Laura_Maelle schrieb:Kultur ist per se eine Aneignung.
Ja. Und genau darum sollte man doch irgendwann mal anfangen Verantwortung zu übernehmen. Statt sich weiter auf dieses erzreaktionäre "
Macht euch die Erde untertan!!einself!! zu verlassen.
Es geht um den Unterschied zwischen Aneignung (Diebstahl, nehmen, ohne was dafür zu geben) und Würdigung (Austausch).
Du kannst nicht einen auf "das ist Würdigung, weil ich ja so toll bin" machen und einfach die Geschichte von wem anders umschreiben,
das ist billig, ungerecht, eingebildet und schlecht für das Menschsein.
Das kannste in deinem Kopf machen, wenn du Bücher liest, aber in der Realität solltest du besser unterscheiden können,
wem was gehört, bzw. zusteht.
AlteTante schrieb:Und ist es nicht positiv, wenn zwei Jungen aus unterschiedlichen Kulturkreisen in einem Kinderbuch Freunde werden und sogar Abenteuer miteinander erleben?
Theoretisch ja. Während die Vorlage, auf der der Hype beruht, den erwachsenen Weißen schon nicht ganz sauber als "Eindringling" einschmuggelt, wird bei dieser "neuen" Version ein ganzes Dorf eingeschmuggelt, damit der Kleine "Nachbar" sein kann. Das ist mir suspekt.
In wessen "Revier" erleben die ihre Abenteuer? Findest du nicht, dass gerade bei "Abenteuer" der Aspekt, wem welches Revier zukommt, wesentlich für die "Moral der Geschichte" ist?
Meine Güte, "edle Wilde" sind schlimm genug, wenn da auch noch "Wohlfahrt" reinkommt, ist das imperialistische Kacke in Reinkultur.
Dwarf schrieb:denn als Kind konnte man noch nicht erkennen, dass Old Shatterhand ein Kolonialist war.
Der stand ja auch alleine, er hat nicht "die Siedler" repräsentiert, er war eine Art "Botschafter" (klassischer Archetyp), der "zwischen den Welten" agierte. Das ist ja klassisch für "Helden".
Dwarf schrieb:Aber den Erwachsenen, der Winnetou als Kindheitserinnerung verherrlicht und keine Kritik daran zulässt.
Genau, darum sollte man da etwas genauer hinschauen. Und die Grenze zum "Cowboy-Kult" wahren.
BerlinerLuft schrieb:Die Zeit und die Mentalitäten waren damals halt eine andere.
Nur weil wir Vertreibung, Aneignung uvm. heute als verachtenswert empfinden war es damals trotzdem (im Zeitgeist) rechtens.
Aber es geht ja eben nicht nur um die "moralische Seite", es geht auch darum, dass alle Imperialisten mit den gleichen Werkzeugen gearbeitet haben: Infrastruktur. Einmal "die Wege", der Straßenbau regelt seit den Römern die Handelswege, (aber auch Häfen, Schiffe f.d. Transport) Einführung einer Währung, die in "allen Kolonien" gilt und "Sprache", also diese Benennungen, die suggerieren, es wären Menschen von geringerem Wert.
Hat man das einmal installiert, haben die "Eingeborenen" keinerlei Chance, aus der Nummer einfach so rauszukommen, egal, welche Hautfarbe sie hatten.
DAS ist der Grund dafür, den Verkauf eines solchen Machwerks als was negatives anzusehen.
Es geht nicht um "die Kinder", es geht um das Geld, das so seinen Weg zu den Händlern "findet".
BerlinerLuft schrieb:Und zu den Stereotypen: Das sind einfach nur die bildlichen Darstellungen userer sehr einfachen Denkmuster.
Wer den anderen daraus einen Strick drehen will, sollte mal bei sich selbst anfangen und die eigenen stereotypen erkennen und ablegen.
Word!
Das dauert aber. Ich selbst komm drauf klar, seit ich gemerkt habe, dass ich immer ein- zweimal so ner "neuen Sache" begegnen muss. Als es zum ersten Mal hieß "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" sei rassistisch, stand ich völlig auf dem Schlauch. Ich kann es zwar immer noch nicht ganz nachvollziehen (da es in dem Lied um Vokale geht), aber Chinesen mit Sprachfehler zu assoziieren, passt ins rassistische Muster, das kann ich inzwischen sehen.
Laura_Maelle schrieb:Im Buch steht, dass ihr Vater früher der Schrecken der Meere gewesen sei, bevor er Südseekönig wurde,
Das ist das Pendant zur Mutter im Himmel. Sie hat halt "schwarz-weiße" Eltern, die aber vor allem abwesend sind.