MilanSirius schrieb am 10.09.2018:Ich frage mich, wie man aus suizidaler Absicht von einem KREUZFAHRTSCHIFF springen kann. Ich meine... Man ist ja nicht direkt tot und dieser ist ziemlich übel im Meer. Aber vielleicht wollte er ja auch auch einfach von der See geschluckt werden und so langsam verblassen.
Ich habe einen guten Freund duch Suizid verloren - ich hatte daran sehr lange zu knabbern und habe mir alle möglichen Informationen besorgt über seine letzten Tagen und Stunden - und je mehr ich suchte, umso verwirrter war ich, weil nichts zu dem passte, was ich kannte, es muss eine spontane Aktion gewesen sein und doch nicht.
gastric schrieb am 10.09.2018:Für ihn nicht, für seine mobbenden klassenkameraden schon, denn diese leben, sind namentlich bekannt und müssen mit dem echo leben und ich fürchte das echo wird von einigen kommen.
Ich denke, dass viele Suizidabsichten nicht monokausal sind - vielmehr versucht man Gründe zu finden, warum es passiert ist - und versteht es nicht, weil man es nicht verstehen kann. Vermutlich würde der Mensch es mitunter selbst nicht mehr verstehen -mit Abstand von seiner Tat.
Fraukie schrieb am 10.09.2018:Abgesehen davon, dass das Schiff von dem der Verschwundene stammt zur Stelle zurückkehrt (was bei einem derart riesigen Pott eher Protokoll als ernsthaft nützlich sein dürfte) kommen halt sobald wie möglich andere Schiffe zur Hilfe, die haben dann zum Teil auch kleine Boote dabei die herumrudern.
Ist vermutlich ein Zusammenspiel aus Wellgang, Wassertemperatur und Strömung. Das Schiff muss umdrehen, du kannst ja nicht weiterfahren "finden wir eh nicht mehr". Je nachdem, wie der Sturz ist, kann es auch sein, dass der Betroffene ohnmächtig unter Wasser liegt - und dann wirklich nicht mehr auffindbar ist.
AliceT schrieb am 11.09.2018:Der "Wert" eines Menschen bemisst sich medial aber nach dem Marktwert, d. h., je größer die Aufmerksamkeit, desto prinzipiell besser. Nur, man muss als Verantwortlicher, der aus Künstlern Kapital schlägt, natürlich schon die Fassade wahren, und kann nicht so tun, als wäre Hinz und Kunz super begabt.
Ich denke, im Showbiz hat alles seine Zeit. Er hatte seine - bei den heutigen Teens war er nicht mehr bekannt, er war mal ein Trend, er war erfrischend, weil er so anders war, aber dann wurden die ehemaligen Fans erwachsen ... Aufmerksamkeit ist ja auch Selbstbestätigung und wenn man die nicht mehr bekommt, aber möchte, kann es schon schwer sein, sich neu zu orientieren.
Aloceria schrieb am 11.09.2018:Das Ganze ist ein Trauerspiel. Der Suizid eines jungen Menschen. Die sensationsheischende Berichterstattung im Moment, mit privaten Bildern und sonstwas für Spekulationen überall.
Würden wir es nicht lesen, wäre auch die Berichterstattung zu Ende. Das ist das tragische am Suizid, man versucht hinterher zu verstehen, was passiert ist. Da der Suizid keinen Mechanismus hat, geht das nicht. Im Fall von Kübelböck ist es eine kontrollierbare persönliche Betroffenheit, da man ihn nicht persönlich kannte, Voyeurismus ist nicht davon abgrenzbar.
Jordy80 schrieb:Jedenfalls, wenn man seine Biografie liest, hat er sich hinterher schon clever vermarktet. Es gab ein Spielfilm, etliche Aufträge und er hat sogar mit 18 Jahren ein Buch über seine Leben geschrieben.
Er war mal am Puls der Zeit - aber den hat er verloren.
Kc schrieb:Ist einfach seichte, niveaulose Unterhaltung.
Scripted reality, dem Zuschauer werden lauter Spinner, Talentfreie usw. vorgesetzt, damit er sich überlegen fühlen und amüsieren kann.
Das Problem ist, dass immer junge, formbare Leute gekastet werden und wie bei einer Sekte dann irgendwann von ihrem normalen Umfeld isoliert - sei es die "Modellvilla" bei GNT oder eben die anderen Orte bei den anderen Formaten. Sie sind ungefestigt und irgendwann wird das Urteil der Jury das Lebensziel.
Perfiderweise geht es gar nie darum, einen Superstar zu finden, sondern nur darum, die Massen zu unterhalten. Ich kenne jemanden, der bei DSDS war - nett, aber unscheinbar, nette Stimme ohne Alleinstellungsmerkmal: kam nicht mal in die erste Runde (also zu Dieter Bohlen) - sondern wurde sofort aussortiert.
schtabea schrieb:Daniels Vater wollte die Reise unbedingt verhindern, hat die Aida auf Daniels psychischen Ausnahmezustand hingewiesen und darum gebeten, ein Auge auf ihn zu haben
Die AIDA ist leider kein Kindergarten ... hier ist die Rechtslage in Deutschland schwierig. Oft sieht man die Katastrophe kommen und kann nicht helfen, wenn der Betroffene keine Krankheitseinsicht hat. So ein Kreuzfahrtschiff ist groß, die Leute arbeiten Schichten - die können niemanden 24 Stunden überwachen.
yong schrieb: Warum kommt Daniel in eine Notfallkabine die näher beim Personal liegt? weil man ihm vermutlich schon einiges zugetraut hat... Wenn man ihm einiges zutraut, warum hat die Kabine dann einen Balkon? Damit komme ich nicht so ganz klar....
Ist denn geklärt, warum er die Kabine wechselte? Wollte er? Wollte die Fährgesellschaft, dass er wechselt?
yong schrieb:Zudem ekelt mich das Verhalten einiger Leute an. Da wird ein junger Mann fotografiert weil er Frauenkleider trägt. In was für einen Jahrhundert leben wir? Als wenn das heutzutage noch so sensationell ist.
Natürlich wird er die heimlichen Fotos bemerkt haben und sich vermutlich wie auf einem Jahrmarkt vorgekommen sein. Kann nicht jeder so leben wie er möchte, wenn er niemandem dadurch schadet?
Er war halt doch bekannt und wir leben in einer sehr virtuellen Welt. Viele Leute sind im sozialen Netzwerk oder in mehreren und versuchen, ihr Publikum bestmöglich zu unterhalten. Dazu gehören dann Bilder "Bin mit Daniel Küblböck an Bord" gibt sicher Reaktionen.
AliceT schrieb:habe heute in einem der unzähligen Boulevardartikel (bestimmt wieder Bunte, die ja dann eh in jeder Zeitung abgeschrieben wird) gelesen, dass sich ein Paar beschwert habe, dass man wegen der Rettungsaktion so lange Pause gemacht hätte und sie auf einen Landgang verzichten mussten .... auch wenn das frei erfunden sein sollte, das Traurige ist, dass es durchaus plausibel ist, dass es Menschen gibt, die so ticken.
Wenn du mal anders überlegst: So eine Kreuzfahrt ist teuer. Sehr teuer. Ich kenne einige Leute, die eben diese Kreuzfahrt als Renteneinstieg gemacht haben - du bekommst einen kurzen Eindruck von Ländern, die du vermutlich nicht mehr besuchst - Island, Grönland ... sie haben eventuell sehr gespart und fühlten sich dann im Nachteil ... Es gab ja auch Leute, die sich nach dem Tsunami 2004 (?) beschwert haben, dass Leichen am Strand lagen.
Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass wir sehr mit uns und den first world problems beschäftigt sind. Es ist zunehmend doch auch so, dass Leute gerne reden, ohne zuzuhören. Das ist so ungefähr das gleiche Phänomen. Die Empathiefähigkeit geht komplett verloren. So ist auch so eine Reaktion zu erklären - vermutlich waren viele Leute enttäuscht.
Rotmilan schrieb:Das habe ich auch schon erlebt, bei einem Bahnsuizid. Die Mitfahrenden schimpften auf den Suizidenten, weil ein längerer Aufenthalt wegen der Sperrung der Gleise und Einsatz von Rettungsdiensten und Bahnpolizei, sowie Bestatter notwendig war. Und sie ja nun ihre Anschlusszüge und Termine verpassen würden. Es hat sich kaum einer überlegt, dass da ein Mensch in schwerer, seelischer Not war.
Du kennst den Menschen halt nicht, was eine Distanz erzeugt, sein Handeln beeinflusst plötzlich den Ablauf deines Lebens. Suizid ist eh so ein Thema, was viele Leute komplett wegdrücken ...