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Persönlichkeitsstörungen: Diskussion, Erfahrungen, Fragen

2.549 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psychologie, Beziehung, Krankheit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Persönlichkeitsstörungen: Diskussion, Erfahrungen, Fragen

16.12.2016 um 06:56
@Illyrium

Vielleicht hilft es dir, dich nicht gleich als ganze Person abgewertet zu fühlen, sondern nur den Teil kritisiert zu bekommen, den der andere ablehnt. Stell dir vor, du bestehst aus 10 Puzzleteile. 1Puzzleteil wird kritisiert, ist dunkel. Die anderen 9 Teile sind aber hell, einige etwas heller, andere nicht so hell.

Und bei Kritik erstmal nicht spontan Emotional sein, sondern einen Schritt zurücktreten und sich das Ding "von aussen anschauen". Was ist gerade passiert, und was fühle ich "Reflexartig" dabei ? Ist es wahr was ich vermute in der Aussage des anderen ? Das schafft Abstand und Gelassenheit.
Ich sprech da aus Erfahrung, fällt mir auch oft nicht leicht.


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Persönlichkeitsstörungen: Diskussion, Erfahrungen, Fragen

16.12.2016 um 11:25
Hallo zusammen ,

Ich leide ebenfalls an einer BPS, dies wurde das erste Mal mit sechzehn von einem Psychiater diagnostiziert. Wie hier jemand darauf kommt, soetwas würde erst nach einem Kind auftreten, erschließt sich mir nicht.. (?) Wie ein User bereits schrieb, hat dies die Wurzeln irgendwo in der Kindheit durch diverse Faktoren.

Und ich kann auch die Leute verstehen, die sagen, sie würden niemals eine Beziehung führen mit Menschen die an so etwas leiden. Und wenn ich erhlich bin, wenn ich selbst mit mir zusammen wäre, würde ich Schluss machen.
Mit meinem jetzigen Partner gibt es sehr oft Streit und das ist nicht immer harmlos. Ich hab ihn durch mein Verhalten so weit bekommen, das er total ausrastet obwohl er sonst ein sehr ruhiger Mensch ist, aber ich steh dann nur da und denke mir WTF, was ist denn mit dem los?! In solchen Momenten sehe ich nur sein Verhalten, was für mich natürlich gar nicht geht. Das ich das verursacht habe, wird mir immer erst im nachhinein klar. Und obwohl ich daraus eigentlich lernen sollte, ist es immer wieder so.
Dazu kommt noch,dass er teilweise "meine" Logik einfach nicht nachvollziehen kann.Da denk ich mir dann auch,ist der bescheuert?!? Wobei ich mir dann denke, der kennt das nicht, wie soll der das verstehen?
Ich habe auch diverse Therapien hinter mir, das Einzige was mir wirklich etwas gebracht hat,sind einige Module der dialektisch-behavioralen Therapie. Der Rest ist für mich einfach nur unnötig. Für jemanden der dies nicht hat,ist es unmöglich nachzuvollziehe,wie sich ein Betroffener fühlt,psychiologiestudium hin oder her. Die Besten Therapeuten sind die,die selbst betroffen sind :)


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16.12.2016 um 12:42
Was ich hier sehr schade finde, ist, dass einige Leute (Betroffene und Nicht-Betroffene) aus ihren eigenen, persönlichen Erfahrungen heraus Behauptungen aufstellen, die alle Menschen, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden, in einen Topf werfen.

Das ist in der Sache vollkommen falsch.

Es gibt Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, die sich in gewissen Situationen (inkl. Beziehungen) zum Verwechseln ähnlich verhalten und es gibt aber auch welche, die es überhaupt nicht tun.

Verallgemeinerungen zeugen nur davon, dass man nicht umfassend informiert ist (als Betroffener oder als Nicht-Betroffener).

Kein Betroffener kann sich anmaßen, für alle anderen Betroffenen sprechen zu können, als würde er wissen, was er/sie, jeder und jede einzelne und einzelner Betroffene(r), fühlt, tut oder nicht tut.

Es sind sehr verbreitete Bilder, die zu solchen Verallgemeinerungen führen.
Diese Bilder teilen auch Betroffene. Auf Viele treffen sie auch zu, aber bei weitem nicht auf alle, geschweige denn in gleichem Ausmaß.

Man tut vielen Betroffenen Unrecht, wenn man verallgemeinert.
Schon wenn ich den Begriff "toxisch" höre - ich finde es ein Unding!
Verständlich vielleicht, wenn man die eigene, persönliche Erfahrung berücksicht.
Aber das gibt Einem nicht das Recht, den Begriff "toxisch" auf Alle anzuwenden.
Das ist in der Sache falsch und auch schon deswegen ärgerlich.

Wenn manche hier persönliche und negative Erfahrungen zum Anlass nehmen, verallgemeinernde Behauptungen über Betroffene aufzustellen, so können sie sich auch fragen lassen, was sie selber dazu beitragen, nicht noch mehr Unrecht um sich zu verbreiten.


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16.12.2016 um 13:10
@ruku

gut, dass du das nochmals erwähnst, Fall/Verlauf und Diagnose sind individuell und wie in jeder Partnerschaft sollte man sich klar sein, eine Garantie auf gelingen der Partnerschaft hat man nicht und an einer solchen sollten immer beide arbeiten, sollte es Probleme geben!

Ich denke egal in welcher Art Beziehung, ob unter gesunden, oder chronisch/psychisch kranken gibt es Konflikte, wenn man lernt damit umzugehen klasse, aber wieviele Beziehungen gibt es unter gesunden, die auch keinen Bestand haben, wieil sich im Laufe der Jahre Ziele, Pläne und Vorstellungen verändern!

Fakt ist es kostet eventuell viel mentale Kraft, wenn der Partner/Partnerin erkrankt ist, weil Symptome und Probleme sich eben auch auf den Lebensalltag miteinander auswirken. Nicht jeder hat die Kraft das Jahre, oder Jahrzehnte durchzustehen und per se zu sagen, dass man sich erst garnicht darauf einlassen soll. Ich denke nur wenn man merkt dass beide unter der Beziehung mehr leiden (Therapierückschläge z.B.), ist es wichtig ehrlich zueinander zu sein, dann doch lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

In keiner Beziehung sollte sich irgendwer zurückgesetzt in den eigenen Bedürfnissen fühlen, einfach und immer easy ist es nicht, wenn man sich dazu entscheidet sich auf einen erkrankten Partner einzulassen, das erfordert viel Kompromissbereitschaft von beiden Seiten!


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16.12.2016 um 13:36
Aber immerhin könnt ihr noch Partner emotional als vermutlich auch körperlich so nah an euch ran lassen... also scheint die Angst vorm Verletztwerden bei euch ja noch nicht sonderlich stark ausgeprägt zu sein, zumindest geht ihr ja das Risiko bereitwillig ein...

@sacredheart

Danke für deine sachliche Antwort, da meine Frage wohl etwas beißend formuliert war, war das vermutlich gar nicht so einfach fürchte ich.
Jedenfalls finde ich deine Sicht interessant, auch wenn ich es nicht ganz nachvollziehen kann - aber nun gut, ich kenne auch niemanden mit einer narzistischen Störung und stelle mir das Ganze ohnehin sehr schwierig vor. Es ist halt ziemlich schade, dass da auch noch Kinder im Spiel sind, die unter ihr zu leiden haben. Und dass diese Kinder da sind, da bist auch du in der Verantwortung für. Vermutlich ist es wirklich nicht ganz von der Hand zu weisen, dass man Grenzen nicht so deutlich aufzeigen kann, wenn man selbst eigene Probleme hat.
Es tut mir Leid, dass es sich so entwickelt hat bei dir, kann aber auch verstehen, wenn sich andere angegriffen fühlen von der Aussage "meidet Personen mit Persönlichkeitsstörungen". Dass man vielleicht deine Exfrau meiden sollte, beziehungsweise, dass du das empfiehlst, das erscheint mir logisch.


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16.12.2016 um 13:50
@AthleticBilbao

bis knapp Ende 20 dachte ich von mir selbst ich sei nicht beziehungsunfähig, dabei war zuvor einfach nicht das Vertrauen gegeben. Selbstvertrauen und Vertrauen Anderen gegenüber fiel mir brutal schwer und in meinen vorherigen Beziehungen habe ich Partner auch nie so nahe emotional an mich rangelassen!

Dass es doch funktioniert, wenn die Grundzüge der Charaktäre passen und man sich wirklich beisteht, keine gängige Vorurteile herrschen von wegen "Die macht Therapie, aber ich will damit nix zu tun haben!" und man sich auch hinsetzt miteinander darüber spricht, was wie und warum gerade nicht laufen will...doch ich denke man lernt entweder damit umzugehen und lässt es darauf ankommen auch Mal positives zu erleben, oder man bleibt in seinem Schneckenhaus und macht alles nur und ausschließlich mit sich selber aus, letztere Option fand ich dann doch nicht so prickelnd als Vorstellung meines eigenen Lebenslaufs!

Und ja mein Mann hat es auch nicht immer leicht mit mir, selbst heute noch kommt der instabile Kern zum Vorschein, aber ich habe gelernt damit besser umzugehen.Eigene Kinder haben wir keine, weils bei mir nicht mehr geht (Fehldiagnose, die zur Sterilität führte!), aber ich denke mein Mann ist alt und reif genug, dass er weiß worauf er sich bei mir eingelassen hat. Trozdem ganz ohne schlechtes Gewissen, wenns mir Mal wieder schlachter geht, gehts nicht und ich schätze das was mein Mann für mich tut und ist für mich bis Dato keine Selbstverständlichkeit!


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16.12.2016 um 13:59
Zitat von DieSacheDieSache schrieb:oder man bleibt in seinem Schneckenhaus und macht alles nur und ausschließlich mit sich selber aus, letztere Option fand ich dann doch nicht so prickelnd als Vorstellung meines eigenen Lebenslaufs!
So manch einer kann aber nicht anders. Da von "Schneckenhaus" zu sprechen finde ich etwas überheblich, da es irgendwie suggeriert, dass man dann an der Einsamkeit "selbst schuld" sei.

Das ändert natürlich nichts daran, dass ich mich für dich freue, dass du jemanden finden konntest, mit dem das Vertrauen funktioniert. Wäre schön, wenn das so bleibt. Dass du aber aufgrund eines medizinischen Fehlers keine Kinder bekommen kannst, tut mir Leid.


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16.12.2016 um 14:09
Noch mal aus dem Keller geholt:



Auch für die Psyche gilt:

Wer sich gesund fühlt, ist nur nicht gründlich genug untersucht worden.

In erster Linie ist der Psycho-Markt, wie jeder andere Teilbereich der Gesundheitsversorgung auch, ein Markt, der den Gesetzen eben dieses Marktes gehorcht: Neue Märkte erschliessen, Bedarfsweckung, PR, Profitmaximierung - um nur einige der Aspekte zu erwähnen.

Da gilt es dann, neue Störungen zu "entdecken", sie im Rahmen von Auftragsforschung zu beschreiben, sie in Kriterien zu fassen, der Fachwelt in wissenschaftlichen Zeitschriften und dem künftigen Kunden in BILD & Co. nahezubringen, um anschliessend Handlungsbedarf bei Politik und Kassen anzumahnen. Stimmt die Bezahlung, dann wird munter darauf los diagnostiziert, publiziert und therapiert. Irgendwann ist dann das Marktsegment abgegrast und dann heisst es: Auf zu neuen Ufern - und der Kreislauf geht von vorne los.

Erinnert jemand das Krankheitsbild "Hysterie", "Klaviersucht" oder "Wandertrieb"? Was wurde eigentlich aus der guten alten "vegetativen Dystonie", dem "Gammler-Syndrom" oder den "multiplen Persönlichkeiten"? Wurden die umgeschult auf Borderliner, Messies, ADS und/oder ADHS? Machen die jetzt in Burnout oder, ganz neu, Posttraumatischem Stress-Syndrom?
Ist ja auch völlig Banane, was in der Birne nicht richtig tickt. Hauptsache, es bringt GELD!


Je besser ich diagnostizieren kann (positiv gesehen) oder je mehr Medikamente und Therapien ich vermarkten will (negativ gesehen), desto mehr psychische Erkrankungen will ich finden und finde ich auch.

Üblicherweise geht man davon aus, dass etwa jeder 10. Mensch behandlungsbedürftig psychisch krank ist. Daran hat sich im Laufe von etwa 100 Jahren Psychiatriegeschichte nichts geändert, sieht man mal von den politisch oder gesellschaftlich bedingten "Modediagnosen" ab.

Es hängt ja auch in diesem Falle immer davon ab, was man davon machen kann, welches Kapital sich daraus schlagen lässt.

Bevor es Ritalin auf dem Markt gab, war die Diagnose AHDS eine eher seltene. Bevor es jede Menge Geld für Beratungsstellen gab, waren Kindesmissbrauch, Gewalt in der Ehe, Suchterkrankungen zwar vorhanden, aber kein Thema.

War früher jemand depressiv, so hieß es "reiß' dich zusammen und geh' arbeiten", bis man feststellte, dass der Kranke nur deshalb nicht aufstand, weil er sich schon mit 'ner Handvoll Pillen ins Jenseits gekickt hatte. War früher jemand suchtkrank, dann galt er als willensschwach und asozial und fertig, maximal Arbeitslager statt Therapiekette. Dies soll nicht heissen, dass ich diese früheren "Behandlungsweisen" gut heisse. Mitnichten. Es ist halt nur immer so, dass in dem Moment, in dem ein Thema, und sei es noch so marginal, von den Medien aus wirtschaftlichen Interessen hochgepusht und von der Bevölkerung aus voyeuristischer Lust hochgehalten wird, dieses als "irre wichtiges Riesenproblem" angesehen wird, bis es dann wieder in der Versenkung verschwindet, weil eine neue Psycho-Sau durchs Dorf getrieben wird.

Wer spricht denn heute noch von weiblicher Hysterie durch zu wenig Sex, von dämonischer Besessenheit, von Klaviersucht, multiplen Persönlichkeiten, Schützengrabenkoller, Poriomanie etc. Alles zu ihren jeweiligen "Hochzeiten" Top-Themen in der Psychiatrie.

Und noch 'ne Wiederholung (ist ja wie im Fernsehen hier!):

Dass nun "der Fortschritt", der böse, schuld sei an psychischen Leiden, wäre ein These.
Waren die Menschen früher geistig gesünder? Die Geschichte der Medizin kennt aus früheren Zeiten andere psychische Probleme, die heute nahezu ausgestorben oder aber auch erschreckend modern erscheinen, von der dämonischen Bessesenheit, religiösen Wahnvorstellungen, Essstörungen und Hysterie bis hin zu so seltsamen Dingen wie Klaviersucht, Roman- oder Fahrradsucht. Depressionen, Angstneurosen und Suchtverhalten sind aus vergangenen Jahrhunderten, fast Jahrtausenden, immer wieder in Dokumenten erwähnt worden, sind also nicht neu und durch den Zeitgeist bedingt.

Neu ist vielleicht nur, dass Angehörige der Mittelschicht in westlichen Dienstleistungsnationen mehr Zeit haben und weniger materielle existentielle Sorgen. Sie können ihre individuellen Wehwehchen individell analysieren, wenn nicht anders, dann mit Hilfe meterweiser Ratgeber-Regale in der Buchhandlung, vulgärpsychologischer Abhandlungen in der "Bäckerblume" oder Foren wie diesen.

Wo ein Bedarf zu sein scheint, wächst auch das "rettende" Angebot derer, die damit Geld verdienen wollen, was im entwickelten Kapitalismus natürlich auch ganz legitim ist.
Ging man früher zum Schamanen oder zur Weisen Frau, so geht man heute eben zum Psychotherapeuten, zur Selbsthilfegruppe oder eben wieder zum Schamanen, um sich mit allerlei modischen Therapieformen (Nonverbale Gesprächstherapie) wieder ins seelische Gleichgewicht rücken zu lassen.

Früher ging man halt zum Pfarrer und betete 'ne Runde oder wurde von ihm auf den Scheiterhaufen gestellt.

Dann war alles wieder gut.

Heute zahlt die Krankenversicherung.

Was die psychischen Erkrankungen angeht, so muss ich allerdings aus Sicht eines Menschen, der sich beruflich Jahrzehnte lang mit der publizistischen Vermarktung wissenschaftlicher Erkenntnisse beschäftigt hat, hinzufügen:

Psychotherapie ist ein boomender Markt, neben kosmetischer Chirurgie der einzige Bereich, in dem sich noch grosses Umsatzpotenzial bietet.

Psychische Gesundheit bzw. Krankheit unterliegt diagnostischen Möglichkeiten und vor allem den Gesetzen des Marktes, ist somit auch durchaus "Modewellen" unterworfen.

Spricht heute etwa noch jemand von dämonischer Besessenheit, Veitstanz, Hysterie, Klaviersucht, Wandertrieb, multipler Persönlichkeit. Wohl kaum. Der Psychomarkt hat eben seine eigenen Gesetze.

Dafür hat, wer früher niedergeschlagen war, ein Burnout-Syndrom, möglicherweise Depressionen oder ist gar Borderliner.

Wer schlampig ist, wird flugs zum Messie, und wenn ein Kind sich bewegt, hat es mindestens ADHS. Bewegt es sich nicht, läuft es später Amok.

Und für das alles hat der Onkel Doktor ein paar Pillen, die die boomende Pharma-Branche ihm mit Schmiergeld in die Tasche steckt, und an jeder Strassenecke lauert ein sonst arbeitsloser Psychologe und flüstert: "Pssst, Du wolle Therapie mache?"

Nun gut. Die Leute wollen auch leben. Schliesslich können sie nicht alle Pizza ausfahren.

Was glaubt Ihr denn, warum die Zahl der Ritalin-Verordnungen in den letzten 5 Jahren so sprunghaft zugenommen hat? Meint jemand, das liegt allein daran, dass immer mehr Kinder so genannten "körperlichen Nachteile" haben?

In der Tat unterliegen medizinische Diagnosen bestimmten "Modetrends", das weiss jeder, der sich mal mit Medizingeschichte befasst hat.

Wo sind sie hin, die einstmals "wissenschaftlich gesicherten Krankheitsbilder" der dämonischen Besessenheit, der Opfer des Bösen Blicks,der weiblichen Hysterie, gegen die Klitorismassage half, die grassierende Klaviersucht, die Imoptenz durch Blue-Jeans, die Phosphat-Kinder, die multiple Persönlichkeit...?

Auch und gerade in der Wissenschaft gibt es diese Modetrends - was keinesfalls heisst, dass es bestimmte Krankheitsbilder nicht gibt. Aber in dieser kurzfristig auftretenden Häufung des genretypischen "immer mehr, immer schneller, immer jünger, immer schlimmer"?

Sonst glaubt doch hier jeder an alle möglichen und unmöglichen Weltverschwörungen - wie wäre es denn mal mit einer der Pharma-Branche?



So, das sollte erst mal als persönliches langes Kurzstatement reichen. :D

(Wiederholungen können als Déjà-vu diagnostiziert werden, liebe LeserInnen.)


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16.12.2016 um 14:14
@AthleticBilbao

anders, als dass man sich aber selbst aus seiner selbsterschaffenen Comfortzone bewegt geht es nicht!

Der innere Schweinehund, ich denke das ist und bleibt der ewige Endgegner im Leben von Uns allen!

Wer im Wasser nicht anfängt zu paddeln, der geht unter, es ist kein leichter Weg alte Konditionierungen aufzubrechen und sich selbst ehrlich ins Gesicht zu schaun, im Leben wird dir nichts geschenkt, du musst es dir selbst erarbeiten und gerade als emotional instabiler Mensch fällt einem der kritische Blick auf sich selbst so verdammt schwer, weil man von sich selbst ein ganz anderes Bild im Kopf hat, was nicht immer wirklich stimmig ist!

Wir müssen an uns selbst arbeiten, wollen wir von unseren Mitmenschen angenommen sein!


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16.12.2016 um 14:16
@Doors

das ist doch eigentlich schon ein altes Lied, man erfindet einfach Mal ein paar Erkrankungen...angefangen hat es mit was gegen Mauldampf, soweit ich weiß!


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16.12.2016 um 14:20
@DieSache

Naja "selbsterschaffene Comfortzone" und "innerer Schweinehund" sind Worte, mir nicht sonderlich gerecht werden.

Manche Leute können einfach nicht anders als sich zurück ziehen, weil der Schmerz von Verletzungen stets präsent war (das kann auch auf Freundschaften bezogen sein, also auf emotionale Nähe im Allgemeinen), und weil man vielleicht gar nicht richtig fähig ist aufgrund seiner Störung mit anderen adäquat zu interagieren... und wenn dann noch eine Verschlossenheit dazu kommt? Wie soll das gehen?

Und ich weiß leider haargenau, dass ich mich spätestens nächste Woche für den Beitrag schämen werde...


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16.12.2016 um 15:23
@AthleticBilbao

in dem man versucht, wenn man Mal doch vertrauen fassen kann, die Interaktion im eigenen Tempo am laufen zu halten, indem man sich eben doch Mal auch selbst vertraut!

1. sollte ich mich selbst kennen, wissen was und wie mir gut tut, oder eben was mich runterzieht und überfordert!

2. eventuell therapeutische Hilfe suchen (kann lange gehen bis man den/die richtigen findet, mit dem man wirklich aufarbeiten kann)!

3. soziale Krücken sind auch was wo man trainieren kann (z.B. Tierheim Gassigänger-Job)


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Doors ehemaliges Mitglied

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16.12.2016 um 15:30
Zitat von DieSacheDieSache schrieb:soziale Krücken sind auch was wo man trainieren kann (z.B. Tierheim Gassigänger-Job)
Ideal für Menschen mit Hunde-Phobie.


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16.12.2016 um 17:55
Was mir als Borderliner am Anfang sehr geholfen hat, waren zwei Sachen. Erstens überhaupt eine Diagnose zu haben, festzustellen dass das Kind einen Namen hat. Durch die Diagnose habe ich angefangen mich mit der Thematik auseinander zu setzen. Ich hatte verdammt viele Ahaerlebnisse. Endlich habe ich verstanden was und warum bei mir so einiges schief gelaufen ist. Zweitens der Austausch mit anderen Betroffenen. Endlich war da jemand, der meine komischen Gedankengänge auch hat und auch nachvollziehen kann.

Einige Zeit später hat mich die Diagnose dann aber auch wieder runter gezogen. Ich war in dem Irrglauben gefangen, dass ja mein ganzer Charakter nur aus Borderline besteht und habe geglaubt, wenn ich dagegen angehen, dass ich danach ja gar nicht mehr existiere.
Das war dann schon ein sehr chaotischer Gefühlszustand. Es hat ne Weile gedauert, bis ich mich wieder sortiert hatte und das differenzieren konnte.


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17.12.2016 um 00:22
Hallo ich bin neu in diesem Forum und habe mir diese Diskussion angesehen, da ich auch selber betroffen bin, daher interessiert mich das Thema natürlich auch sehr!

Ich weiß, dass es sehr schwer ist selber zu sehen, dass man Depressionen hat, weil man vllt oft denkt, dass es normal ist so eine Phase zu haben oder das man in dem Moment vllt einfach faul ist oder so.

Aber was mich interessieren würde @troublerin77

Der Sache einen Namen zu geben, ist sicher schon ein guter Anfang um zu erkennen, dass man krank ist, aber wenn man sich ritzt, merkt man da nicht selber, dass da irgendwas nicht stimmt, dass man krank ist?

Das ist überhaupt nicht als Angriff oder Kritik gemeint ich interessiere mich nur was einem durch den Kopf geht.


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17.12.2016 um 00:35
@KleineBlume
Klar, weiß man, dass etwas nicht stimmt, aber man weiß nicht was.
Ich muss wohl auch dazu sagen, dass ich keinen eigenen PC hatte, als ich die Diagnose bekam. Ist jetzt auch schon über zehn Jahre her. Heute ist es natürlich viel einfacher an Informationen zu kommen. Meine ersten Auseinandersetzungen mit Borderline nach der Diagnose waren ausschließlich Bücher. Erst so zwei Jahre nach der Diagnose kam der eigene Pc mit Internet.
Ich denke, wenn ich schon vorher Zugang zum Internet gehabt hätte, dann hätte ich meine Symptome selbst gegoogelt und schon ne Ahnung gehabt, vor der Diagnose.


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17.12.2016 um 00:41
@troublerin77

Okay das verstehe ich, wenn man nicht viele Möglichkeiten hat sich zu informieren, da fragt man ja auch nicht einfach irgendjemanden

Wie alt warst du als die Diagnose gestellt worden ist?


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17.12.2016 um 00:46
@KleineBlume
Mit sechundzwanzig, jetzt bin ich fast vierzig.
Und um ganz viele Erfahrungen reicher. Also bei mir scheint es echt so zu sein, dass es im Alter besser wird.
Bin seit ca. drei Jahren einen vernünftigen Kontakt zu haben. Vorher hatte ich dreizehn Jahre keinen Kontakt.
Ich habe aber auch viel an mir gearbeitet.


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17.12.2016 um 00:51
@troublerin77

Hast du damals noch bei deinen Eltern gewohnt?
Wenn ja haben die davon gewusst, bzw hast du es ihnen gesagt, nachdem du wusstet was du hattest?

Wann hat das bei dir angefangen?


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17.12.2016 um 01:18
@KleineBlume
Ne, hab nicht mehr dort gewohnt. Ich habe mit vierundzwanzig meinen jetzigen Ehemann kennen gelernt und ich bin zu ihm gezogen. Das sind zwar nur ein paar Kilometer die uns trennten, aber meine Eltern wussten nicht wo. Damals war es für mich die richtige Entscheidung und so wie es heute ist, ist es für mich auch okay. Ich vermeide kritische Geschichten aus der Vergangenheit und meine Eltern scheinen es auch stillschweigend zu akzeptieren.

Ich habe auch gar nicht das Bedürfnis mich mit meinen Eltern über unsere Vergangenheit auseinander zu setzen. Es gibt einfach Dinge bei denen meine Eltern völlig uneinsichtig.
Bestes Beispiel: meine Mutter sagt zu meinem Mann, dass sie mich nicht geschlagen hat. Im gleichen Gespräch erzählt sie, dass sie mich über dir ganze Einfahrt gehauen hat. Als lustige Anekdote.

Da erspare ich mir einfach jegliche Diskussion. Es kostet nur Kraft, Nerven und reißt alte Wunden wieder auf. Das muich mir aber nicht geben.

Ich habe mich mit meiner Vergangenheit auseinander gesetzt. Mein Mann und mein engeres Umfeld und haben meine Eltern auch kennen gelernt. Sie können meine Eltern ganz gut einschätzen und sie kennen zwar nur meine Seite, doch wird sie durch solch ein Verhalten bestätigt.

Ich habe für mich damit meinen Frieden gemacht und kann jetzt meine Eltern durch die Augen eines Erwachsenen sehen und nicht mehr mit den Augen eines verletzten Kindes.

Ich lerne quasi meine Eltern neu kennen. Einiges wird sich nie ändern und überrascht es mich auch total zu merken, dass meine Mutter und ich oft einer Meinung sind. Das ist für mich eine sehr irritierende Situation aber trotzdem sehr positiv. Ich lerne Seiten an meiner Mutter kennen, die ich sympathisch finde.

Das wäre früher nie möglich gewesen. Das gefällt mir und warum sollte ich das durch Konfrontation zerstören.
Ich denke meine Mutter empfindet da sehr ähnlich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit meiner Mutter über eine telefoniere und wir angeregt und nett mit meiner Mutter plaudere. Auch das gefällt mir.

Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist, so ohne Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit aber ich habe ja für mich entschieden, dass es für mein Seelenheil nicht wichtig ist.
Was nützt mir Genugtuung, wenn ich dadurch die jetzige Situation kaputt mache.


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