itsnat schrieb:Die Menschen im Staatsgebiet der BRD waren weder in der Vergangenheit noch sind sie heute eine homogene Masse. Das war wohl eher eine Erfindung der Nationalsozialisten.
Wohl eher nicht und eine Erfindung ist es schon gleich gar nicht. So wie es z. B. ethnische Polen oder ethnische Italiener gibt, gibt es selbstverständlich auch ethnische Deutsche. Auch Mozart etwa, der aus heutiger Sicht als Österreicher gehandelt wird, sprach von sich als "Teutscher", wie kommt der gute Mann aus Salzburg darauf? Immerhin hat er lange vor jener Zeit gelebt, die offenkundig auch heute noch den Dreh- und Angelpunkt jedweden Diskurses einiger Leute bildet, nicht nur in dieser Fragestellung, passend oder unpassend. Die Nazis fabulierten allerhöchstens eine "deutsche Rasse" herbei, die ist in der Tat eine Erfindung, wenn auch höchstwahrscheinlich nicht wirklich von denen.
Hier mal ne Definition zur Abwechslung:
Ethnie (Aussprache: [ɛtˈniː], [etˈniː], auch [ˈɛtni̯ə];[1] von altgriechisch ἔθνος éthnos „Volk, Volksstamm, Volkszugehörige“) bezeichnet in den Sozialwissenschaften (insbesondere der Ethnologie) eine abgrenzbare soziale Gruppe, der aufgrund ihres intuitiven Selbstverständnisses und Gemeinschaftsgefühls als Eigengruppe eine Identität als Volksgruppe zuerkannt wird. Grundlage dieser Ethnizität können gemeinsame Eigenbezeichnung, Sprache, Abstammung, Wirtschaftsordnung, Geschichte, Kultur, Religion oder Verbindung zu einem bestimmten Gebiet sein.
Quelle:
Wikipedia: EthnieSo gesehen spielt es auch keine Rolle, ob so eine Ethnie bereits seit Anbeginn aller Zeiten eine "homogene Masse" darstellte, dies ist vlt. eher im Bereich der nationalen Mythen anzusiedeln. Keine Ethnie tut das, also ist das sicherlich kein Argument. Es ist offensichtlich ein historischer Prozess, der eine Ethnie zu einer solchen macht und ein bisschen Selbstverständnis der Individuen kommt da immer auch noch dazu. Dies bedeutet allerdings nicht, dass bestehende ethnische Strukturen zwangsläufig ineinander verschmelzen, nur weil sie etwa längere Zeit im gleichen Gebiet siedeln. Als Beispiel könnte man das biblische Volk der Juden sehen, die sich auch heute noch ganz eindeutig als eigenständige Ethnie verstehen, obwohl es in den letzten 2000 Jahren genügend Gelegenheiten gegeben hätte, als solche mit wasweißich zu irgendwas zu emulgieren. Heutzutage haben sie mit Israel sogar auch eine Nation.
Man sieht, dass das Keulenschwingen wohl eher ein Ansatz unserer aller Urahnen war, heutzutage würde ich da dann doch den offenen Diskurs klar vorziehen, denn ob die Keule letzten Endes das Argument ersetzt, sei doch sehr dahingestellt. Möglicherweise hilft die nur dann noch, wenn man eben komplett ohne Argument dasteht.
rhapsody3004 schrieb:Warum eigentlich so kompliziert?
Unter den Deutschen mit deutscher Staatsbürgerschaft gibt es die gebürtigen Deutschen mit deutscher Ethnie sowie die gebürtigen Deutschen mit ausländischer Ethnie (bspw. geborene Kinder in Deutschland mit Migrationshintergrund) - sowie die Deutschen, die erst im Laufe ihres Lebens Deutsche durch Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft wurden und einer anderen Ethnie angehören.
Und das ist warum jetzt genau weniger kompliziert? Man kann es sich zwar irgendwie einfach machen, macht aber letztendlich komplexe Angelegenheiten halt nicht weniger komplex, da eben auch nicht alles lediglich eine Frage irgendwelcher passgenormten Formalitäten ist.
rhapsody3004 schrieb:Mit gebürtig meine ich hier geboren. Deutsche Staatsbürgerschaft per Geburtsrecht. Das können sowohl Geborene mit deutscher Ethnie als auch welche mit ausländischer Ethnie sein.
Kann man gut finden, ich persönlich halte davon eher nichts. Im Falle der USA passt das ja auch einigermaßen.
rhapsody3004 schrieb:Ich finde man kann das Thema auch um die moralische Ebene erweitern.
Nein, Moral hat grundsätzlich nichts mit irgendeiner nationalen oder ethnischen Zugehörigkeit zu tun, denn wie du selbst ja schreibst
rhapsody3004 schrieb:Menschen haben halt unterschiedliche Moralvorstellungen
ist diese vorrangig individuell. Ethnie ist nicht gleich Ethik. Moralvorstellungen können zwar sehr wohl innerhalb einer ethnokulturellen Gruppe zumindest vordergründig besonders hochgehalten werden, ob sich da auch dann jedes Individuum daran hält oder diese bedingungslos teilt, ist eine andere Sache. Die Vorstellung einer "Moral der Deutschen" ist mehr als realitätsfern und mich persönlich gruselt diese Vorstellung auch eher ein wenig. Ich habe dennoch den Eindruck, dass du dich da etwas verrannt hast.
Was du möglicherweise meinst, sind kulturell geprägte Vereinbarungen, die jenseits der formellen Treue zu bestehenden Gesetzen etwa des betreffenden Staatswesens innerhalb einer kulturellen Gruppe funktionieren, die von außen oftmals auch missverstanden werden können aufgrund anderer kultureller Vorprägung. Von so etwas ist durchaus auszugehen, z. B. Höflichkeitsetikette etc. Mit Moral hat das jedoch nicht wirklich was zu tun.