Groucho schrieb am 27.03.2020:Aber ich finde es sehr bezeichnend, wenn in einer Rassimusdiskussion, für einige nicht der Rassismus das Problem ist, sondern vermeintlich schlechte Umgangs- bzw. Diskussionsformen.
Ist das gleiche Prinzip wie bei "Das wird man ja noch sagen dürfen", es findet eine Täter- Opfer- Umkehr statt. Nicht die Betroffenen, die rassistisch beleidigt, pauschal verurteilt und/oder über die gehetzt werden sind die Leidtragenden sondern diejenigen, die diese Äußerungen tätigen. Schließlich wird ihnen die freie Meinungsäußerung verwehrt (dafür hört und liest man diese aber sehr häufig und deutlich) weil diese nicht Kritiklos hingenommen wird und weil diese pauschalen Verurteilungen mehr Hetze sind als alles andere und nichts gemein haben mit einem differenziertem Aufzeigen von Problemen. Dementsprechend sind sie keine Basis für eine konstruktive Diskussion. Ist halt die Frage ob diese Unterschiede nicht verstanden werden können, nicht verstanden werden wollen oder es sich um eine bewusst eingesetzte Strategie handelt. Es führt dazu, dass das Augenmerk von den tatsächlichen Opfern abgelenkt wird und stattdessen die Täter als Opfer inszeniert werden und in den Mittelpunkt der Diskussion rücken.
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abberline schrieb am 27.03.2020:Bei jedem Sturm im Wasserglas wird gleich Alarm gemacht, als wär die Demokratie, das ganze System gefährdet.
Angesichts der Gewaltaten von Rechtsextremisten, den AfD- Wahlerfolgen, wie Fremdenhass immer mehr in die Mitte der Gesellschaft rückt, menschenverachtende Sprache zunehmend "sagbarer" wird etc. hat der Sturm.das Wasserglas längst verlassen. Der Sturm sollte nicht zum Orkan werden.
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qlogic schrieb:Wäre jemand noch so nett das Beispiel für Naidoos vermeintliche Homophobe Äusserungen zu geben?
ich bin dann mal so nett:
Xavier Naidoo steht seit Jahren wegen, homophober, christlich-fundamentalistischer und verschwörungstheoretischer Inhalte in der Kritik...
..."Wie kaum ein anderer bekannter Popmusiker propagiert Naidoo Thesen, die sonst nur im neonazistischen Spektrum zu finden sind", erklärte Tim Ruland aus dem Rat der Linksjugend Bremen. In der Tat bewegt sich der Sänger seit Jahren in einem dubiosen Umfeld von Verschwörungstheoretikern und so genannten Reichsbürgern, die Deutschland für ein besetztes Land halten. In Naidoos Texten fänden sich "offene Gewaltphantasien gegen Homosexuelle", kritisierte Ruland. Darüber hinaus sei der Musiker im vergangenen Jahr als Redner auf rechtsradikalen Kundgebungen aufgetreten.
"Mit dem Selbstverständnis Bremens als weltoffene Stadt nicht vereinbar"
Betreiber der Fläche, auf der das Naidoo-Festival stattfindet, ist die stadteigene Brepark GmbH. Ruland kritisierte deshalb auch den rot-grünen Senat: "Der Auftritt dieses Sängers ist mit dem von Bürgermeister Sieling angekündigten Einsatz für homosexuelle und queere Identitäten und dem Selbstverständnis Bremens als weltoffene Stadt nicht vereinbar. Wir erwarten, dass die städtische Brepark den Nutzungsvertrag für das Naidoo-Konzert kündigt und zukünftig keine öffentlichen Flächen mehr für menschenfeindliche Inhalte zur Verfügung stellt."
Als homophober Gewaltaufruf gilt vor allem ein Song aus dem im Jahr 2012 gemeinsam von Xavier Naidoo und Kool Savas veröffentlichten Album "Gespaltene Persönlichkeit". Darin heißt es: "Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab, und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr es mit den Kleinen macht. […]. Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist? Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?"
Die Linksjugend Solid in NRW und der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) hatten wegen des Lieds Strafanzeige gegen Naidoo erstattet – jedoch ohne Erfolg. Die Staatsanwaltschaft Mannheim sah von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ab, da weder eine Volksverhetzung noch ein Aufruf zur Gewalt erkennbar sei.
Xavier Naidoo selbst erklärte, in dem Lied gehe es nicht um eine Verknüpfung von Homosexualität und Pädophilie, sondern er wolle auf "furchtbare Ritualmorde an Kindern, die tatsächlich ganz viel in Europa passieren" aufmerksam machen. Persönlich setze er sich für Homosexuellenrechte ein.
Queer (Archiv-Version vom 29.09.2019)Bei der Erklärung von XN bleibt allerdings offen, warum er dafür ausschließlich die Konstellation "sexuelle Gewalt an Jungen ausgeübt von Männern" benennt/in den Mittelpunkt stellt. Die Passage mit der nicht vorhanden Liebe zur Vagina in Verbindung mit Analverkehr ist eindeutig. Tatsächlich sind aber wesentliches Motive bei sexueller Gewalt der Wunsch, Macht auszuüben und ein Gefühl der Überlegenheit zu erleben. Einige Täter*innen haben eine pädaosexuelle Präferenz. Es werden mehr Mädchen Opfer als Jungen (ca. jedes 4. bis 5. Mädchen und ca. jeder 9. bis 12. Junge werden vor dem 18 Geburtstag). Täter sind zu 80% männlich.
www.Zartbitter.de (Zartbitter)
https://www.hilfeportal-missbrauch.de/informationen/uebersicht-sexueller-missbrauch.htmlDiese Dinge zeigen, wie fadenscheinig Naidoos Rechtfertigungsversuch ist und den Vorwurf der Homophobie nicht entkräftet. Schlimmer noch, das ausschließliche Verbinden von Homosexualuität und sexuelle Gewalt an Kindern diffamiert nicht "nur" Homosexuelle. Es zeichnet ein falsches Bild über die Täter und das Wesen der sexuellen Gewalt an Kindern. Das ist nicht nur moralisch verwerflich. Es hilft bestenfalls weder bei der Aufklärungsarbeit über sexuelle Gewalt an Kindern noch beim Schutz der Kinder vor dieser. Schlimmstenfalls bewirkt es das Gegenteil. Wird die verfälschte Darstellung geglaubt, kann es dazu führen, dass Kinder nicht ausreichend geschützt werden da die Prioritäten an falschen Stellen gesetzt werden.
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Chinaski schrieb:Es geht doch nicht nur um die eine rassistische Aussage Naidoos, sondern um das „Gesamtpaket“ seiner fragwürdigen Ansichten. Da deckt er das komplette Spektrum der rechtsextremen Verschwörungstheorienimmer noch nicht angekommen zu sein.
Dem stimme ich zu. Jedes die auch Grünen hab man vielleicht relativieren, als Missverständnis sehen u ä Aber in der Gesamtheit zeigt es ein deutliches Bild.
Es gab im Laufe der Jahre mehrere Skandale, die zu Vorwürfen (Homophobie, Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit...) führten. Hinzu kommen Auftritte bei der Reichsbürger- Demo, er glaubt und propagiert VT's, welche dem rechten Rand zugeschrieben werden. XN ist seit etlichen Jahren erfolgreich Im Showgeschäft (Sänger, Produzent, präsent in diversen TV- Sendungen), war ein inoffizielles Aushängeschild für Mannheim usw. Um all das zu erreichen muss XN zwar kein geistiger Uberflieger sein, aber Fliegen unterhalb des Radars wird er nicht. Über eine gewisse Lebenserfahrung dürfte er mit seinen rund 50 Jahren auch verfügen.Aufgrund all dieser Dinge bin ich davon überzeugt, dass die Kritiken berechtigt sind, ebenso die das aktuell diskutierte Rapviede betreffen. Spätestens seit den Reaktionen auf Songtexte wie "Marionetten" und "Raus aus dem Reichstag" dürfte XN klar sein, was bestimmte Äußerungen und Pauschalisierungen implizieren. MMn hetzt er bewusst, gewollt und gezielt gegen Migranten