@Optimist Falls ich dich richtig verstanden habe: Beide, Person A und Person B, wissen dass es...
- viele Menschen gibt denen es schlecht geht (sie haben weniger als das was sie mindestens brauchen),
- wenige denen es gut geht (sie haben mehr als sie brauchen)
- und einige die so halbwegs zurecht kommen (sie haben ungefähr das was sie brauchen).
Nennen wir sie mal die Armen, die Reichen und die Mittelständischen.
A und B sind mittelständisch:
Beide haben was sie brauchen, mal ein bisschen Mangel und mal ein bisschen Überfluss.
Beide würden es begrüßen wenn es allen Menschen (mindestens) so relativ gut gehen würde wie ihnen selbst.
A sagt: Man kann nicht
allen Armen helfen, also sollte man zumindest
so vielen wie möglich helfen.
B sagt: Wenn man
niemandem hilft, weder den Armen noch den Mittelständischen, sind bald viele Leute so arm
dass sie sich von den Reichen
nehmen was sie brauchen.
Ich denke, beide haben teilweise Recht und teilweise Unrecht:
A möchte denen helfen denen man helfen kann, das finde ich naheliegend und nachvollziehbar.
Dabei wird aber wenig beachtet ob die Hilfe eine Hilfe zur Selbsthilfe wäre oder eine Hilfe zur weiteren Abhängigkeit.Fall 1: Wenn man jemandem dabei hilft, seine Hilfsbedürftigkeit und Abhängigkeit zu
beenden...
- z.B. man besorgt einem Obdachlosen eine Wohnung, so dass er sich wieder aufrappeln und nach einiger Zeit für sich selbst sorgen kann.
- Dann hat das funktioniert und war ein guter Schritt in die richtige Richtung.
- Dieser Mensch kann sogar in Zukunft anderen Armen auf die Füße helfen wenn er denn will.
- So geht man hoffentlich auch mit jedem um der rein körperlich oder geistig nie mehr selbst für sich sorgen
kann (Alte, Kranke usw.)
Fall 2: Wenn man jemandem hilft seine eigene Hilfsbedürftigkeit und Abhängigkeit zu
zementieren...
- z.B. man gibt einem Drogenabhängigen Geld.
- Es kann viele unverschuldete und tragische Gründe geben warum ein Mensch da hinein geraten ist.
- Aber wenn man ihm Geld gibt, schadet er sich selbst noch weiter und noch mehr.
- Also muss er selber
erst aus eigenem Wunsch und
aus eigenem Antrieb sein Drogenproblem los werden.
- Bis dahin kann man ihm höchstens bei der Suche nach einem Therapieplatz helfen, mehr nicht.
Und dann gibt es noch einen dritten Fall, der zunächst wirkt wie Fall 1 aber in Wirklichkeit eher Fall 2 entspricht:
- z.B. man besorgt einem Obdachlosen eine Werkswohnung in der eigenen Firma.
- Dafür erwartet man aber, dass er sehr dankbar ist und so bald wie möglich in dieser Firma für wenig Geld viel arbeitet.
- Er bleibt abhängig und hat nur so wenig zum Leben dass er auch niemand anderem helfen könnte selbst wenn er wollte.
- Person A und Person B würden zwar nie so etwas tun.
- Aber gerade Person B versteht gewisse gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge (teilweise falsch und teilweise richtig),
- und das lässt ihn glauben dass jede Hilfe im Sinne von Fall 1 letztlich zu einer Situation im Sinne von Fall 3 führen würde.
- Und zugegeben ist diese Wahrscheinlichkeit größer als Person A erstmal vielleicht denkt.
Das waren jetzt nur rein zwischen menschliche Beispiele, denn ich wollte zuerst rein anschaulich die zwischenmenschliche Basis für Hilfsbedürftigkeit, Hilfsabsicht und die grundlegenden positiven und negativen möglichen Auswirkungen erklären (so wie ich sie einschätze).
Falls wir zwei uns über diese drei Grundsituationen einigen können, übertragen wir das als nächstes mal auf gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge, internationale Beziehungen usw. und legen den Finger da auf die Wunde wo Person B seine speziellen Bedenken hat.
:)