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Einsamkeit

1.530 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Freunde, Einsamkeit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Einsamkeit

11.02.2023 um 14:04
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Aber auch das ist doch was - ein Arbeitskollege von mir (Single) joggt sehr gerne - in einer Laufgruppe. Da fing man auch an, weil man sich motivieren wollte. Und sagte am Anfang "Hallo und Tschüss". Irgendwann fand man raus, wo man wohnte und gründete Fahrgemeinschaften - als er 40 wurde, war die gesamte Laufgruppe bei der Party, die haben sich inzwischen echt angefreundet. Sowas braucht halt Zeit.
Das mit den Fahrgemeinschaften klingt dann doch schon recht provinziell.
In Großstädten wohnt jeder in einer anderen Ecke und muss dann je nachdem
einen anderen Bus oder eine andere Bahn nehmen oder fährt mit dem Auto schnell
allein. Manchmal fährt man in die selbe Richtung und fährt dann noch ein Stück, aber
es ist nicht das Gleiche.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das glaube ich nicht - es ist schon so, dass man irgendwann viele Leute kennt, man aber immer weniger Zeit hat und manchmal die Lebensumstände nicht mehr passen. Meine allerbeste Freundin (mindestens dreizehn Jahre lang) hatte einen extremen Kinderhass - er war schon fast pathologisch. Als ich Kind #1 bekam, war die Freundschaft vorbei. Sie wollte kein Baby in ihrer Wohnung, fand, dass Babys stinken, wollte nicht dabei sein, wenn das Baby gestillt wird ... das fand ich damals sehr verletztend. Ja, ich wusste, dass sie Kinder nicht mochte. Aber dass sie nicht mal mehr einen Waldspaziergang mit schlafendem Baby machen würde "kannst ja daheim lassen, schläft eh" war neu. Ich war damals 28. Wir hatten unsere gesamte Jugend geteilt.
Das ist natürlich traurig und schade. Bei mir war es so, dass eine meiner besten Freundinnen mit 20 schwanger
geworden ist. Ich hatte kein Problem damit und mochte das Kind sehr, aber hatte nicht so viel Zeit mich ständig
mit ihr zu treffen, weil ich mein Abitur gemacht hatte und danach mit dem Studium angefangen hatte.
Das waren schon verschiedene Welten.
Sie ist halt mit 18 von zuhause ausgezogen und ist dann ständig, auch unter der Woche, feiern gegangen.
Mich nahm sie da schon nicht mit, denn "Du bist ja nicht so der Typ für sowas" ohne mich je zu fragen.
Aber im Gegensatz zu ihr ging ich wie gesagt noch weiter zur Schule um mein Abi zu machen.
Von da an bestand ihre Welt nur aus Partys und Dates und als sie mit 20 schwanger war und nicht
wusste von wem und die Schwangerschaft auch zu spät bemerkte und somit nicht mehr abtreiben konnte, meldete
sie sich wieder bei mir und ihre ganzen "wilden Freundinnen" mit denen man feiern und saufen konnte,
waren plötzlich alle doof und ich war wieder gut.
Danach ist sie aber völlig ausgerastet und war in Behandlung wegen Borderline.

Eine andere, ebenfalls beste Freundin, ebenso. Ich konnte einmal nicht zu ihrem Geburtstag und hatte
zu kurzfristig abgesagt (Ich glaube am Tag selbst, aber es kam etwas Wichtiges dazwischen).
Sie war beleidigt und hatte sich dann nicht mehr wieder bei mir gemeldet und mich überall blockiert.
Danach war sie auch in der Klinik wegen Borderline.


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11.02.2023 um 14:07
Also Lösungen scheint es wohl leider nicht zu geben... 😔


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11.02.2023 um 14:21
Zitat von SuiGenerisSuiGeneris schrieb:on da an bestand ihre Welt nur aus Partys und Dates und als sie mit 20 schwanger war und nicht
wusste von wem und die Schwangerschaft auch zu spät bemerkte und somit nicht mehr abtreiben konnte, meldete
sie sich wieder bei mir und ihre ganzen "wilden Freundinnen" mit denen man feiern und saufen konnte,
waren plötzlich alle doof und ich war wieder gut.
Danach ist sie aber völlig ausgerastet und war in Behandlung wegen Borderline.
Krass. Hat sie denn mittlerweile herausgefunden, wer der Vater ihres Kindes ist?


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11.02.2023 um 14:31
Zitat von kittykakittyka schrieb:Krass. Hat sie denn mittlerweile herausgefunden, wer der Vater ihres Kindes ist?
Es besteht seit Ewigkeiten kein Kontakt mehr, aber ihre Vermutung war: "Einer von den Afghanen, die in der Pizzaria gearbeitet haben", da das Kind diesem Kulturkreis entsprechend aussah. Sie war da aber wohl recht promiskuitiv.
Ich hatte noch erfahren, dass sie danach noch einmal von einem anderen schwanger wurde, aber dieses Kind dann abtrieb und
dass sie danach eine Beziehung mit einem anderen hatte und mit diesem ebenfalls ein Kind hatte und dass die Beziehung dann
schnell in die Brüche ging.
Ich hatte aber danach keinen Kontakt mehr zu ihr und will es auch nicht.
Die Kinder müssten jetzt schon im Teenie-Alter sein.


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11.02.2023 um 14:33
Ich möchte gerne wieder zum Thema zurückkommen...
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Einsame Menschen suchen nicht einfach mal "jemanden zum Reden". Sie suchen eine Familie, bzw. einen Familienersatz, der teilweise die soziologischen Funktionen einer Familie übernimmt.

Die Frage ist: Wie gelingt dies?



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11.02.2023 um 14:42
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Ich möchte gerne wieder zum Thema zurückkommen...
Mindslaver schrieb:
Einsame Menschen suchen nicht einfach mal "jemanden zum Reden". Sie suchen eine Familie, bzw. einen Familienersatz, der teilweise die soziologischen Funktionen einer Familie übernimmt.

Die Frage ist: Wie gelingt dies?
In welcher Funktion sähest Du Dich denn innerhalb eines solchen Familien- oder Familienersatzverbands?


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11.02.2023 um 14:43
Zitat von BundesferkelBundesferkel schrieb:In welcher Funktion sähest Du Dich denn innerhalb eines solchen Familien- oder Familienersatzverbands?
Das war nicht meine Frage.
Wie gelingt es einsamen Menschen, wieder reintegriert und aufgefangen zu werden?


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11.02.2023 um 15:10
Zitat von nairobinairobi schrieb:Sie möchte irgendwie betreut werden.
Das können aber weitläufige Bekannte über mehrere hundert km kaum leisten. Und der Sohn kann sich auch nicht permanent um seine Mutter kümmern.
Ich kenne sie ja nicht - aber wirklich "betreut"?
Meine Vermutung ist dass vielen Menschen gar nicht auffällt, was Freunde und Bekannte auch im Kleinen immer wieder leisten: Da der Tipp für die andere Zahnarztbehandlung, dort ein Ausflugstipp, da mal schnell der ausgeliehene Staubsauger, hier der Blick in den Briefkasten während man im Krankenhaus ist, dort dieses und jenes...
Ganz häufig wird einem auch direkt empfohlen "Fragen Sie im Bekanntenkreis", "das können bestimmt Familienmitglieder/ Freunde für Sie". Mit Anschluss fällt einem das nicht weiter als besonders auf. Ohne jedoch...


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11.02.2023 um 15:12
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Aber durch einen festen Rahmen trifft man jede Woche auf die gleichen Personen, also z.B. im Sportverein, im Häkelkurs, im Chor.

Auch da entsteht oft eine gute Basis zum Austausch, zur Begegnung und ist als sozialer Kontakt sehr hilfreich.
Dem kann ich absolut zustimmen. (Ich persönlich baue Freundschaften auch am besten auf, wenn man sich regelmäßig bereits in einem vorgegebenen Rahmen - man kann teilnehmen ohne privat eingeladen worden zu sein - trifft. Es hilft mir, die Persönlichkeit und ggf. Kompatibilität anderer abzuschätzen. Und kleinere Hilfen, die wirklich nicht viel Aufwand sind und auch unter Bekannten geleistet werden, sind so bereits möglich.)
Zitat von SuiGenerisSuiGeneris schrieb:Das Thema Oversharing hat Raspelbeere ja auch schon
benannt, was ebenfalls abschreckend sein kann. Wenn sich jemand freut, dass er endlich
einmal mit jemanden reden kann und dann unbewusst oder versehentlich zu viel erzählt
oder Dinge erzählt, die man eigentlich engeren Freunden erzählt und keinen Bekannten.
Das schreckt einige dann ebenso oft ab.
Erstens "oversharing" aus Freunde (wo dann teils zu private Dinge erzählt werden und auch am Stück erzählt wird weil evl. der letzte Sozialkontakt Monate, Jahre her ist), teils aber auch aus praktischen Gründen.
Es ging mir auch schon so: Neu irgendwo (in dem Fall: im Ausland), keine Ahnung wie bestimmte Dinge funktionieren, Information sehr schlecht im Internet einholbar - und ich musste teils Kollegen von denen ich lediglich den Namen wusste und einmal beim Mittagessen zusammengesessen nach Dingen fragen wie welche Bank empfehlenswert ist und wie man sich genau einen Frauenarzttermin macht.
(Einen Tipp für eine Bank oder für einen Frauenarzt hole ich mir normalerweise, wenn nicht online möglich, von guten Freunden. Ging nur in der Situation nicht.)
Hier lag es an der verständlicheren Situation "Umzug ins Ausland". Man half mir gerne. Manch einem mag das aber aus genereller Einsamkeit so gehen und die Frage muss an jemanden gerichtet werden den man kaum kennt.


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11.02.2023 um 15:14
Zitat von kittykakittyka schrieb: Generell denke ich, man sollte bei sowas auch einfach rein gehen ohne irgendwas zu erwartet. Wenn man in einen Sportverein geht mit der Erwartungshaltung ich muss jetzt jemanden kennenlernen, dann strahlt man vielleicht so ne Verkrampftheit aus, die abtörnend wirkt. Vielleicht war das ja auch bei mir der Grund mit, wieso andere anfingen mit "hab keine Zeit"
Ich glaube tatsächlich, dass es so ist. Oder dass es einfach mehrere "Freundschaftsstufen überspringt" - man möchte sofort. Die anderen fühlen dies als Druck und kapseln sich dann ab. Beispiel: Wir haben dieses Jahr mehrere neue Kollegen bekommen - normal haben sie 100 Tage Eingewöhnungszeit ... aber eine neue Kollegin ist extra hergezogen - und hat sich binnen sieben Tagen ins Aus geschossen - sie such auch Anschluss.

Dabei haben wir ein relativ großes Kollegium, in dem es auch die Gruppe "ungebundene Singlefrauen" gibt, zu der sie rein thematisch gehört. Es gibt auch jeden Nachmittag jemand (haben keine Mensa für Lehrer), der sich um das "offene Mittagessenangebot kümmert". Jeder, der Lust hat, kann mit Essen gehen, einer reserviert. Da kam die Kollegin täglich mit und dominierte das Gespräch, hatte zu allem eine Meinung und brachte auch den ruhigsten Kollegen dazu, dass er nun lieber eine Leberkässemmel kauft.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Aber nur, weil das auf deinen Sohn zutrifft, heißt es doch nicht, dass man darauf spekulieren kann, dass das dann auf alle anderen zutrifft.
Es war ja auch das Beispiel gedacht, dass sehr unterschiedliche Beziehungen entstehen können, die rein auf dem gleichen Grundinteresse fundieren.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Einsame Menschen aber erwarten etwas. Wir sind auch aus gesundheitlichen Gründen zwingend auf nahe soziale Kontakte angewiesen. Zweckgemeinschaften reichen dafür NICHT aus.
Und diese Erwartung schreckt Leute echt mitunter ab.
Zitat von SuiGenerisSuiGeneris schrieb:Das mit den Fahrgemeinschaften klingt dann doch schon recht provinziell.
Yup, wir wohnen auf einem Dorf. Um uns herum andere Dörfer :-).
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Mindslaver schrieb:
Einsame Menschen suchen nicht einfach mal "jemanden zum Reden". Sie suchen eine Familie, bzw. einen Familienersatz, der teilweise die soziologischen Funktionen einer Familie übernimmt.

Das ist das Problem, das ist ein riesiger Anspruch. Ich habe einen sehr breiten Bekanntenkreis, aber nur ganz wenige Leute außerhalb der Familie, mit denen ich Probleme erörtere.

Mal als Positivbeispiel: Mein ehemaliger Mathelehrer. Schon tot. Überzeugter Single. Die erste Beerdigung, auf der ich war, wo weder die Aussegnungshalle (100 Sitzplätze) noch der Vorhof (ca. 250 Stehplätze) ausgereicht hat, die Menschenmenge aufzunehmen. Was hat er gemacht?

Der Mann war Mathelehrer aus Leidenschaft - daher hat er auch kostenfrei Nachhilfe gegeben, v.a. im Ruhestand dann. Er sang in zwei Chören und hat den Orgelschein gemacht (obwohl er Atheist war) - das war so das Grundgerüst seiner Freizeit. Und er lernte damit jede Menge Leute kennen. Zudem schulterte er mehrfach im Jahr seinen Rucksack und bereiste als Individualtourist die Welt ... und knipste gut und viel. Daher konnte man sich jederzeit selbst bei ihm einladen und Dias und später Powerpoints schauen ... Er verstand es, total fesselnd und detailreich zu reden, danach hatte man selbst das Gefühl, man war beim Trecking in Nepal.

Gleichzeitig konnte man sich super abgrenzen. Ich habe ihn riesig gerne getroffen, war ich in Eile, verstand er das. Es gab keinen Anspruch seinerseits. Daher war er vermutlich der beliebteste Gast, den man haben konnte - er hatte interessante Gesprächsthemen, war eher zurückhaltend, ging einem nicht auf den Wecker und konnte auch mal zuhören.


Die Frage ist: Wie gelingt dies?
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Das war nicht meine Frage.
Wie gelingt es einsamen Menschen, wieder reintegriert und aufgefangen zu werden?
Indem sie eine knallharte Analyse machen, wie sie in dieser Situation gelandet sind. Warum wollen Leute keinen Kontakt? Zu fordernd? Zu nervtötend? Dann gezielt soziale Situationen aufsuchen, z.B. ein Freiwilligenprojekt, etc.


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11.02.2023 um 15:20
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Indem sie eine knallharte Analyse machen, wie sie in dieser Situation gelandet sind. Warum wollen Leute keinen Kontakt?
Das klingt nach einem Lösungsansatz.
Aber es müsste ja erstmal Leute geben, die darüber entscheiden, warum sie keinen Kontakt wollen. Und oftmals ist es ja so, dass sie zwar Kontakt wollen, aber in ihrem Alltagstrott verharren und keine Zeit haben, weil Arbeit, Alltag, Familie, Kind oder was auch immer...


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Einsamkeit

11.02.2023 um 15:37
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Aber es müsste ja erstmal Leute geben, die darüber entscheiden, warum sie keinen Kontakt wollen. Und oftmals ist es ja so, dass sie zwar Kontakt wollen, aber in ihrem Alltagstrott verharren und keine Zeit haben, weil Arbeit, Alltag, Familie, Kind oder was auch immer...
Ich glaube, ich weiß, was du meinst.

Auf der Grundlage von meinen Erfahrungen bin ich mittlerweile der Meinung, dass man, um beständige Kontakte zu unterhalten, diese in seinem eigenen, ständigen Wirkungskreis unterhalten muss. Damit meine ich zB die Arbeit, Studium/Ausbildung oder innerhalb eines bestimmten Hobbies. Also einen Wirkungskreis, in dem man sich völlig ungezwungen selbst regelmäßig aufhält; ähnlich wie eben früher in der Schule.

Hinzu kommen dann noch andere, rein private Kontakte/Freunde + Familie. Abgesehen von den engsten Familienangehörigen trifft man sich mit diesem Leuten eher sporadisch. Hier müssen treffen ganz bewusst geplant werden, mit Rücksicht auf jede einzelne Lebenssituation. Diese Kontakte halte ich für wesentlich mehr wichtig, weil wesentlich fundamentaler. Allerdings sind sie dafür bzgl. Quantität und Umfang nicht so stark wie die erstgenannten.

Daher halte ich gerade die Zusammenschau von den beiden Kontaktsträngen für besonders bedeutsam und bereichernd.

Aber, wenn man das so für sich unterhält, sollte es doch kein größeres Problem sein, nicht ungewollt längerfristig einsam zu sein.


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Einsamkeit

11.02.2023 um 15:40
Zitat von SubwaySubway schrieb:Hinzu kommen dann noch andere, rein private Kontakte/Freunde + Familie.
Aber die gibt es ja nicht.
Und Wirkungskreise funktionieren auch nur für bestimmte Altersstufen.


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Einsamkeit

11.02.2023 um 15:47
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Und Wirkungskreise funktionieren auch nur für bestimmte Altersstufen.
Das weiß ich. Aber ich hatte mit meinem Post ja dich angesprochen - und da müsste das mit den Wirkungskreisen doch noch funktionieren.


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Einsamkeit

11.02.2023 um 15:49
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Aber die gibt es ja nicht.
Und ja, wenn bzgl des anderen Strangs gar nichts existiert (was ich mir generell eigentlich kaum vorstellen kann), dann beschränkt man sich eben erst einmal nur auf diese(n) Wirkungskreis(e). Das sollte aber denke ich auch schon ausreichen, um nicht komplett einsam zu sein.


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Einsamkeit

11.02.2023 um 15:50
Wie gelingt es einsamen Menschen, wieder reintegriert und aufgefangen zu werden?
Mein Tipp: Teilnahme an Gruppen mit ähnlich interessierten Menschen (z.B. zu einem Hobby, Ehrenamt), dort auch selbst auf andere freundlich und hilfsbereit zugehen, nicht sofort eine Freundschaft erwarten.

Meiner Erfahrung nach (bin selbst jemand der schwer Anschluss findet, bin Autist): Dadurch ergeben sich fast immer zumindest Gruppen in denen man etwas Austausch pflegen kann, kleine Hilfen im Alltag möglich sind (wer kann einen Kühlschrank transportieren, wer hat einen Tipp bzgl. guten Zahnärzten in Stadtteil X, wer kann ein Päckchen annehmen...), selbst wenn es nicht zu privaten Treffen und einer 1:1 Freundschaft außerhalb kommt. Aber auch letztere kann entstehen und gelingt mir jedenfalls wesentich leichter als eine Freundschaft zufälligerweise "übers Sehen". Wenn man sich häufiger in einem festen Rahmen trifft kann man Persönlichkeitseigenschaften, Interessen... viel besser abschätzen, und auch anderen zeigen dass man "okay", nett, hilfsbereit... ist selbst wenn man das auf den ersten Blick nicht so gut vermitteln kann. (Bin, wie gesagt, Asperger-Autist - ein Mensch mit wenig nonverbaler Kommunikation, kann Leute nicht gut am Gesicht wiedererkennen, introvertiert, wirke oft erstmal "schräg". Wenn man mich länger kennt, wie das z.B. in einem Verein, einer Brettspielegruppe, einem Ehrenamt... passiert, wird hingegen z.B. merken dass ich zuverlässig bin, nicht lästere, hilfsbereit bin, mich mit diesem und jenem auskenne.... Diese Eigenschaften sieht man nur nicht bei z.B. einem Smalltalk übern Gartenzaun hinweg.)


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11.02.2023 um 15:52
Zitat von SubwaySubway schrieb:und da müsste das mit den Wirkungskreisen doch noch funktionieren.
Ich habe hier geschrieben, weshalb ich das mit Verein/Hobby/Arbeit eher kritisch sehe.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Es sind Zweckgemeinschaften, wo man halt nach der Arbeit als Ausgleich hingeht.
Das durchbricht aber nicht den Kreis der Einsamkeit, wenn man "nur" 2x die Woche mit Menschen interagiert, die darauf setzen, dass du Vereinsarbeit leistest, aber darüber hinaus kein Bedarf an sozialen Kontakten haben.
Zitat von SubwaySubway schrieb:Und ja, wenn bzgl des anderen Strangs gar nichts existiert (was ich mir generell eigentlich kaum vorstellen kann),
Ist aber so.
Zitat von SubwaySubway schrieb:Das sollte aber denke ich auch schon ausreichen, um nicht komplett einsam zu sein.
Nein, mir reicht das nicht aus.


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Einsamkeit

11.02.2023 um 15:59
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Ich habe hier geschrieben, weshalb ich das mit Verein/Hobby/Arbeit eher kritisch sehe.
Sry, ich habe jetzt nicht alles gelesen.
Aber ich wüsste gerne, weshalb du das so kritisch siehst? Ich sehe es nämlich gar nicht kritisch. Ich weiß nur, dass ich so unglaublich dankbar für alle meine Bekanntschaften/(lockere) Kontakte in diesen Wirkungskreisen bin und dass mich diese richtig glücklich machen, obwohl ich eigentlich ein sehr introvertierter Mensch bin und in meiner ganzen Jugend Schwierigkeiten hatte, Anschluss zu finden, weil zu schüchtern.

Aber dort, wo ich mich wohl fühle - da fällt es mir so unglaublich leicht und es macht so viel Spaß und ist so bereichernd. Vielleicht kannst du ja mal darüber nachdenken, ob du diese Arten von Bekanntschaft wirklich so kritisch siehst.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Nein, mir reicht das nicht aus.
Je nachdem, wie gut man mit den Leuten ist, kann man die Kontakte ja auch ins Private verlagern und sich auch außerhalb dieser Wirkungskreise treffen. Nur finde ich es gleichzeitig auch wichtig, insbesondere die Kontakte auf der Arbeit, nicht zu sehr und nicht zu umfangreich ins Privatleben zu verlagern, weil es dann mMn auch schnell "kippen" kann.
Zitat von MindslaverMindslaver schrieb:Ist aber so.
Okay

Also auch gar keine Bekanntschaften/Freundschaften von früher, z.B. aus der Schulzeit? Klar bleiben nicht viele übrig, weil eben nur die wirklichen Freunde bleiben. Aber, wenn man diese Verbindungen pflegt, dann bleiben sie doch idR jahrelang erhalten. Wichtig ist halt, dass man sie pflegt, sonst sind sie irgendwann weg. Dann müssen eben nochmal neue, innige Freundschaften aufgebaut werden. Aber das ist auch möglich. V.a. dann, wenn man selbst ein guter Freund ist.


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Einsamkeit

11.02.2023 um 16:54
Bekanntschaften sind eben auch nicht das Gleiche wie Freundschaften.

Als extrovertierter Mensch mache ich recht schnell Bekanntschaften und
grundsätzlich würde ich sagen, dass die meisten Leute sich mindestens
auf oberflächlicher Ebene mit mir ganz gut verstehen.

Ich schaffe es auch relativ schnell, dass ich mich mit Leuten treffe.
Bin durchaus ein sozialer Mensch und so.

Aber das bedeutet nicht, dass es Freunde sind.
Das ist eben etwas anderes.

Ich war früher bei allen möglichen Treffen und habe da
ehrenamtlich geholfen.
Hier läuft das nicht so provinziell ab, aber vor allem wenn
man studiert oder gewissen Szenen angehört, dann gibt
es da natürlich Aktivismus und Treffen.
Durchaus auch Kontakte geknüpft
und mehr oder weniger Freundschaften gefunden.
Vegan dies. Rohkost das. Politisch aktiv das.
Feminismus dies.

Irgendwann ist man im Arbeitsleben und wird älter
und hat erstens nicht die Zeit und zweitens auch nicht
mehr die Lust. Außerdem werden meiner Ansicht nach
solche Gruppierungen entweder alle irgendwann toxisch
oder radikaler oder da spaltet sich etwas ab oder es gibt
interne Streits und es wird sich aufgelöst. Da habe ich auch
nicht so die Energie dafür.
Abgesehen davon, dass man sich irgendwann nicht mehr
darüber definieren möchte, was man isst oder wählt oder
welche Sexualität man hat oder was auch immer und man
dann auch irgendwann dem eigenen Gatekeeping nicht mehr
entspricht.

In den letztens Jahren sind meiner Ansicht nach viele Themen,
die ich damals sehr vertreten habe, immer extremer mit komischeren
Auswüchsen geworden, die ich dann teilweise nicht unterstütze und
ich kann mich da nicht mehr mit allem identifizieren.

Ich hatte meinen Freundes- und Bekanntenkreis aus damals ziemlich
linken und politisch aktiven Menschen aufgebaut, die zudem vegan waren
und sich auch für Umweltthemen eingesetzt hatten und sich teilweise auch
mit dem Thema Gender/Feminismus beschäftigt hatten. Das war so 2009/2010
für mich alles ganz neu und cool, aber inzwischen sind viele Themen nicht nur
in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern haben sich meiner Ansicht
nach so sehr verändert, dass ich vieles davon dezent anders sehe.

Auch die Pandemie hat mir gezeigt, wie radikal einige sind.
Ich wurde beschimpft, weil ich mir nur etwas Zeit für meine
Impfungen gelassen habe und nicht sofort alles getan habe,
um so schnell wie möglich geimpft zu werden. Da hieß es
bereits, dass alle, die "jetzt noch nicht geimpft" sind, alles
"Egoistische Idioten" seien und es müsse eine Pflichtimpfung
für alle kommen.

Nur, weil ich einiges dezent anders sah und
nicht jeden, der eine andere Ansicht hat, direkt beschimpfen würde
und ich etwas länger als der Durchschnitt für meine dann erfolgten
Impfungen gewartet hatte, wurde ich auf die gleiche Stufe wie
Schwurbler gestellt. Diese ganzen Konstrukte sind mir zu blöd.


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11.02.2023 um 17:29
Zitat von SuiGenerisSuiGeneris schrieb:Aber das bedeutet nicht, dass es Freunde sind.
Das ist eben etwas anderes.
Aber wie sollte man Freunde haben ohne den Weg über die Bekanntschaft zu gehen?

Natürlich habe ich in Vereinen etc zunächst keine Freunde. Aber aus Bekannten können Freunde werden.
Wenn ich keine sozialen Kontakte habe, wird es schwer mit Freunden und "Familienanschluss".


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