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Einsamkeit

1.530 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Freunde, Einsamkeit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Einsamkeit

20.03.2023 um 21:19
@Laura_Maelle

Erstens die Sache mit nicht alles kleinteilig erzählen wollen (stimme dir zu), wie auch: Irgendetwas muss ja zu der bisherigen Einsamkeit geführt haben, eben genau die Gründe weshalb Strategien die häufig helfen nicht durchgeführt wurden oder trotz Durchführung nicht erfolgreich waren. Z.B. Gründe die in der Persönlichkeit liegen (z.B. ein eher introvertierter oder eher direkter Charakter, damit wird man zumindest von vielen Menschen nicht so gemocht), der örtlichen Situation (z.B. vielleicht kaum passende Vereine), einer Behinderung (damit fallen gerade typische Haupt-Kennenlernsituationen junger Leute weg), anderen persönlichen Eigenschaften und Lebenssituationen (z.B. Interessen, verfügbare finanzielle Mittel, Nachtschicht arbeiten) etc.


(Bei mir macht z.B. die Kombination aus introvertiert sein, autistischen Eigenschaften, Prosopagnosie es oft schwieriger. Führt dann dazu dass sich Bekanntschaften viel weniger einstellen. Wenn Sport nicht möglich ist, macht es auch das schwieriger - erstens als Kennenlern-/Treffensituation, und auch als Gesprächsthema. Ich habe es häufiger erlebt dass sich Leute, gerade im jungen Alter, gleich abwenden wenn man keinen Lieblingssport nennen kann, nicht zum Sport mitkommt und auch die zweite begehrte Freizeitbeschäftigung, das "Weggehen", einem nicht zusagt. Da fand ich nicht selten diejenigen noch nett, bis nach den Fragen "wo gehst du eigentlich abends immer so hin?" und nach sportlichen Aktivitäten, welche ich beide verneinte, das Gespräch abrupt abkühlte. Oder aus der studentischen Fahrt nicht viel an Kontakten zu gewinnen war, da sich viel um die Treffen an der Bar und ums Beachvolleyball, Fußballspielen etc. drehte und der anfänglich neutral-nett beginnende Kontakt merklich abkühlte.
Ergebnis: Es klappt manchmal, aber eben selten, und wenn dann über themenbezogene langfristige, nicht privat organisierte Treffen, sprich, falls es zu Hobbies passende Vereine und sonstige regelmäßige Treffen gibt. Es kann z.B. dazu führen, so ging es mir oft, nach einem Umzug noch jahrelang niemanden näher zu kennen und dann evl. mal eine Person (außer meinem Partner). Oder zwar letztendlich so jemanden kennenlernen, aber niemanden wirklich vor Ort, wie es manchmal für bestimmte Hilfen nötig wäre. Einmal hatte ich das Problem, dass etwas nach (!) Auszug aus der Wohnung zurückzugeben war - das hätte ich "regulär" einen Freund erledigen lassen können, aber Freunde in der Nähe hatte ich nicht (woanders schon), sodass ich Nachbarn die ich kaum kannte abklappern musste um zu erklären worum es sich handelt und dass es kein Scam etc. ist.)


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20.03.2023 um 21:34
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:(Bei mir macht z.B. die Kombination aus introvertiert sein, autistischen Eigenschaften, Prosopagnosie es oft schwieriger. Führt dann dazu dass sich Bekanntschaften viel weniger einstellen.
Einer meiner Brüder hat auch autistische Züge. Ich kenne diese spezielle Problematik. Er hat ein paar gute Freunde über Reiseangebote gefunden. In Asperger/Aspie-Foren gäbe es aber auch viele Möglichkeiten für Menschen mit autistischen Zügen. Dort ist man sogar sehr gut vernetzt, auch im deutschsprachigen Raum. Wegen meinem Bruder schrieb ich eine Weile in den entsprechenden Communitys. Da läuft wirklich sehr viel. Ich wurde auch gleich angeschrieben über PN etc. Das war eine Ärztin mit autistischen Zügen. Schöne Erinnerung. Ist aber schon lange her. :D


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20.03.2023 um 21:58
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:In Asperger/Aspie-Foren gäbe es aber auch viele Möglichkeiten für Menschen mit autistischen Zügen. Dort ist man sogar sehr gut vernetzt, auch im deutschsprachigen Raum.
Solche Foren sind gut :) (Reiseangebote wären für mich gerade früher nicht in Frage gekommen da ich für Reisen schlichtweg kein Geld hatte.) Über solche Foren, wie aus der Nutzung von z.B. interessenspezifischen Foren habe ich am häufigsten Freunde gefunden. Für manches* sind jedoch Freunde vor Ort nötig - das wird dann wieder schwieriger (gelingt mir tendenziell über interessenspezifische Vereine und Gruppen, dauert) - oder Freunde aus einem bestimmten Kontext wie z.B. der Uni.
Jemand, kennengelernt über ein Forum und wohnhaft einige hundert Kilometer entfernt, mag ein toller Freund sein (auch ich habe so schon Freunde kennengelernt), wird aber leider einen weder vom Arzt abholen können noch ein Päckchen für einen zur Post bringen können, einen Blick in den Briefkasten werfen können und einen evl. angekommenen Brief öffnen und scannen**, noch das zwingend als Gruppenarbeit vorgeschriebene Uniprojekt mit einem bearbeiten können. Diese zusätzlichen Kontakte vor Ort sind immer wieder nötig, ansonsten wird es schwierig. Auch als jemand der es gewohnt ist überdurchschnittlich viel eigenständig zu erledigen, viel übers Internet recherchiert, nicht andauernd eine Zweitmeinung von Freunden will, sich nicht schämt etwas alleine zu unternehmen... ist mir das aufgefallen.

*Oft Dinge die evl. nur eine Kleinigkeit sind, Fremde oder Leute die man nur sehr vage kennt aber eher nicht für einen tun wollen, auch aus Angst da könnte Betrug dahinterstecken. Und wie oft heißt es "Fragen Sie im Freundeskreis, ob..." oder man braucht/ wünscht doch mal eine Meinung zu etwas vor Ort.
** Das ganz exemplarisch weil ich die Situation letztens hatte. War einfach zu lösen, vertrauenswürdige Person vor Ort. Ansonsten hätte ich ein Problem gehabt, weil es um einen Brief ging, der nur an Adresse A zugestellt werden kann, ich wie auch mein Partner aber an Adresse B waren und ich den Brief sofort brauchte. Hätte ich einem x-beliebigen Nachbarn vertraut? Hätte ein x-beliebiger Nachbar das für mich tun wollen und nicht irgendeine Art von Betrug vermutet?


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20.03.2023 um 21:58
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:in einem öffentlichen Forum ausbreiten mag
Genau, da kommt ein Forum an seine Grenzen.
Aber man kann auch nicht den Ratschlägen die Schuld zuschieben, die eben bei vielen Menschen erfolgreich sind.

Wie ich schon sagte, dann macht ein therapeutischer Blick oder ein persönliches Gespräch einfach mehr Sinn.


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20.03.2023 um 22:07
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Jemand, kennengelernt über ein Forum und wohnhaft einige hundert Kilometer entfernt, mag ein toller Freund sein (auch ich habe so schon Freunde kennengelernt), wird aber leider einen weder vom Arzt abholen können noch ein Päckchen für einen zur Post bringen können, einen Blick in den Briefkasten werfen können und einen evl. angekommenen Brief öffnen und scannen
Das würdest Du wirklich eher über einen Ortsverein oder die Ortskirchen finden, solche Kontakte. Oder wenn Du Dich mit Nachbarn länger angefreundet hast. Das gibt es schon, aber nicht so oft.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Genau, da kommt ein Forum an seine Grenzen.
Aber man kann auch nicht den Ratschlägen die Schuld zuschieben, die eben bei vielen Menschen erfolgreich sind.
Ja, klar. Aber wenn jemand damit nichts anfangen kann, liegt das nicht unbedingt an Ausreden. So kann man es auch nicht drehen. Es funktioniert halt nicht bei jedem.


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20.03.2023 um 22:16
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Das würdest Du wirklich eher über einen Ortsverein oder die Ortskirchen finden, solche Kontakte. Oder wenn Du Dich mit Nachbarn länger angefreundet hast. Das gibt es schon, aber nicht so oft.
Kirche wäre... schwierig (haben bestimmt auch schon manche als Ausrede gewertet), denn ich bin nicht gläubig, konkret Atheist. Vorzugaukeln ich sei gläubig liegt mir nicht und empfinde das auch als sehr unfair tatsächlich gläubigen Menschen gegenüber.
Ortsvereine treffen sich oft an für mich zu lauten Orten an denen ich aufgrund von Hyperakusis partout nichts hören kann (wirkt für manche auch nach Ausrede; Kneipen, Restaurants mit Musik und lautem Lachen etc. machen es für mich unmöglich Gesprächen zu folgen).

Geklappt hat es bei mir über, sofern vorhanden, thematisch passende Vereine zu Hobbies. Beispiele: Gartenbauverein, da komme ich übers Hobby ins Gespräch, es gibt mal einen erst "rein fachlich" motivierten Besuch zum Pflanzentauschen... Oder Ehrenämter die nicht allzu viel an Zwischenmenschlichem erfordern, aber bei denen man doch immer wieder auf die selben Leute trifft und zeigen kann dass man zuverlässig ist - z.B. Dorfbücherei. Oder, funktioniert für mich am besten, Vereine zu naturwissenschaftlich-technischen Themen wie z.B. eine Vereinssternwarte, ein Makerspace. Für mich funktioniert letzteres gut da es a) meinen Interessen entspricht, b) häufig die ebenso etwas introvertierteren, vielleicht sozial nicht so geschickten Menschen anzieht, die sich zudem mehr über ein gemeinsames Interesse freuen denn einen schnell abwerten nur weil z.B. der Blickkontakt nicht hundertprozentig stimmt.


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20.03.2023 um 22:25
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Geklappt hat es bei mir über, sofern vorhanden, thematisch passende Vereine zu Hobbies
Ja, das macht Sinn. Hinzufügen möchte ich noch Natur- und Tiervereine, Tierschutzorganisationen. Umweltschutz-Vereine, Kräuterverein, Fischerverein etc. Gerade Tierfreunde sind oft sehr sozial und noch am ehesten Helfer-Typen, wenn es darum geht, konkret bei etwas auszuhelfen.

Es gibt auch bestimmte Orte in Dörfern, wo man immer wieder auf die gleichen Leute trifft und auf diese Weise Kontakte entstehen, z. B. Kinderspielplatz, Friedhof. Ist so! :D


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20.03.2023 um 22:46
Ja, in die Richtung ging es meist, z.B. auch Tier- und Umweltschutz. Das ist auch eine der Möglichkeiten ein Ehrenamt auszuüben ohne mit z.B. Patienten, Kindern, Behinderten als Menschen um die es sich dreht zu tun zu haben. Etwa Nistkästen aufbauen, oder "ramma damma" (übersetzt "wir räumen auf"; so heißt in Bayern häufig das Müllaufsammeln gerade im Frühjahr) liegt mir deutlich mehr und schafft eher Kontakte denn z.B. mit einem dementen Senioren Brettspiele spielen oder Kinder zu betreuen (was wichtige Aufgaben sind, mir aber einfach nicht liegt da man schon sehr feinfühlig auf nonverbale Reaktionen eingehen muss).
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Es gibt auch bestimmte Orte in Dörfern, wo man immer wieder auf die gleichen Leute trifft und auf diese Weise Kontakte entstehen, z. B. Kinderspielplatz, Friedhof. Ist so! :D
Für manche Leute mag das funktionieren, für mich ist das schwieriger da es meist erforderlich ist sich spontan am Gesicht zu erkennen und dann Smalltalk zu starten. Aber in der Tat, für viele funktioniert es - es muss dann nur auch thematisch zumindest etwas passen, z.B. Kinderspielplatz = ein Kind begleiten (als Eltern-, Groelternteil, "Baby"sitter, Geschwister... und gerade mit Kindern ist es enorm wichtig andere Menschen mit Kindern zu kennen), Friedhof = ein Grab pflegen. Auf mich würde z.B. beides nicht zutreffen.


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20.03.2023 um 22:51
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Ja, in die Richtung ging es meist, z.B. auch Tier- und Umweltschutz. Das ist auch eine der Möglichkeiten ein Ehrenamt auszuüben
Es gibt auch im Dorf selbst die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren in einer der Dorfkommissionen. Da kommt man mit vielen zusammen. Auch als Mitglied einer politischen Kommunalpartei, wie z. B. den Grünen. Da ist man sehr schnell mit vielen per Du und über die Partei befreundet. :D


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20.03.2023 um 23:09
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Es gibt auch im Dorf selbst die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren in einer der Dorfkommissionen. Da kommt man mit vielen zusammen. Auch als Mitglied einer politischen Kommunalpartei, wie z. B. den Grünen. Da ist man sehr schnell mit vielen per Du und über die Partei befreundet. :D
Sowas klappt tendenziell bei den kontaktfreudigeren Menschen.
So hatte ich z.B. als Studentin die Standardtipps durch, a la "sprich mal Leute in der Mensa an", "setz dich im Hörsaal immer neben die gleichen", "suche dir mal eine Aktivität vom Schwarzen Brett aus", "setz dich in den Fachschaftsraum" (nebst nicht ausprobierte da nicht passend: Unisport, alkohollastige laute Veranstaltungen wie Erstie-Party und andere). Diese Standardtipps funktionierten für diejenigen die generell leicht Kontakte knüpfen nur wegen des Wohnortwechsels gerade noch niemanden kannten natürlich gut.

Selbst würde ich immer, gerade wenn man bislang die Erfahrung gemacht hat schlecht Kontakte zu knüpfen, empfehlen zu versuchen etwas zu finden das zu eigenen Interessen (evl. Nischeninteressen) passt und nicht allzu viel an zwischenmenschlichem Geschick nötig macht. Denn es gibt ja meist einen Grund warum es genau damit bislang nicht klappte.
Aktivitäten bei denen es auf zwischenmenschliches Geschick ankommt (dazu zähle ich auch "neu in der Stadt"-Treffen) würde ich eher bedingt empfehlen - kann man sich natürlich zusätzlich ansehen.


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21.03.2023 um 08:48
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Aktivitäten bei denen es auf zwischenmenschliches Geschick ankommt (dazu zähle ich auch "neu in der Stadt"-Treffen) würde ich eher bedingt empfehlen - kann man sich natürlich zusätzlich ansehen.
Ich persönlich würde auch tatsächlich davor zurückschrecken, spezielle Angebote "für Einsame" in Anspruch zu nehmen.
Ich hätte wohl ein Problem damit als so stark bedürftig wahrgenommen zu werden.

Da ich aber mich nicht einsam fühle und diese Erfahrung nur in kurzen Lebensphasen gemacht habe, weiß ich nicht, ob ich das anders empfinden würde.


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21.03.2023 um 08:54
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Ich hätte wohl ein Problem damit als so stark bedürftig wahrgenommen zu werden.
Wobei gerade das auch ein Hindernis sein kann. Man möchte nicht bedürftig wirken und nimmt deswegen Hilfsangebote nicht an, die einem vielleicht weiterhelfen könnten.

Inzwischen versuche ich, mich von solchen Gedanken nicht mehr allzu sehr beeindrucken zu lassen. Wenn ich Hilfe brauche, dann suche ich mir Hilfe, egal, wie es auf Außenstehende wirkt.


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21.03.2023 um 09:11
Zitat von martenotmartenot schrieb:Wobei gerade das auch ein Hindernis sein kann. Man möchte nicht bedürftig wirken und nimmt deswegen Hilfsangebote nicht an, die einem vielleicht weiterhelfen könnten.

Inzwischen versuche ich, mich von solchen Gedanken nicht mehr allzu sehr beeindrucken zu lassen. Wenn ich Hilfe brauche, dann suche ich mir Hilfe, egal, wie es auf Außenstehende wirkt.
Na klar ist das ein Hindernis, das weiß ich.
Ist auch zum Beispiel mit Bedürftigkeit und der Tafel so.

Ich denke eher bei mir hat es mit der Eigenwahrmeung zu tun, nicht unbedingt mit anderen.
Ich selber möchte mich dort nicht sehen.

Aber wie gesagt, bei dem Thema ist es im Moment hypothetisch, daher nur bedingt aussagekräftig.


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21.03.2023 um 11:54
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Es gibt auch bestimmte Orte in Dörfern
Zitat von Laura_MaelleLaura_Maelle schrieb:Friedhof
Die, die da liegen, kommen ja auch meist nicht so schnell von dort wieder weg.


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21.03.2023 um 12:03
Zitat von muscariamuscaria schrieb:Und wenn ein Einsamer sich nun mit einem anderen Einsamen zusammentut, dann umgibt er sich damit quasi mit einem ähnlich negativen Gefühl, wie er es selbst bereits verspürt.
Vielleicht sucht er deshalb instinktiv eher die Nähe von Menschen, die mehr positive Energie ausstrahlen
Du meinst, dass beide es aufgrund ihrer negativen Ausstrahlung/Wirkung nicht schaffen, in eine Wohlfühlstimmung zu kommen.
Zitat von martenotmartenot schrieb:Ich bin mal in einem Einsamkeitsforum angemeldet gewesen
Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt, finde ich aber toll 👍
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Das ist dein großer Denkfehler.

Das Entstehen von Einsamkeit hat immer individuelle Gründe bei jeder Person, die sich nicht 1:1 auf andere übertragen lassen
Mir ist schon bewusst, dass jeder ein eigenes Individuum ist.
Eines haben diese Menschen aber gemeinsam: sie sind einsam und schaffen es nicht, es zu ändern.

Ein Bisschen muss schon jeder auch dazu beitragen. Der Erste Schritt wäre, sich in dem von @martenot beschriebenen Einsamkeitsforum anzumelden.

Dort müsste es aber unbedingt Moderatoren geben, die den betroffenen Usern helfen zueinanderzufinden und auch Gemeinschaftsaktivitäten organisieren.

Damit das funktioniert, ist aber auf vieles Rücksicht zu nehmen:
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:weil man die jeweilige Lebenssituation, eine Behinderung, eine Persönlichkeitseigenschaft wenig nachvollziehen kann.
Menschen, die Angst vor persönlichen Treffen haben, müssen zuvor sehr einfühlsam aufgebaut werden. Ich nehme an, deren größte Angst ist es, dass sie auch dort negativ (zB unsympathisch) auf andere wirken.

Mir tun diese Menschen wirklich leid und ich würde ehrlich jeden gerne von seiner Qual befreien, das liegt aber leider außerhalb meiner Möglichkeiten.


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21.03.2023 um 12:06
Zitat von FerneZukunftFerneZukunft schrieb:Ein Bisschen muss schon jeder auch dazu beitragen. Der Erste Schritt wäre, sich in dem von @martenot beschriebenen Einsamkeitsforum anzumelden.
Meine Anmeldung liegt einige Jahre zurück. Ich weiß aktuell nicht, ob es das Forum überhaupt noch gibt. Aber vielleicht gibt es vergleichbare Alternativen.

Eine andere Möglichkeit wäre eine Selbsthilfegruppe, aber da bin ich bisher noch nicht so richtig fündig geworden. Sofern man aber noch ein weiteres Thema hat, das einen beschäftigt (z.B. eine Erkrankung oder familiäre Schwierigkeiten), dann kann man es vielleicht mit einer themenspezifischen Gruppe versuchen. Da lernt man auch manchmal nette Menschen kennen.


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21.03.2023 um 13:54
Der Mensch ist ein soziales Tier und wurde während seiner langen Evolutionsgeschichte darauf "programmiert", die Anwesenheit anderer zu suchen und Teil eines sozialen Systems zu sein. Menschliche Bindungen werden zusätzlich fester, indem diese physisch miteinander interagieren; dadurch wird u.a. das Bindungshormon Oxytocin freigesetzt, welches nicht nur in romantischen Bindungen eine Rolle spielt, sondern allgemein weitere wichtige Funktionen realisiert, wie etwa Senkung des Stresslevels und das Aufbauen von Sympathien als Basis engerer Freundschaften. Deswegen kann es u.U. auch deutlich länger dauern, das gleiche Level an Sympathie und Vertrauen mit jemanden aufzubauen, den man nur über das Internet kennt. Im schlimmsten Falle merkt man beim ersten Treffen sogar, dass es im Reallife dann doch ganz anders ist. Das gleiche gilt natürlich auch für die andere Richtung. Meine persönliche Erfahrung mit Online-Freunden war aber bisher sehr positiv und mit jedem einzelnen war die Chemie auch im echten Leben gegeben. :)

Jeder Mensch (bis auf wenige Ausnahmen, die dahingehend neurochemisch /-physiologisch anders aufgebaut sind) benötigt solche Bindungen und Personen im eigenen Leben, aber natürlich nicht jeder im gleichen Maß. Das ist es, was introvertierte von extrovertierten Personen unterscheidet bzw. abgrenzt.

Meine Freunde sind dahingehend wie eine Familie für mich und ich schätze ihre Gesellschaft sehr. Doch da ich sehr introvertiert bin, ziehen mir Menschen - selbst besagte Freunde / Familie - recht schnell relativ viel Energie und ich brauche dementsprechend wieder viel Zeit für mich selber. Das ist aber an sich kein Problem, im Gegenteil, ich bin alleine am produktivsten und lese bzw. bilde mich oder folge meinen anderen Hobbies. Es ist eine Zeit, die ich genießen kann; "Einsamkeit" ist dahingehend ein Segen für mich, wobei das Wort leider eher negativ konnotiert ist. Vielleicht wäre "allein sein" demzufolge eine bessere Beschreibung des Zustands.

Was ich noch abschließend loswerden möchte: Oft wird Introversion auch mit Schüchternheit gleichgesetzt, aber das ist nicht richtig, da der Kernunterschied zwischen Introversion und Extroversion primär darin liegt, wie viel andere Menschen einen selbst auslaugen (Introversion) oder im Gegenteil, gar beleben (Extroversion).


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21.03.2023 um 14:02
Ich bezeichne mich auch als introvertierten Menschen. Und als ich das mit der Energie gelesen hatte, dachte ich, ja, das könnte zutreffen.
Ich hatte letztes Jahr jemand im Krankenhaus kennengelernt und wir haben uns auch gut verstanden und es war lustig, wurde aber auch teilweise Zuviel. Die Umgebung war natürlich keine alltägliche. Als wir dann entlassen wurden und jeder sein eigenes Privatleben hatte und es dann hieß, lass uns gleich Kaffee trinken oder ich bin gerade in der Gegend, da bekam ich regelrecht Panik. Spontan schon mal gar nicht. Aber ich war wieder zuhause und ich und hab mich zurückgezogen. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, mit jemanden jetzt einkaufen zu gehen oder was zu unternehmen. Ich bin lieber allein. Ob das gut ist, keine Ahnung, aber mir tut das Alleinsein gut und ich bin nicht einsam. Hab aber auch noch einen Partner und Kinder, nur keine Freunde - Bzw. Wenige wertvolle, die schon wissen, wie ich bin :)


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21.03.2023 um 14:11
Zitat von MeridyanMeridyan schrieb:Hab aber auch noch einen Partner und Kinder, nur keine Freunde - Bzw. Wenige wertvolle, die schon wissen, wie ich bin
Genau, du hast wichtige Bezugspersonen, mit denen du interagieren und deine Gedanken teilen kannst. Und wenn dir das emotional genügt, gibt es keinerlei vernünftigen Anlass, auf Teufel komm' raus mehr Menschen in dein engeres soziales Umfeld zu integrieren. :) Vor allem bringt es nichts, sich zwangsweise mit Personen anzufreunden, ohne diese Beziehungen anschließend zu pflegen. Soziale Beziehungen - völlig gleich ob freundschaftlicher oder romantischer Natur - erfordern Arbeit und mentale Ressourcen; gerade letztere sind von Mensch zu Mensch völlig verschieden und in unterschiedlichen Mengen verfügbar.


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Einsamkeit

21.03.2023 um 14:15
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ohnehin ist es schwer, anderen Menschen Ratschläge zu geben. Problematisch wird es immer dann, wenn auf jeden Vorschlag zwei (angebliche) Gründe vorgebracht werden, warum man nun gerade diesem Tipp nicht Folge leisten kann oder will.
Jeder hat andere Ansichten und auch andere Erfahrungen gemacht. Nur lassen sich die Dinge eben nicht immer auf alle Menschen ummünzen.
Ich bin z.B. jemand, der auch gut zurecht kommt, wenn er mal 3 oder 4 Tage mit niemandem ein Schwätzchen hält. Meine Mutter ist da ganz anders, die will immer Menschen um sich haben und trifft sich daher auch mehrmals die Woche mit Freunden.
Ich erinnere mich auch an eine Userin von hier, die partout nicht verstehen wollte, wie es sein kann, dass man seine Freunde NICHT täglich trifft. So hat eben jeder andere Prioritäten und Eigenschaften.


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