Einsamkeit

martenot schrieb:und zum anderen habe ich Geschwister immer vermisst

Vertrau mir: Hättest Du welche gehabt, würdest Du vermutlich nicht mehr so romantisch über sie denken. ;)
Zumindest hättest Du das, ebenfalls vermutlich, in Deiner Kindheit so empfunden.

Wir drei Geschwister verstehen uns auch erst, seit wir erwachsen sind. Und selbst dann halte ich es mit keinen von ihnen über einen längeren Zeitraum in einer gemeinsamen Wohnhöhle aus (Ich schließe natürlich völlig aus, dass es umgekehrt auch so sein könnte ... :D)

Bundeskanzleri schrieb am 07.03.2023:Aber ich denke, das ist dann wirklich besser, man holt sich therapeutische Hilfe. Ein Forum oder eben auch ein Freund können dann auch nicht mehr helfen.
Da ist es sinnvoll, wenn man sich in professionelle Hände begibt.
'

einerseits hast du natürlich recht.

andererseits wird diese "professionelle hilfe" auch ziemlich überschätzt. die leute denken immer so, dann sucht man sich halt irgend nen therapeuten / therapeutin, und dann wird schon irgendwie alles wieder gut. dass so eine therapie sich aber oftmals lange hinzieht, und auch häufiger nicht zum erfolg führt, vergisst man dabei gerne. mal ganz abgesehen von den wartezeiten und anderen hindernissen.

@fluff

Das stimmt schon, auch das ist keine Erfolgsgarantie.

Es ist aber eine weitere Möglichkeit, wo man vielleicht rausbekommt wo die Ursachen liegen und was man tun kann.

Für kein Problem der Welt gibt es das Allheilmittel, das für alle funktioniert.

Ich finde eben ein Forum mag für einiges passen, aber nur in einem bestimmten Rahmen.

Man kann aber auch dasitzen auf Ideen warten und dann zu allen Ideen sagen, geht leider nicht 🤷‍♂️

@Bundeskanzleri

kenne das phänomen sehr gut. ist für beide seiten mist, wenn keine idee umsetzbar ist. (oder erscheint)
fehlende motivation wird auch so ein thema sein. wenn man es ab einem bestimmten zeitpunkt einfach gar nicht mehr versucht, weil es gefühlt eh keinen sinn ergibt. wie kommt man da heraus? man braucht erfolgserlebnisse, zumindest mal ein kleines. ohne versuche aber kein erfolg, das ist ein teufelskreis.

@fluff
Aber genau dafür wäre es hilfreich zu schauen, wo diese Hilflosigkeit herkommt.
Diese Lähmung hat ja eine Ursache.

Daa wäre mein Ansatz, womit ich anfangen würde.

off-peak schrieb:Vertrau mir: Hättest Du welche gehabt, würdest Du vermutlich nicht mehr so romantisch über sie denken. ;)
Zumindest hättest Du das, ebenfalls vermutlich, in Deiner Kindheit so empfunden.

Das kann natürlich sein. Wenn ich mir meinen (inzwischen längst verstorbenen) Onkei, einen Bruder meines Vaters ins Gedächtnis zurückrufe: ein Mann mit raubeinigem, auftrumpfendem Charakter und lauter Stimme, vor dem ich als Kind eher Angst gehabt hatte. Es hätte durchaus sein können, dass ein Bruder charakterlich eher diesem Onkel geglichen hätte. Dann hätte ich wahrscheinlich als Kind nicht viel zu lachen gehabt.

martenot schrieb:dass ein Bruder charakterlich eher diesem Onkel geglichen hätte. Dann hätte ich wahrscheinlich als Kind nicht viel zu lachen gehabt.

Ich habe zwei jüngere Schwestern, ein Bruder starb kurz nach der Geburt.
Eigentlich hätte ich gerne einen großen Bruder gehabt. Nicht aber den großen Bruder meiner Freundin. Den fand ich doof....
Man kann sich seine Geschwister ja nicht aussuchen...

nairobi schrieb:Man kann sich seine Geschwister ja nicht aussuchen...

Ich bin Einzelkind und ich hätte mir oft Geschwister gewünscht, als ich noch ein Kind war, natürlich diesen älteren Bruder. Heute denke ich mir, wer weiß, wozu es gut ist. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo man sich denkt, hätte ich doch nur einen Bruder oder eine Schwester (z.B. als mein Papa gestorben ist und ich meiner Mutter mit so vielen Dingen alleine helfen musste). Doch niemand kann einem garantieren, dass man sich mit seinen Geschwistern auch wirklich gut versteht. Von daher ist es also vielleicht doch besser, gar keine zu haben, wer weiß.

EnyaVanBran schrieb:Doch niemand kann einem garantieren, dass man sich mit seinen Geschwistern auch wirklich gut versteht.

Mein Bruder und ich sind von Grund auf verschieden, haben uns viel gestritten in Kindertagen. Meine Halbschwestern waren da schon aus dem Haus und nur selten zu Besuch, bis später dann gar nicht mehr.
Ich habe mir als Kind sooo oft gewünscht, Einzelkind zu sein. Verstehen tun wir uns erst, seit wir beide die Teenie-Zeit "überwunden" haben.
Ich denke aber nicht, dass ich einsam ohne ihn gewesen wäre, da ich mich eh immer in mein Zimmer zurückgezogen habe und meine Ruhe wollte.
Aber es ist ja oft so..Kinder mit Geschwistern wollen keine und Einzlekinder hätten gerne welche.

joleen schrieb:Verstehen tun wir uns erst, seit wir beide die Teenie-Zeit "überwunden" haben.

Wie bei meinem Mann und seiner Schwester. Im Grunde war sie aber immer mehr wie meine Schwester und nicht seine. Wir haben uns irre gut verstanden und wir waren immer füreinander da.
Sie fehlt mir immer noch und wird es auch immer....

EnyaVanBran schrieb:sie aber immer mehr wie meine Schwester

Daran sieht man ja, dass es nicht die bucklige Verwandtschaft sein muss, die einen durchs Leben begleitet.

Mir helfen in schwierigen Zeiten auch schon eine Sprachnachricht von guten Freunden. Dann weiß ich, da ist jemand, mit dem ich auf eine lange Beziehung zurückblicken kann. Da brauche ich oft nicht mehr.

Bundeskanzleri schrieb:Daran sieht man ja, dass es nicht die bucklige Verwandtschaft sein muss, die einen durchs Leben begleitet.

Nein, absolut nicht. Aber dennoch wird es immer Mal Situationen geben, wo man sich Geschwister wünscht. Wo man sich ohne Bruder oder Schwester alleine vorkommt.

Ich habe Brüder, aber die kümmern sich nicht um mich. Das ist schon fast schlimmer als keine Geschwister zu haben. Ich habe Schmerzen und dadurch Schwierigkeiten im Leben. Aber meine Brüder fühlen sich überhaupt nicht innerlich verpflichtet, von sich aus hilfsbereit zu sein. Ich muss echt ankriechen in der Not und werde wegen meiner Schmerzkrankheit auch noch gedemütigt. Das ist wie im Film Mr. Scrooge.

Laura_Maelle schrieb:Aber meine Brüder fühlen sich überhaupt nicht innerlich verpflichtet, von sich aus hilfsbereit zu sein. Ich muss echt ankriechen in der Not

Wobei sollen sie helfen? Beim Einkauf oder so?
Meine beiden Schwestern wohnen nicht in meiner Nähe. Wir sehen uns nur wenige Male im Jahr, allerdings haben wir WhatsApp Kontakt und telefonieren auch ab und an. Mit der einen Schwester habe ich mehr Kontakt als mit der anderen.

@nairobi
Es ist einfach von vornherein nicht dieses fürsorgliche Gefühl der Anteilnahme, Liebe und Zuwendung an meiner Person da, obwohl ich immer für sie da war, wenn sie mich brauchten. Ich könnte genauso gut tot sein. Sie würden mich auch nicht vermissen.

Wenn ich bedenke, wie viel Zuwendung ich wiederum ihnen mein ganzes Leben lang gegeben habe aus echter Zuneigung, ist das schon bitter. Meine liebevollen Eltern haben das all die Jahre ausgeglichen, sodass ich gar nicht darüber nachdachte, dass meine Brüder so wenig Liebe geben können. Aber jetzt, wo meine Eltern nicht mehr leben, spüre ich es.

Laura_Maelle schrieb:Meine liebevollen Eltern haben das all die Jahre ausgeglichen,

Die Eltern halten das natürlich irgendwo zusammen und sind oft der verbindende Faktor.
Und wenn sie nicht mehr da sind, kann es sein, dass zwischen Geschwistern keine oder kaum Verbindung ist.
Durch Erbsachen gibt es nicht selten böses Blut und man wird sich sogar Feind.
Und spricht kein Wort mehr miteinander.

Wozu aber brauchst Du Deine Brüder in Deinem Alltag? Was erwartest Du von ihnen und warum musst Du

Laura_Maelle schrieb:Ich muss echt ankriechen

?

nairobi schrieb:Wozu aber brauchst Du Deine Brüder in Deinem Alltag? Was erwartest Du von ihnen

Ich will das nicht im Detail ausbreiten. Das ist mir zu persönlich.

Aber ich hätte ihnen geholfen, wäre ich gesund und sie krank. Ohne zu zögern, von mir aus. Ich habe einfach eine andere Sichtweise, was Liebe und Familienhalt angeht. Ich denke nicht so egoistisch. Ich habe auch immer geholfen, wo ich schon krank war, oft über meine Kräfte hinaus. Meine Brüder jedoch sind nicht einmal im normalen Maße zugewandt, das ist eher schon kaltherzig. Wie eben bei Mr. Scrooge.

Laura_Maelle schrieb:Meine Brüder jedoch sind nicht einmal im normalen Maße zugewandt, das ist eher schon kaltherzig. Wie eben bei Mr. Scrooge

Das ist zwar schade, aber wenn das schon immer so war wird sich das wohl nicht ändern. Da hilft wohl nur, die eigene Einstellung und Erwartungshaltung zu verändern.

nairobi schrieb:Das ist zwar schade, aber wenn das schon immer so war wird sich das wohl nicht ändern. Da hilft wohl nur, die eigene Einstellung und Erwartungshaltung zu verändern.

Ja, deshalb frage ich mich ja, warum ich solche Brüder habe. Das bringt mich schon zum Grübeln. Für mich hat alles einen spirituellen Hintergrund. Aber an Karma glaube ich nicht. Nur warum wurden wir überhaupt Geschwister? Denn ich finde, dass ich bessere Brüder verdient hätte. Aber diesbezüglich wurde ich in einen sehr kargen Boden eingepflanzt. Ich wünschte echt, meine Brüder würden dasselbe erleben wie Mr. Scrooge.

Laura_Maelle schrieb:Ja, deshalb frage ich mich ja, warum ich solche Brüder habe. Das bringt mich schon zum Grübeln

Da kommt man zu keinem Ergebnis.
Ich sehe solche Grübeleien als sinnlos an. Darüber hinaus zieht es einen nur herunter. Ich halte es für besser, die Gedanken auf Positives zu lenken.

Laura_Maelle schrieb:Mr. Scrooge

Du erwähnst ständig einen Mr. Scrooge. Meinst Du den Charakter Ebenezer Scrooge aus "A Christmas carol"?