@Anevay Anevay schrieb:Natürlich kann man das so oder so angehen (habe täglich damit zu tun).Trotzdem gibt es Menschen die es eben nicht zulassen und damit eine Versorgung nicht zulassen.
Ja, auch das gibt es, keine Frage.
Anevay schrieb:Ja, das gibt es durchaus und ohne konsequenzen. Realistisch gesehen ist es aber auch so, das Menschen in die Pflegeberufe gezwungen werden, obwohl sie in diesem Beruf nicht arbeiten möchten.
Wie das?
Ich bin ja schon völlig Quereinsteigerin und dahin gekommen, wie die Jungfrau zum Kind, aber ich könnte heute aufhören.
Anevay schrieb:Leider gehört auch das zum heutigen System. Wem will man da einen Vorwurf machen? Unausgebildeten und ungeschulten Pflegehelfern?
Du meinst die JahrespraktikantInnen?
Ist ne Frage, wie die herangeführt werden, viele sind sehr motiviert.
Wenn es dann gar nicht läuft, sollte man sich trennen.
Anevay schrieb:Man "könnte"! Aber man will nicht, wäre ein zusätzlicher Kostenfaktor und geht vom Profit ab.
Ist mir klar, ich bin da nicht naiv, aber genau hier setzt meine Kritik an.
Und oft sind es nur einzelne Stationen in einem Haus.
Das Problem ist, dass man mehr auf die Umsatzzahlen, als auf das Wohl der Patiienten guckt.
Im Moment wird allen kaputtgespart, der erste Fehler dabei ist bereits, dass man den Leuten erzählt es sei kein Geld da. Falsch, es versickert nur in dubiosen Kanälen. Es kann nicht sein, dass amerikanische Hedgsfonds deutsche Pflegeheime als attraktive Kapitalanlage sehen oder die Geschäftführung oder ein externes Gremium einer Station vorschreibt, wie viele Patienten, sie im Jahr zu haben hat. Das geht immer auf Kosten der Qualität.
Volle Zustimmung.
Mir ist schon klar, dass da alle mit der Faust in der Tasche dasitzen, aber
da das niemandem Spaß macht und da dabei Menschen auf der Strecke bleiben und sagen wir es deutlich - zu früh und zu elend sterben! - kann man das nicht einfach unter Bagatelle laufen lassen, als wenn der Morgenkaffee mal nicht das perfekte Aroma hat.
RoseHunter schrieb:
Ich will es gar nicht immer auf die anderen projizieren, denn jeder kann und sollte was tun.
Sehe ich anders! Jeder gibt täglich in seiner Arbeit das Beste (Ausnahmen gibt es immer).
Ja, auf jeden Fall, bis zur eigenen Erkrankung.
Anevay schrieb: Man "zählt" auf die Moral der Pflegenden. Vielen Heimbetreibern ist überhaupt nicht klar, das sie ohne Personal verloren sind. Trotzdem gibt es in Pflegeberufen Ausbeutung.
Denen ist das klar und die pfeifen ja auch aus dem letzten Loch. Ich bin auf Stationen eingesetzt, die mitunter einen Krankenstand von 50% haben. Letztens haben wir eine Frühschicht mit einer examinierter Schwester aus der Pflegedienstleitung gemacht, ich als Springerin und die einzige, die die Patienten kannte, war eine Schülerin aus dem ersten Jahr.
Ein Problem ist, dass es irgendwie immer noch geht, aber als Patient hat man natürlich keine Chance ärztliche oder Pflegefehler nachzuweisen.
Anevay schrieb:Gerade wir Insider würden doch auf die Barrikaden gehen wenn wir nur die geringste Chance hätten etwas zu verbesseren!
Nö, das gibt es ja eben die Vorstelluzng, dass man die Kollegen nicht im Stich lassen kann und mit 39° Fieber zur Arbeit kommt und irgendwie ist immer alles im Einzelfall verständlich.
Aber da das so ist, muss das System von der Spitze an geändert werden.
Ggf. mehr privat organisierte Pflege, mehr Mehrgenerationenhäuser, bessere Offenlegung der Finanzen.
Lass uns mal einen Fokus auf die Finanzlage werfen, soweit ich gehört habe fließt nur ein sehr geringer Teil der Einnahmen der Krankenkassen an die Patienten zurück. Hier herrscht aber eine bürokratische Intranssparenz.
Zudem ist es so, dass man heute Geld durch medizinisch nicht indizierte Operationen verdient, ich nenne stichwortartig nur die Bereiche Orthopädie und Kardiologie.
Das medizinische System ist insgesamt ziemlich krank, ich weiß nicht ob man da durch Detaiveräbderungen viel erreichen kann, wenn man sich die demographische Entwicklung ansieht, wird klar, dass das nichht gut gehen kann.
Immer mehr, immer ältere Menschen, stehen einem Pflegenotstand gegenüber, den es heute schon gibt, Renten werden heute schon subventioniert, das ist in 10 Jahren nicht besser.
Man kann verzweifeln, weil es an so vielen Ecken knirscht, aber das heißt auch, dass es viele Stellschrauben gibt.
Die Öffenltichkeit kann Druck machen, das sollte man nicht unterschätzen und da sollte man auch nicht locker lassen. Kranke Systeme reparieren sich in der Regel nicht selbst, umso mehr, wenn es Profiteure gibt, die kein Interesse daran haben, weil es ihnen egal ist und sie an den Missständen verdienen.
Anevay schrieb: Das wird alles an anderen Stellen geregelt!
So und nun werde ich auch heute wieder mein Bestes geben.
Klar, "wir" tun, was wir können, mein Vorwurf geht auch seltenst in Richtung derer, die im System sind.
M.E. sind das aber Fragen, die die ganze Gesellschaft betreffen und so wie ganze Bereiche in Richtungen gerissen werden, die man kritisieren kann, so können auch aus dieser Ecke Impulse kommen, um die Lage zu verbessern.