RosaBlock schrieb:Heteros stecken nicht im Kämmerchen/Wandschrank (in the closet) --- sie müssen ihre Sexualität nicht verstecken.
Wer ist in deinem Modell der Handelnde? Wer das Objekt?
Wird jemand in den Wandschrank gesteckt? Oder geht er freiwillig hinein.
Ich bin doch auch nicht zu meinem Schulkamerad (m) gegangen und hab gesagt:
"Eh, so wie du dich gibst, so wie deine Ausstrahlung ist, bevorzugst du bestimmt männliche Sexualpartner."
Das war irgendwie schon ganz früh klar; .... für mich. Genauso wie bei anderen Kumpels klar war, dass die hetero Neigungen haben.
Als ich ihn nach Jahren wieder traf und er ganz stolz von der Öffentlichmachung seiner sexuellen Orientierung sprach, war er verwundert, dass ich das geahnt habe. "Ne echt jetzt, konnte man das so früh schon sehen?" Vielleicht haben andere das eher gewusst, als er selbst.
Schwierig ist doch die Phase für die Menschen selbst, wenn sie noch oder überhaupt nicht wissen, was ihre Neigungen überhaupt sind.
Was den Austausch hier auch erschwert ist, m.M. nach, dass es wohl Menschen gibt, die "anfälliger" für sexuelle Anziehung sind. Die sich einfach schneller, und/oder intensiver sexuell angezogen fühlen. Bei denen Sexualität einen großen Raum einnimmt in ihrem Leben. Bei anderen Menschen scheint es eher ein Sahnehäubchen auf dem Kuchen zu sein, oder eben ein lästiges Anhängsel.
Als ich Kind war, lebte in den 70-80 Jahren ein Mensch mit offensichtlich weiblichem Aussehen in unserer Nachbarschaft, welche sich aber bewusst männlich kleidete und auftrat. Wer ihren Namen nicht kannte, für den war es: die Frau, die sich wie ein Mann kleidet. Uns Kinder hat nur ihr Hund interessiert. Die Frau war sonst uninteressant für uns. Sie hat dann bis zu ihrem Tod jahrzehntelang mit einer/ihrer Frau zusammengelebt. Unser Wohnbezirk war bürgerlich, konservativ. Die Frau ist immer auf unserem Berg wohnen geblieben, deshalb gehe ich davon aus, dass sie keinen Leidensdruck hatte oder Anfeindungen ausgesetzt war. Ich vermute mal, dass das damit zu tun hatte, dass sie ihre Orientierung nicht zu Markte getragen hat, sondern konsequent gelebt hat.
Es kommt mir so vor, als wenn die gegenwärtige Debatte ein reload aus den 60 Jahren wäre. Politisierung des Privaten.