Okay. Kurzes Update bezüglich meinem Kommentar vom 5. April:
CMO schrieb am 05.04.2019:Ich fange jetzt übrigens allmählich an mich bei einigen Positionen jetzt doch langsam wieder heraus zu lösen. In den nächsten Tagen steht bei mir Walt Disney auf der Abschussliste. Und Bechtle AG werde ich auch verkaufen.
😂
In der Tat hatte ich die
Walt Disney Company (WDC)auf der Verkaufsliste. Diese Einschätzung hatte weniger damit zu tun dass sich die fundamentale Qualität des Unternehmens seit dem Kauf in meinen Augen negativ entwickelt hätte oder dergleichen.
Ganz im Gegenteil: Ich halte das Management für außerordentlich kompetent.
Angefangen beim Chairman der Walt Disney Studios
Alan Horn der von 1999 bis 2012 bei
Warner Bros Studios die Leitung hatte und unter dem das Label u.a. mit den Filmen "
Batman Begins" oder "
The Dark Knight" zum globalen Marktführer im Box Office Segment wurde.
Aber allen voran natürlich CEO
Robert Iger der seit Beginn seiner Amtszeit als Geschäftsführer der WDC richtige Entscheidungen getroffen hat. Dazu zählen unter anderem die Übernahme von Pixar, Marvel Entertainment, Lucas Films sowie kürzlich (März 2019) von 21st Century Fox. Meiner Meinung nach einer der besten CEOs überhaupt.
Der Grund für meine Beurteilung DIS auf die Verkaufsliste zu setzen war ein anderer.
Punkt 1: Die relativ niedrige Dividendenrendite.
Aus meinen 18 DIS Aktien und damit ca. 1.500 EUR (Stand: 28.04.18) investiertem Kapital ergibt sich eine jährliche Dividende von 24,12 EUR. Das entspricht einer Dividendenrendite von unter 2%. Das macht die Aktie prinzipiell als Dividendentitel ziemlich unattraktiv und ist nur dann aus Investorensicht zu tolerieren wenn erkennbar ist dass die nicht ausgeschütteten Gewinne sinnvoll investiert werden. Das wiederum setzt voraus dass für das Unternehmen noch deutliches Wachstumspotenzial vorhanden ist.
Und gerade bei letzterem hatte ich bei der WDC so meine Bedenken. Walt Disney ist bereits ein unvorstellbar gigantischer Konzern. Das macht grundsätzlich ja immer die Vorstellung von zukünftigem Wachstum etwas schwierig. Die Hoffnungen bei Disney liegen jetzt wohl in erster Linie im Streaming Bereich der aktuell erschlossen wird.
Punkt 2: Die fundamentale Überbewertung.
Auch wenn die Aktie gemessen am allgemeinen gegenwärtigen Preisniveau des Marktes mit einem KGV von ca. 20 noch einigermaßen moderat bewertet zu sein scheint: Aus Sicht meines konservativen fundamentalanalytischen Standpunktes ist die Aktie klar überbewertet. Der fair value auf Grundlage des vorausberechneten
Freien Cashflows (FCF) liegt bei etwa 80-85 EUR / Aktie. Unter Verwendung von "erz-"konservativen fundamentalanalytischen Methoden zur Wertermittlung (
https://www.investopedia.com/terms/g/graham-number.asp,
Tangible Book Value) ergeben sich als fair value sogar nur noch Werte um 32 EUR / Aktie (Graham Number) bzw. 7,27 EUR / Aktie (Tangible Book Value).
Allerdings muss ich bei der Ermittlung des Fair Value auf Basis von Graham Number bzw. Tangible Book Value auch ganz klar anmerken, dass es sich dabei um ausgesprochen
klassische -
um nicht zu sagen "antiquierte" - Bewertungsmethoden handelt.
Insbesondere der "Tangible Book Value" Ansatz dürfte wohl obsolet sein. Wie der Name schon sagt berücksichtigt diese Methode nur das Vermögen der Sachanlagen eines Unternehmens für die Wertermittlung. Das bedeutet z.B. dass die Werte immaterieller Vermögensgegenstände nicht in die Bewertung einbezogen werden.
Zu diesem immateriellen Anlagevermögen gehören Gegenstände wie
Geschäfts-/Firmen-Wert,
Markenrechte/trademarks,
Urheberrechte/Copyright,
Lizenzrechte oder um es zusammen zu fassen - alle möglichen (Schutz-)Rechte an geistigem Eigentum eines Unternehmens.
Wenn man das in seine Überlegungen einbezieht dann fällt es einem wahrscheinlich nicht schwer zu verstehen woher die Diskrepanz zwischen Tangible Book orientiertem Fair Value pro Aktie und dem aktuell tatsächlich gehandelten Preis pro Aktie kommt. Klar. Wenn man aus der Bewertung der WDC einfach mal die Urheber-, Lizenz- und Markenrechte herausrechnet, dann bleiben von der Walt Disney Company noch eine Armada Kreuzfahrtschiffe, mehrere Hotels, Achterbahnen und ein paar Lagerhallen in Kalifornien mit Tontechnik, Kameras und Filmrequisiten übrig.
Bei dieser Methode blendet man also alle nicht greifbaren Wertgegenstände aus und berücksichtigt ausschließlich die Gegenstände des greifbaren/materiellen Sachvermögens. Und obwohl WDC mit seinen Resorts und Kreuzfahrtschiffen durchaus schon ein bemerkenswertes Sachkapital in seinen Büchern stehen hat, macht der gesamte Wert der materiellen Vermögensgegenstände derzeit weniger als 6% des aktuell gehandelten Unternehmenswertes aus.
Warum ich das so detailliert ausführe?
Nunja. Ich habe heute seit Langem mal wieder ein wenig Zeit mich hier im Forum aktiv zu beteiligen. Und als fundamentalanalytisch orientierter "Value" Investor vertrete ich den Standpunkt dass jeder der sein Geld in Eigenregie in Aktien investiert unbedingt eine Vorstellung davon haben sollte was "
Wert" überhaupt bedeutet.
Genau hier liegt nämlich in meinen Augen der Schlüssel, der über Erfolg und Misserfolg entscheidet.
So. Aber bevor ich mit meiner Fundamentalanalyse Einführung jetzt auch noch den letzten Leser zu Tode langweile komme ich jetzt wieder zu meinem Portfolio-Update zurück.Denn anders als von mir hier angekündigt, hatte ich mich - auch aufgrund mangelnder Zeit - doch dazu entschlossen meine Disney Anteile vorerst doch noch im Depot zu belassen. Es gab jetzt auch keine Indikatoren die darauf hindeuteten dass bei dem Verkauf von DIS besondere Eile geboten wäre. Wenn dann wäre es wirklich nur ein Verkauf gewesen um allmählich wieder Liquidität für einen möglichen Kursabfall der Märkte aufzubauen.
Die Entwicklung der DIS Aktie seit dem ist jetzt allerdings ausgesprochen interessant verlaufen.
Nach der "Avengers Endgame" Premiere und der Präsentation der neuen Streaming Pläne ist der Kurs meiner Disney Aktien in den letzten Wochen deutlich gestiegen. Dadurch ist DIS sogar inzwischen zu meinem drittbesten Investment nach Performance des Kurses geworden. 😆
Das Paradoxe daran ist jetzt allerdings: Es fällt einem nach solch einem Kurssprung schwerer zu verkaufen als davor. Einige von Euch die das gerade lesen werden sich vielleicht sogar ärgern dass sie die Aktie nicht auch besitzen und ggf. den Reiz verspüren auch bei Disney einzusteigen.
Tatsächlich ist genau das Gegenteil jetzt aber rational. Die Aktie ist teurer geworden und daher noch weniger ein Kauf als vor dem Kurssprung bzw. noch mehr zum Verkauf geworden als vorher.