlechtes Beispiel für, das was Du sagen möchtest. Es ist ein riesiger Arbeitgeber, es ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und überdies hat diese Firma wesentlichen Anteil an den niedrigen Preisen, was vielen Familien auch sehr geholfen hat. Das kann man nicht mit der Jahresleistung '400kg Spargel' gelichsetzen und muss aus meiner Sicht auch nicht gleich vergütet werden.