Wird die Gesellschaft immer unfreundlicher?

Dini1909 schrieb:Für was zahle ich hier eigentlich..." - das sind dann meist die , die nur einmal im Jahr kommen und dann das Haar in der Suppe suchen.

Was antwortest du in solchen Momenten?

Dini1909 schrieb:wenn es nach zwei drei Angehörigen gegangen wäre, würde ich jetzt im Knast sitzen...

Warum das denn, was hat den Angehörigen denn nicht gefallen? Das ist echt heftig. Ich hoffe die meisten wissen zu schätzen, was ihr da täglich leistet.

DerThorag schrieb:Ich weiß das soziale Medien das Shithole der Gesellschaft sein können, aber was verleitet ältere/alte Menschen zu so einem albernen Unsinn? Ich kann es mir nur mit Rassismus erklären.

Rassistische Ressentiments sind sicher ein Faktor; gerade im Fußball, wo es ja oft um diese Blut&Boden Allüren geht; wir gegen die, usw.. Dort manifestiert sich gerne auch mal die so einkonditionierte unterschwellige Abneigung gegen "den Anderen" in so einem asozialen Getrolle, was zu allem Überfluss nicht selten auch noch sau dumm ist, weil es einfach oben an Grütze fehlt.
Wobei ich das jetzt nicht mal so sehr mit abgrundtiefem Hass gleichsetzen würde, aber es wurmt den vermeintlichen Übermenschen wohl schon etwas, dass "die" uns den Rang ablaufen; zumal uns langsam die ganzen Beckenbauer und sonstige Lichtgestalten der glorreichen Tage weg sterben, und immer mehr Dunkelhäutige nachrücken, was erst recht am urdeutschen Selbstverständnis rütteln muss.

Hanne_Lore schrieb:Was antwortest du in solchen Momenten?

Ich sage oft die Wahrheit, "Wenn Sie des öfteren kommen würden, würden Sie sehen das das bei ihrer Mutter/Vater Tagesform abhängig ist und heute es wohl nicht so gut aussieht, aber es ist schön zu wissen wie sehr sie unseren Beruf schätzen"

Hanne_Lore schrieb:Warum das denn, was hat den Angehörigen denn nicht gefallen? Das ist echt heftig. Ich hoffe die meisten wissen zu schätzen, was ihr da täglich leistet.

Naja wie die offiziellen Besuchsverbote gab, gab es hier und da ein paar Angehörige (Corona-Gegner) die meinten wir würden es doch übertreiben, es wäre Freiheitsberaubung was wir da tun, sie hätten das Grundrecht auf ihrer Seite und versuchten sogar mit Geld mich zu bestechen bis zu 200€ wurde mir geboten das ich die ANgehörigen reinlasse... wie ich mich geweigert habe, hat mich ein Angehöriger (namhafter Anwalt in der Gegend) nach meinem Namen gefragt, ich hab auf mein Namenschild gedeutet, was ich immer trage und er meinte nur "Sie hören von mir" ... warte bis heute darauf...

Aber während Corona war das schon hart, was man sich da anhören musste...

"Sie sind Schuld, das hier auf der Station Corona ausgebrochen ist und es jetzt meine Mutter hat, ich hab sie gestern gesehen wie sie, zwar mit Maske, einkaufen waren, aber das sollte in ihrem Beruf verboten werden..." nur mal als kleines Beispiel...

Dini1909 schrieb:Ich sage oft die Wahrheit, "Wenn Sie des öfteren kommen würden, würden Sie sehen das das bei ihrer Mutter/Vater Tagesform abhängig ist und heute es wohl nicht so gut aussieht, aber es ist schön zu wissen wie sehr sie unseren Beruf schätzen"

Finde ich großartig 👌 oft wird ja eher geduckmäusert und beschwichtigt, obwohl man alles korrekt gemacht hat und fachlich rechtfertigen kann. Ich hab damals auf die Frage "für was bezahlen wir diesem Bunker jeden Monat so viel Kohle?" ähnlich geantwortet: "für Ihre Freiheit, sich nicht 24/7 selber kümmern zu müssen"
Die meisten Angehörigen waren aber sehr engagiert und eine wahre Unterstützung.

Dini1909 schrieb:Aber während Corona war das schon hart, was man sich da anhören musste...

Das kann ich mir vorstellen. Die Zeit war ja für alle schwierig. Zum Glück ist sie vorbei 😊🙏

Ich habe beruflich sehr viel mit Menschen zu tun, die sich hauptsächlich mit Beschwerden / Mängel an mich wenden.
Klar, da waren schon immer Leute dazwischen, die sich im Ton vergiffen haben.
Aber inzwischen wird es immer schwieriger ein vernünftiges Gespräch zu führen.
Da wird gemault, geblökt, gemeckert (nein, wir sind nicht im Zoo) und man muss sich inzwischen für alles mögliche entschuldigen und rechtfertigen.
Die Haut von allen scheint dünner und die Zündschnur kürzer geworden zu sein.
Über die kleinsten Kleinigkeiten (ja, ich weiß... unter "klein" versteht jeder etwas Anderes) wird sich echauffiert, minutenlang.
Das ist anstrengend und ich frage mich manchmal, was mit meinen Mitmenschen nur los ist.
Finde das ganz schön traurig.
Gut, vielleicht waren die Menschen aber auch "schon immer so" und mir ist es nur nie aufgefallen?!
Ich kann nur von meiner persönlichen Erfahrung der letzten 5 Jahre berichten und finde: Es ist schlimmer geworden.

Bibibee schrieb:Ich kann nur von meiner persönlichen Erfahrung der letzten 5 Jahre berichten und finde: Es ist schlimmer geworden.

Auch mein Eindruck ist, dass die Menschen vor 10 Jahren oder so tendenziell freundlicher und wertschätzender waren. Viele Menschen scheinen inzwischen zu einem grundsätzlich abwehrenden bis patzigen und offensiven Verhalten zu neigen.

Mich persönlich strengt ergiebiges Gemecker auch dann an, wenn ich gar nicht der Adressat bin, aber ich es mit anhören muss. Ich finde, es löst schlechte Laune und angestrengte Stimmung auch bei mir als Zuhörer aus, selbst wenn ich gar nicht in die Problematik involviert bin.

martenot schrieb:Mich persönlich strengt ergiebiges Gemecker auch dann an, wenn ich gar nicht der Adressat bin, aber ich es mit anhören muss. Ich finde, es löst schlechte Laune und angestrengte Stimmung auch bei mir als Zuhörer aus, selbst wenn ich gar nicht in die Problematik involviert bin.

Ja! Das sehe ich auch so. Das drückt die Stimmung, auch wenn man selbst die falsche Ansprechperson ist!
Die Zentrale stellt mir leider auch immer wieder Leute durch, denen ich gar nicht weiterhelfen kann. Die sind dann natürlich oft noch genervter, weil sie von einem Ansprechpartner zum Nächsten durchgestellt werden.
Deswegen habe ich es mir angewöhnt, die Belange der Anrufer teilweise einfach schon vorab entgegenzunehmen und es dem betreffenden Kollegen weiterzuleiten. Dann hat der Anrufer am Telefon schon mal seine "Probleme" loswerden können.
Aber... das ist denke ich auch nicht die wahre Lösung, denn immerhin bekomme ich so ja das Gezeter ab.
Hastag: Psychische Gesundheit!

Ich beneide immer die Menschen, die mit solchen Grantuletten gut umgehen können. Bei denen das einfach abprallt.
Ein Kollege von mir nimmt solche Leute einfach nur mit Humor. Würde ich auch gerne können - bin aber zu sehr Kopfmensch und will es immer allen recht machen. :(
Nehme viel von unfreundlichen Gesprächen, anstrengenden Diskussionen etc. mit nach Hause. Sollte ich mir abgewöhnen.
Nur wie?

Hallo, ich bin seit vielen Jahren im Einzelhandel tätig. Die allermeisten Kunden sind sehr freundlich. Wenn jemand jedoch unfreundlich ist oder rummeckert erreicht ich immer freundlicher.... lächel noch mehr, noch öfter Dankeschön, Bitteschön und Sehr gerne. Das nimmt oft die Schärfe raus und dem Kunden den Wind aus den Segeln. Dann notier ich mir das Anliegen, den Namen des Kunden sowie Kontaktmöglichkeit und versichere, mich schnellstmöglich zu melden.

Das klappt bisher immer... ich hoffe, dass bleibt auch so ...

Unfreundliche Zeitgenossen gab es schon immer reichlich. Ich kann allerdings nicht feststellen, dass es mehr geworden sind ind den letzten Jahren.

Ich hatte vor Jahren mal einen Kunden der dafür bekannt war, direkt zu meckern und dann cholerisch zu werden. War halt neu in dem Unternehmen und da hat man ihn mir als "Willkommensgeschenk" durchgestellt. Nach gefühlt 10x und real 4x "Entschuldigung, wenn sie mich anschreien leg ich auf" hab ich dann aufgelegt. Das ganze haben wir 3x gemacht, also ich habe aufgelegt und er hat wieder angerufen. Beim 4. Anruf war er relativ ruhig, ich habe ihn nach seinem Problem gefragt und ne Lösung (Gratistausch eines Gerätes) angeboten.

Bei mir hat der nie wieder geschrien sondern direkt sein Anliegen halbwegs ruhig geschildert!

martenot schrieb:Auch mein Eindruck ist, dass die Menschen vor 10 Jahren oder so tendenziell freundlicher und wertschätzender waren. Viele Menschen scheinen inzwischen zu einem grundsätzlich abwehrenden bis patzigen und offensiven Verhalten zu neigen.

Jep, spätestens seit Corona scheint es "in" zu sein erstmal "dagegen" zu sein, mit aller Unfreundlichkeit die scheinbar für viele dazu gehört.

Ich finde die Gesellschaft war schon immer eher unfreundlich und auf eine Art scheinen sich auch viele viel zu wichtig zu nehmen. Vermutlich treten negative Sachen, die man vor dem Internet vielleicht nicht so mitbekommen hat jetzt einfach offener zutage.

Ob die deutschen jetzt selbst wirklich unfreundlicher sind als andere Gesellschaften (was ja ein Klischee ist) will ich gar nicht beurteilen, aber ich finde, dass die deutsche Gesellschaft in teilen noch immer sehr autoritär geprägt ist (z.B. gibt es noch immer einige Dinge, die mehr oder weniger aus der Kaiserzeit stammen), was sicher nicht zu einer freundlichen Gesellschaft beiträgt.

Noch eine weitere Art der Unfreundlichkeit ist mir gerade wieder bewusst geworden, und zwar bei meinem Teamleiter. Er neigt gelegentlich dazu, spöttisch zu reagieren, was mich tatsächlich meistens etwas runterzieht. Er hat so eine Art, über mich zu lächeln, im Sinne von "der schon wieder, war ja klar, dass der so und so denkt oder handelt", die bei mir jedes Mal Minderwertigkeitsgefühle auslöst.

@martenot

Hallo, das ist krass. Dann ist er jedoch kein Teamleiter... lass dich nicht ärgern. LG m a

MaraiAngela schrieb:@martenot

Hallo, das ist krass. Dann ist er jedoch kein Teamleiter... lass dich nicht ärgern. LG m a

Das sehe ich auch so. Jemand der ein Team leitet, sollte sich definitiv anders verhalten.
Aber ohne jetzt zu tief in die Psychologie-Schublade zu greifen: Vielleicht hat er auch Probleme, die er so kompensieren muss.
Oder er fühlt sich von dir auf eine Art "bedroht". Das du vielleicht ganz gute Vorschläge hast und er sich insgeheim ärgert, dass er nicht selbst drauf gekommen ist?!

Bibibee schrieb:Jemand der ein Team leitet, sollte sich definitiv anders verhalten.

Das ist wahrscheinlich hier OT, sich zu detailliert drüber auszutauschen, aber ich würde mir von einem Teamleiter auch ein anderes Verhalten wünschen.

Eigentlich ist er ein sehr guter Techniker und IT-Mensch, aber die Aufgabe der Teamleitung steht ihm meiner Ansicht nach weniger gut, da er auch uns Mitarbeiter eher durch die Brille des IT-Nerds sieht. Und insbesondere spöttisches und herablassendes Verhalten finde ich besonders schwierig auszuhalten.

Einfach Ohren auf Durchzug stellen, in einem Ohr rein, im anderen raus. Ich weiß, ist am Anfang schwierig. Eventuell sieht der Teamleiter dich als Konkurrenz.

Vor Jahren hatte ich im Großraumbüro gearbeitet, wen ich dort als Grupppenleiter bzw. Teamleiter vorgesetzt bekam, Horror.

Es hätte nicht viel gefehlt, ich war schon dran in Buchhandlungen Bücher über Führungskompetenzen, etc. zu kaufen und denen auf den Schreibtisch zu knallen.

MizunoAmi schrieb:Vor Jahren hatte ich im Großraumbüro gearbeitet, wen ich dort als Grupppenleiter bzw. Teamleiter vorgesetzt bekam, Horror.

Ich glaube einigen bekommt auch so eine Position nicht. Denken dann gleich wer weiß wer zu sein.

Komme aus der Sicherheitsbranche und da bekommt einigen auch die Objektleiter-Position nicht. Alles schon erlebt.

Oder unverschämte-arrogante Kunden oder Mitarbeiter des jeweiligen Objekts begegneten entweder uns Sicherheitsleuten oder auch dem Reinigungspersonal von oben herab. Meist sind/waren das jüngere Menschen zwischen 18-40 Jahren ca. - nach meinen gemachten Erfahrungen. Viele Ältere scheinen noch sowas wie Höflichkeit usw. zu kennen.


Zur eigentlichen Frage; Mein Eindruck ist nach wie vor der, dass unsere Gesellschaft zunehmend Ich-bezogener wird oder anders der Ellbogen im übertragenen Sinne immer mehr regiert.

Mir scheint es auch, als haben immer mehr Menschen ein Problem mit unserem grundlegenden Solidaritätsprinzip. Kurz: Kein Bock mehr für andere Menschen mittelbar durch Steuer- und Sozialabgaben mit zu bezahlen.

Was ich auch nach wie vor beim Autofahren erleben, macht mich fassungslos: Rasen, Drängeln, uneinsichtig fremde Zufahrten blockieren, fast ganze Bürgersteige in Beschlag zu nehmen und je nachdem auch am liebsten noch mit dem Auto bis in die Läden hinfahren, um nicht mal einen Meter die lieben Füße zu bewegen.

Man sagt sich ja, dass das Autofahren den Charakter von Menschen widerspiegeln soll. Falls: Na dann gute Nacht Marie mit der Gesellschaft!

rhapsody3004 schrieb:Was ich auch nach wie vor beim Autofahren erleben, macht mich fassungslos: Rasen, Drängeln, uneinsichtig fremde Zufahrten blockieren, fast ganze Bürgersteige in Beschlag zu nehmen und je nachdem auch am liebsten noch mit dem Auto bis in die Läden hinfahren, um nicht mal einen Meter die lieben Füße zu bewegen.

Das erleben wir auch inzwischen fast täglich. Zwar fahre ich meistens nicht selbst, bin aber häufig Beifahrer, und da erleben wir es ganz genauso wie du es schildest. Was das Rasen betrifft, scheint es häufig ohne Sinn und Zweck zu sein: es wird enorm aufs Gas getreten, die Autos kleben hinter einem an der Stoßstange, und bei der nächsten Gelegenheit wird rasant überholt - um gleich danach in eine Einfahrt einzubiegen. Zeitersparnis ca. 5 Sekunden.

Aber auch im ÖPNV erlebe ich inzwischen häufiger eine mürrische Reaktion als früher. Erst vor kurzem saß ich in einem Bus am Fensterplatz. Kurz bevor ich aussteigen wollte, quetschte sich ein kräftiger Mann mit voluminöser Daunenjacke neben mich. Ich wollte aber gleich aufstehen, was dem Mann nicht passte. Er meckerte vor sich hin, ich erwiderte, dass ich eben jetzt aussteigen müsste, er antwortete "Halts Maul". So eine schlechte Grundstimmung war mir früher eigentlich nicht aufgefallen.

Am WE war ich im Odenwald, Sonntag morgens, unterwegs und die Einzigen, die mir negativ bis hin zum Kopfschütteln aufgefallen sind, waren die Biker...mehrere Male wurde in nicht einsehbarer Kurve und überhöhter Geschwindigkeit sehr riskant überholt und ich mit Roadster war weiß Gott auch nicht langsam unterwegs. Spätestens wenn Andere derart gefährlich fahren bin ich froh, dass die Dashcam diesen Mist aufnehmen kann wenn was passiert.

In den Sozialen Medien finde ich schon, dass es in den letzten Jahren unfreundlicher geworden ist. Diskussionen arten häufig aus und viele scheinen ihren Frust von Alltag an andere Leute auszulassen. Wenn jemand eine Frage stellt, kriegt derjenige erstmal dumme Sprüche oder Beleidigungen um die Ohren, anstatt hilfreiche Antworten. Viele wollen immer wieder provozieren oder hetzen. Sehr oft Schubladendenken...Und dann immer wieder dieses battle zwischen Jung gegen alt, Mann gegen Frau, Rechts gegen Links etc. in den Kommentaren. Es nervt einfach nur noch.