Kopftuch aus Solidarität?

borabora schrieb:Kapiert hab ich es schon, ist für mich nur schwer, mich da reinzuversetzen und zu verstehen.

Dann frag Dich doch mal, ob Du an einem heissen Tag das Oberteil ausziehst und mit nacktem Oberkoerper in den Supermarkt gehst. :) So wuerde es sich fuer muslimische Frauen anfuehlen, wenn sie das Kopftuch ablegen.

@Alarmi

Das habe ich auch nicht behauptet. Warum sollten sie sich wegen ihres Kopftuchs schämen? Den Stolz kann ich jedoch auch nicht erkennen. Denn sie bedecken damit ja lediglich ihren Schambereich. 

"Mit Stolz tragen" würde eine besondere Feierlichkeit, ein Gefühl einer gewissen Besonderheit oder Auszeichnung bedeuten. Fühlen sie sich den anderen Frauen etwa durch das Tragen eines Kopftuchs überlegen? Diese Betrachtungsweise soll es ja auch geben. Kopftuchtägerinnen sind in dieser Definition gute und ehrbare Frauen, während alle anderen verdorbene "Schlampen" sind. :)

@doree
Sie fuehlen sich nicht durch das Tragen ueberlegen, aber sie tragen das Kopftuch eben nicht, weil sie unterdrueckt werden, sondern weil sie das selbst wollen. Sie ziehen auf der Strasse nicht den Kopf ein, wenn jemand darueber tuschelt oder sie schief anschaut.

Alarmi schrieb:Dann frag Dich doch mal, ob Du an einem heissen Tag das Oberteil ausziehst und mit nacktem Oberkoerper in den Supermarkt gehst. :) So wuerde es sich fuer muslimische Frauen anfuehlen, wenn sie das Kopftuch ablegen.

Was ich wiederum nicht in dieser Allgemeinheit sagen würde, denn anatomisch sollten wir uns doch soweit ähnlich sein, dass man hier keine grundsätzlichen Unterschiede ausmachen kann. Allerdings gibt einen anatomischen Unterschied zwischen Mann und Frau, der sich bei qualitativ bei "Brüsten" zeigt, die man daher zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen zählt, was bei Kopfhaaren nicht der Fall ist.
Und was sich unter dem Tuch im Kopf abspielt, kann ich nicht sagen. Bin auch nicht sicher, ob das bei jeder KT-Trägerin gleich ist.

Tripane schrieb:die man daher zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen zählt, was bei Kopfhaaren nicht der Fall ist.

Bei uns nicht. In anderen Kulturen, unter anderem der muslimischen, ist das durchaus der Fall! Haare werden als erotisches Signal verstanden!

Alarmi schrieb:In anderen Kulturen, unter anderem der muslimischen, ist das durchaus der Fall!

Das stimmt in dieser Form auch nicht. Man braucht sich nur mal die Türkei oder Tunesien oder, oder anzuschauen. 

borabora schrieb:sofern es freiwillig getragen wird, ist dagegen nichts einzuwenden

Ja, das ist der entscheidende Punkt. Der Grad der Freiwilligkeit.
Allerdings spielen in dem Bereich mehrere Gründe eine Rolle. Es ist auch ein Problem, wenn sich jemand unwohl fühlt, weil er sein ganzen Leben auf eine gewisse Weise sozialisiert wurde.

Man kann das Thema mit dem Busen durchaus weiter treiben. Angenommen, Du lebst für ein paar Monate (oder auf Dauer?) bei einem afrikanischen Stamm, die bis auf den Ohrschmuck nackt herum laufen. Wie schnell würdest Du Dich an passen und Deine Klamotten ab legen und das Dir anerzogene Schamgefühl überwinden?
Und auch wenn Du das machst, leicht fallen würde es Dir zunächst vielleicht nicht. Das würde dann wohl von Deinem persönlichen Schamgefühl ab hängen.

@doree
Es ist auch nur wichtig, wie die individuellen Kopftuchtraegerinnen es empfinden. Ich verweise wieder auf das Beispiel enges Oberteil!

@Alarmi
Ja und in manchen muslimischen Kreisen wird die Aura (Schambereich) auch noch in der Stimme gesehen, na dann sollten wir alle doch mal aus Solidarität den Mund halten.


@kleinundgrün Ganz genau die Freiwilligkeit beruht doch meist auf Indoktrination von Kindesbeinen an.

@doree
etwas mit Stolz tragen hat nix mit Feierlichkeiten oder ähnlichem zu tun, auch nicht mit Überlegenheit, sondern damit, zu dem zu stehen, was man trägt, da man es aus Überzeugung trägt. Wie ein Tattoo zum Beispiel oder eine Frisur oder irgendwelche anderen Klamotten.

@cassiopeia88
ja genau und selbstverständlich sind wir alle nicht indoktriniert oder fällt es uns nur nicht auf?

@cassiopeia88
Deine "Indoktrination" ist aber nunmal die Erziehung so wie sie dort traditionellerweise vermittelt wird! Wer hat jetzt das Recht zu sagen, ob unsere Indoktrination besser ist als deren?

@Tussinelda
Danke, genau das!

Alarmi schrieb:Bei uns nicht. In anderen Kulturen, unter anderem der muslimischen, ist das durchaus der Fall!

Dass das Kopfhaar zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen zählt?

@Alarmi

Alarmi schrieb:Es ist auch nur wichtig, wie die individuellen Kopftuchtraegerinnen es empfinden. Ich verweise wieder auf das Beispiel enges Oberteil!

Dein Beispiel mit den engen Oberteilen greift hier nicht weil die Wahl des Einen auf tatsächlicher Freiheit (Aufgrund des persönlichen Schamgefühls) beruht, das Andere jedoch eine klare religiöse Vorschrift ist. 

Oder meinst du die Frauen, die in Afghanistan oder Iran vor der Machtergreifung durch religiöse Fundis mit offenen Haaren und freizügiger Kleidung herumliefen danach plötzlich kollektiv ein Schamgefühl entwickelten, der sie dazu veranlasste sich freiwillig in Tücher einzuwickeln?

@Tripane
Zumindest wird es als erotisches Signal empfunden. Und das nicht nur von Muslimen! Ich kenne genug Maenner, die weibliches Haar, besonders, wenn es lang ist und eine bestimmte Farbe hat, als sehr erotisch wahrnehmen,

doree schrieb:Dein Beispiel mit den engen Oberteilen greift hier nicht weil die Wahl des Einen auf tatsächlicher Freiheit (Aufgrund des persönlichen Schamgefühls) beruht, das Andere jedoch eine klare religiöse Vorschrift ist.

Die religioese Vorschrift ist fuer viele allerdings mit dem persoenlichen Schamgefuehl verknuepft!

Alarmi schrieb:Die religioese Vorschrift ist fuer viele allerdings mit dem persoenlichen Schamgefuehl verknuepft!

Das kann durchaus sein, trotzdem ist es in erster Linie ein religiöses Symbol.

Es wird aber auch außer acht gelassen dass es z. B. eine Zeit lang (od. ist gar immernoch?) den Schülerinnen/Studenntinnen verboten war Kopftücher zu tragen. Und bevor mich hier wieder jemand anmault: Das war NICHT in Österreich. Das war in der Türkei selbst. Das hat mir eine ehemalige Klassenkameradin erzählt, weil sie das als seltsam empfunden hat, plötzlich in der Schule das Kopftuch tragen zu dürfen. Also soviel dazu. 

Oder auch in den, ich glaube es waren die 60er? In Syrien. Die Frauen damals hatten es ungefähr wie Frauen heute hier in der EU. Berufe nach Wahl, studieren, lernen, anziehen. Alles wie sie wollen. Und dann kam irgendein "Verrückter" daher und plötzlich durften sie das nichtmehr und mussten sich verhüllen. 


Also wieso genau sollen wir nochmal durch das Tragen Solidarität zeigen? :ask:


Und das Bedecken von Haaren mit dem Bedecken von Brüsten gleichzusetzen ist ja was anderes. Zumal das Bedecken der Brust hier üblich ist - das tragen eines Kopftuches nicht. Zumindest nicht für uns Einheimische Frauen der heutigen Zeit.

Es geht darum, dass eine Aussage getroffen wurde (sei nun dahingestellt ob er es als Spaß meinte oder nicht) die hier nicht relevant ist. Österreichische Frauen tragen kein Kopftuch mehr - zumal die Kopftücher sich auch unterscheiden die damals hier getragenwurden und jene, die heute von Muslimas getragen werden. 

@Alarmi

Du beispielsweise pochst darauf dass sie sich ohne Kopftuch unwohlfühlen würden, sich sozusagen schämen. Aber dass sich Personen wie ich zum Beispiel MIT einem Kopftuch unwohl fühlen würden, das ist dann egal?

doree schrieb:Das kann durchaus sein, trotzdem ist es in erster Linie ein religiöses Symbol.

Das mag sein, aber inwiefern ist das relevant?

Lessy schrieb:Du beispielsweise pochst darauf dass sie sich ohne Kopftuch unwohlfühlen würden, sich sozusagen schämen. Aber dass sich Personen wie ich zum Beispiel MIT einem Kopftuch unwohl fühlen würden, das ist dann egal?

Ich weiss nicht, aus welcher meiner Aussagen Du das schliesst! Habe ich irgendwo gesagt, dass irgendwer dazu gezwungen werden soll, ein Kopftuch zu tragen? Da waer's mir aber wichtiger, dass Sandalen verboten wuerden!

cassiopeia88 schrieb:die Freiwilligkeit beruht doch meist auf Indoktrination von Kindesbeinen an.

Die Frage ist dann, was ist "Indoktrination" und was bloße "Sozialisierung". Letztlich besteht unser ganzes soziales Leben darin, dass eigene Wünsche und ein gesellschaftlicher Konsens aufeinander prallen.

@Alarmi
Du schreibst doch die ganze Zeit davon.

Weil sie es fuer zu freizuegig halten und sich schaemen wuerden!

Ohne Kopftuch wuerden sie sich nackt fuehlen.

Sie schaemen sich aber nicht fuer das Kopftuch! Es gehoert zu dem, was sie sind!

nicht nur mit dem Glauben etwas zu tun, sondern auch damit, wie sie sich wohlfuehlen!

Du schreibst, dass sie das Kopftuch tragen, weil sie sich dadurch wohlfühlen. Ich würde mich aber nicht wohlfühlen, wenn jetzt der Staat beschließt, Frauen werden gebeten ein Kopftuch zu tragen um Solidarität zu zeigen.
Denn das hätte zur Folge, dass jene, die keines tragen sofort wieder als fremdenfeindliche Personen angesehen werden.

@Lessy
Es ist nach wie vor nirgendwo von Zwang die Rede, sondern von einer Bitte! Und wenn Du schon so schoen zitierst, dann zitiere doch bitte auch meinen Beitrag, in dem ich geschrieben habe, ob und wie ich sowas mitmachen wuerde oder nicht!