Einsamkeit

@MiaJinn

Das mit den ellenlangen Wartezeiten bei Therapien ist allerdings ein Problem, das gab es leider schon vor Corona und jetzt erst recht.

Dass sich Enttäuschung und Frust breit machen, wenn man das Gefühl hat, nicht weiter zu kommen, ist nur allzu verständlich und auch da sind die Mittel der Hilfe und Unterstützung, die ich/wir hier in diesem Forum habe/n, leider gering. Das funktioniert auf persönlicher Ebene allemal besser als so anonym. Allerdings kann es auch schon hilfreich sein, einfach mal sein Herz auszuschütten.

Doors schrieb:Das mit den ellenlangen Wartezeiten bei Therapien ist allerdings ein Problem, das gab es leider schon vor Corona und jetzt erst recht.

japp leider!

Doors schrieb:Dass sich Enttäuschung und Frust breit machen, wenn man das Gefühl hat, nicht weiter zu kommen, ist nur allzu verständlich und auch da sind die Mittel der Hilfe und Unterstützung, die ich/wir hier in diesem Forum habe/n, leider gering. Das funktioniert auf persönlicher Ebene allemal besser als so anonym. Allerdings kann es auch schon hilfreich sein, einfach mal sein Herz auszuschütten

Ist wohl wahr, das keine bzw. begrenzt Hilfe, Unterstützung so richtig via Forum funzt aber wie Du schon, im Letzten Satz geschrieben hast!

Doors schrieb:Allerdings kann es auch schon hilfreich sein, einfach mal sein Herz auszuschütten.

Aufmunterung kann tatsächlich ein wenig helfen, heute ist die Enttäuschung weit geringer als Gestern!
Da ich es nicht mit mir selber, wie sonst ausmachen musste , sondern einfach in diesem Thread lassen konnte!
Und es Feedback gab - Was im RL leider fehlt - Anspornen, Mut etc!

Manchmal fühle ich mich auch einsam oder unakzeptiert, Ecke ggf mal an und habe im allgemeinen wenige Freunde, während andere ne ganze Menge aufzählen könnten

Vanille29 schrieb:Ecke ggf mal an und habe im allgemeinen wenige Freunde

Sind diese Freunde denn die richtigen Freunde und du kannst dich auf die verlassen, oder sind es eher Bekanntschaften?

Hmmm also richtige Freunde kann ich auch an einer Hand abzählen aber ich komme auch gut alleine klar.
Mit Leuten irgendwo ins Gespräch zu kommen habe ich nie Probleme, so kann ich auch alleine ausgehen und habe Spaß

Ich glaube das nur wenige Menschen als richtige Freunde betitelt werden können. Der große andere Part sind bekannte oder flüchtige bekannte.
Daher ist das immer so eine Sache wenn Personen ihre Freunde massenweise aufzählen.

Da ich ein Einzelkind war, konnte ich schon immer gut alleine etwas mit mir und meiner Zeit anfangen.
Ich gehe einem sozialen Beruf nach und bin nach Feierabend froh, wenn Stille um mich ist und ich Ruhe habe.
Ich hoffe, ich empfinde es auch im Alter noch so. Erlebe leider im Umfeld gerade oftmals das Gegenteil, dass die Einsamkeit im Alter als sehr belastend wahrgenommen wird.

Ray. schrieb:Ich glaube das nur wenige Menschen als richtige Freunde betitelt werden können

Ja das sehe ich auch so.
Man braucht ja nur mal auf facebook schauen was manche für endlos lange Freundeslisten haben.
Ich wette, dass viele sich überhaupt nicht kennen oder je ein Wort miteinander gewechselt haben

Yotokonyx schrieb:Sind diese Freunde denn die richtigen Freunde und du kannst dich auf die verlassen, oder sind es eher Bekanntschaften

Es sind eher gute Bekannte wenn ich ehrlich sein soll. Wahrhaft langfristig Freundschaften aufzubauen fällt mir eher etwas schwerer

Cherokee.rose2 schrieb:Mit Leuten irgendwo ins Gespräch zu kommen habe ich nie Probleme, so kann ich auch alleine ausgehen und habe Spaß

Na du hast ein Glück 😅

Vanille29 schrieb:habe im allgemeinen wenige Freunde, während andere ne ganze Menge aufzählen könnten

Ich finde, es ist besser, einen wahren Freund zu haben, als viele, vermeintlich echte Freunde.
Die dann far keine sind.

Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, wie viel Glück ich mit meinem Freundeskreis habe.
Es ist nicht selbstverständlich, auch nur einen einzigen engen Freund zu haben, mit dem man eine wirklich innige Freundschaft auf Augenhöhe hat. Leider.

Mein Neffe, mit dem ich zusammenwohne, ist von Weihnachten bis über Silvester weg bei einem Kumpel in einem Nachbarland. Ich vermisse ihn gerade sehr, weil er sich so gar nicht meldet über Whatsapp. Wahrscheinlich feiert er durch.

Ray. schrieb: Ich glaube das nur wenige Menschen als richtige Freunde betitelt werden können. Der große andere Part sind bekannte oder flüchtige bekannte. Daher ist das immer so eine Sache wenn Personen ihre Freunde massenweise aufzählen.

Solche Leute müssen sich selbst was beweisen ...

Ich glaube, die Einsamkeit hängt auch davon ab, wie viele Alternativen man hat: Verbringt man Weihnachten alleine, weil man "muss" oder, weil man einige Einladungen ausgeschlagen hat. Kann man am Samstagabend auf ein Event gehen - oder gibt es keine Alternative zum daheim sitzen.

Ich fand die Einsamkeit zu Universitätszeiten am beißendsten, allerdings habe ich auch nicht klug gegengesteuert. Es gab einige Semester, da wohnte ich alleine im Keller eines Privatvermieters, der nie mit mir redete. Meine Uni war irgendwie so, dass mein soziales Umfeld am Donnerstag heimfuhr und erst Montag wiederkam - also war ich Freitag - Sonntag alleine. Das war wirklich schlimm.

Ich hatte auch nicht viel Geld, was zu machen und kannte eben niemand, der da war. Daher habe ich mich Freitags immer so lang es ging an der Uni herumgedrückt, ich habe mich vor der Einsamkeit meines Kellerzimmers gefürchtet. Oft kam ich erst nach 22 Uhr nach Hause, obwohl ich z.B. im Lesesaal der Uni seit Stunden der einzige Student war, es war doch, dass die Aufsicht noch da war und es Leute gab.

Mit dieser Einsamkeit kamen oft Selbstzweifel, warum andere es schafften, außerhalb der Uni funktionierende Beziehungen zu Familien und einem weiteren Freundeskreis zu unterhalten, während ich das nicht hatte. Das ist wirklich Einsamkeit, die sehr weh tut und belastet.

MissMary schrieb:Oft kam ich erst nach 22 Uhr nach Hause, obwohl ich z.B. im Lesesaal der Uni seit Stunden der einzige Student war, es war doch, dass die Aufsicht noch da war und es Leute gab.

Erinnert mich gerade an meine Schulzeit. Ich nahm auch immer den letzten Bus nach Hause und war allein im Schulgebäude, zusammen mit den Putzfrauen und dem Abwart und vielleicht noch ein paar Lehrern, die Überstunden im Schulgebäude machten und den Unterricht vorbereiteten.

Allerdings war ich nicht einsam in der Schule, sondern mir graute vor der Fahrt nach Hause, wo mich eine suizidale Schwester erwartete und meine überforderten Eltern. Zuhause hatte ich keine Ruhe mehr und musste alles übernehmen.

Ich war später froh, als ich in ein Kellerzimmer einziehen konnte, mit separatem Kellerausgang. So konnte ich mich einschließen vor meiner Familie.

MissMary schrieb:Ich glaube, die Einsamkeit hängt auch davon ab, wie viele Alternativen man hat: Verbringt man Weihnachten alleine, weil man "muss" oder, weil man einige Einladungen ausgeschlagen hat. Kann man am Samstagabend auf ein Event gehen - oder gibt es keine Alternative zum daheim sitzen.

Das definitiv und wie man zu der Menschheit steht. Ich bin dessen müde geworden. Ich brauche keine Menschen neu kennenlernen. Das bestehende ist überschaubar und reicht mir... und wenn ich es richtig sehe ist mir eigentlich selbst das oft zu viel.

Also ich bin fast den ganzen Tag immer wieder mal von Menschen umgeben, wenn ich dann Abends, wenn das Kind im Bett ist, meine Ruhe habe, nur für mich, finde ich das schon ganz angenehm. Habe da gerne mal meine Gedanken nur für mich und fahre runter. Das sind dann so 2 bis 3 Stunden, die ich einfach nur mal für mich sein kann. Niemand der nach mir ruft oder irgendetwas will, ist für mich entspannend.
Aber das ist für mich eine gewollte Einsamkeit.
Es gibt ja noch die, die nicht gewollt ist. Wo Menschen sich nichts sehnlicher wünschen, als in Gesellschaft zu sein, dazu aber aus verschiedensten Gründen nicht in der Lage sind. Und die es auch nicht allein schaffen, sich daraus zu befreien.

shionoro schrieb:Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, wie viel Glück ich mit meinem Freundeskreis habe.
Es ist nicht selbstverständlich, auch nur einen einzigen engen Freund zu haben

Ich auch. Früher hatte ich einen großen Freundeskreis, da musste ich mich oftmals regelrecht entscheiden, wann ich mich mit wem treffe.
Mittlerweile habe ich das auf 3 begrenzt. Sie sind alle meine besten Freunde, liebe sie jeden für sich und ihren Charakter.
Es gibt noch andere, mit denen ich mich hin und wieder treffe, würde sie aber eher als Bekannte zählen, da ich mit ihnen auch nicht das alles bespreche, wie mit meinen Freunden.

Einsamkeit ist ein sehr subjektives Gefühl, dass jeder Mensch ein wenig anders empfindet.

Generell drückt der Körper mit Einsamkeit aus, dass ihm der Anschluss zu einer Gruppe fehlt.
Das war früher als Jäger und Sammler auch sehr wichtig, denn alleine durchschlagen war kaum möglich. Deshalb löst Einsamkeit Stress aus, der einen dazu bewegen soll, den Anschluss zu einer Gruppe nicht zu verlieren, indem Einsamkeit uns dazu motiviert, Anschluss zu suchen.

Einsamkeit macht nachweislich, auch durch erhöhten Stresslevel körperlich krank. Sie entsteht, wenn soziale Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
Werden diese erfüllt, so entsteht diese nicht.
Dabei sollte beachtet werden, dass soziale Bedürfnisse auch dann nicht erfüllt werden könnten, wenn man unter Gesellschaft ist, was erklärt, warum Menschen trotz vorhandenen sozialen Netzes einsam sind.

In wie weit die sozialen Bedürfnisse eines Menschen erfüllt sind, ist höchst unterschiedlich.

Auf keinen Fall darf man von sich auf Andere schließen.

joleen schrieb: Also ich bin fast den ganzen Tag immer wieder mal von Menschen umgeben, wenn ich dann Abends, wenn das Kind im Bett ist, meine Ruhe habe, nur für mich, finde ich das schon ganz angenehm. Habe da gerne mal meine Gedanken nur für mich und fahre runter. Das sind dann so 2 bis 3 Stunden, die ich einfach nur mal für mich sein kann. Niemand der nach mir ruft oder irgendetwas will, ist für mich entspannend. Aber das ist für mich eine gewollte Einsamkeit.

Ich glaube, das kann man nicht vergleichen - ich habe früher diese Ruhe sogar immer herbeigesehnt. Mr Mary arbeitet im Eventbereich und ist daher meist Freitag- und Samstagabend nicht daheim, da werde ich auch oft gefragt: "vermisst du ihn nicht?" - ehrlich gesagt, seit meine Kids Teenies sind, finde ich meine freien Abende super um auf dem Sofa zu fläzen und meine Sachen zu machen (Filme schauen, Allmystery, Stricken, Basteln, ....). Aber: Will ich weggehen, fahre ich einfach bei Mr Mary mit. Zudem gibt es bei uns eine Kollegengruppe, die immer am ersten Samstag im Monat essen geht. Es ist also temporäre Einsamkeit und tut mitunter echt gut. Ich habe Handlungsalternativen.

Ich bin auch kürzlich das erste Mal übers Wochenende in Urlaub gefahren - es war super - ich bin ziemlich kulturinteressiert und es war einfach cool, stundenlang in einem Museum herumzustreifen, zu fotografieren, abends ins Theater zu gehen (mit Premiumkarte, eine kann man sich ja leisten) - ich hatte die Tage straff geplant, die Eindrücke aufgesogen und war einfach nur glücklcih.

Das ist aber nicht die nagende Einsamkeit - nagende Einsamkeit ist, wenn du keine Alternative hast - dann werden Minuten wie Stunden oder gar Tage, du fühlst dich daheim nicht wohl, bist irgendwie rastlos, hast riesige Selbstzweifel und fragst dich, warum ausgerechnet du niemanden kennst, der nun was mit dir macht.

MissMary schrieb:Das ist aber nicht die nagende Einsamkeit - nagende Einsamkeit ist, wenn du keine Alternative hast - dann werden Minuten wie Stunden oder gar Tage, du fühlst dich daheim nicht wohl, bist irgendwie rastlos, hast riesige Selbstzweifel und fragst dich, warum ausgerechnet du niemanden kennst, der nun was mit dir macht.

Für mich bedeutet Einsamkeit, wenn ein Mensch, den man liebt und für den man so viel getan hat, einem im Notfall im Stich lässt und einen sogar reinlegt, weil er sich selbst an die erste Stelle setzt, wenn es darauf ankommt. Das Einsame und Bittere daran ist, dass man diesen Menschen trotzdem nicht verlassen kann, weil einfach zu viele dran hängen und man selbst nicht egoistisch sein kann, um nur an sich zu denken. Gerade heute hab ich das wieder erlebt, diese grundlegende existenzielle Einsamkeit und der Entzug von Vertrauen im engsten Familienkreis.