AgathaChristo schrieb:Eine Freundin von mir geht mir total auf den Wecker. Wenn wir telen, komme ich nie zu Wort. Irgendwann schreie ich ins Telefon, halt stopp, kann ich auch mal was sagen? Bringt aber nichts, sie redet weiter...
So Leute kennt jeder - mit zunehmendem Alter fangen auch mehr Leute an, um sich zu "kreisen". Und ich glaube, ich ertrage Leute heute auch schlechter. Bei mir ist es mit zunehmenden Alter auch so, dass weniger Leute ins Raster passen. Wenn die Kinder im Bett sind, die Arbeit erledigt, dann möchte ich was in Ruhe machen und nicht "Problemchen" wälzen, die oft gar keine Sind.
Ich habe mich auch schon von Leuten distanziert, weil sie "in einer anderen Zeit- und Problemzone lebten". Klingt fies. Ich hatte eine Freundin, deren Leben immer nach dem gleichen Schema ablief: Sie hat sich immer völlig überstürzt verliebt, nach einer kurzen "toll, toll, toll Phase" fingen immer massive Probleme an, Ratschläge hat sie ignoriert - und dann kam die Phase des heulenden Elends - bis hin zur stationären Aufnahme. Sie konnte entweder mittags oder auch abends anrufen und stundenlang über ihr persönliches Leid sprechen - monologisieren, es überhöhen ... Irgendwann ging mir das so auf den Wecker, dass ich den Kontakt abgebrochen habe. Sie hat einmal nachts um 2 angerufen, weil sie die Einsamkeit nicht mehr ertrug und ich habe es irgendwie auch nichts übers Herz gebracht, ihr nicht zuzuhören. Eine kurze Weile später ist nachts mein Großonkel verstorben - die Tante wartete bis in frühen Morgenstunden, weil sie uns nicht wecken wollte.
Ich habe auch eine menschlich total liebe Arbeitskollegin, die wirklich nur Arbeit kennt. Wenn ich Freizeit habe, möchte ich nicht ununterbrochen über Schüler oder Kollegen oder Unterrichtskonzepte reden - deren Leben ist aber die Schule. Sie ist sehr oft ssamstags und auch sonntags den ganzen Tag im Schulgebäude, weil sie die Einsamkeit daheim nicht erträgt und bereitet irgendwelche Supersonderaktionen vor, geht Lernpfade ab ... und wird von anderen Kollegen dann auch "ausgenutzt", d.h. wenn es dann schon einen "welcher Laubbaum blüht im Schulhof Pfad gibt", wird der natürlich von allen genutzt. Das belastet sie dann oft und sie möchte das besprechen. IAndererseits bekommt sie alle Bestätigung in ihrem Leben von der Schulleitung und den Kollegen. Ich kann beide Seiten verstehen - die glücklich verheiratete Halbdebutatlerin mit den zwei Kleinkindern hat sonntags eben andere Dinge zu tun, als sich in eine extremst aufwendige Unterrichtsvorbereitung einzubringen und ist dann eher genervt, wenn sie dreimal angerufen und nach ihrer Meinung gefragt wird. Wenn man mit ihr spricht, fühlt man sich wie auf einer Gesamtlehrerkonferenz ... Sie tut mir Leid, aber wir haben ihr schon mehrfach rückgemeldet, dass sie ihr Leben dringenst auf mehrere Säulen stellen muss.