Wann ist man "deutsch/Deutscher"?
20.01.2022 um 13:56sacredheart schrieb:Es ist bedauerlich, dass viele Menschen, wie in den beiden Beispielen sich häufig als Deutsche 2. Klasse behandelt fühlen, obwohl Deutschland unstrittig ihr einziges echtes Heimatland ist.Aber was rechtfertigt eigentlich immer diese Forderungen nach ethnologischer Eingemeindung durch die Ureinwohner? Kann die Urbevölkerung eines Landes irgendetwas dafür, dass die Vorfahren der Fordernden sich einst aufgemacht haben, ihr Land zu bevölkern? Worin besteht diese vermeintliche moralische Pflicht, die hier immer selbstverständlich angenommen wird? Gibt es da irgendeine Verantwortlichkeit? Mir erschließt sich das nicht.
Andererseits kann es ja wohl kaum so sein, dass das Menschsein nun beim Deutschsein beginnen würde, auch in Deutschland nicht, folglich ist es doch auch gar nicht wirklich wichtig, als vollumfänglicher Deutscher zu gelten. Schließlich gibt es ja auch viele Deutsche, die nicht müde werden zu betonen, wie wenig deutsch sie eigentlich seien, warum muss dann ausgerechnet jemand, der tatsächlich nicht ausschließlich deutsche Wurzeln hat, unbedingt als urdeutsch gelten, um endlich froh zu sein?
Ich sehe das schon auch so wie @Tripane, dass es offenbar doch sehr viel mehr damit zu tun hat, wie sehr man sich selbst dafür hält, dann ist die Meinung anderer dazu auch eher zweitrangig. Wenn zu mir jemand sagen würde, ich sei kein Deutscher, würde ich trotzdem nicht vom Glauben abfallen, deutsch zu sein, denn mir bleibt ja auch gar nichts anderes übrig. Oft werde ich aufgrund meiner Sprache z. B. nicht als Bayer akzeptiert, bzw. bin ich auch irgendwie "Bayer 2. Klasse", das ist mir allerdings ebenfalls egal, ich verstehe das sogar ein wenig. Aber mein Glück als Mensch hängt doch ohnehin nicht davon ab, dass mir andere nun den Goldenen Sepplhut aufsetzen. Grundsätzlich ist es ja auch nicht ganz unproblematisch, sein Glück von der Meinung anderer abhängig zu machen. Außer man nutzt das natürlich, um sich von persönlichen Unzulänglichkeiten zu entschulden, nach dem Motto: "Die Gesellschaft akzeptiert mich ja eh nicht, also..." Das ist zumindest praktisch, ob das glücklich macht, ist eine andere Frage.