@kofi @Carietta Meine Schwester berichtet aus ihrer Kita, die ein Mädchen aus Elfenbeinküste aufgenommen hat, dass das Kind überhaupt keine Scheu kennt und alle älteren Frauen begeister mit "Oma" begrüsst und sofort zutraulich ist. Überhaupt scheint sie einerseits sehr frei und mit sehr wenig Einschränkungen aufgewachsen zu sein, andererseits waren Ohrfeigen auch normal, wenn mal was schief gelaufen ist.
So muss sich auch die Mutter an die anderen Methoden hier gewöhnen, und beide an die ungewohnt (relativ) kühle Art, mit der hier Erwachsene und andere Kinder auf sie zugehen.
Vermutlich ist das Mädchen älter, als die Mutter angab, aber in einer Schule wäre sie erstmal total überfordert mit der fremden Sprache, dem fremden Umgang, zusätzlichem Lernen und mit der Disziplin, also ist die Eingewöhnung in der Kita und eine spätere Einschulung für sie die bessere Lösung.
Beide scheinen manchmal von all der Hilfsbereitschaft auch angestrengt, und nutzen einige der gespendeten Sachen gar nicht, sondern lagern sie im Schrank oder geben sie anderen Flüchtlingen weiter. Weihnachten wollten sie lieber alleine verbringen, und waren gar nicht wild auf noch mehr Geschenke von den Kita-Eltern.
Wenn man bedenkt, wie schwer es manchen schon im Normalleben fällt, Hilfe anzunehmen, kann man sich vielleicht vorstellen, dass es für die Flüchtlinge oft auch nicht einfach ist, monatelang auf Hilfe komplett angewiesen zu sein. Natürlich gibt es da viel Dankbarkeit, aber eben auch den Frust des Wartens, dass man nicht so schnell Deutsch lernt wie es erwartet wird, dass man wenig eigene Entscheidungen treffen kann, dass nicht alle Helfer, die einem in die Bude kommen und schlaue Ratschläge geben, sympathisch sind, und dass einfach alles, angefangen vom Trinkwasser in der Klospülung über das Wetter und die Mülltrennung und die Umgangsformen bis zum Essen, fremd ist.
Das kann einen auch mal überfordern, und die Erlebnisse davor, die Entfernung von der Familie, die Ungewissheit einer Rückkehr und der Zukunft allgemein tun ihr übriges.
Ich habe das selbst mal für ein Jahr erlebt, wie sich so ein Kulturschock auswirkt, und trotz der sehr privilegierten Situation (mit gut bezahlter Arbeit und mit Familie) war es sehr anstrengend.