Wird die Gesellschaft immer unfreundlicher?

Sowas gibt es im Süden (in Bayern und auch in Schwaben) gelegentlich in Restaurants. Da werden Speisekarten gefertigt, die nur den Dialekt verwenden. Wer die Begriffe nicht versteht, muss dann raten.

Kann man machen, ist aber irgendwie albern

Ja dass es unfreundlicher ist habe ich auch den Eindruck, viele wollen sich nicht auf andere einlassen, pöbeln, hetzen gegen andersdenkende, gerade im politischen Sinne. Was ich oft höre ich lächerlich, viele fordern demokratie aber schreien laut gegen andersdenkende links gegen rechts, rechts gegen links.
Ich denke wir alle wären ein so viel stärkeres Land wenn das aufhören würde, gerade auch die Stimmung, die viele Medien verbreiten, wenn wir ALLE an einem Strang ziehen würden, damit meine ich nicht, dass wir alle die selbe Meinung und Einstellung haben, sondern dass wir uns gegenseitig respektieren und aufhören anzuschreien oder anzupöbeln, Beleidigungen auszusprechen etc, das vergiftet das politische Klima und verhärtet die Fronten.
Die Gesellschaft wäre so viel besser wenn wir uns aufeinander einlassen würden und auch andere Meinungen wie die eigene respektieren würden, wo ich das jetzt schreibe kommt es mir so vor, als würde das aber nie so werden, wenn ich die jetzige Situation auf der "Straße" betrachte, die Gesellschaft klafft außeinander, es bilden sich immer mehr kleine oder größere Grüppchen, die gegen andere sind.
Ich kann die Meinung des anderen ablehnen aber trotzdem den anderen als Menschen, mit seiner eigenen Meinung , akzeptieren und seine Rechte achten, ich sehe, dass das in unserer Gesellschaft im Moment vielerorts verloren geht, traurigerweise, es macht sie verrohter , brutaler, menschenfeindlicher. Jeder sieht in dem anderen das schlimmst mögliche und das macht kein gutes Gefühl.

Ich vermisse die Zeiten der "Free Hugs", wo jeder jeden einmal drücken konnte, egal wer er war, allein solche kleinen Gesten tun unglaublich gut, ich hasse diese Zeit wo wir mehr gegeneinander statt miteinander sind.

Und NEIN, miteinander heißt nicht, dass wir alle die gleiche Meinung zu haben haben, NEIN das ist nicht demokratie, dass ist Unterdrückung und Ausgrenzung von andersdenkenden, man schneidet den Kuchen ein Stück ab und lässt das andere seperiert für sich, so enstehen viele kleine Stücke aber im ganzen Stück wird der Kuchen nie wieder sein, es sei denn man rückt die einzelnen Teile wieder so zusammen, dass der Kuchen wieder ganz ist aber dafür braucht es auch einen Willen von allen Seiten.

rainlove schrieb:Ich denke wir alle wären ein so viel stärkeres Land wenn das aufhören würde, gerade auch die Stimmung, die viele Medien verbreiten, wenn wir ALLE an einem Strang ziehen würden, damit meine ich nicht, dass wir alle die selbe Meinung und Einstellung haben, sondern dass wir uns gegenseitig respektieren und aufhören anzuschreien oder anzupöbeln, Beleidigungen auszusprechen etc, das vergiftet das politische Klima und verhärtet die Fronten.

Ich verstehe glaube gut, was Du meinst. Menschen sind soziale Wesen, jedoch nunmal von Natur aus auch Konkurrenten. Schau Dich um, egal worum es geht, es gibt so gut wie immer komplett gegensätzliche Interessen, Gewinner und Verlierer, Sympathien und Antipathien, unterschiedliche Interpretationen derselben Dinge und Sachverhalte, da bleiben Konflikte einfach nicht aus, die sich mit zunehmender Dauer zuspitzen und verfestigen können. Und die Zahl möglicher Konfliktfelder wächst in einer globalisierten Welt quasi täglich. Mehr als den kleinsten gemeinsamen Nenner, der da lautet, dass wir uns trotz noch so großer Differenzen nicht mehr wie früher gegenseitig abmurksen, wird man da kaum finden. So wünschenswert das auch wäre.

Die Gesellschaft ist rauer geworden, die Konflikte und Polarisierungen haben zugenommen, so auch geopolitische Spannungen und regionale Kriege. All dies in der Summe + die Eigendynamik in vielen "Sozialen" Netzwerken haben zu einer Verrohung geführt. Viele äußere Konflikte und politische Differenzen haben zudem auch sehr in private, familiäre und zwischenmenschliche Interaktionen abgestrahlt. Man kann dem ganzen nur gefühlt im Kleinen entgegenwirken, mit Empathie, Verstand und sozialer, wie auch kognitiver Intelligenz, aber auch der Fähigkeit zuzuhören und zu differenzieren. Aber hier und da leidet man gerade in einer pluralistischen Gesellschaft auch unter einem Toleranz-Paradoxon:

"Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen." ~Karl Popper

Es braucht wieder mehr Ruhe und Sachlichkeit in der Gesellschaft. Man muss es irgendwie schaffen, die Polarisierungskräfte und deren Einfluss einzudämmen, ohne dabei den Pluralismus auszuhebeln und ihnen nicht das Feld zu überlassen, aber sich auch nicht über alles zu stellen. Es braucht wieder mehr Feingefühl, es braucht (so kitschig das auch klingen mag) mehr Liebe, mehr Verständnis, mehr Nachsicht, mehr Einfühlungsvermögen und gleichzeitig eine klare Kante zu jenen, die unbedingt ihre Konflikte, ihre Ideologien und ihre übergriffigen und gewaltbereiten Verhaltensweisen einfließen lassen wollen. Man muss zum einen den Egoismus einiger in den Griff bekommen, gleichzeitig sollte man sich auch gegen einen Kollektivismus immunisieren. Beides in vollkommener Übersteuerung ist Gift für das Miteinander.

cRAwler23 schrieb:Man kann dem ganzen nur gefühlt im Kleinen entgegenwirken, mit Empathie, Verstand und sozialer, wie auch kognitiver Intelligenz, aber auch der Fähigkeit zuzuhören und zu differenzieren. Aber hier und da leidet man gerade in einer pluralistischen Gesellschaft auch unter einem Toleranz-Paradoxon:

Sehr vieles hängt auch an der Erziehung. Wenn gesellschaftliche Werte und Umgangsformen wie Respekt, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Disziplin, Umsichtigkeit usw. schon im Kindesalter zu kurz kommen, dann wird das auch im Erwachsenenalter in aller Regel nichts mehr. Und natürlich vererbt sich so etwas auch weiter. Wenn die SUV-Mama morgens locker-lässig "nur mal kurz" auf dem Behindertenparkplatz vor der Kita parkt, weil ihr ein 20 Meter längerer Weg nach eigenem Empfinden nicht zuzumuten ist, dann braucht sich keiner wundern, wenn ihr Sprössling das später nicht anders handhabt.
Nach meiner Beobachtung ist schon seit einigen Jahrzehnten ein steter Werteverfall festzustellen. Wer hätte sich denn früher mit einem Polizisten angelegt? Das war eine absolute Respektsperson. Wer hätte einen Sanitäter oder Feuerwehrleute im Einsatz attackiert? Das war ein No-Go. Heute sind viele unterwegs, die offen zugeben "sich nix mehr sagen zu lassen". Die Gründe sind vielfältig. Der Staat reagiert auf Verfehlungen zu oft mit Nachsicht und sozialpolitischen Verrenkungen. Viele merken, sie kommen mit ihrem Verhalten durch. Im Urlaub in Singapur oder Hong-Kong würden sie es dagegen nicht wagen, ein Kaugummi auf den Boden zu spucken oder sich im öffentlichen Raum daneben zu benehmen. Vielleicht ist es daher wirklich an der Zeit, die Zügel im Land wieder mehr zu straffen, um wieder das Bewusstsein für ein funktionierendes und freundliches Miteinander zu wecken.

Reineke schrieb:oder Hong-Kong würden sie es dagegen nicht wagen

In Hongkong darf man halt inzwischen auch die Zentralregierung nicht mehr kritisieren, ohne eine Verhaftung zu riskieren.

Ehrlich gesagt halte ich es nicht für den richtigen Weg, "Freundlichkeit" durch massiven Druck zu erzwingen. Mittelfristig würde ich sagen, dass es mehr bringen würde, die Kinder in der Schule wieder zu einem wertschätzenden Miteinander zu erziehen, und dass man eben lernt, wie Menschen miteinander umgehen sollten, und dass wir alle davon profitieren.

martenot schrieb:Mittelfristig würde ich sagen, dass es mehr bringen würde, die Kinder in der Schule wieder zu einem wertschätzenden Miteinander zu erziehen,

Bei Jungs an Schulen,die sich von einer Lehrerin und Frau gar nichts sagen lassen und diese womöglich auch noch beschimpfen und beleidigen ? wird das aber nicht funktionieren. Und nu?

Nemesis59 schrieb:Und nu?

Was genau soll eigentlich immer dieses ominöse "Und nu?". Welche Art von Diskussionsfortsetzung ist hier eigentlich angedacht?

Nemesis59 schrieb:Bei Jungs an Schulen,die sich von einer Lehrerin und Frau gar nichts sagen lassen

Es ist natürlich ein gesellschaftlicher Wandel nötig, der nicht von heute auf morgen kommen wird. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Was soll es denn konkret bringen, wenn man einfach sagt "Oh, da kann man nichts machen. Und du?"

martenot schrieb:Was genau soll eigentlich immer dieses ominöse "Und nu?". Welche Art von Diskussionsfortsetzung ist hier eigentlich angedacht?

Das war die Frage an dich wie du so ein Problem lösen würdest

martenot schrieb:Es ist natürlich ein gesellschaftlicher Wandel nötig,

Jo, dadrauf warte ich seit ca. 50 J. als noch damals die ital., span. und griech. Gastarbeiter hinter uns jungen Mädels hinterher gepfiffen haben,das war noch harmlos gegenüber heute aber mindestens sehr unangenehm.

Es gibt keine Lösungen wenn man Menschen unüberlegt zusammen würfelt, die nicht zusammen passen.

Nemesis59 schrieb:Es gibt keine Lösungen wenn man Menschen unüberlegt zusammen würfelt, die nicht zusammen passen.

Du hast aber schon die Geschichte der Migration in Deutschland mitverfolgt und kennst die vielfältigen Ursachen, Strömungen und Hintergründe?

Im übrigen sind wir alle Menschen, die mehr oder weniger inhomogen sind, mit oder ohne Migration. Das sollte uns als Gesellschaft aber nicht davon abhalten, mehr Mitmenschlichkeit anzustreben und konstruktive Gedanken zu entwickeln, welche Wege man beschreiten könnte, um das zu erreichen. Ich denke, das wird ein längerer Weg sein, weil die Menschen nicht von heute auf morgen neue Verhaltensweisen annehmen.

Wie wäre es, wenn wir hier Gedanken sammeln, wie man die Gesellschaft wieder mitmenschlicher und wertschätzender gestalten kann?

Ich persönlich sehe übrigens auch die sozialen Medien als mitverantwortlich für die neue Grobheit in der Gesellschaft. Schon allein deswegen, weil sich Hass und gruppenspezifische Abneigungen, sowie destruktive Gedankenmuster sehr schnell und umfassend ausbreiten können.

martenot schrieb:Mittelfristig würde ich sagen, dass es mehr bringen würde, die Kinder in der Schule wieder zu einem wertschätzenden Miteinander zu erziehen, und dass man eben lernt, wie Menschen miteinander umgehen sollten, und dass wir alle davon profitieren.

Dafür ist die Schule an dem Punkt, an dem die Gesellschaft bei diesem Thema ist der falsche Ort! Es leigt seit vielen Jahren schlicht an der Erziehung durch die Eltern. Und da wird es schwierig, überhaupt etwas zu ändern. Denn was bringt es in der Schule zu Respekt zu lehren, wenn dieser Zuhause nicht gelebt und gelehrt wird?

Reineke schrieb:Vielleicht ist es daher wirklich an der Zeit, die Zügel im Land wieder mehr zu straffen, um wieder das Bewusstsein für ein funktionierendes und freundliches Miteinander zu wecken.

Ach ja? "Die Zügel mehr straffen"? Für ein "freundliches Miteinander"?
Bitte verzeih mir, wenn ich angesichts deiner offen für die AfD werbenden Beiträge in den entsprechenden Freds angesichts solcher Formulierungen das kalte Grausen bekomme.

Ich kann mir nur allzu gut vorstellen, was du dir darunter vorstellst.

Für ein freundliches Miteinander, my ass...

Dwarf schrieb am 16.01.2024:Ich würde auch gar nicht erwarten, dass mich fremde Menschen in einem Fitnessstudio grüßen. Natürlich spricht nichts dagegen sich zu grüßen

Das ist eigentlich schon so üblich, zu Leuten "hallo" oder die Tageszeit zu sagen, die man vom Sehen "kennt". Und auch Fremden, wenn die einem begegnen und man sich anschaut.
Muss man nicht, ist aber höflich.

Sicher gibt es da aber auch einen Unterschied zwischen Großstadt und ländlicher Gegend/Kleinstadt.
Und es hat oft auch mit dem Alter zu tun.
Junge Leute sind oft mit dem Handy/Musik beschäftigt, nehmen ihre Umgebung weniger wahr und wollen das auch gar nicht.

Bibibee schrieb am 07.03.2024:inzwischen wird es immer schwieriger ein vernünftiges Gespräch zu führen.
Da wird gemault, geblökt, gemeckert (nein, wir sind nicht im Zoo) und man muss sich inzwischen für alles mögliche entschuldigen und rechtfertigen.
Die Haut von allen scheint dünner und die Zündschnur kürzer geworden zu sein.
Über die kleinsten Kleinigkeiten (ja, ich weiß... unter "klein" versteht jeder etwas Anderes) wird sich echauffiert, minutenlang.
Das ist anstrengend und ich frage mich manchmal, was mit meinen Mitmenschen nur los ist.

Bibibee schrieb am 07.03.2024:Ich kann nur von meiner persönlichen Erfahrung der letzten 5 Jahre berichten und finde: Es ist schlimmer geworden.

Ich glaube, die Erwartungshaltung ist es vielen gestiegen.
Viele haben auch keine Geduld mehr. Klappt etwas nicht gleich, wird es flugs gewechselt, ob Gerät, Anbieter, Partner...

Bibibee schrieb am 07.03.2024:auch wenn man selbst die falsche Ansprechperson ist!
Die Zentrale stellt mir leider auch immer wieder Leute durch, denen ich gar nicht weiterhelfen kann. Die sind dann natürlich oft noch genervter, weil sie von einem Ansprechpartner zum Nächsten durchgestellt werden.
Deswegen habe ich es mir angewöhnt, die Belange der Anrufer teilweise einfach schon vorab entgegenzunehmen und es dem betreffenden Kollegen weiterzuleiten. Dann hat der Anrufer am Telefon schon mal seine "Probleme" loswerden können.

Das finde ich sinnvoll. Es ist für den Anrufer ja auch blöd, mehrfach das Gleiche zu erklären.

Bibibee schrieb am 07.03.2024:Nehme viel von unfreundlichen Gesprächen, anstrengenden Diskussionen etc. mit nach Hause. Sollte ich mir abgewöhnen.
Nur wie?

Gibt es Supervision, Teambesprechungen?
Im schlimmsten Fall hilft womöglich nur ein Stellenwechsel 😟

Stirnsänger schrieb:Ich kann mir nur allzu gut vorstellen, was du dir darunter vorstellst.

Ich finde, man kann ja beim Verhalten der Weidel ganz gut sehen, wie sie sich ein "freundliches Miteinander" vorstellt - nämlich irgendwie gar nicht. Wenn nach AfD-Manier "die Zügel angezogen werden", dann entsteht wahrscheinlich eher ein Gefühl latenter Bedrohung, und man wird vermutlich im Lauf der Zeit vorsichtig werden, was man noch sagen und tun darf. Nach außen hin mag das vielleicht manchmal wie Höflichkeit wirken, ist aber dann eher wohl eher eine Reaktion auf Unwohlsein und Besorgnis, negativ aufzufallen.

nairobi schrieb:Gibt es Supervision, Teambesprechungen?
Im schlimmsten Fall hilft womöglich nur ein Stellenwechsel 😟

Es gibt Teambesprechungen. Aber eine Lösung hat da auch niemand.
Wir sitzen ja alle in einem Boot, jeder hat da Probleme mit. Die Einen mehr (so wie ich) und die Anderen weniger.
Aber hausintern könnte nun eine Lösung gefunden worden sein. Mal schauen!

Bibibee schrieb:Aber hausintern könnte nun eine Lösung gefunden worden sein. Mal schauen!

Oh, da drücke ich Dir die Daumen!

Es gibt inzwischen auch Literatur zu dem Thema, wie dieser Artikel von 01/2024 beschreibt. Die Autorin führt die größere "Unfreundlichkeit" in der Gesellschaft auf den wachsenden Egoismus, größere Anonymität und geringeren Respekt zurück und dass es oft bereits bei der Erziehung Defizite gibt

Die Solidarität unter Menschen schwindet, immer mehr denken nur noch an sich, wir leben in einer Welt von "Ichlingen" wie Politikwissenschaftlerin Heike Leitschuh in ihrem Buch „Ich zuerst – eine Gesellschaft auf dem Ego-Trip“ unsere Gesellschaft beschreibt.

Quelle: https://www.news.at/news/egoismus-gesellschaft