Luminita schrieb:Aber es gibt ja auch die Mobber, die das hinterher vielleicht bereuen, wenn sie reifer und erwachsener sind, oder die Mitläufer oder Zuschauer
Ich denke sowas ist fast inexistent. Hab solche Leute oft beobachtet, auch Leute deren Mobbing ich nie beobachtete aber bei denen ich von anderen erfuhr dass sies getan hatten und ebenso bei Leuten in deren Klassen offensichtlich gemobbt wurde, auch wenn sie weder als Täter noch als Opfer beteiligt waren. Und es ist immer dasselbe: keiner nimmt es als Mobbing wahr.
Das Problem ist dass Mobber ihre Taten nicht als Problem sehen sondern als gerechte Handlung. Die mobben ja weil jemand aus ihrer Sicht scheiße ist. Die Opfer sind ja immer Außenseiter die sich aus Sicht der Mobber nicht integrieren und anpassen wollen und deswegen bestraft werden. Man ist wütend dass da einer in eine Gemeinschaft oder Bubble eintritt der nach eigener Interpretation nichts mit dieser zu tun haben will oder sich nicht "ihren" Sitten gemäß verhält. Diese "Sitten" können auch Einschleimerei beim Oberhaupt miteinschließen, denselben Musikstil zu mögen oder irgend etwas anderes das Zugehörigkeit symbolisiert. Desweiteren sind oder wirken die Opfer meist schwach oder werden es weil sie keine Kontakte knüpfen können und schüchterner werden und sich dadurch noch mehr absondern. Dann wirkt dass Opfer eben zusätzlich noch "kaputt", mangelhaft oder wie auch immer. Und da Mobbing meist von Cliquen ausgeht bestärkt man sich gegenseitig in der Richtigkeit des Handelns und erntet zudem Lob in dem man eben gegen den "Feind" vorgeht. Machst du beim Mobbing mit, machst du dich beliebt, das sind dann diese ganzen Mitläufer. Unter denen gibts zuweilen auch Leute die selbst vorher auf niederen Posten waren und das Mobbing jetzt nutzen aufzusteigen und zu zeigen "ich bin einer von euch".
Die Schweigenden sehen das oft ähnlich, trauen sich aber nicht zu handeln oder sind komplett neutral, dadurch ists denen aber auch egal. Teste das mal falls du jemals jemanden kennenlernst bei dem du weißt dass in deren Klasse Mobbing stattfand. Alle die ich bisher ansprach auf die das zutraf wussten nie was davon, angeblich zumindest.
Extremeres Beispiel:
Eine alte Person die ich sehr gut kenne und die auch an sich sehr nett war. Behauptete aber immer "sowas hats bei uns nie gegeben", glaubte auch nie so recht dass Mobbing existiert. Ihm das zu erzählen war also sinnlos. Na gut, kann ja sein dass es damals in seiner Klasse wirklich kein Mobbing gab, oder?
Ist aber nicht so. Dieselbe Person erzählte mir nämlich mehrmals, dass sich der "Schaukel Willy" aus seiner Klasse vor den Zug geworfen und umgebracht habe, weil den alle wegen seiner Macke zu Schaukeln und Hin- Und Her zu wippen hänselten. In seiner Klasse. Der brachte sich deswegen mit 17 um. Ich sprach das nie direkt aus, die Person selbst hats nie geschafft den Zusammenhang zu sehen. Also den Widerspruch zu erkennen zwischen "bei uns gabs das nicht" und "Willy hat sich wegen Hänselei umgebracht".
Man sieht das einfach nicht. Ich schätze man schiebt auch die Schuld immer aufs Opfer. Willy hat sich nicht umgebracht weil er gehänselt wurde, nein. Willy hat sich umgebracht weil er dauernd Schaukeln musste und ihn das irre machte. Die Schuld liegt beim Opfer. Die Mobber waren nur Resultat von Willys "Fehlverhalten", so denken die meisten.
Ich kenne übrigens auch Ex-Mobber, die sich ihres Mobbings von damals kein Stück bewusst sind, aber im Internet posten wie böse Mobbing sei. Die sehns einfach nicht wenns von ihnen kommt, weils ne gerechte Handlung ist. An sich ist das mit allen Kriminellen der Fall. Keiner begeht ne Straftat weil er denkt sie sei böse, sondern weil er denkt es sei gerecht. Ein Nazi verprügelt einen Ausländer weil ers ungerecht findet dass die hier sind obwohl ers nicht will und weil er denkt sie wären übel und wollen sich generell nicht anpassen (da hat man wieder das Außenseitermotiv das ich oben beim Mobbing erwähnte). Ist nurn Beispiel, selbe Handlung gibts bei allen Gruppen und Menschentypen. Die tun das nicht weil sies als böse wahrnehmen.
Die einzigen Leute die Mobbing erkennen sind ehemalige Opfer und die die von Natur aus sehr sozial und gerecht sind, aber das sind nicht allzu viele.