kleinundgrün schrieb:Man kann sehr oft Taxi fahren oder ein Auto mieten, bevor man die Kosten des Wertverlustes, Steuer, Versicherung, Benzin, Wartung etc. auch nur annähernd erreicht.
In einer Stadt mit einer ordentlichen Infrastruktur "braucht" man ein Auto eher nicht. Es ist eben bequem.
Das kann man so nicht pauschalisieren. Du weißt doch nicht, wie manche Leute leben. Nur weil man in der Stadt mit gutem ÖPNV lebt, heißt das noch lange nicht, dass man kein Auto braucht.
Um meine Meinung zu vertreten, erzähle ich einfach mal, WARUM ich ein Auto brauche.
Ich lebe in der Stadt, große ÖPNV-Haltestelle mit dichtem Takt um die Ecke. Ich komme in nahezu jeden Stadtteil ohne Umstieg und erreiche meine Ziele meist nach 5-15 Minuten Fahrt. Theoretisch brauche ich kein eigenes Auto, zumal ich jeden Monat eine Woche lang einen Firmenwagen habe. Trotzdem habe ich ein eigenes Auto und verschwende keinen einzigen Gedanken daran, es zu verkaufen.
Im Jahr fahre ich meist nicht mehr als 2.500 km. Das sind bei meinem Verbrauch von 14L im Stadtverkehr fünf Mal Volltanken im Jahr. Das Auto steht die meiste Zeit in meiner Garage und blockiert somit keinen öffentlichen Raum. Es ist 28 Jahre alt und daher schade ich der Umwelt nicht damit, dass ich ein nicht notwendiges Auto herstellen lasse (Neukauf). Es existiert bereits (Gebrauchtwagen). Ich schade nur mir, weil ich Steuern und Versicherung zahle und den Platz in meiner Garage verschwende.
Zur Arbeit fahre ich oft mit dem ÖPNV und in die Innenstadt zum Einkaufen ausnahmslos die Straßenbahn, weil ich zu geizig für Parktickets bin. Wie kommt es nun zum Auto?
Ich arbeite Vollzeit und habe keine festen Arbeitszeiten. 'Feierabend' ist eine Richtzeit. Ich gehe in der Zeitspanne -1 +2 nach Hause. Also irgendwann eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Zeitpunkt, an dem ich eigentlich Feierabend hätte. Arbeitsanfang auch in einem recht schwammigen Zeitpunkt. Neben dem Beruf besuche ich an einigen Tagen eine Abendschule. Die ist sogar recht gut mit dem ÖPNV angebunden - tagsüber. Abends, wenn Schulschluss ist, fährt der Bus in einem Takt von 30 Minuten und ich muss dann auch noch umsteigen. Fahrtzeit nach Hause: ca 35 Minuten. Mit dem Auto: ca 10 Minuten.
Bedingt dadurch, dass meine Arbeitszeit nicht immer fest ist, habe ich es manchmal eilig zur Schule. Da brauche ich ein Verkehrsmittel, das ich jederzeit spontan greifen kann und mich DIREKT zum Ziel fährt. Momentan gibt es nichts anderes als ein Auto. (auf das Taxi muss man noch warten)
An schulfreien Tagen nehme ich den ÖPNV zur Arbeit. Es sei denn, ich habe Spätschicht. Denn nachts muss ich mit Umstieg lange nach Hause fahren und habe mit Pech den Bus verpasst und muss lange auf den nächsten Warten. Da wäre ein Taxi die Lösung. Doch da ich aus anderen Gründen ein Auto brauche, nehme ich zur Spätschicht halt das Auto.
Wie du dir vielleicht denken kannst, habe ich nicht gerade viel Freizeit. Da verlagere ich sehr viele Dinge auf meinem Nachhauseweg von der Arbeit oder der Schule, wenn ich an dem Tag Auto fahre. Beispielsweise den Lebensmitteleinkauf. Morgens kommt mein Leergut in den Kofferraum. Zu Feierabend fahre ich dann in einen großen Getränkemarkt und packe meinen Kofferraum voll mit vier Getränkekisten und kaufe danach im Supermarkt Lebensmittel.
Zwar erreiche ich hier fußläufig einen Supermarkt, doch dann müsste ich viel öfter einkaufen.
Jetzt gibts ja noch diverse andere Freizeitaktivitäten. Besuche ich jemanden, kann ich den ÖPNV nehmen. Wohnt diese Person aber in irgendeinem Kaff, muss es halt das Auto sein. Bei solchen Besuchen knüpfe ich dann noch den Lebensmitteleinkauf an für den Rückweg. Planung ist alles.
;)Oder möchte ich nach der Schule ins Fitnessstudio, nehme ich das Auto. Während dem Unterricht sind meine Sportsachen im Auto und während des Trainings sind die Schulsachen im Auto. Außerdem kann ich so beide Orte direkt erreichen, statt mit dem Bus lange zu fahren.
Mein Vater ist selbstständig und auf sein Auto angewiesen. Mein Auto ist sozusagen eine Rückfallebene für ihn und hat ihm schon einige Male den Hintern gerettet, als sein Auto in der Werkstatt war. Natürlich gibt es Mietwagen, aber das Auto eines Familienangehörigen nehmen zu können ist doch viel einfacher. 'Der Schlüssel hängt im Flur, Papa.' Mehr brauchts da nicht.
Ich kann auch jemanden vom Flughafen abholen oder irgendwo unterwegs absetzen.
Hätte ich das Auto nicht, müsste ich an vielen Stellen mir was anderes ausdenken, aber bei manchen Dingen geht es einfach nicht. Mein Leben lässt es derzeit nicht zu, kein eigenes Auto zu haben. Vielleicht sieht es in fünf Jahren wieder anders aus, aber momentan brauche ich es.
Wie du siehst, fahre ich ohnehin sehr wenig. Heute fuhr ich mit dem Auto zur Arbeit und habe es in einer Ecke auf dem Firmengelände abgestellt, weil ich heute mit dem Dienstwagen nach Hause musste. Gestern bin ich aber noch mit dem ÖPNV zur Arbeit gefahren.
Jeder hat einen anderen Lebensstil.
;)AgathaChristo schrieb:Richtig. Für manche aus meinem Bekanntenkreis ist es lediglich ein Statussymbol. Juckt mich wenig.
Manche fahren aber auch einfach nur gerne. Wenn man als Kind gerne Autoscooter fuhr, hat man heute vielleicht noch Spaß am Autofahren. Es ist für viele Autoliebhaber eine Art Freizeitbeschäftigung.