Habt ihr ein erfülltes Leben?

Fedaykin schrieb:Die Leute würden auf ein drittes Welt Niveau herunterfallen

Wahrscheinlich. Aber darum geht es mir ja: Einige sehen die Erfüllung darin, den ganzen Tag das Haus zu putzen und zwischendurch mit einem Kaffee auf der Terrasse zu sitzen, dann am Nachmittag einkaufen zu gehen und Abends nett zu kochen. Der Staat bezahlt ja eh, passt schon. Dabei vergessen sie, dass ihr Leben völlig anders aussehen würde, wenn die Menschen rings um sie herum nicht arbeiten würden.

EnyaVanBran schrieb:Der Staat bezahlt ja eh, passt schon. Dabei vergessen sie, dass ihr Leben völlig anders aussehen würde, wenn die Menschen rings um sie herum nicht arbeiten würden.

Natürlich ist Arbeitsteilung wichtig. In einer komplexen Gesellschaft.

Bei Corina sollte auch jeder gesehen haben das man da Respekt haben sollte für jeden der seine Sache gut macht und seine Aufgaben nachkommt.

Einzelhandel konnte nicht wie die Lehrer ins Home Office

Fedaykin schrieb:Bei Corina sollte auch jeder gesehen haben das man da Respekt haben sollte für jeden der seine Sache gut macht und seine Aufgaben nachkommt.

Corona hat aber vielen die Augen geöffnet, wie wunderschön es zu Hause doch ist. Wir hatten eine Mitarbeiterin, die nach Corona auf Langzeitkrankenstand abgezielt hat. Da auch so schon einiges nicht gepasst hat, haben wir uns dann einvernehmlich von ihr getrennt. 'Sie arbeitet seither noch immer nicht. Dafür erzählt sie jedem, wie schön es ist, um 11h Vormittags in der Sonne zu sitzen und es sich gut gehen zu lassen. Habe ich eben nicht viel Verständnis für.

EnyaVanBran schrieb:Mitarbeiterin, die nach Corona auf Langzeitkrankenstand abgezielt hat.

Solche gibt es immer.

EnyaVanBran schrieb:jedem, wie schön es ist, um 11h Vormittags in der Sonne zu sitzen und es sich gut gehen zu lassen. Habe ich eben nicht viel Verständnis für.

Na muss sie wissen,

Ist halt assozial.sich Transferleistungen zu ergattern.

EnyaVanBran schrieb:Sie arbeitet seither noch immer nicht. Dafür erzählt sie jedem, wie schön es ist, um 11h Vormittags in der Sonne zu sitzen und es sich gut gehen zu lassen.

Vielleicht entdeckt sie gerade ein alternatives Leben, weniger arbeiten, minimalistischer leben, neue Verdienstmöglichkeiten suchen, die damit möglich sind, vielleicht Selbständigkeit. Es geht ja um ein erfülltes Leben hier im Thread und nicht darum, über andere zu motzen.

Laura_Maelle schrieb:Vielleicht entdeckt sie gerade ein alternatives Leben, weniger arbeiten, minimalistischer leben, neue Verdienstmöglichkeiten suchen, die damit möglich sind, vielleicht Selbständigkeit. Es geht ja um ein erfülltes Leben hier im Thread und nicht darum, über andere zu motzen.

Also nach dem was ich weiß hat sie ihre Erfüllung darin gefunden, gar nicht mehr arbeiten zu gehen. Das sagt sie ja auch. Kaffeetrinken auf der Terrasse und mit den 2 Hunden, die sie jetzt hat, spazieren gehen. Und damit geht es ihr soooo super. Ja, glaube ich ihr. Vielen Menschen würde es super gehen, wenn sie nicht mehr arbeiten gehen müssten. Aber, auch wenn ich mich hier wiederhole, wo wären wir, wenn sich das jeder denkt und dann auch so praktiziert?

Fedaykin schrieb:Dein Gehirn, denkt, die Entscheidung ist schon getroffen bevor sie sich bei dir überhaupt bewusst meldet.

https://www.arte.tv/de/videos/057414-002-A/das-raetsel-unseres-bewusstseins/ (Archiv-Version vom 11.05.2023)

Soweit der Trend der Neurologischen Forschung.

Danke für den Link. Ich habe es mir komplett angesehen. Ab 49:00 wird aber schon auch auf das kleine Willensfenster hingewiesen, das man durch Achtsamkeit erweitern kann. Die Achtsamkeit, die gerade im Stoizismus als zentral beschrieben wird, ist auch für mich der Schlüssel für die Selbststeuerung.

EnyaVanBran schrieb:Also nach dem was ich weiß hat sie ihre Erfüllung darin gefunden, gar nicht mehr arbeiten zu gehen. Das sagt sie ja auch. Kaffeetrinken auf der Terrasse und mit den 2 Hunden, die sie jetzt hat, spazieren gehen. Und damit geht es ihr soooo super. Ja, glaube ich ihr. Vielen Menschen würde es super gehen, wenn sie nicht mehr arbeiten gehen müssten. Aber, auch wenn ich mich hier wiederhole, wo wären wir, wenn sich das jeder denkt und dann auch so praktiziert?

Wenn dieser Weg für sie möglich ist, um ein erfülltes Leben zu haben, dann gönne es ihr doch. Sie wird dafür sicher auf vieles verzichten müssen, vor allem finanziell. Es sei denn, sie könnte einen erfolgreichen Youtube-Kanal zu ihrem neuen achtsamen, erfüllten Leben aufziehen oder so. :D

Willst Du Dich denn für die Gesellschaft opfern, obwohl Du das womöglich auch gerne hättest?

EnyaVanBran schrieb:Aber, auch wenn ich mich hier wiederhole, wo wären wir, wenn sich das jeder denkt und dann auch so praktiziert?

Zwischen solchen gegensätzlichen Polen fühle ich mich auch häufig hin und hergezogen. Einerseits würde ich mir ein möglichst freies, nicht durch regelmäßige Arbeit eingeschränktes kreatives Leben wünschen. Andererseits sehe ich eine gewisse Mitverantwortung für das Funktionieren der Gesellschaft auch bei mir. Und auch wenn mein Job keineswegs mein Traum ist, hat er zumindest sozusagen einen Zweck, da ich mich im Räderwerk einer funktionierenden Gesellschaft mitdrehe.

martenot schrieb:Zwischen solchen gegensätzlichen Polen fühle ich mich auch häufig hin und hergezogen. Einerseits würde ich mir ein möglichst freies, nicht durch regelmäßige Arbeit eingeschränktes kreatives Leben wünschen. Andererseits sehe ich eine gewisse Mitverantwortung für das Funktionieren der Gesellschaft auch bei mir. Und auch wenn mein Job keineswegs mein Traum ist, hat er zumindest sozusagen einen Zweck, da ich mich im Räderwerk einer funktionierenden Gesellschaft mitdrehe.

Es wird immer genug Leute geben, die dieses Hamsterrad am Laufen halten, vor allem aus finanziellen Gründen. Es bricht nicht alles zusammen, nur weil Du aussteigen würdest. Außerdem wird KI immer mehr Arbeitsplätze überflüssig machen. Von daher ist es sicher gut, sich auch mal alternative Lebensformen zu überlegen.

Laura_Maelle schrieb:Es bricht nicht alles zusammen, nur weil Du aussteigen würdest.

Sagen wir so: ich habe mehrere Jahrzehnte lang mit meiner Mitwirkung meinen gesellschaftlichen Beitrag geleistet, sodass es wahrscheinlich auch genügend andere Menschen geben wird, die meine Nachfolge antreten könnten, wenn ich aussteigen sollte.

martenot schrieb:Sagen wir so: ich habe mehrere Jahrzehnte lang mit meiner Mitwirkung meinen gesellschaftlichen Beitrag geleistet, sodass es wahrscheinlich auch genügend andere Menschen geben wird, die meine Nachfolge antreten könnten, wenn ich aussteigen sollte

Ja, eben. So könntest Du also an einen Ausstieg denken. Was schwebt Dir denn so vor?
Dazu fallen mir folgende Stichworte ein: Selbständigkeit, Frugalismus, Minimalismus, Van-Life, Selbstversorger-Leben, Alternative Wohnformen wie Jurten, Tiny-House, Schiff etc. :D

Laura_Maelle schrieb:Ja, eben. So könntest Du also an einen Ausstieg denken. Was schwebt Dir denn so vor?

Ich denke, ich würde am ehesten eine Arbeitszeitreduzierung für realistisch halten, also keinen kompletten Ausstieg, sondern eine Verlagerung der Lebenszeit hin zu mehr persönlicher Freiheit, aber weiterhin beruflicher Tätigkeit, um die finanziellen Basisbedürfnisse weiterhin erfüllten zu können (z.B. Wohnung, Essen, Gesundheitsversorgung).

Jedenfalls stelle ich fest, dass ich schon wesentlich zufriedener bin, wenn ich einen höheren Anteil meiner Lebenszeit für meine persönlichen Interessen (z.B. Fotografie, lebenslanges Lernen, Theater und Musik) zur Verfügung habe.

Laura_Maelle schrieb:Wenn dieser Weg für sie möglich ist, um ein erfülltes Leben zu haben, dann gönne es ihr doch. Sie wird dafür sicher auf vieles verzichten müssen, vor allem finanziell.

Sie bekommt Arbeitslosengeld, sie bekommt Kindergeld und sie hat einen Lebensgefährten, der arbeitet. Nein, ich gönne ihr das nicht, aber nicht aus Neid, sondern weil ich diese Lebenseinstellung einfach egoistisch finde.
Ich persönlich habe im ersten Lockdown und ein Jahr später bei meiner Coronaerkrankung, wo ich 3 Wochen in Quarantäne war, festgestellt, dass ich so ganz ohne Arbeiten zu gehen nicht wirklich glücklich bin. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht rein darum, dass unser aller Leben völlig zum erliegen kommen würde, wenn jeder sagen würde: och, ich will nicht mehr, ich bleibe ab jetzt zu Hause.

martenot schrieb:Andererseits sehe ich eine gewisse Mitverantwortung für das Funktionieren der Gesellschaft auch bei mir. Und auch wenn mein Job keineswegs mein Traum ist, hat er zumindest sozusagen einen Zweck, da ich mich im Räderwerk einer funktionierenden Gesellschaft mitdrehe.

Diese Einstellung finde ich sehr verantwortungsbewusst und sozial. Hast du schon mal darüber nachgedacht, eine völlig neue Karriere einzuschlagen, die deinem Traumjob zumindest nahe kommt?

EnyaVanBran schrieb:Hast du schon mal darüber nachgedacht, eine völlig neue Karriere einzuschlagen, die deinem Traumjob zumindest nahe kommt?

Ja, immer mal wieder. Aber irgendwie habe ich es nie geschafft, das Ruder herumzureißen. Inzwischen denke ich, dass ich dafür zu alt bin (jedenfalls sagt man mir das regelmäßig). Deswegen tendiere ich zu der erwähnten Lösung mit der Teilzeit, die sich wahrscheinlich am einfachsten umsetzen lässt.

martenot schrieb:Inzwischen denke ich, dass ich dafür zu alt bin (jedenfalls sagt man mir das regelmäßig).

Alter ist eine Zahl. Wenn du dich damit wohl fühlen würdest, es umsetzbar wäre, dann steht dem doch nichts im Weg. Klar, wenn man befürchten muss, in dieser Branche keinen Job zu bekommen, ist das was anderes.
Ein Kunde hat mir einmal erzählt, dass ein Freund von ihm mit 55 noch eine Ausbildung zum Fotographen begonnen hat. Das war immer sein Traumjob, seinen alten Job hätte er ohnehin verloren, da das Unternehmen, wo er beschäftigt war, kurz vor dem Konkurs stand, also hat er die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Find ich echt stark.

EnyaVanBran schrieb:Ein Kunde hat mir einmal erzählt, dass ein Freund von ihm mit 55 noch eine Ausbildung zum Fotographen begonnen hat.

Das finde ich auch toll. Letztlich wäre Fotograf auch ein Beruf, den man in jedem Lebensalter ausüben kann, sofern man sich noch halbwegs gut bewegen und eine Kamera halten kann.

Neulich habe ich von einer Frau gelesen (Details habe ich leider vergessen), die noch mit über 60 eine Lehre begonnen hat. Solche Menschen sind für mich derzeit Vorbilder, an denen ich mich orientieren mag.

nairobi schrieb:Vor einigen Tagen wurde mein erstes Enkelkind geboren.

Herzlichen Glückwunsch, das ist wunderschön 😍🧡

Kinder, Enkel- , Urenkel…… sind gekoppelt mit einer innigen, harmonischen Partnerschaft die größte Erfüllung im Leben (für mich zumindest)

nairobi schrieb:Dazu habe ich meine Einstellung inzwischen komplett geändert, was natürlich auch mit dem jetzt längeren Anfahrtsweg zu tun hat (vorher 4 km, jetzt fast 40 km). Reine Telearbeit wäre nichts für mich, da ich den Austausch mit Kolleg:innen wichtig finde und auf keinen Fall den Anschluss verlieren möchte. Zudem muss einiges im Büro erledigt werden, wie z.B. Ausdrucken von Formularen usw. Die Einarbeitung von neuen Mitarbeiter:innen funktioniert natürlich auch im Grunde nur in Präsenz.
So habe ich, als im letzten Herbst eine Ausschreibung kam, einen Antrag auf alternierende Telearbeit gestellt und werde zukünftig an zwei Wochentagen, die ich mir ausgesucht habe, von zu Hause arbeiten. Ich finde diese Mischung gut, ich hätte auch 3 Tage beantragen können, habe aber bewusst nur 2 Tage beantragt.

Früher waren viele gegen das Homeoffice. Ich war die erste, die in der Firma darum kämpfte. Ich erkämpfte als Einzige vier Wochentage daheim und einen in der Firma.
Jetzt wollen es alle haben – eine Kollegin in meiner Gruppe befindet sich gerade in einem langen Burnout Krankenstand, weil sie nur ein bis zweimal pro Woche Homeoffice machen darf und mein Chef geht mittlerweile zum gleichen Arzt wie ich, damit auch er ein Gutachten zugunsten Homeoffice ausgestellt bekommt. Trotzdem bekommen es beide nicht bewilligt.
(Ausführliche Schilderung steht hier)
Für mich hat sich meine gesamte Lebensqualität extrem verbessert, seit ich an vier Tagen pro Woche von daheim arbeiten darf

Syringa schrieb:Wenn ich Punkte in meinem Leben erreicht hatte, wo ich unzufrieden war, mich nicht wohl gefühlt habe, dann habe ich bisher immer einen Weg gesucht und gefunden, um daran etwas zu ändern.

Das ist genau meine Einstellung 👍

Ja, ich bezeichne mein Leben als sehr erfüllend - ich habe nur etwas zu viel Wind um die Ohren, aber in einigen Jahren wird das besser werden

FerneZukunft schrieb:Jetzt wollen es alle haben

Naja, nicht alle (zumindest nicht bei uns). Ich selbst möchte unter den aktuellen Bedingungen kein Homeoffice machen, und einige meiner Kollegen kommen auch lieber ins Büro. Es hängt eben von verschiedenen Rahmenbedingungen ab, ob Homeoffice wirklich als angenehmer empfunden werden kann oder nicht. Dazu kommt, dass bei weitem nicht jeder Beruf im Homeoffice ausgeführt werden kann.

EnyaVanBran schrieb:Es geht rein darum, dass unser aller Leben völlig zum erliegen kommen würde, wenn jeder sagen würde: och, ich will nicht mehr, ich bleibe ab jetzt zu Hause.

Das würde nie geschehen, weil jeder andere Bedürfnisse hat. Die wenigsten bleiben jedoch im Hamsterrad, weil sie die Gesellschaft nicht im Stich lassen wollen. Der Gesellschaft kann man auch außerhalb des Hamsterrads gute Dienste leisten, z. B. ehrenamtlich oder durch neue Innovation in einer Teilzeit-Selbständigkeit.

martenot schrieb:Letztlich wäre Fotograf auch ein Beruf, den man in jedem Lebensalter ausüben kann, sofern man sich noch halbwegs gut bewegen und eine Kamera halten kann.

Ja, aber wahrscheinlich eher eine Option für die Selbständigkeit.

FerneZukunft schrieb:Für mich hat sich meine gesamte Lebensqualität extrem verbessert, seit ich an vier Tagen pro Woche von daheim arbeiten darf

Mein Eindruck ist eher, dass sich Homeoffice nicht voll durchgesetzt hat. Es gibt wohl auch bereits Studien dazu, die nicht so positiv klingen (ETH Zürich).

Auf der anderen Seite gibt es immer noch den Weg der Selbständigkeit und damit die Möglichkeit, zuhause zu arbeiten. Für mich war von Anfang an nur dieser Weg möglich, krankheitsbedingt.