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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

6.125 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Werbung, Rassismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 02:00
Zitat von boraboraborabora schrieb:Interessant wäre, ob das Buch so noch erhältlich ist.
Der Verlag hat's noch im Angebot:
http://www.residenzverlag.at/?m=30&o=2&&id_title=866


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 02:06
@Narrenschiffer

Ist der Autor des Buches denn rassistisch oder kritsiert er den Rassismus seines Vaters?

Wolfgang Koeppen verwendet in "Tauben im Gras" ja auch Worte wie "Neger", aber um die deutsche Nachkriegszeit bzw. die teils noch im Nazitum verhafteten Leute zu kritisieren.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 02:10
@Narrenschiffer

Oh, Danke.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 02:44
Zitat von Nessi96Nessi96 schrieb:Ist der Autor des Buches denn rassistisch oder kritsiert er den Rassismus seines Vaters?
Meiner Ansicht nach kritisiert er den Rassismus und thematisiert gleichzeitig, dass individuelle Vergehen sehr wohl möglich sind, diese jedoch laut Vater wiederum sofort auf eine Gruppeneigenschaft umgemünzt werden.

Eine Gerüchteküchevergewaltigung: alle "Neger" seien laut Vater Tiere.
Zitat von Nessi96Nessi96 schrieb:Wolfgang Koeppen verwendet in "Tauben im Gras" ja auch Worte wie "Neger", aber um die deutsche Nachkriegszeit bzw. die teils noch im Nazitum verhafteten Leute zu kritisieren.
Den Text von Koeppen kenne ich leider nicht, aber das Gestaltungsprinzip erscheint mir sehr ähnlich.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 05:55
@DerFremde
schminken is nicht wirklich ein muss. machen auch nicht alle.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 06:35
nur mal so, zum wiederholten Male, als Denkanstoss
http://www.cicero.de/salon/schuldig-sind-wir-alle/53195


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 06:42
@Interested
Zitat von InterestedInterested schrieb:Du kannst jemanden verbal beleidigen, soviel Du möchtest. Wenn die Beleidigung an ihm abprallt, weil er sich selbst nicht so sieht und betrachtet/über den Dingen steht - läuft sie ins Leere. So auch mit dem Rassismus. Was nützt all die korrekte Bezeichnung, wenn die Gesinnung dazu nicht stimmt?
Schon allein der Ausdruck von der Überzeugung das es unterschiedliche Rassen mit spezifischen Fähigkeiten gibt ist eine Beleidigung des Indiviuums Mensch.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 07:25
@Interested
Zitat von InterestedInterested schrieb:Du kannst jemanden verbal beleidigen, soviel Du möchtest. Wenn die Beleidigung an ihm abprallt, weil er sich selbst nicht so sieht und betrachtet/über den Dingen steht - läuft sie ins Leere. So auch mit dem Rassismus. Was nützt all die korrekte Bezeichnung, wenn die Gesinnung dazu nicht stimmt?
Nur damit ich das richtig verstehe, du bis also der Meinung das Menschen, die Diskriminierungen ausgesetzt sind, ausgegrenzt, wegen ihres Aussehens attackiert und benachteiligt behandelt werden, dieses einfach "abprallen" lassen sollen und schon läuft der Rassismus ins leere?


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 07:29
@CosmicQueen
Kann oder könnte man auf jegliche Beleidugung ummünzen und behaupten der Adressat müsste sich bloss nicht als Idiot identifizieren und schon gibts keine Probleme.

Oder man macht wie hier und nimmt ursprüngliche Wörter die Heute als Beleidigung gelten und behauptet einfach man meine es nicht so sondern so wie es in der Ursprungsform gemeint war - ok - klappt nicht bei jedem user -.-


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 07:34
Kann oder könnte man auf jegliche Beleidugung ummünzen und behauoten der Adressat müsste sich bloss nicht als Idiot identifizieren und schon gibt keine Probleme.
Ja, diese These hatten wir schon mal in einem anderen Thread, bezüglich des N-Wortes. Der Diskriminierte soll einfach alles ignorieren und schon wäre das Problem gelöst. Ein Hohn für alle Menschen, die allein durch ihr Aussehen mit Gewalttaten konfrontiert wurden.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 08:28
@CosmicQueen
Es ist auch ein Hohn für Romas die Heute noch, egal ob ansässig oder fahrend, als Zigeuner diskriminiert werden.
Und ja, die gibt es noch, nicht in einer heilen Lala-Welt die ich mir mach wie sie mir gefällt. In der Realität ist man dann auch schnell Gesellschaftlich verpönt wenn man sich mit dieser Volksgruppe abgib, also eine klare Diskriminierung.
Da gehts dann wieder um diese "Blutsreinheit" und all den rassistischen Quatsch.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 08:33
Es ist eine Zumutung, von Betroffenen zu erwarten, Rassismus abprallen zu lassen, sozusagen "über den Dingen zu stehen", das bedeutet das Opfer muss nur "richtig" damit umgehen, dann haben wir kein Problem, das ist in meinen Augen Opferverhöhnung.
Und auch wenn es nicht die Gesinnung ändern kann, so ist es von denen, die diese Gesinnung nicht haben ein DEUTLICHES Zeichen gegenüber Opfern, es zeigt Respekt, Empathie und es ist ein Zeichen gegenüber den Tätern, dass man dies nicht toleriert, dass man es nicht den Opfern allein überlässt, irgendwie damit zurecht zu kommen. Es ist nötig, Stellung zu beziehen, es ist nötig, die Betroffenen nicht allein und ignoriert stehen zu lassen. Nur so setzt man Zeichen. Und diese "kleinen Details" sind immens wichtig, denn es hat sich noch nie etwas nur im Großen geändert, es hat IMMER im Kleinen angefangen. Wenn ich nicht bei mir und meinem Nachbarn anfange, wo dann?


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 08:35
@Tussinelda
So zu sagen ein Recht auf unbevormundete Bevormundung sich herausnehmen.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 08:40
@wichtelprinz
ja, ist immer wieder zu betrachten, wie Betroffenen erklärt wird, wie sie mit ihrem Leid umgehen sollen......vielleicht sollte man mal von Tätern erwarten, zu reflektieren, insbesondere von denen, die es ja gar nicht so meinen, die dies schon immer sagen, es nicht schlimm finden, irgendeine Person kennen, zu der sie das sagen, und die sich auch nicht aufregt blabla......
Man könnte ja, wenn man von Opfern erwartet, es "abprallen" zu lassen, von Tätern einfach erwarten, die Fresse zu halten, um es mal so zu sagen, das ist sicherlich einfacher und weniger belastend, als rassistische Bezeichnungen abprallen zu lassen.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 08:55
Hier ein Auszug aus dem Schweizer Strafgesetzbuch...

wer öffentlich durch Wort, Schrift, Bild, Gebärden, Tätlichkeiten oder in anderer Weise eine Person oder eine Gruppe von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie oder Religion in einer gegen die Menschenwürde verstossenden Weise herabsetzt oder diskriminiert oder aus einem dieser Gründe Völkermord oder andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit leugnet, gröblich verharmlost oder zu rechtfertigen sucht,


Nochmals...ein Zigeunerschnitzel ist nicht gegen die Menschenwürde. Jedenfalls sehen es die meisten Menschen so und in dem Falle auch das Gesetz...es kann natürlich auch andere Meinungen geben. Diese sind zu ignorieren :)

Andernfalls siehe meinen Hinweis auf andere Lebensmittel und ihren Bezug zu Personen oder Gruppen von Personen. Wenn man keine anderen Aufgaben im Leben hat, dann beschäftigt man sich mit solchen Kleinigkeiten.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 09:03
@Nordisch78
hast Du nicht die Kleinigkeit wie "Deutschländer" hier eingebracht? Wer bitte bringt denn hier diese "Kleinigkeiten" ständig ein? Sicher nicht die, die sich gegen solche Bezeichnungen verwehren, sie NICHT benutzen, les mal nach. So viel zum Ignorieren, fällt wohl schwer, oder? Und andere Aufgaben scheinen auch zu fehlen......


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 09:05
@Nordisch78
Wer hat hier behauptet das Zigeunerschnitzel verstosse gegen den Art. 261? Niemand - ok.
Beim Zigeunerschnitzel ist die Frage ob eine negative Fremdbezeichnung wirklich das richtige ist für die benennung "nach Art XY" - Also "Lammkotelett nach Neger Art" oder "schnitzel nach Diebesvagabundenart".


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 09:13
Weil wir das alles ja schon 2013 diskutiert haben, liebe Alzheimer-Gesellschaft, noch mal ein Beitrag zum "Neger im Kinderbuch":

Zur aktuellen debatte "Neger im Kinderbuch":

Klaus Willberg zu den Reaktionen auf die sprachliche Modernisierung der "kleinen Hexe"

Die Entscheidung des Thienemann Verlags, im Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler textliche Änderungen vorzunehmen, hat Feuilletons wie Internetforen in den vergangenen Wochen immer wieder beschäftigt. Nun äußert sich Verleger Klaus Willberg in einem offenen Brief zu Ton und Inhalten der Beiträge - und zum Vorwurf der Zensur.

Die Stellungnahme im Wortlaut:
"Was ich verstehe ist, dass in einer Zeit der Globalisierung, Unsicherheit und Unrast, in einer Zeit, in der Vorgänge wegen ihrer Komplexität nicht mehr verstanden werden können, es vielen wie ein Eingriff in oder gar Angriff auf Bewahrtes und Bewährtes vorkommen muss, wenn in einer Kindheitserinnerung Veränderungen vorgenommen werden. Der Umfang und die Qualität dieser Veränderungen in "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler sind allerdings nicht im Entferntesten für eine Debatte geeignet, wie sie nun seit Beginn des Jahres geführt wird.

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Was mich bedrückt ist die Vehemenz, mit der in der Überzahl der in der Regel per E-Mail eingegangenen Pamphlete für die Benutzung von diskriminierenden Begriffen eingetreten wird und welche Ressentiments sich entladen, wenn ein solcher Begriff aus einem Buch genommen wird, das Mittelpunkt des täglichen Vorleserituals mit Kindern ist. Diese Schreiben reichen, um bei harmlosen und unpersönlichen Beispielen zu bleiben, vom Hinweis, es gingen jeden Tag Flüge nach Afrika, bis zur geäußerten Hoffnung auf den Sieg der politisch Unkorrekten über die Gutmenschen.

Was mich erstaunt ist, wie unreflektiert und unsachlich in der Diskussion argumentiert wird. Da wird alles mit allem – auch im deutschen Bundestag – in einen Topf geworfen und umgerührt: die Bibel, Kinderbücher, Gedichte, Bezeichnungen für Gerichte, Kinderreime, etymologische Erläuterungen, die klassischen deutschen Dramen, Süßigkeiten, Operetten, Definitionen, das Grundgesetz. Das gilt leider nicht nur für die schnell getippte E-Mail, sondern für eine Vielzahl der zur Debatte erschienenen Artikel, denen eine intellektuelle Reflexion vorangegangen sein sollte.

Was mich ärgert ist der unhaltbare Vorwurf der Zensur, der auch mir persönlich gegenüber nicht nur in Unmengen von Pamphleten vorgebracht wurde und wird, wobei die Bandbreite von stalinistisch bis faschistisch als Vorstufe zur nächsten Bücherverbrennung reicht. Leider findet sich dieser Vorwurf der Zensur auch in Beiträgen seriöser Publikationen, zu deren Regeln es gehören sollte, sorgfältig und gewissenhaft mit bestimmten Begrifflichkeiten umzugehen. Die behutsame sprachliche Modernisierung in „Die kleine Hexe“ geht auf die von mir ausdrücklich begrüßte Initiative der Familie Preußler zurück, ist mit dieser abgestimmt und von dieser autorisiert. Das hat mit Zensur nichts zu tun.

Was mich besorgt ist nicht so sehr die in vielen Pamphleten geäußerte Hoffnung, dass das Verlagshaus wirtschaftlich zugrunde gehen möge. Durchaus besorgt mich jedoch der Aufruf in diesen Unmengen von Pamphleten, das gesamte Programm des Verlagshauses zu boykottieren, weil unsere Büchern zensiert würden. Der unhaltbare Vorwurf der Zensur stellt also unsere sorgfältige und gewissenhafte inhaltliche Arbeit mit Autoren unter einen Generalverdacht, der tatsächlich wirtschaftliche Auswirkungen haben kann, wie Reaktionen von Kunden in Buchhandlungen zeigen.

Was mich wundert ist, welche Bedeutung in den Medien angesichts dessen, was in Deutschland, in Europa und der Welt in den ersten Wochen des neuen Jahres passiert ist, einer behutsamen sprachlichen Veränderung in einem Kinderbuch beigemessen wird. Das mag daran liegen, dass es ein Kinderbuchklassiker ist und diejenigen, die professionell Artikel verfassen, nicht anders empfinden als diejenigen, die spontan E-Mails schreiben. Das entbindet jedoch nicht von der Verantwortung, die mit professioneller journalistischer Arbeit verbunden sein muss, nämlich Fakten zu recherchieren, anstatt sich auf Mutmaßungen zu stützen.

Was mich freut sind Zustimmung und Verständnis, Maßhalten und Reflexion, gerne auch der niveauvolle Disput."

Außerdem hatte der Thienemann Verlag vor einigen Tagen seine Stellungnahme zu den Textänderungen [mehr...] um einige Punkte ergänzt, die im Netz immer wieder thematisiert wurden. Hier im Wortlaut auch der erweiterte Kommentar:

"1. Stellungnahme zur sprachlichen Modernisierung von „Die kleine Hexe“
Diskriminierende und veraltete Begriffe in „Die kleine Hexe“
Der Thienemann Verlag beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, ob bestimmte Begriffe von Kindern heute noch verstanden werden. Neben zahlreichen Beschwerden über den diskriminierenden Begriff „Neger“ in Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“ ist eine kolorierte Neuausgabe, die im Juli 2013 erscheinen wird, Anlass für eine behutsame sprachliche Modernisierung dieses Textes, die sowohl diskriminierende Begriffe wie auch andere, dem heutigen Sprachgebrauch nicht mehr übliche Begriffe umfasst. Eine Vorschlagsliste von Seiten der Familie Preußler liegt dem Verlag vor. Konkrete Änderungen werden gerade erarbeitet, wobei es nicht darum geht, den Text zu gendern oder Begriffe absurd, aber politisch korrekt auszutauschen. Niemand hat Otfried Preußler je Rassismus vorgeworfen. Im Kontext der Entstehungszeit waren die fraglichen Begriffe neutral, aber aus heutiger sind sie es eben nicht mehr.
Der diskriminierende Begriff „Neger“ kommt in zwei Kapiteln in „Die kleine Hexe“ vor. Ein Beispiel für eine mögliche und behutsame Änderung ist dieses: In einer Szene, in der das Wort „Neger“ auftaucht, wird Fasching gefeiert. Otfried Preußler ist dabei wichtig, diese Tradition darzustellen. Die Kinder verkleiden sich auf verschiedene Weise und darunter muss nicht notwendig eine Verkleidung als „Neger“ sein. Der Inhalt der Szene und die Intention werden nicht verändert, wenn eine andere, nicht ethnische Verkleidung gewählt wird. Die Geschichte wird dabei nicht verfälscht oder unsinnig gemacht.

Sprachliche Modernisierung von Texten
Grundsätzlich werden Textänderungen nie ohne die Zustimmung des Urhebers vorgenommen. Jeder fragliche Begriff wird abgewogen und mit dem Autor besprochen, ob er bleiben soll und muss oder ersetzt werden sollte. Letztendlich obliegt die Entscheidung dem Autor. Texte benötigen im Laufe der Zeit bedachtsame Bearbeitungen; sie würden sonst für Kinder unverständlich und nicht mehr gern gelesen werden. Zum Beispiel heißt es in den meisten Ausgaben von Grimms Märchen im Rotkäppchen nicht mehr: „Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah ...“. Der Begriff „Dirne“ wird heute anders verstanden und wurde deshalb fast überall durch „Mädchen“ ersetzt.

Position des Thienemann Verlags
Der Thienemann Verlag kann die sachlichen Argumente, die gegen eine nachträgliche Bearbeitung eines Textes wie „Die kleine Hexe“ angeführt werden, nachvollziehen.
Der Verlag führt Argumente an, die ihm ebenso wichtig erscheinen: Auch die Bücher von Otfried Preußler werden häufig schon von Kindern allein gelesen und es ist nicht selbstverständlich davon auszugehen, dass ein Erwachsener dem lesenden Kind Begriffe erklärt oder die Umstände der Entstehung kennt. Nur in den wenigsten Fällen – und sicherlich nicht in der wohligen Vorlesesituation – führen Anmerkungen oder Fußnoten zu schwierigen Begriffen zu einem Diskurs mit Kindern.
„Wir stehen als Verlag von Kinder- und Jugendliteratur in einer Verantwortung für die von uns veröffentlichten Texte“, so Verleger Klaus Willberg. „Deshalb sollte ein Text für Kinder möglichst nicht falsch verstanden werden können. Sprache beeinflusst das Bewusstsein und wo ein diskriminierender Begriff vermieden werden kann, halten wir es für vernünftig ihn wegzulassen.“

2. Ergänzende Erläuterung zur geplanten sprachlichen Modernisierung der Klassiker von Otfried Preußler „Die kleine Hexe“, „Der kleine Wassermann“, „Das kleine Gespenst“

Worum geht es?
Es geht um eine von der Familie Preußler vorgeschlagene behutsame sprachliche Modernisierung der Kinderbuchklassiker, bei der Begriffe, die heute nicht mehr verständlich sind, ersetzt werden. Dies gilt gleichermaßen für Begriffe, die zur Entstehungszeit der Werke noch nicht diskriminierend waren, es aber heute sind.
Dabei handelt es sich nicht um das erste Mal, dass sprachliche Veränderungen vorgenommen werden. In der Ausgabe von „Die kleine Hexe“ zum 40. Erscheinungsjubiläum heißt es beispielsweise Seite 83 „Ich wichse euch mit dem Besen durch ..“ In der lieferbaren Ausgabe heißt es bereits: „Ich verhaue euch mit dem Besen ...“.

Warum wird das gemacht?
Es ist Aufgabe eines Kinderbuchverlages, in dem weltberühmte Klassiker verlegt sind, diese Klassiker so an die Zeitläufe und damit auch sprachliche Veränderungen anzupassen, dass sie für weitere Generationen von Kindern Klassiker bleiben können. Dazu gehört auch, dass Begriffe, die zur Entstehungszeit der Klassiker nicht diskriminierend waren, es in der heutigen Zeit aber eindeutig sind, gestrichen oder ersetzt werden.
Die Position des Verlags ist es, dass diskriminierende Begriffe nicht in Kinderbücher gehören, weil Kinder im Vorlesealter noch nicht differenzieren und diskriminierende Begriffe ungefiltert in ihren Sprachgebrauch einfließen können.

Um was für Begriffe und um wie viele Begriffe handelt es sich?
Wir unterscheiden zwischen diskriminierenden und veralteten, also nicht mehr verständlichen Begriffen. Das gravierendste Beispiel für einen diskriminierenden Begriff ist „Neger“. Diskriminierende Begriffe gibt es nur in „Die kleine Hexe“, und zwar in den Kapiteln „Wollen wir wetten?“ und „Fastnacht im Wald“.
Textstellen mit Begriffen, die Kinder in der heutigen Zeit nicht mehr verstehen, weil sie nicht mehr zum Sprachgebrauch gehören, sollen auf behutsame Weise sprachlich modernisiert werden. Beispiele sind „verbläuen“, sich „dazuhalten“ (beides „Die kleine Hexe“), Wäsche „schweifen“, „ausbrühen“ (beides „Der kleine Wassermann“).
Es liegt eine Vorschlagsliste der Familie Preußler mit 30 Textstellen insgesamt für die drei Klassiker „Der kleine Wassermann“, „Die kleine Hexe“ und „Das kleine Gespenst“ vor, über die zunächst im Verlag beraten wird. Anschließend wird das Ergebnis dieser Beratungen mit der Familie Preußler besprochen.

Welche Bücher sind betroffen?
Die behutsame sprachliche Modernisierung, die aus Anlass der vierfarbig kolorierten Ausgabe (mit Erscheinen im Juli 2013) vorgenommen wird, betrifft „Die kleine Hexe“.
Ob und ggf. zu welchen Teilen die seitens der Familie Preußler vorgeschlagene Liste zu veralteten Begriffen in den Büchern „Der kleine Wassermann“ und „Das kleine Gespenst“ zum Tragen kommt, wird derzeit geprüft und beraten.

Werden einzelne Begriffe ausgetauscht oder ganze Textpassagen umgeschrieben?
In der Faschingsszene in „Die kleine Hexe“ ist es unumgänglich, mit dem Austausch von Begriffen auch Sätze zu verändern, weil Inhalte sonst sinnlos wären. Auch diese Änderungen folgen Vorschlägen der Familie Preußler und fügen sich in den Duktus der Kapitel ein. Ansonsten handelt es sich tatsächlich um den bloßen sinnvollen Austausch oder das Weglassen von Begriffen. Es werden also in keinem Fall ganze Textpassagen umgeschrieben.

Erkennt man danach das Buch noch wieder?
Es sind nicht diskriminierende oder nicht mehr verständliche Begriffe, die die Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler ausmachen, sondern die Figuren, die Geschichten, der Erzählrhythmus, die Erzählweise, die Spannungsbögen, die Länge der Kapitel und nicht zuletzt die kongenialen Illustrationen von F.J. Tripp und Winnie Gebhardt und seit und in ein paar Monaten auch die ebenfalls kongeniale Kolorierung von Mathias Weber. Otfried Preußler zählt zu den renommiertesten Autoren der Kinder- und Jugendliteratur überhaupt. Daran ändert sich auch nach einer behutsamen sprachlichen Modernisierung nichts. Die Botschaft und Substanz seiner Werke werden davon nicht berührt.

Wo liegt die Grenze – wo fangen Änderungen an, wo hören sie auf?
Die Grenze einer sprachlichen Modernisierung, auch einer behutsamen, wäre dann überschritten, wenn der Urheber sich mit seinem Text nicht mehr identifizieren könnte.
Diese Grenze wird nicht überschritten, da die sprachliche Modernisierung vom Urheber so gewollt ist und von ihm kommt.
Unabhängig davon muss man jeden Einzelfall ganz genau betrachten: In „Jim Knopf“ würden Änderungen schwierig werden, weil „ein kleiner Neger“ Teil der wörtlichen Rede von Herrn Ärmel, dem altklugen Inselbewohner, ist. Hier wird das Wort dem Protagonisten in den Mund gelegt. Würde man den Begriff ersetzen oder den Satz entfernen, wäre die Ironie in der Szene verloren.

Ist sprachliche Modernisierung Zensur?
Zensur „ist ein restriktives Verfahren in der Regel von staatlichen Stellen, um durch Massenmedien oder im persönlichen Informationsverkehr (etwa per Briefpost) vermittelte Inhalte zu kontrollieren, unerwünschte beziehungsweise Gesetzen zuwiderlaufende Inhalte zu unterdrücken und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass nur erwünschte Inhalte veröffentlicht oder ausgetauscht werden“(Wikipedia). Da die behutsame sprachliche Modernisierung der Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler vom Urheber sowohl initiiert als auch autorisiert ist, kann von Zensur keine Rede sein.

Sollte man Texte, die vor einigen Jahrzehnten entstanden sind, nicht in ihrem historischen Kontext belassen und damit ihre Ursprünglichkeit bewahren – zum Beispiel durch eine kommentierte Ausgabe?
Die Kinderbücher werden bereits Kindern ab 3 Jahren vorgelesen – viele Eltern wollen jedoch nicht in der Vorlesesituation gestört werden und problematische Begriffe erklären und diskutieren müssen.
Kindern ab 6 Jahren werden die Bücher zum Selberlesen gegeben. Kinder in diesem Alter nehmen solche Begriffe aber noch unreflektiert in ihren Wortschatz auf und können erklärende Fußnoten alleine nicht deuten. Älteren Kindern kann man dies aber durchaus zumuten, weswegen wir für „Krabat“ keine Änderungen planen.

Warum hält der Verlag nicht die lieferbare Ausgabe und eine modernisierte Ausgabe gleichzeitig lieferbar?
Ob eine historisch-kritische Ausgabe auch im Sinne der Literaturwissenschaft sinnvoll wäre, ist im Verlag durchaus Gesprächsanlass.

Gibt es andere Beispiele für Änderungen in Kinderbüchern?
Der Oetinger Verlag hat 2009 in „Pippi Langstrumpf“ den „Negerkönig“ durch einen „Südseekönig“ ersetzt. Auch „Zigeuner“ kommt nicht mehr vor. Der Esslinger Verlag ersetzte in „Lurchi“ das „Negerlein“ durch ein „Schornsteinfegerlein“. In Enid Blytons Werken ging cbj die „Schwarze Pädagogik“ an.

Welche Reaktionen gab es bis jetzt?
Neben zahlreichen kritischen aber auch unsachlichen Zuschriften erreichen den Thienemann Verlag auch viele zustimmende Zuschriften, die eine Modernisierung gutheißen. Insgesamt wird die Diskussion inzwischen differenzierter und sachlicher geführt.

Im Feuilleton wurde das Thema ebenfalls kontrovers diskutiert:
• „Wir wollen vorlesen und nichts erklären müssen. Seit mehr als fünfzig Jahren steht das Wort 'Negerlein' in Otfried Preußlers Klassiker 'Die kleine Hexe'. Der Verlag will das jetzt ändern. Zu Recht?“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.01.2013, Autor: Tilman Spreckelsen)
• „'Negerlein' sagt man nicht! Der Thienemann Verlag will das umstrittene Wort aus Otfried Preußlers 'Kleiner Hexe' streichen. Verbrechen oder Rettung? Ein Pro und Contra.“ (WELT Kompakt, 11.01.2013, Autoren: Wieland Freund, Jacques Schuster)
• „Es ging spazieren vor dem Tor. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan: Die Moralisten unter den Lesern wollen zum Beispiel den 'Neger' aus Kinderbüchern entfernen, die Historiker ihn behalten. Wer aber hat recht?“ (Süddeutsche Zeitung, 15.01.2013, Autor: Burkhard Müller)
• „Werte und Worte. In der aktuellen Debatte über das korrekte Kinderbuch geht es um Güterabwägung: Zensur – oder Rassismus. Entscheidend sollte sein, was die Autoren selbst beim Schreiben beabsichtigen“ (die tageszeitung, 15.01.2013, Autor: Jakob Hein)
• „Die kleine Hexenjagd. Aus Kinderbuch-Klassikern sollen Wörter gestrichen werden, die nicht mehr politisch korrekt sind. Das ist gut gemeint, aber ein Vergehen an der Literatur“ (DIE ZEIT, 17.01.2013, Autor: Ulrich Greiner)
• „Neger, Türken und Hexen. Sollen Kinderbuchklassiker von anstössigen Formulierungen gesäubert werden?“ (NZZ, 18.01.2013, Autorin: Sieglinde Geisel)"

Buchmarkt.de, 23.1.13


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

06.05.2015 um 09:21
Nur noch wo den ein Artikel 261 der Rassendiskriminierungs Norm greift oder nicht greift:
Parteiangehörige wurden gerade eben wegen verstosses gegen den Artikel 261 verurteilt. Ihr vergehen; ein Plakat mit der Aufschrift; Konsovaren schlitzen Schweizer auf, dieses Plakat wurde zum Wahlkampf der Masseneinwanderungsinitiative lanciert.
Wo der Artikel nicht greift:
Ein Polizist bezeichnete einen Deliquenten als "Drecksasylant".
Das sei kein Rassismus aber eine Beleidigung.
Somit ist nicht gesagt das etwas was nicht als Rassismus verurteilt wird automatisch auch nicht beleidigend sei.


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06.05.2015 um 09:45
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Und diese "kleinen Details" sind immens wichtig, denn es hat sich noch nie etwas nur im Großen geändert, es hat IMMER im Kleinen angefangen.
Deswegen verstehe ich nicht, wie man so vehement auf Beibehaltung dieser "Kleinigkeiten" bestehen kann. Wenn sich auch nur wenige Menschen durch eine bestimmte Bezeichnung diskriminiert fühlen, die erwiesernermaßen negativ belegt ist und auch nicht von ihnen als Eigenbezeichnung benutzt wird, dann sollte man sich nicht darauf versteifen, dass man das ja auch gaaaanz anders sehen kann etc. pp. egal, wie viele Roma und Sinti man kennt, die das Wort "Zigeuner" super spitze finden.

Auch verstehe ich nicht, wie man immer wieder behaupten kann, dass der Begriff "Zigeuner" für umherreisende und diebische Menschen benutzt wird und völlig von der Ethnie der Betroffenen losgelöst wäre.
@interrobang würdest du Umherreisende und kriminelle Afrikaner oder Asiaten auch "Zigeuner" nennen? Und wenn ja, denkst du wirklich, dass das gesamtgesellschaftlich auch so ist?


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