"Kulturelle Aneignung" vs. "Ethnopluralismus"
25.08.2022 um 10:14Tussinelda schrieb:wem genau fehlt eigentlich irgendwas, wenn es die Bücher zum Film und den Film nicht gibt/gäbe?Und nochmals die Gegenfrage.
Was genau hätte ich denn davon?.
Tussinelda schrieb:wem genau fehlt eigentlich irgendwas, wenn es die Bücher zum Film und den Film nicht gibt/gäbe?Und nochmals die Gegenfrage.
Berryl schrieb:Was genau hätte ich denn davon?.wovon?
Tussinelda schrieb:Mir geht es darum, dass hier hysterisch irgendwas verteidigt wirdSo unterschiedlich sind die Wahrnehmungen - für mich ist das Canceln der Bücher ein Ausdruck von Hysterie.
Tussinelda schrieb:dass hier hysterisch irgendwas verteidigt wirdWie erkennt man eigentlich die Hysterie in den Beiträgen? Ist mir noch nicht aufgefallen, jedenfalls scheint mir das Hysterielevel in den meisten Beiträgen (aller Positionen) vergleichbar zu sein.
DalaiLotta schrieb:Sie hat halt "schwarz-weiße" Eltern, die aber vor allem abwesend sindIhr Vater kommt ja im zweiten Band vorbei und will sie (wieder) mitnehmen. Nur wegen ihrer (eigentlich recht egoistischen) Freunde, die bei schon allein der Vorstellung seelisch zusammenbrechen und ohne Pippi anscheinend gar nichts mit ihrer schulfreien Zeit anfangen können, bleibt sie mehr oder weniger freiwillig in Schweden. Daraufhin bekommt sie noch ein bisschen Geld für ihren Unterhalt von ihrem Vater. Und im letzten Band fährt sie für viele Wochen zu ihrem Vater zu Besuch.
DalaiLotta schrieb:wird bei dieser "neuen" Version ein ganzes Dorf eingeschmuggelt, damit der Kleine "Nachbar" sein kann. Das ist mir suspekt.Ich habe weder den Film gesehen, noch die Bücher gelesen. Aber verlangst du, dass die Abenteuer, die die beiden Kinder gemeinsam erleben, auf neutralem Terrain stattfinden müssen? Beim Beispiel "Pippi Langstrumpf" also weder bei ihr, noch bei den Settergrens, sondern irgendwo im öffentlichen Raum, zum Beispiel im Wald oder auf dem Marktplatz? Und ob sie nun auf einem Baum im Garten der Villa Kunterbunt klettern oder im Garten der Settergrens macht einen moralischen Unterschied?
In wessen "Revier" erleben die ihre Abenteuer? Findest du nicht, dass gerade bei "Abenteuer" der Aspekt, wem welches Revier zukommt, wesentlich für die "Moral der Geschichte" ist?
behind_eyes schrieb:So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen - für mich ist das Canceln der Bücher ein Ausdruck von Hysterie.das ist eine Entscheidung des Verlags, wie ich finde sogar - wenn auch zu spät - reflektiert. Aber man muss ja auf jeden Fall immer von "canceln" schreiben, weil wir befinden uns ja in der Ära der "cancel culture"
martenot schrieb:Generell kann man die Frage natürlich immer bei allen Kunstprodukten stellen, was den Menschen fehlen würde, wenn diese nicht existieren würdenhier geht aber um etwas, dass es noch gar nicht gab. Was es auch in der heutigen Zeit nicht mehr braucht, denn eigentlich sind wir ja etwas weiter, was Rassismus, Stereotypisierung etc anbelangt.
Laura_Maelle schrieb:Die Native-Amerikaner haben auch Siedler-Frauen und Kinder entführt und sich "angeeignet". Offenbar wussten sie noch nichts vom Begriff "kulturelle Aneignung" und nahmen es mit der Vermischung nicht so genau. Überhaupt finde ich diese Idee des Verbots der kulturellen Aneignung höchst rassistisch, da es darauf beruht, Ethnien getrennt zu halten, sie dürfen sich also nicht vermischen.offenbar hast Du nicht verstanden, was kulturelle Aneignung eigentlich ist.
Laura_Maelle schrieb:Angenommen, man würde wirklich die Realität abbilden in diesen Kinderbüchern, dann wäre das einfach nicht kindgerecht, sorry.das ist doch bs. Es wird doch gemordet, skalpiert etc. in Karl May Büchern.....
Tussinelda schrieb:das ist eine Entscheidung des Verlags, wie ich finde sogar - wenn auch zu spät - reflektiert.Jep, nur das die Spiegelfläche der Reflektion eine aufgeladene Identitätspolitik ist. Alles richtig gemacht, bevor ein Shitstorm kommt das Buch canceln, wer will schon Rassist sein.
Tussinelda schrieb:Aber man muss ja auf jeden Fall immer von "canceln" schreiben, weil wir befinden uns ja in der Ära der "cancel culture"Wo du dich befindest weiß ich nicht, aber man muss ja auf jeden Fall gleich mal ein Kollektiv statuieren..
Laura_Maelle schrieb:Angenommen, man würde wirklich die Realität abbilden in diesen Kinderbüchern, dann wäre das einfach nicht kindgerecht, sorry. Denn alle haben gemordet, die Indigenen Völker haben sich gegenseitig umgebracht und nur wenige von ihnen waren durchgängig friedlich oder demokratisch. Sie haben einander dominiert und versklavt, so wie sie selbst später von den Europäern ermordet und versklavt wurden. Die Native-Amerikaner haben auch Siedler-Frauen und Kinder entführt und sich "angeeignet". Offenbar wussten sie noch nichts vom Begriff "kulturelle Aneignung" und nahmen es mit der Vermischung nicht so genau. Überhaupt finde ich diese Idee des Verbots der kulturellen Aneignung höchst rassistisch, da es darauf beruht, Ethnien getrennt zu halten, sie dürfen sich also nicht vermischen.
Tussinelda schrieb:offenbar hast Du nicht verstanden, was kulturelle Aneignung eigentlich ist.Doch, hat sie/er.
Tussinelda schrieb:das ist eine Entscheidung des Verlags, wie ich finde sogar - wenn auch zu spät - reflektiert.@Tussinelda
Tussinelda schrieb:Was es auch in der heutigen Zeit nicht mehr braucht, denn eigentlich sind wir ja etwas weiter, was Rassismus, Stereotypisierung etc anbelangt.Wer ist denn die Instanz, die entscheidet, was an Kultur, Literatur etc benötigt wird und was weg kann? Du? Das online Aufregungsbarometer oder gibt es da eine Bundesbehörde?
Tussinelda schrieb:Und das ein Buch zum Film generell "Kunst" ist, würde ich auch anders sehen.Kultur dürfte für die meisten Filme als Label ausreichen.
sacredheart schrieb:Die haben doch wohl eher den sich grundlos bildenden online Lynch Mob und dessen Auswirkungen auf den Umsatz reflektiert. Damit schlägt sich tatsächlich die Brücke zum canceln.ach stimmt, Du hast sicher recht, da nehmen sie doch lieber den shitstorm derer, die jetzt von canceln faseln und Ravensburger boykottieren wollen in kauf
sacredheart schrieb:Kultur dürfte für die meisten Filme als Label ausreichen.ich schrieb vom Buch zum Film......
behind_eyes schrieb:Wo du dich befindest weiß ich nicht, aber man muss ja auf jeden Fall gleich mal ein Kollektiv statuieren..ich meine die, die hier, in den Medien usw. von canceln schreiben.
Also nein, "man" (wer ist das eigentlich?) "muss" garnichts.
Tussinelda schrieb:Ravensburger ist ein privates Unternehmen, die treffen Entscheidungen, in diesem Fall 2 Bücher vom Markt zu nehmen. *Kreisch*Womit ihnen ein Riesengeschäft entgeht, das jetzt der Karl-May-Verlag macht. *kreisch* :D
Laura_Maelle schrieb:Überhaupt finde ich diese Idee des Verbots der kulturellen Aneignung höchst rassistisch, da es darauf beruht, Ethnien getrennt zu halten, sie dürfen sich also nicht vermischen.@Laura_Maelle
Laura_Maelle schrieb:Womit ihnen ein Riesengeschäft entgeht, das jetzt der Karl-May-Verlag macht. *kreisch* :Dja und? Scheint sie wohl weniger zu stören. Ist doch deren Sache.
sacredheart schrieb:Die anderen wollen die Reinkultur, damit andere Kulturen nicht dadurch traumatisiert werden, dass wir etwas davon so gut finden, dass wir es in unsere Kultur integrieren.nö, die anderen wollen, dass die weiße Sicht auf unterdrückte, ermordete, versklavte Minderheiten nicht unnötig reproduziert wird, sie wollen nicht, dass marginalisierte Gruppen weiter ausgenutzt werden. Austausch auf Augenhöhe ist das Stichwort.
sacredheart schrieb:Und wenn wir keine kulturelle Aneignung wollen, dann wars das mit Rock und Pop und JazzUnd Obama fällt dann auch raus, da er eine kulturelle und genetische Mischung darstellt.
Laura_Maelle schrieb:Und Obama fällt dann auch raus, da er eine kulturelle und genetische Mischung darstellt.von was bitte redest Du? Das ist absoluter Blödsinn.
Laura_Maelle schrieb:Seine Vision war es, dass wirklich alle Menschen gleich sind.ja genau und nicht manche gleicher, die dann ihre Fantasien, indigene Völker betreffend, diesen überstülpen, sie ausnutzen und nachäffen und sich auch noch im Recht fühlen. Von redfacing mal ganz abgesehen.....
Redfacing – auch im neuen Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/redfacing-auch-im-neuen-kinderfilm-der-junge-haeuptling-winnetou-dlf-ad0f9d79-100.html
Tyrone White, ein in Deutschland lebender Lakota, erklärte im Deutschlandfunk, die Filmemacher trivialisierten die Kultur indigener Menschen und betrieben rassistisches Redfacing. „Während es im wahrsten Sinne des Wortes illegal war, ein Native American zu sein, wurde unsere Kultur in Deutschland zu Unterhaltungszwecken genutzt.“ Der Film setze dieses Muster fort.[16]Quelle: Wikipedia: Der junge Häuptling Winnetou#cite ref-16
Carmen Kwasny von der Native American Association of Germany bezeichnet den Film im Deutschlandfunk Kultur als nicht mehr zeitgemäß. Er sei voller Klischees, lieb- und respektlos im Umgang mit indigenen Kulturen.[17] In einem Interview mit dem SWR erklärt sie, die Stereotypen würden an die nächste Generation weitergegeben. Nicht-Indigene müssten endlich damit aufhören, die Geschichte der indigenen Völker schreiben zu wollen.[18]
AlteTante schrieb:ist Hintergrund vieler Kinderbücher.Ist dir mal aufgefallen, dass das bei den allermeisten Helden in Kinderbüchern so ist?
AlteTante schrieb:Aber verlangst du, dass die Abenteuer, die die beiden Kinder gemeinsam erleben, auf neutralem Terrain stattfinden müssen?Nein, ich "verlange" nur, dass sie für den Mist, den sie verbocken, dann auch gerade stehen.
BerlinerLuft schrieb:Ohne ständigen Kolonialismus wären wir heute nicht da wo wir sind.Das ist richtig! Man muss den verdrängten Kulturen eigentlich danken, weil ohne Diese würden wir immer noch in Stämmen zusammensitzen und Steine klopfen.
Die Kelten gehen eigentlich nicht unter, sondern sie gehen im römischen Reich auf. In den letzten beiden Jahrhunderten v. Chr. geraten sie „zwischen Hammer und Amboss“: Im Norden rücken immer mehr germanische Stämme vor und im Süden expandiert das Römische Reich immer mehr. Schließlich besetzt das Römische Reich fast alle keltischen Gebiete mit Ausnahme von Irland. In der Folge übernehmen die Kelten die römische Kultur. Sie haben ja auch vorher schon eine Stadtkultur. Sie wissen, was eine Stadt ist und kennen ihre Vorteile, sie haben eine Münzwirtschaft. So fiel es ihnen relativ leicht, in dieser römischen Kultur aufzugehen.Quelle: hier
Tussinelda schrieb:sacredheart schrieb:Das bezog sich auf die Idee der kulturellen Aneignung im Allgemeinen.
Die anderen wollen die Reinkultur, damit andere Kulturen nicht dadurch traumatisiert werden, dass wir etwas davon so gut finden, dass wir es in unsere Kultur integrieren.
nö, die anderen wollen, dass die weiße Sicht auf unterdrückte, ermordete, versklavte Minderheiten nicht unnötig reproduziert wird, sie wollen nicht, dass marginalisierte Gruppen weiter ausgenutzt werden. Austausch auf Augenhöhe ist das Stichwort.
sacredheart schrieb:Das Problem der kulturellen Aneigung ist mE ein Problem, zu dem das Problem fehlt.das mag daran liegen, dass zwischen kultureller Aneignung und kulturellem Austausch nicht unterschieden wird.