campo1 schrieb:Kann deinen Thread nicht folgen. In meiner Sprache würde man sagen „ krüsimüsi“ =ein Durcheinander.:-)
:D Ist mir auch schon aufgefallen.
Ich versuche so gut ich kann in jedem Beitrag einen Bezug zur Kontakthypothese herzustellen,
aber oft vergesse ich das aufgrund des alten Problems:
Man vergisst zu leicht dass das was man nur
denkt logischerweise niemand anderem bekannt ist.
Was sagt Allport dazu, soweit ich ihn richtig verstanden haben sollte:Dass jede Resozialisierung nur gelingen kann wenn sie in die strukturell begleitenden Maßnahmen eingebunden sind,
die den Konflikt überhaupt erst ausgelöst haben.
Zwangsläufig gehört systematische Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen zu den wichtigsten Gründen,
warum sich Intergruppenkonflikte überhaupt bilden.
Was ich darüber hinaus mit Sicherheit als mit seiner eigenen Auffassung als kongruent annehme:Vor seinem speziellen Hintergrund zu seiner Zeit war das die systematische Benachteiligung der Farbigen (USA 50er Jahre).
Diese Benachteiligung ging zwangsläufig nicht nur mit Vorurteilen der Weißen gegen die Schwarzen einher, sondern auch mit Vorurteilen der Schwarzen gegen die Weißen.
Für die benachteiligten Schwarzen führte die systematische Benachteiligung zwangsläufig zu großer Armut.
Zum Beispiel schlechter Zugang zu Bildung, daher schlecht bezahlte Arbeit, daher schlechte Gesundheitsfürsorge, daher noch schlechtere Arbeitsleistung und noch weniger Geld, alles durch unfaire Gesetze noch zusätzlich schwer zu durchbrechende Teufelskreisläufe.
Da braucht man sich nicht zu wundern, dass ein Farbiger der sich zum Beispiel nur noch durch Einbruch oder Raub am Leben erhalten kann, wenig danach fragt ob sein Opfer ein "Guter Weißer" oder ein "böser Weißer" ist.
Oder höchstens noch im Sinne von "Weß = reich genug für mich in diesem Moment um zu hoffen dass ein Überfall sich lohnt."
So gesehen schaden die Vorurteile von Armen nicht nur den "Reichen" oder wen sie dafür halten, sondern auch völlig Unbeteiligte die auf der Dimension "arm oder reich" gar nicht beurteilt werden.
Und natürlich auch anderen Armen: Je härter der Kampf ums Überleben wird, um so mehr wird (fast) jeder sich selbst der Nächste; ausgenommen seine Familie und seine besten Freunde. Das beschwört weiteres Ingroup-Outgruop-Verhalten herauf:
Sogar die Jugendgang aus dem Nachbarrevier, genau so Farbige wie die eigene Gang und in der gleichen prekären Situation werden zu Gegnern im Kampf um die wenigen kargen Jobs oder auch um allgemeine Revierabgrenzung.
Kam es zwischen diesen Gangs erst ein paar Mal zu Schlägereien, sind alle Mitglied der rivalisierenden Gang nur noch unterschiedslose Feinde. Die haben einen von uns überfallen, das kriegen die zurück, die wollen´s doch nicht anders.
War eine harte Zeit.
Festzuhalten bleibt: Mir ist kein einziges Zitat von Allport bekannt, wo Vorurteile speziell von "Armen" als weniger gefährlich oder weniger wirkungsvoll dargestellt werden. Aber er hat mehrfach betont dass Armut und Vorurteile vor allem durch strukturelle Defizite in einem engen Zusammenhang stehen.
Der Film "Last Exit to Brooklyn" beschreibt eher den Klassenkampf als den Rassenkonflikt, aber auch nach dem gleichen Muster in genau dieser Zeit mit genau den gleichen Vorurteilen der Armen gegen die Reichen und jeden der zwar auch arm ist aber trotzdem irgendwie nicht zu ihnen passt. Und auch die Opfer sind die Gleichen: Reiche, andere Arme und Menschen völlig außerhalb der "Arm-Reich-Kategorie".